Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 30. November 2020

Geee-sund-heit!

Eines ist sicher: wir werden nie mehr gleichgültig und selbstverständlich mit Husten und Niesen umgehen können. Nicht mit dem unserer Mitmenschen. Nicht mit dem eigenen. Das wurde mir bewusst, als ich mich an einem der vergangenen Tage an einen meiner nächtlichen Träume erinnerte.

Diese herrlich volle Kirche stammt aus dem Online-Adeventskalender 2017 der Deutschen Welle, Törchen 16
Schlafgeträumt also – saß 'ich' in einer dicht besetzten Kirche, und noch immer strömten weitere Menschen herein. Vorne wurden die Lieder angekün-digt, die von der  Organistin gespielt und von den Menschen gesun-gen werden sollten. Lauter 'Neue Geistliche Lieder'; für die, denen das was sagt.
"Singen – ja darf man das denn wieder?" dachte ich. "Oder meint er (der Sprecher am Mikrofon) Mit-Summen, wenn er Singen sagt?"

'Ich' war mir völlig unsicher, was denn jetzt erlaubt sei. Freute mich einerseits unbändig darauf, endlich wieder mit voller Stimme in Gemeinschaft zu singen. Andererseits hatte mein Traum-Ich eine unbestimmte Riesen-Angst vor all den herumfliegenden Tröpfchen.

In meine Bank drängelte sich ein jüngerer Mann, ca. Mitte 30 und strohblond, hochgewachsen, lautfröhlich, Modell "was kostet die Welt", das Ganze vermischt mit ungepflegtem Weltenbummlertum. Er ließ sich direkt neben mir fallen. Unruhig herumzappelnd, kramte er hier und kramte da in seinen diversen Jackentaschen. Und dann auf einmal nieste er. Laut, heftig, geradeheraus und ohne Hand oder Ellenbogen, geschweige denn ein Einwegtaschentuch vor Mund und Nase. "Hoppla!" rief er danach laut und provozierend. Er schniefte kräftig und fragte dann lautstark: "Hat vielleicht jemand ein Taschentuch für mich?". Und schniefte theatralisch weiter.

Mein Traum-Ich gruselte sich (hatte wohl kein Taschentuch zum Weitergeben?), versuchte, so weit wie möglich abzurücken, und Panik breitete sich in mir aus. Was, wenn… das Niesen kein normales Niesen war??? Ich versuchte, meine linke Nachbarin zu animieren, mehr nach links zu rücken, da war noch Platz. Sie aber blieb stoisch sitzen. In meinem Traum-Ich breitete sich die Panik immer weiter aus. Es versuchte, das Atmen einzustellen, fand es furchtbar, so dicht an dicht mit fremden Menschen sitzen zu müssen, und stand schließlich auf, um sich einen anderen Platz zu suchen.

Das gelang dann auch. In einem wesentlich weniger dicht besetzten Teil der Kirche. Lauter ältere Frauen um das geträumte Ich herum, klein und mager, in altmodischen Altfrauenkleidern, mit dünnem Grau-Haar, das zu Knerzchen geflochten war.

Diese Karikatur von Gerard Hoffnung habe ich auf dieser Webiste gefunden
Der Gottesdienst nahm seinen Lauf. Dann wurde das Bonhoeffer-Lied "Von guten Mächten" angekündigt. Völlig unerwartet begonnen die Frauchen um 'mich' herum absolut begeistert und lauthals mitzusingen.
Das geträumte Ich hingegen traute sich nur zu Summen.

Und wurde vom kalten Grausen gepackt angesichts all der Aerosole, die hier nun herumschwirren mussten, vor den inneren Augen sichtbar gemacht wie in den Filmen mit den Aerosol-Versuchen in diesem Frühjahr.

So viel zur Freude am gemeinsamen Singen.
Aber auch zur Angst vor dem niesenden oder hustenden Mitmensch.

Leute, die auffallend und ungeschützt um mich herum niesten, husteten oder taschentuchlos schnieften, fand ich schon immer unangenehm und unappetitlich. Jetzt allerdings stellt sich schnell ein Gefühl von Bedrohlichkeit ein. Wer weiß, was sie einem anhängen...

Vielleicht sollte man das "Gesundheit!"-wünschen nach dem Niesen eines Mitmenschen wieder einführen. Das aus mir unerfindlichen Gründen vor einigen Jahren plötzlich überall als "unhöflich" etikettiert und abgeschafft wurde. Von wem ging das eigentlich aus? Was genau ist daran unhöflich, wenn man einander wünscht, gesund zu sein?

