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Donnerstag, 28. Januar 2021

Dinner-in-the-Box

Manchmal halten diese verrückten Zeiten auch wirklich schöne Überraschungen bereit.

Kürzlich hatten wir einen Geburtstag zu feiern. Normalerweise wäre ein befreundetes Ehepaar am Vormittag auf Besuch gekommen, und wir hätten dann gemeinsam – ihr Geburtstagsgeschenk – im ortsansässigen Hotel ein Lunch zu uns genommen.

Aufgrund der Maßnahmen fiel das flach. Man darf hier nur eine Person empfangen. Hotels und Gaststätten sind sowieso geschlossen,

Statt war ihr Geburtstagsgeschenk die Einladung, ein Diner bei einem Restaurant unserer Wahl in unserem Dorf zu bestellen. Nun war der Geburtstag montags. So war die Auswahl beschränkt, es war nämlich nur besagtes Hotel geöffnet.  

Dort bietet man eine Dinerbox "Kochen wie der Chefkoch" an. Man bekommen ein 3-Gänge-Menu geliefert, dessen warme Hauptspeise zuhause noch aufgewärmt werden muss. Zur Auswahl standen ein fleischhaltiges, ein vegetarisches und ein Menü auf der Basis von Fisch. Das vegetarische kam leider nicht in Frage, da die zugehörige Moussaka mit Süßkartoffeln gemacht war. Selbige vertrage ich ganz und gar nicht. Und mein lieber Mann mag sowieso keine Moussaka.
Also wählten wir 2x das Menü "Fisch".

Es las sich wie folgt:

- Nordseekrabbencocktail mit süßsaurem Gemüse, Kapern und Curry-Mayonaise
- Gebackener Lachs mit Sauce Hollandaise, ofengebackenen Rosé-Kartoffeln, gegrilltem grünem Spargel, Salat und Mayonaise
- Brownies mit zimt-nelkengewürzten Preiselbeeren und Sahne

Der großzügige Schenker hatte aus eigenem Impuls noch eine Flasche erlesenen Weißwein dazubestellt. Von dem zu dieser fröhlich-festlichen Gelegenheit ausnahmsweise auch ich ein Glas mittrank.

Wir hatten schon vermutet, dass es sehr reichlich sein würde. So luden wir jene Freundin (jene eine durch die Regeln zugelassene Besucherin), die traditionell bei unseren Geburtstagen nachmittags zum Kaffee kommt ein, zum Abendessen zu bleiben.

Das Diner kam in einer Art Umzugskiste, etwa ein Drittel so groß wie eine normale Umzugskiste.

Schon das Auspacken war ein Spaß. Es hatte was von "Ostereier suchen", denn als Polstermaterial für die in Pet-Schälchem bzw. Aluschalen verpackten Teile der Mahlzeit und die Weinflasche diente wirkliche, echte Holzwolle. Wie lange war es her, dass ich Holzwolle in Händen gehabt hatte?! Aber es hatte auch was von einer Wundertüte, denn wie das alles nun im Detail aussehen würde, war eine Überraschung

 

Die Spargel und die Kartoffeln waren noch ein bisschen warm, aber gut getrennt vom gut gekühlten Krabbencocktail und dem ebenso gutgekühlten Dessert gepackt. Letzteres verschwand gleich im Kühlschrank.


 

 

Erstmal also der Krabbencocktail. Der war einfach aufzuteilen und auf kleinen Tellern hübsch anzurichten mit der mitgelieferten Garnierung aus den Gemüsen. So lecker! Gaaanz wenig Mayonaise, so dass der Krabbengeschmack voll zu seinem Recht kam. Und wirklich Krabben satt!

 

 

Dann ging das Happening weiter.

