Hilfe, heute ist schon Freitag. Ich bin diese Woche etwas durcheinander mit den Wochentagen, und so kommt es, dass mein Blog einen Tag später erscheint.
Nun wird auch in
den Niederlanden ein Ermächtigungsgesetz diskutiert, "Spoedwet" (Schnellgesetz) genannt, das dem Staat weit
reichende Macht geben soll, zur 'Bekämpfung der Pandemie' in das bislang durch
Grundrechte geschützte Leben der Bürger einzugreifen. Wie in Deutschland im veränderten
Infektionsschutzgesetz wird dem Gesundheitsminister und der Exekutive eine große
Machtbefugnis eingeräumt und werden Grundrechte ausgehebelt. Der 1,5-m-Abstand
wird gesetzlich festgeschrieben, und wer dagegen verstößt, kann entweder hohe
Bußen erwarten oder im schlimmsten Fall zwei Wochen hinter Schwedischen
Gardinen Zwangsaufenthalt nehmen. 'Selbstverständlich' sind die Versammlungs-
und Demonstrationsfreiheit eingeschränkt, und kann zukünftig der Gesichtslappen
gesetzlich verpflichtet werden (zur Zeit lediglich dringend empfohlen, ist gesetzlich nicht anders möglich).
Nachdenklich und
dankbar zitiere ich daher heute aus der Arbeit der wohl bekanntesten
Widerstandsgruppe aus der Nazizeit, der Weißen Rose. Versteht mich nicht
verkehrt, liebe Mitmenschen, ich übertrage nicht eins zu ein, ganz sicher nicht! Aber
ich hinterfrage. Das habe ich mein Leben lang getan.
Und ich lasse
mich nicht von den enorm starken und enorm intellektuellen Worten der Damaligen daran hindern, nach
dem Kern der Botschaft für uns Heutige zu schauen.
Flugblatt gefunden in diesem Blog |
Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte, das Höchste, das ein Mensch besitzt, und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen, wenn die Deutschen so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang.
Goethe spricht von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem der Juden und Griechen, aber heute hat es eher den Anschein, als sei es eine seichte, willenlose Herde von Mitläufern, denen das Mark aus dem Innersten gesogen und nun ihres Kernes beraubt, bereit sind, sich in den Untergang hetzen zu lassen. Es scheint so – aber es ist nicht so; vielmehr hat man in langsamer, trügerischer, systematischer Vergewaltigung jeden einzelnen in ein geistiges Gefängnis gesteckt, und erst, als er darin gefesselt lag, wurde er sich dieses Verhängnisses bewußt. Wenige nur erkannten das drohende Verderben, und der Lohn für ihr heroisches Mahnen war der Tod. Über das Schicksal dieser Menschen wird noch zu reden sein.
Wenn jeder wartet, bis der Andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muß jeder einzelne seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren so viel er kann, arbeiten wider die Geisel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand – Widerstand – wo immer ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt!
Aus Friedrich
Schiller, ,,Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon“:
„… Gegen seinen
eigenen Zweck gehalten, ist die Gesetzgebung des Lykurgus ein Meisterstück der
Staats- und Menschenkunde. Er wollte einen mächtigen, in sich selbst
gegründeten, unzerstörbaren Staat; politische Stärke und Dauerhaftigkeit waren
das Ziel, wonach er strebte, und dieses Ziel hat er so weit erreicht, als unter
seinen Umständen möglich war. Aber hält man den Zweck, welchen Lykurgus sich
vorsetzte, gegen den Zweck der Menschheit, so muß eine tiefe Mißbilligung an
die Stelle der Bewunderung treten, die uns der erste, flüchtige Blick
abgewonnen hat. Alles darf dem Besten des Staates zum Opfer gebracht werden, nur
dasjenige nicht, dem der Staat selbst nur als ein Mittel dient. Der Staat
selbst ist niemals Zweck, er ist nur wichtig als eine Bedingung, unter welcher
der Zweck der Menschheit erfüllt werden kann, und dieser Zweck der Menschheit
ist kein anderer, als Ausbildung aller Kräfte des Menschen, Fortschreitung.
… Auf Unkosten aller sittlichen Gefühle wurde das politische Verdienst errungen und die Fähigkeit dazu ausgebildet. In Sparta gab es keine eheliche Liebe, keine Mutterliebe, keine kindliche Liebe, keine Freundschaft – es gab nichts als Bürger, nichts als bürgerliche Tugend.
… Ein Staatsgesetz machte den Spartanern die Unmenschlichkeit gegen ihre Sklaven zur Pflicht; in diesen unglücklichen Schlachtopfern wurde die Menschheit beschimpft und mißhandelt. In dem spartanischen Gesetzbuche selbst wurde der gefährliche Grundsatz gepredigt, Menschen als Mittel und nicht als Zwecke zu betrachten – dadurch wurden die Grundfesten des Naturrechts und der Sittlichkeit gesetzmäßig eingerissen.
… Welch schöneres Schauspiel gibt der rauhe Krieger Cajus Marcius in seinem Lager vor Rom, der Rache und Sieg aufopfert, weil er die Tränen der Mutter nicht fließen sehen kann!“
„… Der Staat (des Lykurgus) könnte nur unter der einzigen Bedingung fortdauern, wenn der Geist des Volks stillstünde; er konnte sich also nur dadurch erhalten, daß er den höchsten und einzigen Zweck eines Staates verfehlte.“
Aus Goethe „Des Epimenides Erwachen“, zweiter Aufzug, vierter Auftritt:
Genien
Doch was dem
Abgrund kühn entstiegen,
Kann durch ein
ehernes Geschick
Den halben
Weltkreis übersiegen,
Zum Abgrund muß
es doch zurück.
Schon droht ein
ungeheures Bangen,
Vergebens wird er
widerstehn!
Und alle, die
noch an ihn hangen,
Sie müssen mit zu
Grunde gehn.
Nun begegn’ ich meinen Braven,
Die sich in der Nacht versammelt
Um zu schweigen, nicht zu schlafen,
Und das schöne Wort der Freiheit
Wird gelispelt und gestammelt,
Bis in ungewohnter Neuheit
Wir an unsrer Tempel Stufen
Wieder neu
entzückte es rufen:
(Mit Überzeugung
laut:)
Freiheit!
(gemäßigter)
Freiheit!
(von allen Seiten
und Enden Echo:)
Freiheit!
Wir bitten Sie, dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiter zu verteilen!
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