Die Begründung, die ich gehört habe, lautet, dass es überholt sei. Denn es sei ja zu Zeiten der Pest eingeführt worden, da lautstarkes Niesen zu deren ersten Symptomen gehört habe. Darum wünschte man sich gegenseitig beim Niesen "Gesundheit!" – was so viel bedeuten sollte wie: mögest Du frei von der Pest bleiben! Oder auch: möge ich frei von der Pest bleiben!

Wahrscheinlich hätte man diesen Brauch besser nie abgeschafft.

Donnerstag, 26. November 2020

Bärenpost


 

An einem schönen, sonnigen Herbsttag in der vergangenen Woche wollte ich mir, von einem Spaziergang nach Hause gekommen, bequemere Sachen anziehen. In der Schlafzimmertür blieb ich verblüfft stehen. Teddy hatte es sich in meiner Abwesenheit mit einigen meiner Briefe auf dem Bett bequem gemacht und war eifrig am Lesen. 

 

 

 

 

Er merkte nicht einmal dass ich wieder nach Hause gekommen war, so fasziniert war er von dem, was er vor Augen hatte.

 

 

So viele verschiedene Teddys auf dem Papier!
 


Und so erschrak er dann auch ein bisschen, als er mich plötzlich etwas fragen hörte. Wie er auf die Idee gekommen sei, meine Briefe vom Schreibtisch zu nehmen, um gemütlich auf dem Bett darin zu schmökern?


Oh, das war ganz einfach. Und so logisch.
Ihm war langweilig geworden, als er so lange allein zuhause war. Also ging er mal wieder im Haus auf Entdeckungsreise. Im Arbeitszimmer winkten ihm verschiedenste Teddys von den Briefen auf dem Schreibtisch aus zu. Und da war ihm irgendwie auf einmal völlig klar, dass Post mit so vielen Bären darauf nur für ihn bestimmt sein konnte. 

 

 

 

 


Oder zumindest auch für ihn?


 

 

Diesem Blick kann ich einfach nicht widerstehen, und der kleinste Anflug von Verärgerung verschwindet sofort. So erklärte ich ihm geduldig, dass Briefe, bei denen vornedrauf mein Name steht, und die auch innen mit meinem Namen beginnen, auch für mich bestimmt seien. 

 

 

 

 

Natürlich bekommt auch er ab und zu Post.

 

 

Ein gemalter Bär mit einem ganzen Korb voller Herzchen - nur für ihn!

 

 

Siehste! Also doch!

...Ja, Teddy, hast ja recht. In dem Chaos auf meinem Schreibtisch waren Deine Briefe und meine Briefe ein bisschen durcheinandergeraten.

So sahen wir den ganzen Stapel zusammen nochmal durch und sortierten gemeinsam seine Post aus.

 

 

 

 

 

 

Völlig glücklich betrachtet er den Piano-Bär.
So hat nun auch er einen Gefährten, der Musik für ihn machen kann.
Ganz wie ich.




 

 

Und dann - ein bäriger Gruß von der See!
"Ist lange her, dass wir gemeinsam im Urlaub auf der Insel waren... ... ..." - schaut er mich an.


 

Lässt sich - plumps - rücklings aufs Kissen fallen. Und beginnt zu träumen.

Von der Überfahrt mit dem Schiff. Davon, sich den salzigen Wind um die Nase wehen zu lassen. Und davon, dass es ihm überhaupt nichts ausmacht, wenn der feine, weiße Sand überall in seinem Fell kribbelt.

Leise, leise schleiche ich davon, um ein paar von den Dingen zu tun, die weniger angenehm sind, als mit Teddy Briefe zu betrachten. Die aber auch getan werden wollen.

Eine Weile später schaue nach, was inzwischen im Schlafzimmer passiert.

 

Da liegt er doch wieder bäuchlings auf dem Kissen, einen der für mich bestimmten Briefe vor der Nase. 

Mühsam versuchend, den farbigen Buchstaben auf dem Papier irgendeinen Sinn zu verleihen. Schaut Euch das Bild mal genau an - das ist wirklich nicht einfach!


Aber der Teddy-Logik entsprechend - sowas von eindeutig für ihn. Wer ihm da alles entgegensieht!

Noch ein Seebär.


...................und ein Schmuseteddy.



Und ein allerliebstes Teddymädchen!

"Teddy! Teeeeddddy!" Rufe ich. Er: keine Reaktion.