Es war leider kein Tip dabei, welche Art und Weise des Wärmens die beste für das Hauptgericht sei. Wir entschlossen uns, es auf Tellern angerichtet im Kombi-Backofen zu wärmen. Auch das war ein richtiges Vergnügen, sowieso, weil wir aus zwei Mahlzeiten drei machten und also hier was aus einer Schale nahmen und da was rauspickten, quer zu den von der Hotelküche vorbestimmten Mengen. Dabei stellte sich heraus, dass der Lachs nur angebraten war. Schlaue Entscheidung; dadurch wurde er beim Wiedererwärmen nicht trocken, sondern gar.

So ein Kombi-Backofen hat mit einem echten Backofen zwar den Namen gemein, nicht aber die Ausmaße. Es passt nämlich jeweils nur ein Teller hinein.

Und hier kam dann ein gewisses "Raclettegefühl" auch noch ins Spiel. Nachdem wir einen Teller fertig angerichtet hatten, kam der in den Ofen. Während die Mahlzeit sich dort richtig gut durchwärmen durfte – es zog alsbald ein leckerer Duft durch den Raum – bastelten wir an der nächsten Portion. Mit weiterhin enormem Vergnügen und ein bisschen Gerangel gab, damit unser Gast auch wirklich das ihr zustehende Drittel annahm. "Lass mal gut sein, nicht so viel Lachs, nicht so viel Spargel!" "Ach komm, diese drei Spargel kannst Du auch noch nehmen, und dies Stückchen Lachs will garantiert noch zu Dir, es springt ja schon fast von selbst auf Deinen Teller!"

Zwar war das Geburtstagskind schon fast mit dem Essen fertig, als endlich der dritte Teller aus dem Ofen kam. Das tat aber dem gut gelaunten, geselligen Spaß überhaupt keinen Abbruch.

 


Zum Nachtisch holten wir nur eines der Desserts aus dem Kühlschrank. Auch für drei Personen waren Vorspeise und Hauptgang einfach sehr viel gewesen.

Schon war es halb neun geworden. Unsere Besucherin musste sich ziemlich plötzlich verabschieden, wollte sie vor Beginn der Ausgangssperre noch zuhause sein. Um viertel vor neun ging ihr Zug, eine Station fahren, fünf Minuten vom Ankunftsbahnhof bis zu ihrem Haus – passt!

Abgesehen von diesem abrupten Ende der Geselligkeit - ohne Lockdown wäre das Geburtstagsessen wahrscheinlich halb so vergnüglich gewesen. Ganz sicher nicht so improvisiert und doch perfekt.
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Aber ich glaube, das sagte ich schon mal.

Montag, 25. Januar 2021

Gruppenkuscheln

Biden und Obama
Vielen, herzlichen Dank, liebe ehemalige und aktuelle Führungsriege unserer amerikanischen Freunde. Seit dem 20. Januar wissen wir wieder, wie man richtig mit einander umgeht in diesen Zeiten.

Oder?

Als ich die Bilder von den Gratulationen der gewesenen Präsidenten mit Gattinen im Rahmen der Amtseinführung von Joe Biden sah, dachte ich im ersten Moment: ich seh nicht richtig. Geknutsche und Händegeben allüberall.

Sicher waren alle hier anwesenden negativ PCR-getestet? Die Masken steril? Die Mäntel dampfsterilisiert? Und die sterilen dicken Leder- und Wollhandschuhe, die sie beim Händeschütteln trugen, haben sie unter sterilen Umständen angezogen und ebenso steril wieder ausgezogen? Danach wurden Mäntel, Schals und Handschuhe den Regeln des Seuchenschutzes hermetisch abgeschlossen entsorgt?

Bidens Frau und Obama

Nicht? Ach so.

