Diese C-Krise
zwingt mich, endgültig in meinem Gastland anzukommen. Schnell eben über die
Grenze hüpfen und in Deutschland einkaufen – Fehlanzeige. Obwohl die Grenzen
nicht geschlossen sind und obwohl – bei Licht besehen – es wahrscheinlich
nicht so viel ausmacht, obe ich in Bunde im Aldi bin, im Multi in Leer oder im
Coop in Zuidbroek, fahren wir nicht mehr nach Deutschland zum Einkaufen. Und so beginne ich einige
Lebensmittel und Drogeriewaren echt zu vermissen. Ein paar Beispiele:
Süßrahmbutter. In
den Niederlanden wird nur Sauerrahmbutter gegessen. Irgendwann hab ich mal in
einem Buch über kulturelle Unterschiede zwischen Hier und Da gelesen, dass den
Niederländern Süßrahmbutter zu flach im Geschmack ist. Ich hingegen finde,
das Sauerrahmbutter immer ein bisschen ranzig oder käsig schmeckt. (Also bitte!
egal aus welchem Land sie kommt natürlich.)
Quark. In
Deutschland ist Quark fest und trocken. Wenn ich ihn aus dem Becher stülpe,
behält er seine Form, bis ich Milch oder Leinöl oder was immer unterrühre.
Quark in den Niederlanden läuft aus dem Becher wie gerührter Yoghurt. Enthält
also viel, viel mehr Molke.
Vitam
vegetarische Pastete im Gläschen. Unglaublich lecker die beiden Sorten
"Wie feine Leberwurst" und "Wie Pfälzer Leberwurst". Gerade
letztere könnte man vermutlich problemlos eingefleischten Wurstessern
unterjubeln. Gibt’s nur im Reformhaus. Oder in manchen Rewes. Beides wiederum
gibt’s nur in Deutschland.
Brot. Darüber zu
schreiben, ist einen eigenen Blogeintrag wert. Mein Partner und ich finden
wechselweise das Brot des je anderen Landes wenig ansprechend (um es höflich
auszudrücken). Mir ist das hiesige Brot viel zu weich und luftig. Ihm ist
'Deutsches Brot' viel zu kompakt und schwer.
Glücklicherweise
kann ich über den Bioladen in Winschoten Brot von einem deutschen Bäcker
bestellen *erleichtertseufz*
Klopapier. Jaha,
Klopapier! Nämlich solches, das nicht beim ersten scharfen Blick schon in seine
Bestandteile zerfällt. Gibt’s nur beim Rewe, eine bestimmte Öko-Sorte. (Nein,
wir haben nicht gehamstert beim letzten Frankfurt-Besuch Anfang März. Hätten
wir mal!)
Waschmittel.
Davon habe ich noch einen Vorrat. Aber dann? Die Duft-Präferenzen hiesiger
Hausfrauen und Hausmänner sind offenbar anders als die derjenigen in Deutschland.
Mir behagen die Duftstoffe, die den Waschmitteln hier zugesetzt werden,
üb-ber-haupt nicht.
Öko-Küchentücher
im halben Format. Gibt’s hier nicht. Dumm genug, haben wir auch nicht gehamstert.
Andere Dinge
bestelle ich mit innerlichem Grummeln bei Amazon, dem einzigen Onlinehändler, der dies ins
Ausland liefert: mein Lieblingsleinöl, das besser schmeckt als jede andere
Sorte; Kardamom-Samen von Lebensbaum, denn hier gibt’s nur Kardamom in der
Schale, was bei den Mengen, die ich aus Gesundheitsgründen verbrauche, ein mühsames
Geschäft ist; Linomel, ein Honig-Leinsaat-Granulat für den Budwig-Quark, den
ich als Frühstück esse, gibt es nur in Deutschland.
Wieder anderes
ist hier viel teurer, wenn in Bioqualit:
Basmatireis. Nudeln. (Aber ob die in Leer
überhaupt zu bekommen gewesen wären?) Räucherlachs. Mozzarella. Honig. Stevia. Dass
NL-Biotomaten in Deutschland im Supermarikt billiger sind als im Supermarkt in den
Niederlanden – auch so ein unverständlicher Irrsinn. Meist gibt es sie hier nicht
einmal zu kaufen.
Und dann sind da
noch Leckereien wie "Kaviarcreme" aus Dorschrogen, gibt’s in Tuben bei Multi oder Combi.
Vegetarischer Aufschnitt von Rügenwalder, zwar kein Bio, aber unübertroffen
lecker und auch nicht auf Basis des für mich schwer verdaulichen Sojas.
Soll ich mich
dann mal auf hiesige Genüsse stürzen?
Hm. Jenever – nicht mein Ding.
Klosterbier – auch nicht.
Aber:
"Groninger Notenkoek". Oh, so lecker. Eine Art
"Honigkuchen" gespickt mit Cashewnüssen, Mandeln, Walnüssen. Darauf – Süßrahmbutter! mmmmmmhhhhhhh!
Speculaas. Sowas
wie Spekulatius, aber stärker gewürzt, etwas süßer und weniger trocken und das
ganze Jahr hindurch zu kaufen. Es gibt auch eine Brotaufstrichcreme mit diesem
Geschmack – immer gern gesehenes Mitbringsel. Falls ich irgendwann mal wieder
nach Deutschland kann.
Hagelslag.
Unübertroffen wohlschmeckende Schokostreusel für aufs Brot. Nicht, aber auch
wirklich nicht zu vergleichen mit dem, was in Deutschland unter dem Namen
Schokostreusel in den Regalen liegt.
Matjes, hier
schlicht "haring" genannt. So fantastisch wie hier schmecken sie
nirgends.
Käse. Und das
meine ich ernst. Eine unglaubliche Vielfalt an Sorten. Gouda(artige) nicht nur
"jung" "mittelalt" und "alt", auch "jung
gereift" und "ganz alt", solchen aus der ersten Milch nach dem
ersten Weidegang, und dann natürlich mit Gewürzen und Kräutern drin:
Bockshornklee, Nelken, Cumin, um nur einige wenige zu nennen. Und dann noch all
die anderen Sorten. Wahnsinn!
Wem beim Lesen
jetzt das Wasser im Mund zusammengelaufen ist – irgendwann dürfen wir
hoffentlich alle wieder reisen. Und hierher kann man – ganz, wie es sich
fraglos gehören wird nach der C-Krise – relativ umweltfreundlich kommen. Völlig
ohne Flugzeug.
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