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Donnerstag, 4. Februar 2021

Pandamie

 

 

 

 

 

Gestern Abend saß Teddy mit höchst unzufriedener Miene auf seinem Podest auf der Fensterbank im Arbeitszimmer.  Von dort aus hatte er letztes Frühjahr den vorbeigehenden Kindern zugewinkt, die auf der Suche nach Teddys hinter den Fenstern waren. Aber heute schaute er missmutig ins Zimmer, hin zu mir, die ich am Schreibtisch saß. Irgendwie war alles gerade langweilig, nichts los, keine Besucher, keine Abwechslung.

 

 

 

 

Um das Abendessen zu kochen, musste ich runter in die Küche und ihn also allein lassen.
Als ich zurückkam, um ihn zum Essen zu holen, mühte er sich gerade damit ab, meinen Laptop zu öffnen.


 

 

Mucksmäuschenstill blieb ich stehen und schaute gespannt zu, wie das nun weitergehen würde.
Kurz darauf saß mein lieber Teddy vor dem geöffneten Computer und bemühte sich um den Login. Etwas schwierig mit der externen Tastatur...


 

Aber er wusste Rat. Kurzerhand die Tastatur beiseitegeschoben, und bär konnte auf dem freien Stück vor den Tasten Platz nehmen und sich nun bequem einloggen. Ähm.... wie wohl das Passwort war?
Als schlaues Bärchen hatte er mir bei anderer Gelegenheit auf die Finger geschaut und es behalten. Tja, wenn frau sich unbeobachtet wähnt, tippt frau auch mal langsamer...

 

Schon war er angemeldet und gleich darauf im Internet.
Aha, er suchte nach Teddys. Nein. Nach Pandas.

 

Und dann fiel mir auch ein, warum. Er hatte vor ein paar Tagen eine mail von einem treuen Leser seiner Abenteuer bekommen, in der dieser von der kürzlich ausgebrochenen "Pandamie" erzählte.
In einem kleinen Dorf hatten Leute massenhaft Pandas und Pandabilder in die Fenster gestellt und auch sonst alles mögliche mit Pandas sich ausgedacht.

 

 

Hier in diesem Haus fing alles an.

 

Der neue Eigentümer - er will es demnächst schonend modernisieren - fand in einem der Fenster einen Teddy, der dort seit 25 Jahren gesessen hatte. Damit dieser nicht so einsam sei, hatte er ihm in jedem Fenster einen Panda beigesellt.


 

 

 

Das musste sich mein Teddy doch mal ganz genau ansehen.
Natürlich sind Pandas keine Teddys.... doch immerhin ein bisschen artverwandt, fand er. 


 

 

Wobei, manche von ihnen sehen nicht so wirklich gesund aus... 




Die spannendste Frage aber hing zusammen mit dem Foto, das er mit der mail erhalten hatte. Es stammt aus einem Zeitungsartikel, und was es damit auf sich hatte, dahinter wollte er jetzt kommen. Denn selbst in niederländischen Zeitungen war über die Pandas an gedeckten Tischen berichtet worden.
Ehrlich gesagt wäre es ihm lieber gewesen, da hätten lauter Teddys gesessen, richtige, echte Teddys und nicht solche schwarz-weißen Gesellen.
"Bär kann halt nicht alles haben" seufzte er etwas enttäuscht.

So, da war eine Website,  die die Geschichte zum Bild erzählte. Sogar ein kleiner Film war darüber gemacht worden.

Das Restaurant mit den Pandas schien in Frankfurt zu sein, denn vorne am ersten Tisch saßen lauter Pandabären mit Eintracht-Shirts. Fußballfans aus seiner Himatstadt...
Zwei kleine Heimwehtränchen stahlen sich aus Teddys Augen und liefen ihm langsam übers Gesichtsfell.

Ach, Frankfurt!

Der Eigentümer des Restaurants "Pino" hatte die Pandagesellschaft eingeladen als Zeichen des Protestes gegen den Lockdown und die Tatsache, dass

er schon so lange sein Restaurant für Menschen nicht öffnen durfte. 

Klar, dass am Eintracht-Stammtisch aus lauter Trotz Corona-Bier getrunken wurde!

Das Restaurant "Pino", in dem diese Pandas alle saßen, kannte Teddy bislang noch nicht. Das würde er ändern, wenn er endlich wieder nach Frankfurt reisen durfte. Und natürlich würde er darauf bestehen, dass dann richtige Teddys vom Padrone eingeladen würden. Er selbst ganz vornedran, versteht sich!


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