Diese Bilder empfinde ich als einen Schlag ins Gesicht der Menschen überall auf der Welt, die unter den nunmehr seit mehr als neun Monaten auferlegten Maßnahmen ächzen und stöhnen und seelisch oder körperlich zusammenzubrechen drohen. Ihren Arbeitsplatz verloren haben. In der Dritten Welt in noch mehr Armut gestürzt wurden, als vorher schon herrschte. Ein Schlag ins Gesicht all der Menschen, die sich mit Schmerz im Herz und inzwischen Narben in der Seele seit Monaten danach verzehren, diejenigen ihrer Lieben, mit denen sie nicht in einem Haushalt leben, endlich wieder in den Arm nehmen zu dürfen.

Die Herren Obama und Biden
Die Damen Obama und Biden
liegen sich jeweils in den Armen

Ein Schlag ins Gesicht erst recht all der isolierten alten Menschen in den Heimen und auch in ihren Wohnungen, die nichts lieber täten, als endlich ihre Enkel wieder zu knuddeln oder ihre erwachsenen Kinder wieder einmal fühlen zu dürfen. Wie gerne würden sie mit Masken auf, Wintermantel und Handschuhen an irgendwo an der frischen Luft ihren geliebten Angehörigen oder Freunden einmal wieder so nah sein, wie die Führungselite in der amerikanischen Hauptstadt während der
Gratulationscour es war! Statt dessen müssen die bedauernswerten Alten die ganze Zeit auf ihrem Zimmer bleiben und dürfen nicht einmal Kontakt mit anderen Bewohnern desselben Heims haben.

Dies Massenknutschen vom 20. Januar zeigt überdeutlich, was man in jenen Kreisen eigentlich fühlt im Bezug auf die Gefahren, die vom Unterschreiten der 1,50 m im Kontakt von Menschen mit einander ausgehen. In der Begeisterung hat sich hier das Unbewusste Bahn gebrochen. Und hat die hinter aller Inszenierung im Innern der Einzelnen bestehende Unbesorgtheit jedem und jeder sichtbar gemacht, der und die dieser Liveübertragung zugesehen hat.
Danke. Das war sehr eindrucksvoll.

Obama und Harris

Wir Normalmenschen leben inzwischen in einer immer gespenstischeren Welt.

In Deutschland muss man nun Einkaufen gehen mit FFP2 Masken, normaler Mundnasenschutz reicht nicht mehr. Wie das mit Ausgangssperren in Deutschland ist, weiß ich nicht. Ich habe aber von der 15-km-Regel gehört, die vielfach gilt: dass man sich nicht weiter als 15 km vom Wohnort entfernen darf.

Und ich habe über inzwischen mehrere Lager gelesen, in die die so genannten Quarantäneverweigerer verbracht werden. In Dresden z.B. ist das ein für 30 Millionen EUR gebauter, aber nie genutzter Auffang für Asylbewerber. In Schleswig Holstein im Kreis Bad Segeberg die Arrestanstalt Moltsfelde.  In solchen "Quarantäne-Knästen" (RTL) werden alle die Menschen zusammen eingeschlossen, konzentriert, die gegen die Quarantäne-Auflagen verstoßen haben. Dass dies passieren würde, haben so genannte Verschwörungstheoretiker bereits im Frühherbst vorhergesagt. Konzentration aller Verweigerer einer bestimmten Region an einem Ort unter Bedingungen von Gefangenschaft.

In den Niederlanden wird die seit vorgestern, Samstag, 23.1. geltende nächtliche Ausgangssperre von Vielen verglichen mit der Besatzungszeit im 2. Weltkrieg. Ein zynischer Kommentar am Freitagabend forderte auf: "Vergessen Sie nicht, morgen die Uhren zurückzudrehen! Zurück auf das Jahr 1940." Am 10. Mai 1940 begann der deutsche Angriff auf die Niederlande, der in die vierjährige Besatzung durch die Deutschen mündete.

Und die Isolation greift auch immer noch stärker um sich.
Offiziell darf man nun nur noch einen
einzigen Menschen zu Besuch bekommen.

