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Dienstag, 5. Mai 2020

Grünfall der Bäume *)



Morgens beim Frühstück fällt mein Blick in den Park hinterm Garten. Wegen des 'lebendigen Zauns' aus Efeu sehe ich lediglich die oberen Teile der großen, alten Bäume im Park und an der dahinter verlaufenden Straße. Sie beginnen nun, da endlich wieder Regen gefallen ist, damit, ihre Blätter zu entwickeln und zu entfalten. 
 


Ein sanfter rötlich-gelblich-grüner Schimmer liegt über dem noch gut sichtbaren Geäst.


Mich durchströmt ein großes Glücksgefühl. Diese Lebens-Kraft, die sich in den Bäumen ausdrückt, überträgt sich auf mich und stimmt mich froh und optimistisch. Jetzt aufstehen, hinauslaufen und einen der Bäume umarmen…

Statt dessen laufe ich nach oben, hole meine Kamera und mache Fotos für den Blog.

Dies war ein ganz besonderer Frühling. Nicht nur wegen des C-Virus-Wahnsinns. Auch des Klimas wegen. Wochenlang sehr warm und trocken, nach einem milden und feuchten Winter.
Und jetzt endlich wieder Niederschlag.

Einerseits entwickelte sich die Vegetation rasend schnell, und Vieles war deutlich früher als wir aus der Vergangenheit gewöhnt sind. Als 'normalerweise'. Gibt es dieses 'normal' noch? Andererseits verzögerte sich Manches. Vor allem was das Laub an den Bäumen betrifft, ist hier im Norden eine zeitlich weit aufgefächerte Entwicklung zu beobachten. 
Im vergangenen Jahr 'explodierte' beinahe alle Belaubung gleichzeitig. Gefühlt waren noch eben alle Bäume kahl, und einen Wimpernschlag später war plötzlich alles grün.
Dies Jahr gab es Bäume, die sich früh herauswagten und andere, die es etwas vorsichtiger angingen. Und vor allem bei den großen, alten Eichen, dem von unserem Haus aus den Blick beherrschenden Urweltmammutbaum und manchen alten Linden hatte ich das Gefühl, dass sie auf die zu schnelle Wärme und Trockenheit mit Vorsicht reagierten. Erst nach den endlich eingetretenen Regenfällen der vergangenen Tage trauen sie sich nun hervor.

Der Fächer-Ahorn im Garten, eine klein bleibende Unterart japanischer Provenienz (siehe auch "Ent-Angsten" vom 2. April) hat inzwischen sein Laub voll entwickelt und die rötliche Färbung der jungen Blätter bereits großenteils verloren.






Und meine geliebten Linden auf der Vorderseite des Hauses stehen voll im jugendlichen Laub. 



Dies alles so wahrnehmen zu dürfen, öffnet mein Herz weit. Diese Bäume wachsen unbeirrt von unseren nicht immer freundlichen Umtrieben und geben mir mit ihrer stetigen Unbeirrbarkeit ein großes Stück Zuversicht und Vertrauen mit in den Tag.



*) In Memoriam Verena Stefan, die diesen Ausdruck 1975 in ihrem Roman-Debüt "Häutungen" erstmals benutzte. Er ist mir immer in Erinnerung geblieben. Wie – zumindest atmosphärisch – so Vieles aus diesem Buch.

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