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Montag, 11. Juli 2022

Eurythmics

Eurythmiefigur "E", Rudolf Steiner (1922)

Es kommt wieder Bewegung in mein Leben. Endlich.
In den letzten Wochen hatte sich irgendwie, wirklich "irgendwie"- ich kann gar nicht sagen wie es geschah-, ein ganz komischer Stillstand ausgebreitet, der mit allerlei Ungemach einherging. Natürlich vermisse ich Vieles, das bis vor zweieinhalb Jahren ganz selbstverständlich zu meinem Leben gehört hatte, und hat wohl die allgemeine Lähmung, die sich bei allem vordergründig-sommerlichen Aktionismus überall um uns her doch im Hintergrund über alles gelegt hat, auch auf mich ihre Auswirkungen gehabt.

Danken dafür, dass nun trotz allem etwas wieder in Bewegung kommt in meinem Leben und in mir, darf ich auch der Vertreterin meiner Hausärztin, die mit offenem und interessiertem Blick nach dem schaute, was ich ihr schilderte und mir empfahl, (wieder) Heileurythmie zu machen.

Diese Idee und die Möglichkeit, ziemlich schnell damit wieder anfangen zu können, gaben mir auch an anderen Stellen Schwung, und so gehe ich morgen endlich wieder einmal zum Haareschneiden (ich war erneut eine Weile der Versuchung erlegen, das Haar doch ein bisschen mehr wachsen zu lassen). Ich freue mich jetzt enorm auf den Moment, in dem mir aus dem Spiegel wieder diejenige entgegenschaut, die ich dort zu sehen erwarte. Und nicht eine ältere Dame mit wirrem Silberhaarschopf. Auch werden wir wieder einmal nach Bunde zum Einkaufen fahren, wiederum eine willkommene Abwechslung zum dörflichen Einerlei. Im Gepäck werden wir auf dem Rückweg dann auch wieder einen bis zwei Kästen Mineralwasser in Glasflaschen haben; hier gibt’s nur 1,5-l-Einzelflaschen aus PET. Jedes Land hat so seine Gewohnheiten...

Eurythmiefigur "I", Rudolf Steiner (1922)
Aber zurück zum Bewegen.

Für diejenigen, denen sowohl der Begriff Eurythmie (was man auch mit "schöne Bewegungen" übersetzen kann) als auch "Heileurythmie" völlig unbekannt sind, habe ich hier die Definition zur Heileurythmie von der Website des Berufsverbandes Heileurythmie kopiert:

"Beim gesunden Menschen wirken die Kräfte der physischen, seelischen und geistig-individuellen Ebene harmonisch ineinander. Eine Erkrankung ist eine Störung dieser Kräftekonstellation. Gezielte heileurythmische Bewegungsübungen bringen diese Ebenen wieder in ein gesundes Gleichgewicht. Der Patient kann in therapeutischer Begleitung den Heilungsprozess selbst aktiv mitgestalten."

Im Therapeutikum in Groningen hat vor einigen Monaten eine neue Heileurythmistin ihre Zelte aufgeschlagen, nachdem diejenige, bei der ich vor ein paar Jahren meine Eurythmiestunden hatte, in Ruhestand gegangen ist. Auch von daher war also bereits Bewegung in das Ganze gekommen.
Andere Hausärztin, wenigstens zeitweise; andere Eurythmistin; neue Perspektiven.

Heute hatte ich meine erste Stunde.

Nach dem Klassiker, der am Beginn jeder Eurythmiestunde steht, die Bewegungsfolge zu den Buchstaben I-A-O, die hilft sich zu zentrieren, stellte mir die Eurythmistin eine wundervolle Folge von Bewegungen vor zum Üben in der Stunde und dann auch zuhause:

"Hallelujah"

In der Eurythmie gibt es zu jedem Buchstaben, eigentlich zu jedem Buchstabenlaut charakteristische Bewegungen, die in einem solchen ganzen Wort fließend mit einander verbunden werden. Das „Hallelujah“ war das erste Wort, das 1912 in der Eurythmie durch Lori Smits, unter Leitung Rudolf Steiners, sichtbar gemacht wurde, habe ich auf der Webseite der Berliner "Schule für Eurythmische Art und Kunst" gelesen.

Eurythmiefigur "A", Rudolf Steiner (1922)
 

 
Ich war direkt berührt von diese Bewegungsabfolge, fühlte eine Art inneres Glück.
Nachdem ich mich zunächst gefragt hatte, wie ich das je behalten solle, war ich dann doch erstaunt, wie leicht ich den Ablauf nachtanzen konnte und wie er sich meinem Gedächtnis eingeprägt hat.

Ganz beseelt lief ich nach dieser Stunde sanfter Körperarbeit zurück zum Bahnhof. Das bewusste Bewegen hatte mir enorm Freude gemacht. Bewegung fehlt eben doch sehr in meinem Leben.
Nun habe ich eine abendliche Bewegungsabfolge, die ich als Vorbereitung zum Schlafengehen machen kann.
Aus der Vorfreude auf meine kleine, ruhige Abendgymnastik heraus habe ich auch diesen heutigen Blog geschrieben.

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