Auf dem Hintergrund von diesem allem lassen mich die Bilder aus Washington nicht kalt. Bitterkeit macht sich breit. Das enorme Gefühl, von A bis Z vergackeiert zu werden.
"All animals are equal. But there are some animals that are more equal than others."
(George Orwell, Animal Farm)

Es ist nicht einfach, da wieder heraus zu kommen. Trotz allem zuversichtlich zu bleiben. Die innere Stärke zu behalten. Wolf Biermann fällt mir dazu ein mit seinem Song "Ermutigung", hier anzuhören :

Wolf Biermann 2013 beim Hausacher Leselenz
Quelle: Wikimedia Commons

Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich

Du, lass dich nicht verbittern
In dieser bitt'ren Zeit
Die Herrschenden erzittern
Sitzt du erst hinter Gittern
Doch nicht vor deinem Leid
Auch nicht vor deinem Leid

Du, lass dich nicht erschrecken
In dieser Schreckenszeit
Das woll'n sie doch bezwecken
Dass wir die Waffen strecken
Schon vor dem großen Streit
Schon vor dem großen Streit

Du, lass dich nicht verbrauchen
Gebrauche deine Zeit
Du kannst nicht untertauchen
Du brauchst uns und wir brauchen
Grad deine Heiterkeit
Grad deine Heiterkeit

Wir woll'n es nicht verschweigen
In dieser Schweigezeit
Das Grün bricht aus den Zweigen
Wir woll'n das allen zeigen
Dann wissen sie Bescheid
Dann wissen sie Bescheid

Und vielleicht sollte ich den Film "Gandhi" endlich mal ansehen.
Wurde mir vor ein paar Tagen empfohlen.

Freitag, 22. Januar 2021

Nächtliche Ausgangssperre

"Alle schönen Dinge werden noch unerreichbarer, noch beschränkter, das ist der Sinn des Ganzen" - Artikel über Ausgangssperre

Jetzt passiert's also. Ab Samstag gibt es eine nächtliche Ausgangssperre, von 21 Uhr bis 4 Uhr 30, in den gesamten Niederlanden.

Das hatte man hier zuletzt in der Besatzungszeit im 2. Weltkrieg. Damals ein Disziplinierungsmittel der Deutschen, um den Kontakt der Niederländer untereinander zu beschränken und um Widerstandsak-tivitäten zu unterbinden. Daher war das Thema "Ausgangssperre" in diesem Land bislang ein Tabu. Plötzlich nicht mehr, weil – "die Englische Mutation". Über die Maßnahme wurde im Parlament debattiert. Eigentlich waren viele Parteien dagegen. Lächerliches Schauspiel am Rande: diejenige Koalitionspartei, die absolut und total dagegen war – wodurch es keine Mehrheit für die Maßnahme gegeben hätte – hat sich mit einer halben Stunde länger Draußenseindürfen kaufen lassen (ursprünglich sollte die Sperrstunde um 20 Uhr 30 beginnen). Wie auch immer. Wir erleben erneut eine Maßnahme, von der mir viele Niederländerinnen und Niederländer sagten: das werden sie niemals machen. Nicht in unserem Land.
Doch. Tun sie.

Im Lande hört man bislang wenig Protest dagegen. Manche behaupten: weil sich doch keiner dran halten wird. Noch traut sich der Staat nicht, mit militärischer Härte vorzugehen, wenn seine Bürger eigene Entscheidungen treffen, was sie verantwortet finden und was nicht.

