ist ein gängiges
Sprichwort in den Niederlanden, wenn man Unterschiede zwischen verschiedenen
Alltagskulturen in verschiedenen Ländern bennenen und gleichzeitig – manchmal achselzuckend – als hinzunehmen deutlich machen will. Übersetzt bedeutet es so
viel wie: "Jedes Land hat eben seine eigenen Spielregeln (bzw. Sitten bzw. Gebräuche)".
Dieser Tage geht mir das Sprichwort häufiger durch den Kopf. Denn die Reaktionen der Menschen und der veröffentlichten Meinung in meinem Gastland und in meinem Herkunftsland auf das weitgehende Aussetzen jener Maßnahmen, die uns in den letzten zwei Jahren in so vielem eingeschränkt haben, könnten unterschiedlicher nicht sein.
Von was alles die Menschen in Deutschland seit gestern, Sonntag, dem 3. April 2022 befreit sind, ist mir auch nach einiger Lektüre verschiedenster Nachrichtenseiten nicht ganz klar geworden. Auf jeden Fall sind wohl die Masken weitestgehend gefallen, nur im Fernverkehr der Bahn und in Flugzeugen müssen sie noch getragen werden (warum eigentlich?), und offenbar sind auch die "g"-Regeln weitestgehend ausgesetzt und kann man beinahe wieder überall auch ohne irgendeinen Nachweis hin bzw. an Veranstaltungen teilnehmen.
Die deutsche Gesetzgebung lässt allerdings den Obrigkeiten allerlei Hintertürchen, indem eine bestimmte Region zum "Hotspot" erklärt werden kann. Unter dieser Voraussetzung kann sozusagen alles durch die Hotspot-Tür wieder eingeführt werden.
Hiermit können Einzelhandelsgeschäfte im Rahmen ihres Hausrechts auf weiterhin erwünschtes Maskentragen aufmerksam machen. Netzfund. |
Der Apothekenverband bietet dies Schild an, um im Rahmen des Hausrechts weiterhin Maskentragen zu stimulieren oder verlangen. |
Freunde berichten mir z.B. von Schulen, die Eltern und Schüler durch Elternbriefe
regelrecht anflehen, doch weiterhin Maske zu tragen bzw. die Kinder mit Maske zur Schule zu
schicken.
Auch können Schulen anordnen, dass Kinder weiterhin Testnachweise
vorlegen müssen, um die Schule besuchen zu dürfen. Lehrerverbände rufen auf zu einer Selbstverpflichtung zum Maskentragen aus Angst vor Konflikten zwischen solchen Kindern, die noch Maske tragen wollen (oder von den Eltern her sollen) und solchen, die fröhlich mit offenem Gesicht herumlaufen. Auch gibt es wohl Aufrufe an
den Einzelhandel, doch um Himmels willen die Maskenpflicht im Rahmen des
Hausrechts weiterhin aufrecht zu erhalten.
Eine aktuelle
INSA-Umfrage vom 3.4. hat herausgefunden, dass zwei Drittel der Befragten
weiterhin beim Einkaufen usw. Maske tragen will. Und Ärztevertreter plädieren weiterhin für Maskenpflicht in Innenräumen. Die großen Kirchen empfehlen den Gemeinden, weiterhin Gottesdienste nur unter Maskenpflicht zu feiern.
Und ich sitze hier auf dieser Seite vom Zaun in meinem Gastland und schüttle mein weißes Haupt.
Hier ist ja nun
schon länger eine gewisse Normalität eingetreten.
Maskierte sind
kaum noch zu sehen.
Gottesdienste werden seit Wochen maskenfrei gefeiert. Mit Gesang.
Die Menschen
verhalten sich ganz normal. Altes Normal.
Kürzlich habe ich sogar aus Versehen jemand die Hand gegeben.
Lediglich halten die meisten im öffentlichen Raum weiterhin
mehr Abstand zu anderen ein. Tue ich selbst auch. Auch die Möglichkeit
zur Handdesinfektion wird noch überall in öffentlich zugänglichen Räumen
angeboten. Persönlich habe ich mein Sterillium-Fläschchen (wie in jeder Grippesaison)
immer in der Tasche und reinige die Griffe von Einkaufswagen mit dem
angebotenen Desinfektionsmittel (tat ich schon lange vor dem aktuellen Virus jeweils in der Grippesaison
mit meinem eigenen Sterillium).
Von Panik wie in Deutschland: "Hilfeeee, ohne meine Maske fühle ich mich gefährdet" war und ist hier nichts zu merken. Aber hier durften ja auch Kinder immer mit einander spielen, selbst im Frühjahr 2020, in dem in Deutschland Spielplätze mit rot-weißem Flatterband abgesperrt und die Einhaltung der Sperre von Polizei kontrolliert wurde, und niemals wurden Kinder unter die Maske gezwungen. Maskenpflicht gab es erst in weiterführenden Schulen ab Jugendalter, worüber man auch diskutieren kann natürlich.
