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Donnerstag, 30. Juli 2020

Maßnahmenwahnsinn



Szene aus der Inszenierung von "Medea" des TAG-Theaters in Wien, 12/2019
Besprochen im Blog von Walter Pobaschnig

Was für ein Irrsinn, diese Maßnahmen, die noch immer fortdauern. Weil die Bundesregierung (und nicht als einzige in der Welt) entschieden hat, dass sie erst aufhören dürfen, wenn ein Impfstoff gefunden ist.

Gestern rief ein guter Freund mich an. Er ist Schauspieler, Theater, aber auch Fernsehen. Dieser Tage musste er sich entscheiden, ob er bei der nächsten Staffel einer Serie wieder dabei sein wollte, in der eine der festen Figuren verkörpert.

Er hat sich dagegen entschieden.
Drehen unter C-Virus-Maßnahmen ist für ihn unmöglich. Er kann das nicht. Und will das nicht.

Allerlei medizinische Überwachung. Jeden Morgen bei Ankunft am Drehort wird die Körpertemperatur von allen am Dreh beteiligten gemessen. Vor Drehstart 5 Tage in Quarantäne und 2x PCR-Test. Danach wird alle 7 Tage wieder ein PCR-Test durchgeführt, bei jeder und jedem, die mit den Dreharbeiten zu tun haben.

Führt man sich vor Augen, wie unendlich viele Leute an so einem Dreh beteiligt sind – auch wenn mit so klein wie möglichen Teams gearbeitet werden muss – kann man sich vorstellen, wie schnell ein falsch positives Ergebnis darunter sein kann. Bei der Fehlerquote mancher gängiger PCR-Tests… (es gibt ja nur 475 verschiedene PCR-Tests, jeder mit einer eigenen Fehlerquote für falsch positiv und falsch negativ)

Sollte jemand positiv getestet sein, müssten alle, wie sie da sind, 14 Tage in Quarantäne, und zwar dort, wo sie gerade sind. Sollte also gerade in Hinterkleckersdorf gedreht werden, dürfen alle in Hinterkleckersdorf in Quarantäne.

Foto von den Dreharbeiten zu 'Praxis mit Meerblick' aus diesem
sehr informativen Artikel
Man muss so viel wie möglich mit Maske herumlaufen (Brechtsches Theater, nur anders), auch geprobt wird mit Maske.

Man sieht die Gesichter der Mitspieler/innen, deren Mimik nicht richtig, man hört den Stimmausdruck nicht richtig, man kann selbst nicht richtig, nicht ausdrucksvoll sprechen unter so einem Ding. Abgesehen vom Schwitzen und der Atemnot… Wie soll mensch als Schauspieler/in da gut in die Rolle kommen und all das gut ausdrücken, was man ausdrücken will?

Es gibt einen extra Hygieniker im Team. Und einen "Abstandsbeauftragten". Szenen mit Körperkontakt müssen umgeschrieben werden. Ob beim Dreh 'seiner' Serie ein Maskenbildner wieder im Team sein wird - keine Ahnung. In den Berichten aus dem Frühsommer, die ich gelesen habe, frisierten und schminkten sich die Schauspieler noch selbst.

Ich kann mich hier nur wiederholen: was für ein Irrsinn, das alles!

Brechtsches Theater at its best: 'Der gute Mensch von Sezuan'
im Theater tri-Bühne Stuttgart 2006
Das Ganze wird noch irrsinniger, wenn man sich die Zahlen vom Robert-Koch-Institut genauer anschaut und Dinge mit einander in Beziehung setzt. Zwei interessante Videos dazu siehe hier und hier.

Ob die Coronamaßnahmen mit all ihren Auswirkungen auch ins Drehbuch geschrieben wurden, weiß ich noch nicht. Wird sich weisen, wenn die Staffel abgedreht ist und gesendet werden wird. Denn offenbar lassen sich die meisten der Schauspieler/innen trotz aller unmöglichen Zumutungen auf die Sache ein.


Mein Freund bleibt sich treu.
Dafür bewundere ich ihn. Und ich trauere und leide mit ihm. Denn er liebt seinen Beruf.

Er erzählte, wie schwer der Entscheidungsprozess war, und wie schmerzlich die Situation für ihn ist. "Solange der Maskenzwang herrscht, kann ich meinen Beruf nicht mehr ausüben." sagt er. Und: 
"Lieber helfe ich hier irgendwo beim Bauern auf dem Hof, als unter diesen Bedingungen zu drehen."
Er wohnt ländlich.

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