Die Ausgangssperre wird alle treffen. Egal ob Stadt oder Land, dicht bevölkerte Region oder dünn besiedeltes Gebiet. Egal, ob es viele positiv getestete in einer Region gibt oder ganz wenige, ob die Krankenhäuser voll sind oder leer. Ziel der Maßnahme: Man will damit das Bilden von Grüppchen draußen verhindern (illegale Feste oder Geselligkeit) und, dass Leute einander besuchen. Denn einander besuchen, so wird jetzt gesagt, sei der größte Ansteckungsfaktor. "Wir müssen die Kontaktmomente weiter beschränken", so der Ministerpräsident in der letzten Pressekonferenz, in der er die Maßnahme noch vor der Debatte im Parlament ankündigte. Als ob einander nicht auch tagsüber besuchen kann, wenn man es denn will. Es darf jetzt auch nur noch eine einzige Person bei jemand anders zu Besuch kommen. Die vielen Autos, die manchmal vor irgendwelchen Häusern stehen, deren Geschmücktsein auf einen Geburtstag, ein Ehejubiläum oder gerade zur Welt gekommenen Nachwuchs schließen lässt, sprechen eine andere Sprache. Glücklicherweise ist dies hier bislang kein Volk von Denunzianten.

Andererseits, noch immer ist das Thema Homeoffice absolut unterbelichtet, zwar von offizieller Seite immer wieder benannt. Doch vorgestern habe ich ein aktuelles Foto aus einem Vorortzug in der Rush Hour gesehen, in dem die Menschen – alle mit Maske natürlich – gequetscht standen wie die Ölsardinen. Zuhause arbeiten? Lockdown? Wo? Nicht tagsüber, wenn es ums Arbeiten geht. Obwohl noch im Sommer oder Herbst der Ministerpräsident nicht müde wurde, verlauten zu lassen, dass am Arbeitsplatz die meisten Ansteckungen stattfänden.

Mir fällt zu all dem nur noch eines ein: ??? ??? ???

Wie schon die ganze Zeit muss man sehen, seinen eigenen Weg in all dem zu finden.
Momentan konzentriere ich mich wieder vermehrt auf das, was mir die Reizarmut der letzten Monate an Positivem gebracht hat. Noch nie gab es so viel niedrigschwellige Möglichkeiten, sich unkompliziert und ohne auf Reisen zu irgendwelchen Workshops gehen zu müssen, geistig-geistlich inspirieren zu lassen. Ich mache davon regen Gebrauch. Online-Kongresse. Zoom-Treffen. Bergeweise interessante Interviews auf Youtube. Virtuelle Retreats. Und endlich klappt es mit dem regelmäßigen Meditieren.

Der Retreat zu den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Dreikönig war so intensiv, dass ich kaum zu etwas anderem kam, und noch immer bin ich im Rückstand mit dem Beantworten meiner Brieffreundinnen-Briefe. Beinahe könnte von Stress die Rede sein. Worüber ich dann doch herzlich lachen muss.

Das Leben ist ein komplett anderes geworden als vor einem Jahr. Vieles hat sich verändert. Manches wird sich noch verändern, denn natürlich ist noch lange kein Ende von all dem in Sicht. Und sowieso sind sich über eines inzwischen wohl alle im Klaren: so wie es bis einschließlich Februar 2020 war, wird es nie mehr werden. Wenn dies alles vorbei ist, wird die Welt eine andere sein.

Wie genau diese andere Welt aussehen wird – keiner weiß es.

Ich persönlich konzentriere mich auf die Chancen, die in all dem liegen. Die Sehnsucht nach dem, was früher war, habe ich verabschiedet. Das hilft auf jeden Fall, das Ganze besser zu durchstehen und kreative, schöne Lösungen für meine jeweiligen Jetzte zu finden.

Manchmal kann auch so ein Video von Jitka Petrova
helfen bei der Stimmungsaufhellung

 

Ich schlage mein "Die Kraft des Jetzt Tagebuch" von Eckhart Tolle auf, das ich letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekam. Die Niederländische Ausgabe. Auf der Seite, die ich zufällig getroffen, nicht bewusst gewählt habe steht:

"Geef je zintuigen eens goed de kost. Wees waar je bent. Kijk om je heen. Kijk alleen maar, interpreteer niet. Zie het licht, de vormen, de kleuren, het uiterlijk van de dingen. Wees je bewust van de stillen aanwezigheid van elk ding."

