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Montag, 28. September 2020

Grautöne II

Zum Blog vom letzten Montag schrieb ein treuer Leser einen ausführlichen Kommentar, der zu lang ist, um ihn in der Kommentierungsfunktion unter dem Blog zu veröffentlichen. Auch wäre es schade, diesen wunderbaren Text als Kommentar 'verschwinden' zu lassen. Und so veröffentliche ich ihn auf meiner heutigen Tagebuch-Seite.

Aus dem Artikel im Wiki über "Momo"
Bei Deinem letzten Blog "Grautöne"  fielen mir gleich die Grauen Herren aus "Momo" von Michael Ende ein:
Die Zeitdiebe. Oder, wie sich selbst nennen, "Agenten der Zeitsparkasse". Sie stehlen den Menschen die Zeit, indem sie sie manipulieren, Zeit zu sparen, da gesparte Zeit die Lebensenergie der Gr
auen Herren ist. Zeit zu sparen führt dazu, dass die Menschen immer mehr rationalisieren und sich nicht mehr um Fantasie oder persönliche Freuden kümmern, sondern nur noch darum, möglichst schnell zu arbeiten. Zeit sparen wird zu einer Art Norm. Die Grauen Herren lassen die Leute bei jeder Begegnung vergessen, dass sie da waren, sodass die Menschen denken, sie selbst seien auf die Idee mit dem Zeitsparen gekommen.

Letztendlich gehts um eine Form des Verinnerlichens auf der Basis von attraktiven Zielen.
Hier um "Zeit sparen".

Dieselbe Strategie kann erfolgreich sein in der C-Phase.
Beim Wirtschaftswachstum funktionierte sie bisher bestens.

Bei der Briefmarke wurde ich neugierig und hab mal nachgelesen. Hier fand ich folgende Information:

Die Briefmarke „Zwei Grautöne?“ zeigt zwei spiegelbildlich angeordnete Trapeze. Beide sind grau, doch geht das obere Trapez ins Schwarze über, das untere ins Weiße. So erscheint das untere Trapez wesentlich heller als das obere.
Legt man aber einen schmalen Gegenstand über den schwarz-weißen Bereich, so wird ersichtlich, dass die Trapeze denselben Grauton haben. Diese optische Täuschung ist ein Beispiel für Farbillusionen, genauer für die Relativität der Helligkeitswahrnehmung. Der Grund dafür, dass die beiden Trapeze als verschiedenfarbig wahrgenommen werden, beruht darauf, dass ihre Kanten unterschiedliche Farben haben: Durch den starken Kontrast erscheinen die beiden Trapeze als dunkelgrau (oben) und hellgrau (unten).

Es geht da um Wahrnehmungen, die auf den ersten Blick nicht hinterfragt werden, so dass eine Täuschung entsteht. Wem fällt da auf, dass die Kanten unterschiedliche Farben haben und wer deckt einen Teil ab?

Und weiter gedacht:
- W
ie viele Menschen machen sich weitere Gedanken über augenscheinlich, auf den ersten Blick einleuchtende Informationen?

- Wie viele Menschen fragen genauer nach, wenn ihnen in der Argumentation etwas nicht stimmig erscheint, auch oder gerade wenn das jemand mit einem bestimmten Titel von sich gegeben hat?

Bei dem, was passiert ist und weiter passiert, kann einem der Begriff Gräueltaten einfallen. Die Beispiele im Namen der Eindämmung der Infektionszahlen und der Konsequenzen für die Eingeschränkten sind Legion, brauchen nicht wiederholt zu werden und werden nachhaltig wirken.

All dies und mehr dürften die Gestalter der Briefmarke weniger im Sinn gehabt haben.

Donnerstag, 24. September 2020

Hölle und Himmel

In meiner V.L.O.W. Gruppe hörte ich heute eine wunderbare Geschichte, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Wir unterhielten uns über das veränderte Klima im Zusammenleben der Menschen, über das immer noch zunehmende Ich-Ich-Ich, die immer mehr spürbare Spannung und die Angst ums Überleben, die als gesamtgesellschaftliches Klima enorm zugenommen haben. 

Und dann erzählte eine aus der Gruppe die folgende Geschichte über Hölle und Himmel. 

Es war einmal ein Mann, Karl mit Namen, der plagte sich schon wochenlang mit einer furchtbaren Angst vor dem Sterben und fragte sich zitternd und zagend, ob er nach seinem Ableben wohl in die Hölle oder in den Himmel kommen werde. Am liebsten wüsste er sicherheitshalber vorher schon, wie es dort jeweils sein würde. 

Plötzlich stand eine hochgewachsene Lichtgestalt neben ihm: ein Engel. "Du willst sehen, wie es in der Hölle und im Himmel zugeht? Dann komm mit. Ich zeig's Dir."
Das ließ Karl sich nicht zwei Mal sagen. Vertrauensvoll machte er sich mit dem Engel auf den Weg.


An der Pforte der Hölle angekommen, taten sich die Tore wie von Geisterhand auf, und Karl und der Engel konnten einen ausführlichen Blick nach drinnen nehmen.
 

Nix brennende Feuer, nix fürchterliche Monstergestalten, nix Teufel mit Forken, die arme Seelen piesackten. Sie schauten in einen wunderschönen großen Saal, darin eine lange, festlich gedeckte Tafel mit allen Köstlichkeiten, die man sich nur vorstellen konnte. In kristallenen Weinkelchen funkelte wunderbarer Rotwein. Rund um diese Festtafel saß eine bunte Gesellschaft von Leuten aus allen Schichten und aus aller Herren Länder. 

Das einzig auffallende war: es herrschte eine bedrückte Stille, und sie aßen nichts und tranken nichts. Zwar bemühten sich alle furchtbar, etwas zu sich zu nehmen, das Wasser war ihnen im Munde zusammengelaufen, und sie hatten Hunger und Durst. Aber all ihr Bemühen war vergebens. Sie hatten riesenlange Arme, mit denen sie die Speisen und Getränke nicht zum Mund führen konnten. 

Wie von Geisterhand schlossen sich die Türen wieder. Karl fühlte eine Gänsehaut.
"Nun geht's zum Himmel", verkündete der Engel. Gesagt, getan.
 

Auch das Himmelstor öffnete sich wie von selbst, so dass unsere beiden Reisenden ausführlich betrachten konnten, was es zu sehen gab. Karl staunte nicht schlecht, als er in einen vergleichbaren, wundervollen Saal blickte. Auch hier gab es eine lange Tafel, festlich gedeckt und beladen mit den herrlichsten Speisen und erlesensten Weinen. Auch hier saß eine bunte Gesellschaft von Menschen aus allen Schichten und aus aller Herren Länder rund um die Festtafel. Allerdings waren sie fröhlich im Gespräch mit einander und genussvoll beim Essen und Trinken. 

Auch sie hatten viel zu lange Arme, so dass sie die Speisen und Getränke nicht zum eigenen Mund führen konnten.
Aber…. anstatt zu versuchen, mit den ungeeigneten Armen die Herrlich-keiten in den eigenen Mund zu kriegen, nährten sie einander. Mit den langen Armen konnten sie prima bis zum Mund der ihnen gegenüber sitzenden Person reichen. Sie erzählten einander, worauf sie gerade Appetit hatten, oder wann sie etwas bzw. was sie gerade trinken wollten. Das war ein Hall
o! Manchmal viel jemand etwas von der Gabel oder dem Löffel, und ab und zu traf einer nicht gut den Mund des Gegenüber, und es wurde gekleckert. Viel fröhliches Lachen war die Reaktion auf solche Missgeschicke. 

Schwupp…. schlossen auch hier die Türen sich wieder wie von Geisterhand.
"So ist das also!" dachte Karl. Die Gänsehaut war verschwunden.

Montag, 21. September 2020

Zwei Grautöne?

Vorgestern fiel mir auf, dass eine bestimmte Briefmarke zur Zeit besonders häufig auf den Briefen klebt, die mich aus Deutschland erreichen. Ich hatte sie mir bislang nicht genau angesehen, nur die nicht gleich interpretierbare Abbildung und die etwas düstere Atmosphäre mit dem  Grau und dem Lila halbbe-wusst wahrgenommen. Lila ist hier in den Niederlanden eine Farbe der Trauer.

Nun schaute ich mir die Marke näher an. Wenn die Deutsche Post für so ein Motiv sich entscheidet, muss es ja einen Sinn haben, war die Überlegung, dann muss ja was dran sein…Oh ja, die Marke hat einen tiefen Sinn! Es ist eine Menge dran, wenn ich an meine Erfahrungen während der längeren und kürzeren Besuche in Deutschland in der letzten Zeit denke.