 

 

 

 

Absolut gefesselt von diesem für ihn zwar unentzifferbaren, aber so anziehenden, farbenrprächtigen Brief. So dass er nichts von dem hört und sieht, was um ihn herum passiert.



Keine Angst! Auch diesmal bin ich nicht aus der Haut gefahren.
Dazu liebe ich meinen Teddy viel zu sehr.
Doch wie der Tag danach noch weiterging, erzähle ich Euch ein anderes Mal.



 











Montag, 23. November 2020

Nerven bewahren

"König Artus und die Ritter der Tafelrunde", Kunststoffspielzeug
Gestern las nach dem Ausloggen aus dem Webmail-account bei meinem Internet-provider in den Nachrichten, dass die Bundes-kanzlerin nach dem zweitätigen, virtuellen G20-Gipfel führender Wirtschaftsmächte in einem Interview die Bundesbürger schon mal auf weitere Verschär-fungen der Anti-Groß-C Maßnah-men einstimmte. Bestimmt der G20-Gipfel bei den Maßnahmen für Deutschland mit?
Wie auch immer -
Weiteres wird auf der von einigen so genannten, übermorgen, am 25.11.2020 stattfindenden  "Herrscher-Runde" mit den Ministerpräsidenten der Länder durchgesprochen. Was man da beschlossen hat, wird dem Volk dann am Donnerstag verkündet werden. 

Ob das allerdings der EU-Gesundheitsbehörde ECDC (nein, nicht AC/DC) reichen wird, kann man sich fragen. Denn die mischt sich jetzt auch noch ein ins Geschehen, will am liebsten alles in Europa über einen Kamm scheren und findet die Maßnahmen in Deutschland zu wachsweich und freundlich. Bis ich diesen Artikel las, wusste ich nicht mal, dass es diese Behörde gibt.

An sich war ich ja immer pro 'Europa'. Aber was man sich dort nun erlaubt, ist wirklich dreist! Jedes Land hat seine eigene Kultur, und die Menschen in Italien ticken völlig anders als die in Dänemark!

Tja..."Mich seit Wochen gefragt, warum ich so gestresst und erledigt bin. Heute gedacht: Es ist gar nicht, dass so viel zu tun wäre, sondern weil so viel auszuhalten ist.”
Max Scharnick, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, bringt es absolut treffend auf den Punkt. 

Darauf aufmerksam gemacht hat mich, wie auf schon manches, Steffen Lohrer.
Aus seinem Newsletter stammt auch der Hinweis auf das Krisentelefon der Deutschen
Depressionshilfe. "
Und wenn es mal hart auf hart kommt, ihr euch in negativen Gedanken verliert, nicht mehr weiter wisst und jemanden kennt, dem es so geht, dann gilt immer: Hilfe holen ist erlaubt, notwenig und kann Leben retten! Wir müssen nicht den Starken spielen, erst recht nicht, wenn wir uns in einer kollektiven Ausnahmesituation befinden.
Die Deutsche Depressionshilfe hat ein Krisentelefon eingerichtet, das 24 Stunden erreichbar ist:

0800 / 11 10 111 oder -222 und auf www.telefonseelsorge.de"

Schon im Juni 2020 berichtete der NDR über die Gefahr von Depressionen
durch die Maßnahmen

Solche Tips kursieren nun überall. Auch auf facebook, auch für die Niederlande.
Ein deutliches Zeichen, dass die Maßnahmen, denen die Menschen unterworfen werden, absolut und total menschenfeindlich sind und unglaublich viel Schaden anrichten.

Wobei der Nutzen von allem, das über strikt eingehaltene Hygieneregeln hinausgeht, noch immer und immer stärker fraglich ist. Es gibt inzwischen ausreichend Untersuchungen, die beweisen, dass die ganzen freiheitsbeschrän-kenden Maßnahmen nichts oder nur sehr wenig bringen und unterm Strich mehr Sterbefälle zur Folge haben werden, als das Virus.
Menschen, die es nicht mehr aushalten und durch eigene Hand aus dem Leben scheiden.

Der RBB befasste sich im Oktober mit den zunehmenden Depressionen
Menschen mit schweren Erkrankungen, die nicht behandelt werden können, nicht operiert werden können, weil die Intensivbetten "für Corona" freigehalten werden müssen. Menschen, die sich nicht zum Arzt trauen. Oder die nicht zum Arzt können, weil die Praxen geschlossen sind und nur telefonisch oder per e-consult "Sprechstunde" gehalten wird. Menschen, die sich zuhause einschließen, nicht mehr hinaustrauen, und irgendwann tot aufgefunden werden.