"Nimm einmal so richtig mit allen Sinnen wahr. Sei, wo du bist. Schau dich um. Nur Betrachten, nicht Interpretieren. Nimm das Licht wahr, die Formen, die Farben, das Äußere der Dinge. Sei dir der stillen Anwesenheit eines jeden Dings bewusst."

Genau das.

Montag, 18. Januar 2021

Winter

Es ist Winter. Und was für einer!

Nicht Winter draußen in der Landschaft.
Den gibt es zwar auch, in manchen Gegenden jedenfalls. Bei uns erschien er nur zu einem kurzen Gastspiel. Nach ein paar Stunden Schneeweiß war wieder alles braun, grün, nass, matschig. Das macht eine nicht gerade frohgemut. Doch -

Den strengen Winter, den ich meine, erleben wir draußen in der Gesellschaft. Den erleben wir durch die Maßnahmen und das immer wieder neue Verbreiten von Panik. Die Zahl der positiv Getesteten, las ich heute als Überschrift in der Zeitung, ist so niedrig wie zuletzt im Oktober. Trotzdem sollen jetzt noch schärfere Maßnahmen ergriffen werden. Habe ich auf der selben Zeitungsseite gelesen.
Noch mehr Einschränkung der Bewegungsfreiheit.
Noch mehr Einschränkung der Atemfreiheit.
Noch mehr Kontaktbeschränkung.
Noch mehr Vereinzelung.
Noch mehr Angst.
Noch mehr Verkriechen. Noch mehr Bedrohungsszenarien.

Der Kälte, die sich dadurch ins Herz schleichen will, begegne ich entschlossen mit innerer Wärme.
Herzenswärme gegenüber allen Menschen, mit denen ich auf die eine oder andere Weise Kontakt habe. Sei es telefonisch, per Brief, per mail, beim Spazierengehen, an der Kasse im Supermarkt, bei einer Zoom-Zusammenkunft.

Ein Text von Lothar Zenetti, den ich in einem Büchlein mit Inspirationen für 2021 fand, das ich zu Weihnachten geschenkt bekam, bringt ermutigend auf den Punkt, worum es geht:

Winterpsalm

Die Abbildung stammt aus einem Artikel darüber, wie überlebensnotwendig
Kuscheln für uns Menschen ist.
Es ist jetzt nicht die Zeit, um zu ernten.
Es ist jetzt nicht die Zeit, um zu säen.
An uns ist es, in winterlicher Zeit uns
eng um das Feuer zu scharen
und den gefrorenen Acker
in Treue geduldig zu hüten.
Andere vor uns haben gesät,
andere nach uns werden ernten.
An uns ist es, in Kälte und Dunkelheit
beieinander zu bleiben und
während es schneit, unentwegt
wachzuhalten die Hoffnung.
Das ist es,
das ist uns aufgegeben
in winterlicher Zeit


Donnerstag, 14. Januar 2021

Kein ungelebtes Leben

Von einer lieben Freundin erhielt ich als Impuls zum Jahresbeginn ein wunderbares Gedicht von Davna Markova zugesendet. Diesen Text schreibe ich mir über dieses Jahr 2021:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorsatz

Ich werde kein ungelebtes Leben sterben.
Ich werde nicht in Angst leben vorm Fallen oder Feuer fangen.
Ich wähle, meine Tage zu bewohnen,
und erlaube meiner Lebensweise, mich zu öffnen,
um mich weniger ängstlich sein zu lassen,
zugänglicher,
um mein Herz zu lösen,
bis es ein Flügel wird,
eine Fackel, ein Versprechen.
Ich wähle, meine Wichtigkeit zu riskieren;
so zu leben, dass das, was zu mir als Same kommt,
als Blüte zum Nächsten geht,
und das, was zu mir als Blüte kommt,
weiter geht, als eine Frucht.

Dawna Markova