Europamarke 1997 "Vom Fischer und seiner Frau" Aus diesem Märchen der Brüder Grimm stammt mein Eingangszitat. |
"Mine Fru de Ilsebill
will nich so as ik wol will!"
Tja.
Vieles will in diesen Tagen nicht so, wie ich es gerne hätte. Mir wünschen würde. Wie ich es angenehm fände. Das Ganze läuft irgendwie unrund, da beißt keine Maus den Faden ab. Das reicht von der allgemeinen Situation im Außen bis hin zu allerlei Malaisen, an denen herumzulösen mein Körper mich in den letzten Wochen vehement aufforderte. Wer z.B. hätte je gedacht, dass ich einmal an der eigenen Geburtstagskaffeetafel neidlos allen beim Kuchenschlecken und Kaffee trinken zusehen würde, derweil ich selbst Reis-Hafer-Cracker mit Butter und Banane mümmele und einen Gewürztee trinke.
Irgendwie sind viele, viele ehemaligen Gewissheiten dahin, verdampft wie Regen nach einem viel zu heißen Maientag.
Anders gesagt - ich
fühle mich wie "im Schleudergang der Waschmaschine" (Sonja Ariel von
Staden).
Mit dieser
Verfassung bin ich nicht allein, das weiß ich, und das fühle ich auch
allenthalben.
Eine Freundin
schrieb mir heute vom "Gefühl zu schweben zwischen Himmel und Erde, nicht
so recht zu wissen, wo ich mich grad befinde", das sich momentan enorm bei
ihr breitmache. Andere in meiner Umgebung sind aktuell heftig mit sich selbst, mit der
Verarbeitung früherer Traumata beschäftigt. Und da. wo noch bis vor 10 oder 14
Tagen man fröhlich fast allabendlich zu Online-Schwätzrunden zusammenkam, ist
auf schwer erklärbare Weise die Leichtigkeit verschwunden, und haben sich selbst einzelne aus der Runde verabschiedet. Ein lieber Freund aus Frankfurt, der mit beiden Füßen auf der
Erde steht und weder verschwörungstheoretischer noch esoterisch-spiritueller Gedankengänge verdächtigt werden kann, wünschte mir kürzlich "viele nette Freunde die dir vor allem nach der Corona-Zeitenwende zuhören und die mit dir eine vergnügliche Zeit verbringen."
Nicht umsonst also hatte
wohl Stefan Kleinbichler gerade jetzt ein Online-Event mit dem Titel
"Leben im Urvertrauen" gestartet (Leider ist die kostenfreie Zeit des Events schon herum und außerdem der Link durch Serverwartungsarbeiten erst ab 18. Mai 2022 wieder erreichbar.).
Wie
not-wendend dies Urvertrauen ist, ist mir gerade in den letzten Wochen und
Monaten immer wieder neu bewusst geworden.
Alicia Kusumitra bringt es am Anfang Ihres Interviews perfekt auf den Punkt: "Es ist ein ganz, ganz wichtiges Thema. Gerade
jetzt ist es wichtiger denn je. Wir sehen: Es ist das, was uns am meisten
fehlt. Wir haben kein Vertrauen mehr ins Leben. Wir haben kein Vertrauen in uns
selbst. Wir fühlen uns so oft ohne Wurzeln, ent-wurzelt. Gerade jetzt in dieser
Zeit. Diese Zeit ist so sehr von Angst bestimmt."
Ja, tatsächlich. Wir befinden uns gerade in einer Phase, die gekennzeichnet ist von vielen Umbrüchen. Und - vom Weg zurück in dies Urvertrauen. Noch einmal Kusumitra: "Wir brauchen Vertrauen in uns selbst. Wir brauchen Vertrauen in die Erde. In den Kosmos. Wir brauchen Vertrauen in das Leben!"
Ein wunderbarer Begleiter auf dem weiteren Weg in diese Richtung, das spüre ich, wird mir ein Buch
sein, das ich kürzlich geschenkt bekam: "Steine und Brot" von Holger Heiten.
Bislang habe ich nur die ersten Seiten gelesen, heute unterwegs im Zug, und bin schon da von einem "Aha"-Erlebnis zum nächsten geglitten. Hätte ich meine Buntstifte dabeigehabt, wären bereits unzählige Sätze angestrichen und würden vielleicht nun hier zitiert.
Statt dessen zitiere ich ein Gedicht von Rumi (wie im Buch in seiner englischen Übersetzung), das Heiten über das Vorwort seines Buches geschrieben hat:
Come, come whoever you are.
Wanderer,
worshipper,lover of leaving.
It doesn't
matter. Ours is not a caravan of despair.
Come, even
if you have broken your vow a thousand times.
Come, yet
again, come, come.
P.S.:
Vorher |
Glücklicherweise ist nicht alles "kommer en kwel" – Jammer und Elend.
Heute Vormittag hatte ich beschlossen, endlich den Rest der Brombeerhecke zu
entfernen, die eine Treppe zum Kanaldeich völlig zugewuchert hatte. Ein Kollege
aus dem Dorpsraad hatte vor zwei Wochen einen großen Teil des Gestrüpps bereits
entfernt, aber um die Treppe wieder benutzen zu können, musste noch ein Stück
Arbeit getan werden.
Nachher |
Wobei das Foto links vor 2 Wochen auf-genommen wurde und heute schon viel mehr wieder gewuchert war.
Nach eineinhalb
Stunden war es so weit: die Treppe ist wieder benutzbar. Wenn auch noch nicht
ganz frei. Ein paar dicke Wurzelstöcke muss der Kollege noch mit sozusagen jugendlicher
Manneskraft und anderen Gartengeräten entfernen.
Es tat gut, mit körperlichem Einsatz ein so deutlich sichtbares Ergebnis zustandegebracht zu haben. Auch wenn's Muskelkater kostet.
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