Szene aus der Inszenierung von "Medea" des TAG-Theaters in Wien, 12/2019 Besprochen im Blog von Walter Pobaschnig |
Was für ein Irrsinn, diese Maßnahmen, die noch immer fortdauern. Weil die Bundesregierung
(und nicht als einzige in der Welt) entschieden hat, dass sie erst aufhören
dürfen, wenn ein Impfstoff gefunden ist.
Gestern rief ein
guter Freund mich an. Er ist Schauspieler, Theater, aber auch Fernsehen. Dieser
Tage musste er sich entscheiden, ob er bei der nächsten Staffel einer Serie
wieder dabei sein wollte, in der eine der festen Figuren verkörpert.
Er hat sich
dagegen entschieden.
Drehen unter
C-Virus-Maßnahmen ist für ihn unmöglich. Er kann das nicht. Und will das nicht.
Was hätte ihn
beim "Ja" erwartet?
Dreharbeiten zu 'Sturm der Liebe' unter C-Virus-Bedingungen |
Allerlei medizinische Überwachung. Jeden Morgen bei
Ankunft am Drehort wird die Körpertemperatur von allen am Dreh beteiligten
gemessen. Vor Drehstart 5 Tage in Quarantäne und 2x PCR-Test. Danach wird alle 7 Tage wieder ein PCR-Test durchgeführt, bei jeder und jedem, die mit
den Dreharbeiten zu tun haben.
Führt man sich
vor Augen, wie unendlich viele Leute an so einem Dreh beteiligt sind – auch wenn mit so klein wie möglichen Teams gearbeitet werden muss – kann man sich
vorstellen, wie schnell ein falsch positives Ergebnis darunter sein
kann. Bei der Fehlerquote mancher gängiger PCR-Tests… (es gibt ja nur
475 verschiedene PCR-Tests, jeder mit einer eigenen Fehlerquote für falsch
positiv und falsch negativ)
Sollte jemand
positiv getestet sein, müssten alle, wie sie da sind, 14 Tage in Quarantäne,
und zwar dort, wo sie gerade sind. Sollte also gerade in Hinterkleckersdorf
gedreht werden, dürfen alle in Hinterkleckersdorf in Quarantäne.
Foto von den Dreharbeiten zu 'Praxis mit Meerblick' aus diesem sehr informativen Artikel |
Man muss so viel
wie möglich mit Maske herumlaufen (Brechtsches Theater, nur anders), auch
geprobt wird mit Maske.
Man sieht die
Gesichter der Mitspieler/innen, deren Mimik nicht richtig, man hört den
Stimmausdruck nicht richtig, man kann selbst nicht richtig, nicht ausdrucksvoll
sprechen unter so einem Ding. Abgesehen vom Schwitzen und der Atemnot… Wie soll mensch
als Schauspieler/in da gut in die Rolle kommen und all das gut ausdrücken, was
man ausdrücken will?
Es gibt einen extra Hygieniker im Team. Und einen "Abstandsbeauftragten". Szenen mit Körperkontakt müssen umgeschrieben werden. Ob beim Dreh 'seiner' Serie ein Maskenbildner wieder im Team sein wird - keine Ahnung. In den Berichten aus dem Frühsommer, die ich gelesen habe, frisierten und schminkten sich die Schauspieler noch selbst.
Ich kann mich
hier nur wiederholen: was für ein Irrsinn, das alles!
Brechtsches Theater at its best: 'Der gute Mensch von Sezuan' im Theater tri-Bühne Stuttgart 2006 |
Das Ganze wird
noch irrsinniger, wenn man sich die Zahlen vom Robert-Koch-Institut genauer
anschaut und Dinge mit einander in Beziehung setzt. Zwei interessante Videos
dazu siehe hier und hier.
Ob die
Coronamaßnahmen mit all ihren Auswirkungen auch ins Drehbuch geschrieben
wurden, weiß ich noch nicht. Wird sich weisen, wenn die Staffel abgedreht ist
und gesendet werden wird. Denn offenbar lassen sich die meisten der Schauspieler/innen trotz aller unmöglichen Zumutungen auf die Sache
ein.
Mein Freund
bleibt sich treu.
Dafür bewundere
ich ihn. Und ich trauere und leide mit ihm. Denn er liebt seinen Beruf.
Er erzählte, wie
schwer der Entscheidungsprozess war, und wie schmerzlich die Situation für ihn
ist. "Solange der Maskenzwang herrscht, kann ich meinen Beruf nicht mehr
ausüben." sagt er. Und:
"Lieber helfe ich hier irgendwo beim Bauern
auf dem Hof, als unter diesen Bedingungen zu drehen."
Er wohnt
ländlich.
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