… heißt ein Zauberwort, das mir immer häufiger begegnet. Resilienz müsste man haben…
... eine Kernfähigkeit, um das Leben gut zu leben.
Während einer Online-Lesung heute Abend – das Buch "Abenteuer im Wilden Osten" aus dem Filos-Verlag wurde vorgestellt – beschrieb im Nachgespräch einer der Teilnehmer eine wesentliche Fähigkeit der Menschen in der DDR als "Sie hatten eine geniale Geschicklichkeit entwickelt, aussichtslos erscheinende Situationen doch zu bewältigen."
Die kürzeste Definition von Resilienz, die mir bislang untergekommen ist.
Im bereits am letzten Montag zitierten Film "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" wird auch auf diese Fähigkeit von Menschen, ihre Wirklichkeit zu gestalten, explizit eingegangen.
Eine offizielle
Definition von Resilienz lautet: "Resilienz beschreibt die Entwicklung, Nutzung und den Zugang
zu den Potentialen, die Menschen dazu befähigen, Niederlagen, Unglück,
Stressoren und Schicksalsschläge besser und schneller zu meistern oder den
Körper zu heilen. Resilienz beschreibt (…) eine Umgangs-Kompetenz. Das heißt,
nicht das Phänomen, sondern meine resiliente Reaktion auf das Phänomen macht
den Unterschied."
Im Film wird es so beschrieben: Es geht um die Fähigkeit, die eigene
Wirklichkeit positiv zu ändern.
Genau da liegt
der Hase im Pfeffer. Es geht um die Reaktion auf eine Situation und um
die Fähigkeit, diese Situation aktiv zu gestalten.
Irgendwie hat sich das für mich vor allem in den letzten zweieinhalb Jahren zu
einem intensiven Lernprogramm entwickelt. Darin stehe ich nicht allein, das merke
ich in vielen Gesprächen mit anderen Menschen. All das, was ins Wanken geraten ist
bzw. mehr oder weniger unwiederbringlich verloren gegangen ist in dieser Zeit des
großen C, zusätzlich nun noch der bewaffnete Konflikt im Osten Europas, stellt eine enorme Herausforderung dar für das Vermögen jeder
einzelnen Person, weiterhin aufrecht und zuversichtlich im Leben zu stehen. Es
gibt einfach wahnsinnig Vieles, über das man komplett hoffnungslos werden
könnte.
Im Film wird nach Bedingungen geschaut, die Menschen helfen, Resilienz zu entwickeln bzw. nach dem, was resiliente Menschen kennzeichnet. Ob man sich da was abschauen kann?
Zum Beispiel weisen die Autoren des Films darauf hin, wie wichtig Beziehungen für die Entwicklung von Resilienz sind. Wie wichtig es, vor allem in der Kindheit ist, wenn bei insgesamt ungünstigen Lebensumständen einer da ist, der an einen glaubt, der eine unterstützt.
Das hat sich auch in diesen vergangenen, zähen 30 Monaten immer wieder erwiesen: Kontakt zu anderen Menschen, möglichst echter Kontakt von Mensch zu Mensch, aber auch digitaler Kontakt ist einfach überlebenswichtig.
Resiliente Menschen sind in der Lage, in sich in stressigen Situationen mit genau jenen Ressourcen zu versorgen, die helfen, um diese stressigen Situationen zu durchstehen. Sie wissen, was ihnen gut tut und was ihnen hilft, wenn es ihnen nicht gut geht.
"Resiliente Menschen können ihre eigene Realität bewusst gestalten. Wie Stehaufmännchen finden sie in jeder Lage den Weg zurück in die Senkrechte."
Meine Großmutter väterlicherseits war so ein "Stehauf-Frauchen". Gesegnet mit einer unglaublichen mentalen Kraft und Fähigkeit hat sie einige wirklich schwere Situationen in ihrem Leben bewältigt, an denen ich wohl zerbrochen wäre. Schade, dass ich sie nicht mehr fragen kann, woher sie diese unglaubliche Kraft genommen hat. Sie starb, als ich in meinen Zwanzigern war; in der Pubertät und meiner Jungerwachsenenzeit beschäftigten mich andere Fragen als diese. Leider. Sage ich heute.
Zurück zum Film. Zum Ende hin kommt dann doch noch, wie schon beim letzten Mal zitiert, ein vielleicht helfender Hinweis der Resilienz-Forscher: Spiritualität und Sinn im Leben erhöhen die Widerstandsfähigkeit deutlich. "…nicht so sehr eine religiöse Spiritualität, sondern mehr eine sinnstiftende. Eine Spiritualität, die einem hilft zu verstehen, warum manche Dinge passieren. Und, wenn dies nicht möglich ist, das Nichtwissen zu ertragen."
Oder, wie StephanMeier es einmal in einem Interview gesagt hat:
"Das Leben möchte Dich heilen.
Erlaube es – auch wenn Du nichts verstehst."
Nun denn.
Üben wir weiter.
Wieder einmal ein sehr schöner Beitrag von dir. Ich denke wir alle sind mit dieser Resilienz ausgestattet und sie springt dann an, wenn der Leidensdruck gross genug ist und wir es auch zulassen, zu uns selbst stehen und nicht den anderen gerecht werden wollen ... aber ich weiss auch, dass ich nichts weiß ... ;-)
AntwortenLöschenGanz toller Beitrag ,habe ihn 2 gelesen und fand etliches was mir bekannt vor kam,
AntwortenLöschen@Diogenes, Anonym - es freut mich, dass Ihr damit etwas anfangen könnt. Danke für die Komplimente.
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