Es gibt nun auch eine sogenannt 'neue Langfriststrategie'. Die behauptet, ein "Leben mit dem Virus" (anstatt wie bisher eine 0-👑-Strategie zu fahren) jetzt gut organisieren zu wollen, wobei die drohende Überlastung des Gesundheitssystems – die in der Vergangenheit durch jede etwas schwerere Grippewelle bereits entstand – das Leitsymptom sein soll. Wichtigster Punkt: alles so so weit wie möglich auch während eventueller zukünftiger 'Wellen' offen und zugänglich halten. In der Pressekonferenz, in der davon gesprochen wurde, dass man jetzt auf die Vernunft und das Verantwortungsgefühl der Bürger baut, klang das alles, als ob zukünftig so schwere Einschnitte wie in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr passieren würden. Der aufgeschriebene Text lässt da jedoch Fragezeichen entstehen.
Übrigens: Der Appell an "Vernunft" und "Verantwortungsgefühl der Bürger" taucht wiederum wörtlich in den Verlautbarungen aller möglichen Länder auf, wie ja auch die weitgehenden Öffnungen wieder eine konzertierte Aktion zu sein scheinen.
Liest man aber
das Kleingedruckte, sind auch hier alle Hintertüren lediglich angelehnt und
nicht dauerhaft verschlossen. Vor allem wird wohl weiter geimpft werden - schamhaft versteckt in der Formulierung "Vielleicht kommen
neue Impfrunden. Die Regierung sorgt dafür, dass wir darauf vorbereitet
sind." Doch es wird auch davon gesprochen, dass nun wirksame Arzneimittel
zur Verfügung gestellt werden, die helfen, den Verlauf einer eventuellen
Infektion günstig zu beeinflussen. Welche das sind, bleibt im Schatten.
Wie auch immer – insgesamt fühlt es sich freiheitlicher an als alles, was in
Deutschland disktutiert und beschlossen wurde und wird.
"German Angst" bleibt ein Phänomen von jenseits der Grenze.
Als
jemand mit deutschen Wurzeln bin auch ich nicht frei davon. Aber meine
hiesige freiheitliche, lebensfrohere, angstfreiere Umgebung zeigt glücklicherweise
immer deutlicher ihre Wirkung.
Nachtrag am Dienstag, 5. April
Einer meiner Bekannten auf liebevoll.jetzt hat dieses Bild veröffentlicht.
Es tut so gut, aus Deutschland auch andere Stimmen hören, sehen und erleben zu dürfen.
Es macht Mut und optimistisch.
Und es weist auf den Weg, den auch Sonnenstein im Kommentar zu diesem Blog beschrieben hat.
Wunderbar!
Post scriptum:
🇩🇪 An den
Einreisebestimmungen nach Deutschland – "Nachweispflicht" = entweder negativer Test oder Genesenen-
bzw. Impfnachweis – hat sich bislang nichts geändert. Diese gelten unverändert, vorläufig bis
28. April mit Aussicht auf Verlängerung.
Die Quarantänepflicht für Einreisende aus Hochrisiko- oder
Virusvanriantengebieten besteht weiterhin. Allerdings sind zur Zeit keinerlei
Regionen der Erde in eine der Kategorien eingeordnet.
Nachtrag am 5. April: In einem Ausschnitt aus einer aktuellen Pressekonferenz von Karl Lauterbach habe ich gehört, dass ab 1. Mai die Quarantänebestimmungen in Deutschland an diejenigen angeglichen werden, die jetzt bereits in den Niederlanden gelten: 5 Tage Quarantäne und nur noch eine "dringende Empfehlung". Gleicher Wortlaut übrigens wie hier.
🇳🇱
Andersherum bestehen zur Einreise in die Niederlande aus einem EU- bzw.
Schengenland aktuell keinerlei Einreiseregeln. Nur "dringende
Empfehlungen", nach der Einreise Selbsttests zu machen.
Mit irgendwelchen emotionalisiert reißerischen Äußerungen kommt man meiner Meinung nach momentan wenig weiter.
AntwortenLöschenFür mich ists ein einfaches Abwägen zwischen "Wie ist die Situation" und "Gibt es ein Risiko bzw. welches bin ich bereit einzugehen". Alles mit dem Hintergrund, dass längerfristige Auswirkungen entstehen können. Inzwischen weiß man gesichert, dass auch die Netzhaut betroffen sein kann und Sehbeeinträchtigungen entstehen können.
Wo ich keine Abstandshaltung sehe, werde ich sicher dieses Teil weiterhin tragen, ebenso in kleinen Geschäften mit regem Kundenverkehr. Hab ich eine große Fläche mit wenig Menschen, kann ichs weglassen. Weiterhin tragen muss ichs eh in städtischen Gebäuden und Pflegeeinrichtungen/Krankenhäusern, die noch einen aktuellen Test fordern, auch wenn man geimpft ist. Darüber kann man denken, wie man will. Wenn man dahin gehen möchte oder muss, bleibt einem nichts anders übrig.
Letztlich ist man auf sich zurück geworfen und man muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Wenn man erkennt, dass bei der ganzen Diskussion die Bereiche "Stärkung des eigenen Immunsystems" und "innerseelisches Gleichgewicht bzw. Wohlbefinden" völlig aus dem Blickwinkel geraten, um nur zwei zu nennen, kann man selber Wege finden seinen Organismus zu stärken bzw. die inne wohnenden Ressourcen aktivieren.
Leidtragend dabei ist der gesamte Gesundheitsapparat, denn damit sind keine Steigerungen bei den Aktienkursen zu erwarten nebst satten Dividenden.