Seiten

Freitag, 29. Mai 2020

Chancen und Nebenwirkungen


Ich schaue einen Monat zurück, nehme mir Notizen vor, die ich am 25. April gemacht habe zu einem Online-Vortrag von Felix Kuby: "Was Corona mit uns macht".  Kuby hat das Video bereits im März aufgenommen. Es ist also wirklich ein Rückblick in die Anfangsphase dieser Krisenzeit.

Das Wichtigste ist: du gehst nicht in Resonanz und arbeitest mit Dir selbst.
Die Frage ist: wo ist die Brücke zwischen der Corona-Panik und den Problemen, die du vielleicht schon vor Corona bearbeitet hast? Corona wirkt wie ein Katalysator. Bringt nochmal mehr Energie in die Probleme hinein, die man sowieso schon hat.
Corona dramatisiert. Und das ist gut. Denn dadurch, dass es dramatisiert, suchen wir schneller nach
Lösungen.

Die Herausforderung ist: Lernen, in die eigene Kompetenz zu kommen. Die Panik, der Druck, drängen uns dazu, zu lernen. Die Seele weiß, was man braucht. Intuition vertrauen. Rechte Gehirnhälfte (die nicht-analytische).

Schau hin, was der Vorteil für Dich in der Situation ist, so wie sie jetzt ist. Was bringt sie Dir?
Schau NICHT auf das, was Dir jetzt fehlt. Schau auf das, was Du jetzt gewinnst.


Das hat es noch nie gegeben: Alle Menschen reden gerade vom selben. Der ganze Globus redet jetzt vom selben Problem.
Schau nach der geistig-seelischen Dimension von all dem, was gerade passiert.

Wenn Du jetzt noch das Wort "Problem" durch "Projekt" ersetzt, hast Du gute Chancen, was draus zu machen.

Am gleichen Tag schaute ich ein Video von Anselm Grün, auch zum Thema Leben in Zeiten des C-Virus. Ähnliche Gedanken:
Die Widrigkeit durchbricht meine Pläne vom Leben. Aber wenn ich diese Pläne durchbrechen lasse, dann werde ich vielleicht auch aufgebrochen für neue Möglichkeiten.
Bist Du von Lustlosigkeit gepackt – lebe Dein Leben selber, pack es an, lasse Dich auf die jetzige Gegenwart ein.

Ganz lange habe ich diese Wochen auf genau diese von Kuby und Grün umrissene Weise betrachtet und gelebt. Immer wieder neu geschaut zu lernen, mit mir, mit den Umständen gut um zu gehen.

Jetzt merke ich, dass scheinbar allerorten die Meisten nach nichts mehr gieren als danach, 
alles wieder so zu haben, wie es vorher war. Mit 1,50 m Abstand dann halt, und schlimmstenfalls auch mit Maskierung. Aber – bitte zurück zum alten Leben! Nix neue Chancen. Nix grundlegende Veränderung unserer Art und Weise des Lebens. Für viele scheint das Wichtigste zu sein: kann ich meine geplante Urlaubsreise im Sommer machen? Wieder Fliegen. Wieder Umweltausbeutung. Wieder Luftverschmutzung. Für persönliches, kurzfristiges Vergnügen.

Davon fühle ich mich enttäuscht. 
Haben die denn alle die Botschaft nicht gehört, die in dieser ganzen Sache liegt?
Es zieht mich runter. Macht mich traurig.
Sollte die Menschheit wirklich aus all dem keinerlei Konsequenzen ziehen?
Außer natürlich der, einander nur noch verschleiert zu begegnen und die Nähe anderer Menschen zu meiden?

Was mich an all dem mit am meisten erschreckt, ist, wie schnell und sang- und klanglos die Bevölkerung sich offenbar an die sogenannte "neue Normalität" gewöhnt hat.
Noch viel mehr erschreckt hat mich, mit welcher Gewalt die Staatsmacht auftritt gegen die, die öffentlich die Meinung von Wissenschaftlern und Ärzten vertreten, die eine vom RKI abweichende Meinung vertreten. Ebenso hat mich erschüttert, dass die Grünen bei der Abstimmung über das neue sogenannte "Schutzpaket" am 14. Mai nicht dagegen gestimmt, sondern sich nur enthalten haben. Trotz all der darin enthaltenen Blanko-Ermächtigungen, auf dem Verordnungsweg am demokratischen Prozess vorbei einschneidende Maßnahmen festlegen zu dürfen. Bis hin zur Impf-Plicht. Das ist ein Armutszeugnis, das mich depressiv macht.

Offenbar funktioniert die Massenseele so, dass, wenn genug Angst und Panikmache ausgestreut und dauerhaft angefeuert werden – die Bundeskanzlerin gestern: "wir leben am Anfang der Pandemie" – Menschen zu Vielem bereit sind in der Hoffnung, dass der Kelch dessen, das die Panik verursacht hat, an ihnen vorübergeht.
Ich selbst bin davon nicht ausgeschlossen.
Schwanke noch immer hin und her zwischen Zuversicht und Über-Vorsicht.

Immer mehr begreift mein Inneres zwar, dass das Ganze ein MENTALES Problem ist.
Aber der andere Teil des Inneren, physiologisch im Hirnstamm festzumachen, der Überlebenswille, gepaart mit dem Wittern von Bedrohung allüberall, schreit aus seinem vermeintlich sicheren Versteck heraus Zeter und Mordio.

Und so sagen wir ein Essengehen mit einem befreundeten Paar ab, wegen meiner Bedenken bezüglich 'Aerosolen' im Raum, ich kenne das Restaurant nicht und weiß nicht, wie die Klima-Verhältnisse dort sind. Bedenken auch, weil niemand weiß, wie gesund Bedienungen und Küchenpersonal sind, wer zwischen Kochtopf und unserem Tisch aufs Essen geatmet, gehustet, geniest hat. Oder wie sauber die Hände der Bedienung wirklich sind.
Aber auch: ich freue mich, dass wir hier in den Niederlanden frei herumlaufen und unmaskiert einkaufen dürfen. Und ich nutze die Freiräume. Manchmal.
Aber auch: ich lausche nach jedem Hüsterchen, habe Angst, mich 'zu verkühlen' und nehme meine chronische Nebenhöhlensache, die mich seit Jahrzehnten begleitet, intensiver wahr als je. Immer mit der Furcht...

In den ganzen nunmehr 67-und-ein-bisschen Jahren, die ich nun hier auf dieser Erde verbringe, habe ich wohl noch nie eine Situation mitgemacht, in der ich so sehr täglich, stündlich, minütlich aufgefordert bin, bewusst meine Einstellung zu überprüfen und nötigenfalls zu korrigieren.
Adieu Autopilot!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen