Vergangenen Sonntag waren mein Mann und ich unterwegs auf unserer kleinen, täglichen Runde durchs Dorf, Minimal-Bewegungsprogramm. Nachdem wir beim Freizeithafen die historische Klappbrücke überquert hatten und wieder Richtung Hauptstraße gingen, kam automatisch der gegenüberliegende Coop ins Blickfeld. Dort herrschte leise Betriebsamkeit – hier haben die Supermärkte am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.'Ich hab' keine Erdbeeren fürs Müsli morgen früh' schoss es mir durch den Kopf, 'dann kann ich doch auf dem Heimweg jetzt gleich ein Schälchen mit diesem Lieblingsobst mitnehmen.' – Gedacht, getan. Meine Bankkarte habe ich jetzt immer bei mir, sie steckt in einem Fach der Handy-Hülle. Da man hier so gut wie nicht mehr mit Bargeld zahlen kann, brauche ich nur noch selten mein Portemonnaie.
Jedenfalls – mit
unbeschreiblichem Glücksgefühl machte ich mich auf zu meinem ersten
Spontan-Einkauf seit ichweißnichtwievielen Monaten.
Letzten Samstag nämlich wurde in den Niederlanden die Maskenpflicht aufgehoben.
Das ewige Zurückzucken: 'achso, geht
nicht, ich hab keine Maske dabei' hat ein Ende. Jedenfalls, wenn man nicht
gerade mit der Eisenbahn oder dem Bus fahren will.
Einfach so, weil es mir gerade in den Sinn kommt, in einen Laden gehen! wie lange habe ich das nicht mehr getan!
Und drinnen lauter frohe, aufrecht und happy einkaufende Menschen, denen man richtig ins Gesicht schauen kann. Auch die Mitarbeiter im Laden – alle mit offenen Gesichtern.
Es ist unfassbar, wie anders die Atmosphäre im Laden dadurch ist!
Dieser ganze ängstliche Grauschleier, die Furcht vor dem anderen – jeder könnte der Böse sein, der mir das C anhängt – wie weggeblasen! Die Menschen kaufen wieder mit hocherhobenem Haupt ein, anstatt furchtsam und eilig durch den Laden zu huschen.
Bis Februar 2020, bis vor etwas mehr als einem Jahr, war eine solche Körpersprache beim Einkaufen der Normalfall, über den niemand besonders nachgedacht hat. Es gehörte dazu wie das tägliche Brot. Und jetzt, nach 16 Monaten C-Wahnsinn, wird auf einmal der alltägliche Einkauf im Supermarkt ein Ereignis, das Freude macht und gute Laune. Nur, weil wir wieder wie Menschen einander begegnen 'dürfen', einander ins Gesicht schauen können, frei atmen können, während wir durch den Laden gehen.
Ich werde jeden
Tag dieser freien Sommermonate genießen. Freue mich schon auf den ersten Besuch
im Fischrestaurant ganz ohne Maskenpflicht – auch wenn beim letzten Mal uns
schon niemand mehr darauf ansprach. Auf den Besuch auf der Caféterrasse des
Bürgerhauses, den Einkauf im Gartencenter – überall wieder Menschen mit freien Gesichtern, drinnen, draußen
– SAGENHAFT!
Ich glaube, wenn ich das nächste Mal in der Stadt Groningen bin, werde ich einfach so durch den Hema, H&M, einen Drogeriemarkt bummeln. Schlicht, weil es jetzt wieder geht ohne so ein Ding im Gesicht.
Ein Stück
Normalität ist mal eben ins Leben zurückgekehrt.
Ich werde jeden
Tag, in dem ich das genießen darf, ganz bewusst wertschätzen.
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