Was also tun? Einen weiteren Tip aus dem Blog von Lohrer empfinde ich durchaus als hilfreich und für mich nachahmenswert:

Energie auf Dinge zu lenken, die nicht geändert werden können, hemmt die eigene Kreativität, positiv zu handeln. Wenn ich innerlich akzeptiere, dass ich nicht verantwortlich bin für die Situation und dass ich diese nicht durch eigenes Handeln tiefgreifend verändern kann, kann mir das neue Perspektiven darauf eröffnen, was ich auf anderen Ebenen alles bewirken kann.

Wir sind, wie auch im Frühjahr, wieder aufgefordert, eine gute, gesunde Mischung aus "Akzeptanz und Aktionismus" zu finden. Also, inneres Annehmen der Situation. Dabei das Große und Ganze im Blick behalten, ohne mich allzusehr in all den Meldungen sowohl der einen als auch der anderen Seite zu verlieren. Den Moment annehmen und das Beste daraus machen. Und aktiv werden in dem Sinn, nach meinen eigenen Stärken zu schauen und diese einzusetzen, um gut für mich selbst zu sorgen und anderen zu helfen, sich selbst Gutes zu tun und somit Glück zu fördern.

Wenn ich die aktuelle Situation erst einmal innerlich akzeptiere als nicht direkt durch mein Handeln veränderbar, gebe ich nicht auch die Verantwortung dafür ab, die Zukunft aktiv mit zu gestalten. Und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.

Das "alte Leben" kriegen wir nicht mehr zurück. Die Welt wird nach dem Irrsinn des großen C eine andere sein. Ich denke, wir werden Vieles nicht wiedererkennen.

Aber wie wir dann leben, dafür ist auch jede und jeder einzelne mit verantwortlich.
Wer auch nur ein bisschen Ahnung hat von Spiritualität, weiß, dass Gedanken Realität erschaffen.

Oder wie es Jesus nach Matthäus 17,20 ausdrückte:  "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein."

Gina Schöler, die von Steffen Lohrer in seinem Blog zitiert wird, ruft ihren Leserinnen und Lesern zu:
"Habt also Hoffnung in die Zukunft und lasst eurer Fantasie freien Lauf – spinnt mit euren Mitmenschen zusammen die schönsten und wildesten Pläne „für danach“. Was wollt ihr unbedingt machen? Was vermisst ihr? Was möchtet ihr erleben? Malt es euch in den buntesten Farben aus, visualisiert es, sprecht lebhaft darüber (…)."

Satellitenfoto Europa bei Nacht, Ausschitt,
Bildquelle Publikc Domain, vie Wikimedia Commons
:

 

Auch wenn es sich für mich immer wieder wie Pfeifen im dunklen Wald anfühlt… - ich betrachte es lieber als das Entzünden von immer mehr Lichtern in der Dunkelheit:

In welcher Welt wollen wir leben?
Wir haben jetzt mehr als genug Zeit, genau darüber nach- und vorzudenken, zu phantasieren, es in allen Variationen auszuspinnen.

Donnerstag, 19. November 2020

Grübel....

Bei der Betrachtung einer Zusammenstellung der neuesten Einschränkungen des Lebens in Deutschland "zum Schutz vor Corona" wurde es mir enorm eng ums Herz. Erst echt, als ich die Reaktionen einiger Weggefährten der letzten Jahrzehnte auf meine Gefühle angesichts dessen erlebte.


Bis März 2020, also März diesen Jahres, war ich immer in gewisser Weise stolz auf meine Generation der Nach-68er und 68er. Sie hat viele mutige, freiheitsliebende Menschen hervorgebracht, die für Frieden und Freiheit und für eine intakte Umwelt und deren Schutz eintraten; die Freiheitseinschränkungen anprangerten, die durch diktatorische Regime überall auf der Welt verordnet wurden; für ein atomwaffen-freies Europa auf die Straße gingen und heftig gegen die Notstandsgesetze protestierten; und die eines ganz sicher nie taten: sich klaglos und ohne sie kritisch zu hinterfragen irgendwelchen Maßnahmen der Obrigkeit beugen.

Was ist in den letzten Wochen und Monaten mit der Mehrzahl meiner Altersgenossinen und -genossen passiert? Ich vermisse ihren kritischen Geist. Vermisse ihren bis dato immer lebendigen Widerspruchsgeist, ihren hinterfragenden Verstand, der nichts einfach so annimmt, wie es ihm aufgetischt wird.

Was also ist passiert?

