Das Gefühl,
völlig isoliert, absolut einsam zu sein, wird bei immer mehr Menschen immer stärker, nun uns
schon so lange nahe, menschliche Kontakte verboten sind. Entweder mit
staatlichen Sanktionen bedroht, oder beinahe noch schlimmer, durch Angst und
Panik aus dem Leben gemerzt. Und gleichzeitig so enorm schmerzlich vermisst.
In dem
faszinierenden Buch "Höhenflug. Der Weg zu innerem Frieden und Lebensfreude" von Antoinette
Haering bin ich heute Morgen auf folgende Worte
gestoßen:
"Einsamkeit
fühlt man tief im Herzen. Einsamkeit tritt schonungslos auf, wo man sie nicht
vermutet. Plötzlich und unangemeldet überrascht sie uns. Sie zieht uns in ein
tiefes, dunkles Loch, lässt uns die schwärzesten Gedanken denken und die
schmerzvollsten, kaum auszuhaltenden Gefühle fühlen. Sie lässt uns schreien vor
Schmerz und Feuer speien vor Wut. Sie lässt uns wimmern, zittern und einfach
nur leblos und leer fühlen."
So genau ist das.
Selbst mit einem
Partner an der Seite wollen sich solche schwarzen Löcher in Zeiten wie diesen
ab und zu plötzlich auftun. Wie sehr muss es erst Menschen treffen, die ganz
alleine sind. Und seit Monaten angewiesen auf ausschließlich Telefongespräche, social media
oder Briefe schreiben. Keine Menschenseele, mit der sie von unverhülltem Angesicht
zu unverhülltem Angesicht Gespräche führen, lächeln, lachen, zusammen essen, geschweige denn
singen oder tanzen können.
Haering schreibt
weiter, und bezieht sich dabei auf das innere Verarbeiten von Einsamkeitserfahrungen:
"Die Rettung naht, wenn wir erkennen, dass die Ursache dafür nicht in unserem
Umfeld und in den Menschen liegt, die uns umgeben, sondern dass sie darin
liegt, dass wir uns selbst verlassen haben. Dass wir von unserem Weg abgekommen
sind und sich Teile von uns verlassen fühlen. Dass wir uns nicht zugehört
haben, dass wir unseren Grundwerten untreu geworden sind, dass wir uns haben manipulieren
lassen und uns dadurch selbst verleugnet haben. Dass wir die Verbindung zu uns
selber und zu unserem Licht verloren haben. Das ist der Urquell der Einsamkeit."
Ja, dachte ich,
als ich das las.
Das kann ein Weg
sein.
Das Allein Sein
ist zur Zeit ein Faktum. Ein ungesundes Faktum. Wie ungesund, ist in Studien
vielfach bewiesen. Sie z.B. hier, hier und hier, Artikel von 2015, der aufzeigt, wie Einsamkeit das Immunsystem schwächt. Und doch, das Allein Sein ist ein Gegebenes, an dem zumindest diejenigen von uns, die allen öffentlich
verordneten Maßnahmen Folge leisten, nichts ändern können.
Möglicherweise
aber können wir an den Auswirkungen auf unsere Seele und damit auch unseren
Leib etwas ändern. Wenn wir damit bewusst umgehen, aus dem Alleinsein keine
Einsamkeit werden lassen.
Es kann schon
viel ausmachen, wenn ich mich selbst in diesem auferlegten Alleinsein nicht länger
als Opfer der Maßnahmen wahrnehme. Damit will ich die aufgezwungene Distanz zu den
anderen Menschen keinesfalls schönreden. Nur, wenn ich erlebe, an dieser aufgezwungenen Distanz nichts
ändern zu können bzw. zu dürfen, helfe ich mir selbst am meisten, wenn ich sie
innerlich als gegeben annehme.
Und danach anfange,
mich mit dem auftauchenden Gefühl der Einsamkeit auseinanderzusetzen.
Mich auf die zwangsläufigen
Begegnung mit mir selbst einzulassen, die diese aktuelle Situation zur Folge
hat. Es als Chance zu
begreifen.
Mit den Fragen im Hinterkopf: woran hindert es mich? wozu zwingt es
mich? wozu könnte es gut sein?
Das klingt natürlich
einfacher, als es ist.
Es bedeutet im
Endeffekt, dass ich selbst die Verantwortung für meine eigenen Gefühle
übernehme.
Das aufgezwungene
Alleinsein hat diese Gefühle von Alleingelassensein, von Einsamkeit ausgelöst.
"Getriggert", wie man heute so oft hört. Aber ich muss darin nicht
hängen bleiben.
Ich kann diesen
Gefühlen begegnen, kann mich mit ihnen bewusst befassen. Kann mich auf die Suche
machen nach der Verbindung zu mir selbst und zu meinem inneren Licht, um es mit den Worten von Haering auszudrücken.
Im Grunde tue ich
das in den vergangenen Monaten immer und immer wieder, es gibt Tage, da tue ich fast nichts anderes.
Zum Glück gibt es
"das Netz" und dort dabei vielfältige Hilfestellung. Virtuelle
Begegnung mit Begleiterinnen und Begleitern in diesem Prozess zum Beispiel.
Auch mit Antoinette
Haering und ihrem Buch, das ich gerade erst angefangen habe zu lesen.
So weit gehen und
"vielen Dank, großes C" sagen will ich aber dann doch nicht.