Kürzlich hatten wir einen Geburtstag zu feiern. Normalerweise wäre ein befreundetes Ehepaar am Vormittag auf Besuch gekommen, und wir hätten dann gemeinsam – ihr Geburtstagsgeschenk – im ortsansässigen Hotel ein Lunch zu uns genommen.
Aufgrund der
Maßnahmen fiel das flach. Man darf hier nur eine Person empfangen. Hotels und Gaststätten
sind sowieso geschlossen,
Statt war ihr Geburtstagsgeschenk die Einladung, ein Diner bei einem Restaurant unserer Wahl in unserem Dorf zu bestellen. Nun war der Geburtstag montags. So war die Auswahl beschränkt, es war nämlich nur besagtes Hotel geöffnet.
Dort bietet man eine
Dinerbox "Kochen wie der Chefkoch" an. Man bekommen ein 3-Gänge-Menu geliefert,
dessen warme Hauptspeise zuhause noch aufgewärmt werden muss. Zur Auswahl
standen ein fleischhaltiges, ein vegetarisches und ein Menü auf der Basis von
Fisch. Das vegetarische kam leider nicht in Frage, da die zugehörige Moussaka
mit Süßkartoffeln gemacht war. Selbige vertrage ich ganz und gar nicht. Und
mein lieber Mann mag sowieso keine Moussaka.
Also wählten wir 2x das Menü
"Fisch".
Es las sich wie
folgt:
- Nordseekrabbencocktail
mit süßsaurem Gemüse, Kapern und Curry-Mayonaise
- Gebackener
Lachs mit Sauce Hollandaise, ofengebackenen Rosé-Kartoffeln, gegrilltem grünem
Spargel, Salat und Mayonaise
- Brownies mit zimt-nelkengewürzten
Preiselbeeren und Sahne
Der großzügige Schenker hatte aus eigenem Impuls noch eine Flasche erlesenen Weißwein dazubestellt. Von dem zu dieser fröhlich-festlichen Gelegenheit ausnahmsweise auch ich ein Glas mittrank.
Wir hatten schon vermutet, dass es sehr reichlich sein würde. So luden wir jene Freundin (jene eine durch die Regeln zugelassene Besucherin), die traditionell bei unseren Geburtstagen nachmittags zum Kaffee kommt ein, zum Abendessen zu bleiben.
Das Diner kam in
einer Art Umzugskiste, etwa ein Drittel so groß wie eine normale Umzugskiste.
Die Spargel und die Kartoffeln waren noch ein bisschen warm, aber gut getrennt vom gut gekühlten Krabbencocktail und dem ebenso gutgekühlten Dessert gepackt. Letzteres verschwand gleich im Kühlschrank.
Erstmal also der Krabbencocktail. Der war einfach aufzuteilen und auf kleinen Tellern hübsch anzurichten mit der mitgelieferten Garnierung aus den Gemüsen. So lecker! Gaaanz wenig Mayonaise, so dass der Krabbengeschmack voll zu seinem Recht kam. Und wirklich Krabben satt!
Dann ging das
Happening weiter.
Es war leider kein Tip dabei, welche Art und Weise des Wärmens die beste für das Hauptgericht sei. Wir entschlossen uns, es auf Tellern angerichtet im Kombi-Backofen zu wärmen. Auch das war ein richtiges Vergnügen, sowieso, weil wir aus zwei Mahlzeiten drei machten und also hier was aus einer Schale nahmen und da was rauspickten, quer zu den von der Hotelküche vorbestimmten Mengen. Dabei stellte sich heraus, dass der Lachs nur angebraten war. Schlaue Entscheidung; dadurch wurde er beim Wiedererwärmen nicht trocken, sondern gar.
So ein Kombi-Backofen hat mit einem echten Backofen zwar den Namen gemein, nicht aber die Ausmaße. Es passt nämlich jeweils nur ein Teller hinein.
Und hier kam dann ein gewisses "Raclettegefühl" auch noch ins Spiel. Nachdem wir einen Teller fertig angerichtet hatten, kam der in den Ofen. Während die Mahlzeit sich dort richtig gut durchwärmen durfte – es zog alsbald ein leckerer Duft durch den Raum – bastelten wir an der nächsten Portion. Mit weiterhin enormem Vergnügen und ein bisschen Gerangel gab, damit unser Gast auch wirklich das ihr zustehende Drittel annahm. "Lass mal gut sein, nicht so viel Lachs, nicht so viel Spargel!" "Ach komm, diese drei Spargel kannst Du auch noch nehmen, und dies Stückchen Lachs will garantiert noch zu Dir, es springt ja schon fast von selbst auf Deinen Teller!"Zwar war das Geburtstagskind schon fast mit dem Essen fertig, als endlich der dritte Teller aus dem Ofen kam. Das tat aber dem gut gelaunten, geselligen Spaß überhaupt keinen Abbruch.
Zum Nachtisch holten
wir nur eines der Desserts aus dem Kühlschrank. Auch für drei Personen waren
Vorspeise und Hauptgang einfach sehr viel gewesen.
Schon war es halb neun geworden. Unsere Besucherin musste sich ziemlich plötzlich verabschieden, wollte sie vor Beginn der Ausgangssperre noch zuhause sein. Um viertel vor neun ging ihr Zug, eine Station fahren, fünf Minuten vom Ankunftsbahnhof bis zu ihrem Haus – passt!
Abgesehen von
diesem abrupten Ende der Geselligkeit - ohne
Lockdown wäre das Geburtstagsessen wahrscheinlich halb so vergnüglich gewesen. Ganz sicher nicht so improvisiert und doch perfekt.
Man muss die
Feste feiern, wie sie fallen. Aber ich glaube, das sagte ich schon mal.