"Zwei Grautöne? 2020 Deutschland"
Deutlicher und treffender kann man es nicht sagen! Leider.
Danke, Deutsche Post, für diese Offenheit in verlogenen Zeiten.

Wird man die Deutsche Post wegen dieser (wahrscheinlich nicht beabsichtigten) Offenheit nun als Verschwörungstheoretikerin entlarven? Oder die Marke vom Markt nehmen, weil sie aus Versehen so unverblümt die Wahrheit sagt? Und dann auch noch dem Ausland gegenüber? Der Markenwert ist nämlich derjenige für Auslandsbriefe.

Was ich zur Zeit wahrnehme, wenn ich nach Deutschland reise, ist genau das: ein einziger,
gigantischer Grauschleier, erzeugt durch die "Pandemie der Angst" und die beschlossenen Maßnahmen. Da in den Niederlanden das Leben weitaus freier und uneingeschränkter verläuft, Menschen einander mit offenem Gesicht begegnen und Kinder ganz normal mit einander spielen und zur Schule gehen dürfen, natürlich auch mit offenem Gesicht, erfahre ich den Unterschied zwischen der regenbogenbunten  Beinahe-Normalität hier und dem grauen Pandemie-maßnahmen-Alltag dort besonders deutlich.

"Ooch", höre ich manche nun sagen, "so schlimm ist es doch gar nicht. Eigentlich verläuft mein Leben ganz normal. Wenn ich einkaufen gehen, ziehe ich halt die Maske an. Das macht mir nicht so viel aus.  Da hab ich mich inzwischen dran gewöhnt. Aber ansonsten geht doch alles fast wie immer. Ich sehe meine Familie, meine Freunde. Halte halt Abstand. Gehe aus Essen oder ins Café. Halte halt Abstand. Und im Museum, na gut, da muss die Maske an, aber das hält man schon aus." Oder andere: "Ich hab mich so an die Maske gewöhnt, ich vergesse manchmal, sie wieder abzunehmen." – "Das mit dem Abstand ist doch gar nicht so schlimm. Man gewöhnt sich dran. Es muss halt sein."

Ich selbst erlebe es völlig anders. Niemals normal. Niemals gewöhnungsfähig.
Als Soziologin habe ich unglaublich feine Antennen entwickelt für die (Lebens)Atmosphäre in einer Gesellschaft. Ich habe gelernt, hinter die Masken zu schauen. Nicht die heute im Außen getragenen. Die anderen, die symbolischen Masken. Es gehört zur Profession, nach dem "Eigentlichen" zu suchen hinter einem gesellschaftlichen Phänomen. Was sich verändert hat, ist vor allem die Atmosphäre des Zusammen-Lebens, das durch die Maßnahmen  in ein Nebeneinanderher-Leben gezwungen wird. Das finde ich schlimm. Es macht mich unendlich traurig.

"Zwei Grautöne? 2020 Deutschland"
Wo immer ich in der letzten Zeit in Deutschland bin (im Sommer einen Monat in Frankfurt, nun ab und zu zum Einkaufen jenseits der Grenze in ostfriesischen Städtchen), fröstelt es mich. Ist zwar ganz praktisch während einer Hitzewelle. Aber ansonsten schaurig. Der Grauschleier liegt über allen öffentlichen Räumen, wo viele Menschen gleichzeitig anwesend sind, seien es Plätze, Parkplätze, Läden.
Normalerweise lebe ich teils in Frankfurt und teils in den Niederlanden, und Ich bin immer gerne nach Frankfurt zurückgefahren, oder auch nur Einkaufen im deutschen Landstrich gegenüber. Wenn ich die Grenze nach Deutschland passierte, erfasste mich jedes Mal ein warmes Gefühl von Vertrautheit und Zuhause-Sein.
Was in den letzten Monaten in meiner Heimat passierte und passiert, hat mir dieses Gefühl vollkommen zerstört.

Das zwanghafte Distanzhalten, einander aus dem Weg gehen, verbreitet immer stärker Isolation. Besonders, seit jetzt massenhaft die Kinder in der Schule von einander isoliert werden und hinter Masken gezwungen. Anstatt dem menschlichen Urinstinkt zu folgen und uns unseresgleichen anzuschließen, geht man einander aus dem Weg. Was für eine gigantische Einsamkeit. Nicht zuzupflastern mit den erlaubten Umarmungen und der Nähe in der eigenen Partnerschaft, so man eine hat, oder zwischen den Menschen, mit denen man lebt.

