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Donnerstag, 11. März 2021

Teddys Regentag

Heute war schreckliches Wetter. Erst recht für einen kleinen Teddy, der weder Regen besonders mag noch gar Sturm.
Trübsal blasend stand er vormittags zwischen den Sansiverien am Fenster und schaute über den regennassen Garten hin zum ebenso regennassen Park. Niemand war unterwegs. Keiner der vielen Hunde aus der Nachbarschaft mit seinem Menschen. Nicht einmal eine eingebildete Mäuse jagende Katze.

Auch im Garten der Nachbarn passierte gar nichts. Wirklich nichts.

 

Dabei gäbe es wirklich genug zu sehen, finde ich. Man muss nur hinschauen.
Aber Teddy konnte dem allem überhaupt nichts abgewinnen.

Er schaute weiterhin ins Leere, fühlte sich elend und fand alles sooooo langweilig.

Und dann kam Teddy auch noch diese Sache wieder in den Sinn. Es war am Montag vor drei Wochen. Er kann sich ganz genau daran erinnern. Plötzlich klingelte es an der Tür, und seine Menschin lief in Windeseile hinunter, sie hatte nämlich das Auto von DHL vorm Haus halten hören. Vor sich hingrummelnd "was will der denn hier, ich hab doch gar nix bestellt!" Und, kaum hatte sie die Sachen in Empfang genommen, plötzlich jubelnd "Wow, ist das Päckchen doch noch angekommen!" Die verloren geglaubte Weihnachtsüberraschung von einem lieben Freund hatte mehr als zwei Monate gebraucht, um von Ostfriesland bis in die Provinz Groningen zu gelangen. Wahrscheinlich durch laufende Boten anstatt Autos befördert.

Teddy hatte sich mitfreuen wollen und war, so schnell es ihm möglich war, nach unten auf der Treppe mehr gerutscht als gelaufen. Er liebt es, Päckchen auszupacken. Solche mit wunderschön bedrucktem Weihnachtspapier erst recht.
Endlich war er im Esszimmer angelangt.
Was für eine Enttäuschung! Seine Menschin hatte schon alle Geschenke ausgepackt! Und es waren viele! Was hätte bär da für einen Spaß haben können!

Aber nein. Kein Fitzelchen schönes Weihnachtspapier mehr. Immerhin noch ein vertrockneter Tannenzweig. Und viele, viele Engel.
Außerdem - da war auch wirklich, wirklich ein Geschenk für ihn! Für ihn, Teddy!
Juchhu!

Blöd nur, dass gerade in diesem Moment seine Menschin dazukam. Sie freute sich auch riesig über all die Überraschungen und Genüsse. Wollte aber trotzdem alles gleich an die richtige Stelle räumen. Erwachsene Menschin halt. Und so nahm sie ihn, Teddy, einfach auf den Arm und setzte ihn an eine andere Stelle. Grrrrrrrrr!

Wie gut, dass Aufräumen, auch von verspäteten  Weihnachtsgeschenken, seine Zeit braucht.

Während Teddys Menschin damit beschäftigt war, der Kerze ihren Platz zu geben und die Mausmatte mit dem Motiv der Blume des Lebens auf dem Schreibtisch zu platzieren, ergriff Teddy die Chance, erneut auf den Tisch zu klettern. Da war sein Geschenk! Wie gut, es stand noch da. Wann seine Menschin ihm das wohl gegeben hätte?

Das beste in solchen Fällen ist immer noch: selbst ist der Bär!

Die Rosen daneben sahen auch irgendwie interessant aus. Duften taten sie nicht. Waren wohl nicht echt. Was waren sie dann aber stattdessen?

Hm... Als Schmuck schienen sie auch nicht recht geeignet. War zwar irgendwie eine Art Kette, aber doch sehr mühsam umzulegen. Beim angemessenen Drapieren auf seinem Fell hatte Teddy sich ganz schön in der Schnur zwischen den Blüten verheddert. Trotz allem, das Rosa passte irgendwie schon zu seiner Fellfarbe...

Plötzlich stand seine Menschin lachend neben ihm am Tisch. "Teddy!", rief sie, "das ist doch keine Kette für einen Bären! Das ist eine Rosen-Lichterkette!"
Teddy war ein bisschen gekränkt wegen des Lachens, dann aber auch froh, als sie ihm half, sich aus der Kette wieder zu entwirren.


 

 

Und danach durfte er sich ausführlich seinem Geschenk widmen.
Das war schön gewesen. Der kleine Goldbär. Und das Schild "für Teddy".
Eigentlich doch eine richtig schöne Erinnerung. Trotz der Enttäuschung am Anfang.


Dann fiel ihm allmählich auf, dass er noch immer am Fenster zwischen den Sansiverien stand und in den Park guckte. Und mit der schönen Erinnerung im Kopf sah der Park auf einmal doch ganz anders aus. In der Ferne sah er auf dem Teich eine Ente schwimmen. Und rechts im Hirschgarten war auch eine Menge los. Die zwei weißen Gänse machten wieder mal Unsinn, und die Hirsche und Hirschkühe waren verteilt über die Wiese beschäftigt damit, noch ein paar Grashälmchen zu zupfen.

Doch die gute Laune hielt nicht lange an.


Wenig später saß er zutiefst frustriert auf dem Bett seiner Menschin. Nicht einmal das kuschelige Kissen konnte seine Laune verbessern. Es war und blieb ein blöder Tag. Was sollte bär nur damit anfangen. Er schaute sich nochmal um. Und dann kam ihm das gelbe Buch in den Sinn, das er von seinem Platz auf dem Nachttisch aus immer vor der Nase hatte.


O.K. dann. Würde er eben lesen. Wie der Titel schon sagte, war es ein Buch ausdrücklich für Menschen.
Aber welcher Teddy würde sich davon hindern lassen und nicht trotzdem einen Blick hineinwerfen?

Neugierig begann er, darin zu blättern.


Es war wirklich interessant.
Fasziniert las er und las er.




Irgendwann aber war es dann doch zu anstrengend. Erstens war es halt doch ein Buch für erwachsene Menschen und nicht für kleine Teddys.
Zweitens voll mit lauter Neuem, von dem Teddy noch nie in seinem Leben gehört hatte. Der Kopf begann ihm mit der Zeit ziemlich zu schwirren. Das, was er gelesen hatte, vermischte sich mit seinen Erinnerungen ans Weihnachtspäckchen. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Schließlich klappte er das Buch zu und genehmigte sich ein Nickerchen voller bunter Träume, in denen der Goldene Bär und all die goldenen Engel aus dem Weihnachtspäckchen eine wichtige Rolle spielten.

So fand ich, seine Menschin ihn dann, als ich etwas in den Kleiderschrank räumen wollte.

Später, als er aufgewacht war, erzählte mir Teddy schniefend wegen des langen Alleinseins und stolz zugleich von seinem erst langweiligen, dann interessanten, aber erschöpfenden Tag.


 

 

Um das alles wieder ins richtige Gleichgewicht zu bringen, kuschelten wir zum Abschluss eine ganze Weile bärig gemütlich mit einander.








1 Kommentar:

  1. Auch Teddys sind nun mal sehr eigensinnig und neugierig. Trotzdem ist es mal wieder eine schöne Geschichte. Und für Teddy, nach Regen folgt Sonnenschein.

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