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Donnerstag, 8. Juli 2021

Sik in Zuidbroek

Meine Mittagsruhe fiel heute aus. Und das kam so.

Kurz bevor ich mich in meinen Relaxsessel zurückziehen wollte, schaute ich noch schnell nach dem Sonnenschutz vorm Südfenster, wahrscheinlich konnte ich den wieder hochziehen. Sonne weg. Er ist nicht völlig blickdicht, und so schaute ich ganz automatisch nicht nur zum Himmel, sondern auch in Richtung Hirschgehege und dahinter gelegenem historischem Bahnhof.

Da stand was komisches, gelbes vor dem Eingang. Das dort befindliche Museum ist nur am Wochenende geöffnet, und so guckte ich genauer hin. Auf den ersten, durch den Sonnenschutz unscharfen Blick schien es eine Art Bagger oder so auf einem Tieflader zu sein. Was könnte es da zu baggern geben? Die Bahnsteige und Gleisanlagen des noch in Gebrauch befindlichen Haltepunktes waren gerade erst im Herbst völlig umgebaut, an den neuen Fahrplan angepasst worden.
Hm. Am besten mal den Sonnenschutz hochziehen.

Auf der Fensterbank steht immer ein Feldstecher, der Wasservögel und anderen Tiere in Park und Hirschgehege wegen. Der leistete jetzt gute Dienste. Das 'Ding' bzw. das, was ich erkennen konnte, schien einer Sik doch ziemlich ähnlich zu sehen.

Siks sind Lokomotoren,die in zwischen 1930 und 1951 gebaut wurden. Im Grunde sehen sie aus wie eine  Mini-Lokomotive und waren vor allem im Einsatz zum Rangieren auf kleineren Bahnhöfen, die nicht über eigene Dampfloks verfügten. Es waren keine sehr starken Maschinen, mehr als sechs Güterwagen konnten sie nicht gleichzeitig ziehen oder schieben.

Das musste ich mir genauer ansehen.
Adieu Mittagsschlaf, willkommen eiliger Spaziergang in Richtung Museumsbahnhof.

Und ja, ich hatte recht. Eine gelbe, sehr in die Jahre gekommene Sik stand auf einem Tieflader. Ein gigantischer Kran mit so einem Arm, wie sie einstmals zum Bungee-Jumping benutzt wurden, daneben.

Jetzt begriff ich auch, wieso gestern Abend die Museums-Kollegen vom Technischen Dienst seitlich vor dem Museum die beiden Stücke Gleis aufbauten, die seit Jahr und Tag im abgezäunten Bereich des Außengeländes vor sich hin dornröschenschliefen.

Komisch nur, dass niemand in der Ehrenamtlichen-App des Museums etwas davon erzählt hatte, dass dem Museum sowas ins Haus, bzw. vors Haus, stand.
Wie auch immer, es gab ordentlich was zu sehen:

 

Ich war nicht die einzige, die das fand. Für die Tatsache, dass über die gesamte Aktion vorher nichts publiziert worden war, hatten sich doch viele Leute eingefunden.





 

Sogar mit Drohnen wurde das Ganze aufgenommen. Ich sah mindestens zwei davon im Einsatz.



 Und dann ging's los mit der schwebenden Sik.





Hat auf den Fotos was von Modelleisenbahn...



Zwar gibt's den Bahnhof auch als Modell....

...aber die Arbeiter auf den Bildern sind echt, keine Duplo-Männchen
(Tip: Klick auf das Foto öffnet ein größeres Bild in neuem Fenster)



Drei Viertel des Weges sind geschafft.
Und auch hier Zuschauer mit Handys und Fotoapparaten...
das Dorf hat heute wirklich was zu bieten!





Fast geschafft.




Jetzt kommt es auf Präzision an.






...die letzten Zentimeter...






steht sie wirklich gut?










Yesss! Sie steht!


Leinen los!




 

Ui! Bremsen sind außer Betrieb.



 

 

Der Kran hat seine Schuldigkeit getan.
Der Kran darf gehen.




Und da steht sie dann vorm Noord-Nederlands Trein & Tram Museum und zieht hoffentlich viele Besucher an.
Auf die Ehrenamtlichen vom Technischen Dienst wartet nun viel, viel Arbeit. Denn natürlich soll die Sik völlig aufgearbeitet und in den originalen Farben lackiert werden. 

Ein bisschen Zukunftsmusik.

Aber .... der gesamte historische Bahnhof von 1868 war mal in einem vergleichbaren Zustand. Er  wurde mit unendlich viel Eigenleistung in 13 Jahren durch Ehrenamtliche komplett restauriert, teils wiederaufgebaut und so sein ursprünglicher Zustand rekonstruiert.




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