Ich erlebe Menschen, die erfasst von Angst und Panik kritiklos alles annehmen, was ihnen von 'Oben' verordnet wird, wie sehr sie dadurch auch eingeschränkt werden. Erlebe immer wieder Menschen, die völlig unnötigerweise sich maskieren, sobald sie die eigenen vier Wände verlassen. In Läden huscht man an einander vorbei, ohne sich anzusehen. Es gibt keine kleinen Schwätzchen mehr mit der Verkäuferin an der Brot- oder Käsetheke oder an der Kasse. Wenn ich eine Mitarbeiterin was fragen muss, versteht man einander kaum und muss alles mehrfach wiederholen. Jede und jeder versucht, so schnell wie möglich aus dem Laden wieder rauszukommen. Wenn jemand sich nicht an die Regeln hält, wird oft von irgendwelchen Mit-Kunden geblafft und geschrien. Ohne zu fragen, ob es vielleicht einen medizinischen Grund gibt, warum jemand keine Maske trägt. Ohne darüber nachzudenken, dass jemand vielleicht in Gedanken war und darum die 1,5 m mal eben nicht eingehalten hat.
Kinder in einer Waldorfschule in Aurich werden überfallartig von Gesundheitsamtsmitarbeitern in kompletter Schutzmontur – ohne Einwilligung der Eltern - während der Unterrichtszeit zwangsgetestet, weil eines der Kinder in der Klasse Geschwisterkind von einem anderen Kind ist, das im Verdacht steht, eventuell PCR-positiv zu sein. Keines der Kinder hat auch nur das kleinste Symptom. 
Solcher Dinge gibt es viel mehr, man findet sie zuhauf, wenn man es wissen will. Nur breite ich ganz bewusst diese Details nicht alle aus.

Das alles dringt zu mir trotz Nachrichten-Fasten. Über meine eigenen Wahrnehmungen. Über Mitteilungen von Menschen, mit denen ich in Sozialen Medien verbunden bin. Keine halbseidenen Gestalten, denen sich leicht sonstwas unterstellen ließe. Sondern aufrechte, ehrliche und ehrlich besorgte Personen.


Es ist eine täglich neu herausfordernde Übung, unter diesen Umständen sich selbst positiv zu stimmen und "Freude ins Feld" (Link heraussuchen) zu bringen. Nichts ist in dieser momentanen Situation wichtiger, als genau das zu tun. Das Grau durch die Farbigkeit lebendiger, hoffentlich übersprudelnder Freude immer mehr zu durchlichten.
Ob das nun Gartenarbeit ist, bei der ich mich mit der Erde verbinde; ein bewusster Spaziergang, auf dem ich mich einstimme auf die Bäume, Sträucher, Pflanzen, Tiere, Landschaft, die mir begegnen, zu ihnen Kontakt aufnehme und mich aus der Menschensphäre eben ausklinke; ob ich aufmerksam ein Stück Musik anhöre, ein Schwätzchen mit den Nachbarn halte, mich aufs Fahrrad setze oder nach Strich und Faden die Tatsache genieße, dass ein paar Kilometer von hier noch immer frische Erdbeeren im Hofladen des Erdbeerbauern zu kaufen sind (ach ja, demnächst aus dem Gewächshaus, und auch kein bio – manchmal muss man verschiedene Prinzipen gegeneinander abwägen und sich entscheiden). Oder ich beschließe ganz bewusst, welche Kleidungs-stücke ich trage, genieße das wunderbare Naturmaterial, aus dem sie gemacht sind, freue mich über die Farbe und Gestaltung der Ohrringe, die ich dazu trage. Auch die Blockflöte werde ich mal wieder zur Hand nehmen, die durch die Frankfurt-Reise und die folgende Hitzewelle in Vergessenheit geraten ist. Ich pflege Verbundenheit zu anderen Menschen durch meine Brieffreundschaften und lasse meiner Kreativität freien Lauf in diesem Blog.

Es gibt so viele, freudvolle Dinge und Situationen, auf die ich mich konzentrieren kann.
Auf die Ihr Euch konzentrieren könnt. Tut es!

