Sonntagmorgen. Mit fröhlichem
Gefühl stehe ich auf – der Himmel ist bewölkt, es wird nicht so
entsetzlich warm werden wie vor ein paar Tagen, auch wenn aus den Wolken später
Schleierwölkchen werden sollten. Die zu starke Sonnenkraft ist gebremst. Wie
herrlich!
Vor dem Frühstück
will ich noch den Vorgarten wässern, dazu bin ich gestern nicht mehr
gekommen. Ich laufe ein paar Mal mit der Gießkanne hin und her, stelle
zwischendurch mein Teewasser auf, damit es nachher die richtige Temperatur für
den grünen Tee hat.
Und dann, beim
Händewaschen vor der Frühstückszubereitung, trifft mich der Keulenschlag der
Erinnerung. Halb bewusst hatte ich über Vorräte sinniert, und ob ich bei der
nächsten Bioladenbestellung nicht mal einen anderen Quark probieren sollte. Bestellung!
EBEN! Ich kann nicht mal schnell nach Groningen zum Ekoplaza fahren und
zwischendurch eine andere Sorte testen. Und den Bestellmoment für den
Keukentuin habe ich letzte Woche verpasst.
Habe es satt,
immer die gleichen Häuser gegenüber, immer die gleichen Straßen beim
Abendspaziergang zu sehen. Habe es satt, zwischen den Alternativen
Schreibtisch, Esstisch oder Gartentisch frei zu entscheiden, wenn es um
Schreiben geht.
Ich.will.hier.raus!
HALLO! Geht's
noch???
Als ich jung war,
wollte ich ins Kloster gehen. In einen kontemplativen Orden am liebsten.*)
Und jetzt mach' ich so ein Theater, weil ich nicht mehr in jedem Moment
meinem ziemlich luxuriösen Alltag entfliehen kann?
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In den letzten
Wochen hab ich das schon öfter geschrieben, und kann es nur gebetsmühlenartig
wiederholen: Diese C-Virus-Krise wirft eine komplett auf sich selbst zurück!
Was für eine Chance!
Was für eine Chance!
Ein komprimiertes
Programm, mich selbst noch besser kennen zu lernen. Gnadenlos bekomme ich die
Lernaufgaben, denen ich bislang immer ausgewichen bin, auf den Tisch des Hauses
serviert. Mit Spitzendeckchen auf dem Silbertablett.
Warum bitteschön
will ich hier weglaufen? Zu eng? Abwechslung? Gut, als Gefühl kann das eine
Rolle spielen. Aber dahinter liegt noch etwas anderes.
Der Spaßfaktor
nämlich.
Mit der Bahn
wegfahren und anderswo herumbummeln macht einfach Spaß.
Sich um die Dinge
kümmern, die hier getan werden müssen, macht keinen Spaß.
Aber wenn ich
genau hinsehe, kann es Freude machen. Manchmal erst, wenn die entsprechende
Arbeit getan ist. Manchmal schon während der Ausführung.
Auch das
Wahrnehmen der kleinen Dinge, genießen dessen, dankbar sein für das, was mir
alles möglich ist, was mein Leben ausmacht, macht keinen vordergründigen
"Spaß". Es bringt Freude.
Will aber dazu als Bewusstseinsakt immer
wieder neu getan werden.
Was habe ich mir
doch selbst über die (auferlegten) Rückzugswochen geschrieben?
"Ich hab
keine Lust" gibt es nicht.
Also los!
*) Heute weiß ich
natürlich, wie schief das gegangen wäre. Mit meinem Freiheitswillen und meiner
Lebenslust.
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