Hier in diesem Land, in dem wir relativ viel Freiheit genießen, freue ich mich jeden Tag an all den Menschen, denen ich im Straßenbild begegnen darf. Menschen, die aufrecht, angstfrei und mit offenem, sprechendem Gesicht unterwegs sind. Hier ist das Leben tatsächlich einigermaßen normal. Ich hoffe und wünsche für alle Menschen, dass das in ihrer Lebensumgebung auch schnellstmöglich wieder der Fall sein wird.

Nein, noch anders.

Ich wünsche aus ganzem Herzen, dass wir alle, alle Menschen auf dieser Welt – am liebsten sofort –alle Freiheit und Freude genießen können, die uns als Geburtsrecht von Anfang an zusteht!


Ein guter Anfang wäre das Beherzigen des folgenden Wahlspruchs:
"Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit gewissen Leuten die Freiheit genommen wird, alles zu tun.“

Louis Terrenoire (1908-1992),
Journalist, Politiker, Widerstandskämpfer und Gewerkschafter


Donnerstag, 17. September 2020

Fasten

Ich faste. Seit Monaten. Damit geht es mir phantastisch!
Dabei nehme ich kein Gramm ab. Und esse ganz normal.

Was ich tue? Ich mache Nachrichten-Fasten.

Zeitungen, Radio, Fernsehen sind weitestgehend aus meinem Leben verschwunden. Ich halte mich lediglich noch im Großen und Ganzen auf dem Laufenden darüber, was in der Welt geschieht.
Etwas besseres hätte ich für mein Wohlbefinden nie tun können! Jetzt entscheide ich selbst, womit mein Bewusstsein und mein Gefühlsleben geflutet werden!

Ganz sicher gehören dazu nicht Unmengen von Bildern voller Schrecken, Grausamkeit, Horror und Machtlosigkeit gegenüber den menschengemachten und naturgewaltigen Schrecknissen des Lebens.

Dass die Welt dringend mehr Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und Bewusstsein der Verbundenheit untereinander bedarf, weiß ich seit Jahrzehnten. Ich muss mich wirklich nicht täglich vollstopfen mit Details davon. Muss mich nicht täglich überrennen lassen mit all jenen Botschaften, aus denen für wache Menschen zu erkennen ist, dass es dessen noch immer und zur Zeit mehr denn je bedarf.

Wunderbare Folge davon ist, dass ich dann auch keiner Betäubung der aufgewühlten Emotionen von Schreck, Angst, Hoffnungslosigkeit und Ausgeliefertsein mehr benötige, denn diese existierren als durch die Nachrichtenflut angeschürte nicht mehr. Somit habe ich auch seit Monaten keine der bekannten Mediatheken mehr aufgerufen. Arte ausgenommen, wo ich zum Bügeln die zahlreichen Filme über Kunst und Künstler genieße.

"Aber das geht doch nicht!", höre ich jetzt viele sagen. "Man muss doch informiert bleiben! Man muss doch wissen, was in der Welt los ist!"
Stimmt.

Aber jetzt bestimme ich, wie detailreich und wie weit ich diese Nachrichten zulasse.
Und, noch wichtiger, woher ich sie beziehe.

Von Kind an habe ich gelernt, die Geister zu scheiden. Mein Vater (1920-2001) war auf seine Weise ein äußerst kritischer Kopf und selbständiger Denker. Auf einem Foto aus seiner Rekrutenzeit ist er im Kreise seiner Mitsoldaten zu sehen. Alle in Uniform. Er mit weißem Rollkragenpullover, entspannt an die Mauer des Gebäudes gelehnt. Dies Foto charakterisiert ihn gut. Das kritische Denken und den Freiheitswillen hat er mir mitgegeben.

Genau deswegen entscheide ich jetzt selbst, was ich zu mir nehme und woher ich es mir hole.
Das ist ein bisschen mühsam manchmal. Und kostet Denk-Arbeit und große Aufmerksamkeit auf Zwischentöne und Farbnuancierungen.
Aber es lohnt sich. 


Mir geht's damit gut. Viel besser als vorher. Unpolitischer bin ich dadurch nicht geworden. Eher im Gegenteil. Politisch aufmerksamer und sensibler.

"Aber dann bist Du ja wie die…. (setze hier ein, welches der gängigen Schimpfwörter auch immer Dir in den Sinn kommt)…!"

Na und? Solche platten Etiketten besagen gar nichts.
Ich "war" in meinem Leben schon vieles, was in den zu jener Zeit aktuellen Werturteilen gerade als "schlecht" bezeichnet wurde. Und was heute vielfach mehr als salonfähig ist.

Ich kann nur jeden und jede ermutigen, es auszuprobieren:
Steig aus dem Strom der Über-Informierung und seiner suggestiven Bilder aus!

Was andere dann über Dich sagen? Lass es an Dir abglei
ten.

 

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's herrlich ungeniert (und glücklich).

Montag, 14. September 2020

Selbst-Liebe



Der folgende Text wird im Netz Charly Chaplin zugeschrieben, der ihn als Rede an seinem 70. Geburtstag gehalten haben soll. Allerdings konnte ich dafür keinen Beleg finden. Es gibt aber ein Buch von Kim McMillen und ihrer Tocher Alison McMillen aus dem Jahr 2001, "When I loved myself enough", das einen sehr vergleichbaren Inhalt ausdrückt.
Die unten stehende Fassung sei, so habe ich gelesen, die deutsche Übersetzung einer englischen Übersetzung einer portugiesischen Übersetzung des original in Englisch erschienenen Buches, alle in solch einer "stillen Post" denkbaren Übertagungsfreiheiten eingeschlossen.

Mir selbst kam der Text in den letzten Tagen mehrfach auf den Weg, und von wem er auch letztendlich stammt – ich konnte bislang nicht dahinter kommen, wer unten stehende Version erstamals im Internet veröffentlicht hat -, er gefällt mir, und ich finde viel Wahres in ihm.

Daher teile ich ihn heute mit allen meinen Leserinnen und Lesern:

Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, dass Seelenschmerz und emotionales Leiden nur Warnzeichen sind dafür, dass ich entgegen meiner eigenen Wahrheit lebe. Heute weiß ich, das ist AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen, auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt und dieser Mensch nicht dazu bereit ist - und das gilt auch, wenn dieser Mensch ich selber bin. Heute nenne ich das RESPEKT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, hörte ich auf, mich nach einem anderen Leben zu sehnen, und ich konnte sehen, dass alles , was mich umgibt, mich einlädt zu wachsen. Heute nenne ich dies REIFE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, dass ich mich in allen Umständen stets zur rechten Zeit am richtigen Ort befinde und alles genau zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Von da konnte ich gelassen sein. Heute nenne ich dies SELBST-VERTRAUEN.

Abbildung "Selbstfürsorge", www.freepic.com
Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich es sein lassen, mir meine eigene Zeit zu stehlen, und ich hörte auf, große Zukunftsprojekte zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Freude bereitet und mich glücklich macht, Dinge, die ich gerne tue und die mein Herz zum Lachen bringen - und ich tue sie auf meine Weise und in meinem Rhythmus. Heute nenne ich das EINFACHHEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, befreite ich mich von allem, was nicht gesund ist für mich - Nahrung, Menschen, Dinge, Situationen - und von allem, was mich herunterzieht und mich von mir wegzieht. Erst nannte ich diese Haltung einen GESUNDEN EGOISMUS. Heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, ließ ich es sein, immer recht haben zu wollen, und seitdem habe ich mich viel weniger geirrt. Heute habe ich entdeckt, das ist MÄSSIGUNG (wahre BESCHEIDENHEIT).

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiterhin in der Vergangenheit zu leben und mich um die Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur für diesen Augenblick, wo ALLES stattfindet. Heute lebe ich jeden Tag einfach nur Tag für Tag, und ich nenne es ERFÜLLUNG.

Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, dass mein Denken mich verstören, unruhig 
und krank machen kann. Doch als ich es mit meinem Herzen verbunden hatte, wurde mein Verstand ein wertvoller Verbündeter. Diese Verbindung nenne ich heute WEISHEIT DES HERZENS.

Wir brauchen uns nicht länger fürchten vor Argumenten, Konfrontationen oder vor jeglicher Art von Problemen mit uns selbst oder mit anderen. Selbst Sterne stoßen zusammen, und aus ihrem Zusammenprall werden neue Welten geboren. Heute weiß ich, das ist LEBEN.

Donnerstag, 10. September 2020

Distanz fatal



"Gespräche sind der wirkungsvollste Weg, tief greifende soziale Veränderungen herbeizuführen." 
(Meg Wheatly, zitiert in N.D. Walsch, Der Sturm vor der Ruhe, Berlin 2012, Seite 65)


Gute Gespräche, mit Menschen, live, gehören zu den Dingen, die ich am meisten vermisse. Schon bevor der Wahnsinn des großen C losging, lebte ich einigermaßen zurückgezogen. 
Aber ich hatte meine Frankfurt-Reisen und dort allerlei Begegnungen mit lieben Menschen. Wir gingen ins Café, gemeinsam Essen, besuchten zusammen Museen, machten Spaziergänge, trafen uns bei einer von uns zuhause zum Kaffeeklatsch.



Mit dem Maskenzwang wurde mir die bequeme Bahn-Reisemöglichkeit nach Frankfurt genommen, ich bin nach 10 Minuten mit so einem Ding vorm Gesicht kaputt. Und vom "urbanen Leben" ist ja auch nicht mehr so viel übrig, mit den Gesichtslappen überall zwischen den Menschen.

So bleiben mir Chats, Telefongespräche, mails, Briefe. 

Und dieser Blog. Der ja mehr eine Einbahnstraße*) ist… aber immerhin kann ich meine Gedanken in die Welt hinaus schreiben.

Und erneut geht mir durch den Kopf: "honni soit qui mal y pense" – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt - wenn ich weiterlese, was Meg Wheatly im Jahr 2002 weiter schreibt:


"Echte Gespräche sind (…) ein zeitloser und verlässlicher Weg, wie Menschen gemeinsam denken können. (…) Wir hungern nach Gelegenheiten, miteinnder ins Gespräch zu kommen. Die Leute möchten die eigenen Geschichten erzählen und sind bereit, sich Ihre anzuhören. (….) Veränderung wird nicht dadurch herbeigeführt, dass jemand sich hinstellt und einen Plan verkündet. Veränderung kommt tief aus dem Inneren eines Systems, wenn einige Leute erkennen, dass da etwas ist, was sie nicht länger zu tolerieren bereit sind, oder wenn jemand einen Traum zukünftiger Möglichkeiten hat und sie auf diesen Traum reagieren."

Honni soit qui mal y pense…  
Wenn man bedenkt, dass Regierungen weltweit die Menschen in die Distanz von einander zwingen. Und in vielen Ländern sie auch noch die Hälfte ihres Gesichtes verbergen müssen.
Sich einen Maulkorb umhängen müssen. So nennen es manche.



Es ist für uns als soziale Lebewesen überlebenswichtig, die Distanz zu überwinden.
Wir müssen uns wieder nahe kommen. Wir müssen wieder mit einander ins Gespräch kommen. Gedanken austauschen. Gefühle besprechen. Wie es uns geht. Wie wir mit der Situation umgehen. Können. Wollen. Müssen.

Finden wir Möglichkeiten, zu einander zu kommen!

 

Ich kenne die Regeln in den einzelnen Bundesländern nicht. 
Wir hier in den Niederlanden können einigermaßen frei mit einander umgehen und dürfen auch bis zu 6 haushaltsfremde Personen in der eigenen Wohnung empfangen. 
Wir dürfen einander also besuchen. Sicher gibt es auch vergleichbare Regelungen in Deutschland, wenn die auch pro Bundesland anders sein mögen.
 






Man kann auch gemeinsam Spazierengehen, Radeln, Laufen – Freiluftaktivitäten.

Man muss sich nur trauen.
Lasst uns die Distanz überwinden!





Normalerweise habe ich nicht viel mit Schlagerartigem am Hut. Dieser Song aber hat mich berührt. Darum teile ich ihn hier zum Abschluss meines heutigen Blogbeitrags. 

 
Über den Künstler und seine Motivation ist auf seiner Website  mehr zu finden

Der Song stammt von Alex Olivari (*1967), der über sich selbst schreibt:
"Als Gitarrist, Bassist, Sänger und Keyboarder bin ich schon eine halbe Ewigkeit unterwegs und habe für nationale und internationale Künstler gearbeitet:

Jennifer Rush, Paul Carrack, Spencer Davis, Gloria Gaynor, The Kelly Family, Guildo Horn, Barbara Dennerlein, Tommy Engel, Matthias Reim und viele mehr.

Jetzt konzentriere ich mich auf meine große Leidenschaft: Das Komponieren und Produzieren von Songs."

*) Es ist durchaus erlaubt und erwünscht, Kommentare zu meinen Texten zu schreiben. Manche tun das ja schon. Danke dafür!
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