Anstatt der immer etwas abstrakten Ängste "vor den Russen" (wegen denen man nachrüsten musste), vor "Rebellen" (gegen die in anderen Ländern diktatorische Machthaber antraten), "vor der Handlungsunfähigkeit des Staates in Krisensituationen" (Notstandsgesetze von 1968), "vor ökonomischem Niedergang in der Region wegen eines zu kleinen Flughafens" (Startbahn West in Frankfurt) – Ängste, mit denen die jeweilige Obrigkeit zu jenen Zeiten ihre Maßnahmen durchdrücken wollte – ist die ganz persönliche Angst um den eigenen Leib getreten. Kombiniert mit der Tatsache, in einem Lebensalter zu sein, in dem das eigene Sterben sich als Thema immer mehr ins Bewusstsein schiebt.

Mit dieser Angst im Gepäck gelingt es heute der Obrigkeit, unabhängig davon, ob die medizinische Sinnhaftigkeit ihrer Ideen tatsächlich bewiesen ist, alles durchzusetzen, was ihr als Schutz in den Sinn kommt. Und eine Generation von immer Kritischen nun beinahe komplett zum Schweigen zu bringen.

Ja, auch ich will gesund bleiben! Auch ich gehöre zu jener Generation der 60plusser, die inzwischen schon von vielen Menschen für immer Abschied nehmen musste. Auch ich will noch mindestens 30 Jahre glücklich und gesund leben. 

Deswegen tue ich schon seit langem Vieles für meine Gesundheit.

Und halte mich an die hygienischen Grundregeln.
Die komischen Blicke meiner Mitreisenden sind Legion, wenn ich – vom Zug-WC kommend – mein Sterillium-Fläschchen aus der Tasche zog und meine Hände desinfizierte, ehe ich mich wieder setzte und weiterlas, aus dem Fenster schaute und dabei den Kopf in die Hand stützte, etwas aß oder trank, usw.

Auch im Winter 2017/18, in dem in ca. 6 Monaten Zeit in Deutschland ungefähr 25.000 Menschen an den Folgen von Influenza gestorben sind. Damals hatten wir eine Epidemie von nationaler Tragweite, nur interessierte das kaum jemanden. Ich kann mich an niemanden in meiner Umgebung erinnern, der auch nur auf die Idee gekommen wäre, wie ich das manchmal tat, die Griffe der Einkaufswagen zu desinfizieren, oder nur mit Handschuhen anzufassen.
Damals kamen die Intensivstation vielerorts an ihre Grenzen, auch die normalen Stationen in Krankenhäusern, und viel Pflegepersonal war ebenfalls erkrankt. Stand alles in den Zeitungen und kann heute noch online nachgelesen werden.

Man nahm es in der Öffentlichkeit ein bisschen erschreckt zur Kenntnis und ging zur Tagesordnung über. Die Politik reagierte gar nicht, wenn ich mich recht erinnere.

Menschen, die über die traurige Tatsache Bericht geben mussten, dass sie eine geliebte Person verloren hatten, sagten im Allgemeinen nicht dazu "wegen der Grippe". Es wurden auch keine Einzelschicksale von Influenza-Kranken ausführlichst in den Zeitungen oder im TV vor der Öffentlichkeit ausgebreitet und keine detaillierten Zeitungsberichte darüber veröffentlicht, wie mühsam nach der überstandenen Influenza das Leben monatelang war, mit welchen Langzeitfolgen Menschen in der Rekonvaleszenz zu kämpfen hatten.
Und mit Influenze ist nicht zu spaßen! Ein guter Freund von uns lag damals 2 Wochen im künstlichen Koma aufgrund einer Influenza-Folgeerkrankung. Er hat neurologische Schäden davongetragen und war bzw. ist wohl noch immer in bestimmten, ambulanten Reha-Maßnahmen.

Was ist heute anders? Zu Anfang sicher die Ungewissheit über das Virus. Inzwischen ist das ziemlich gut erforscht, und fundierte, differenzierte Informationen darüber sind genug verfügbar. Genau wie mit Influenza, ist mit dem großen "C" nicht zu spaßen. Das ist ganz sicher.

Der große Unterschied zu 2017/18 liegt in den Handlungen der Obrigkeit.

Diesmal wurden die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Geplant, unter anderem im Bundesministerium des Inneren.
"Wir müssen wegkommen von einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist. (…). Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:" Und dann folgen grausigst detaillierte Schilderungen, wie furchtbar das Virus zuschlagen wird, wenn nicht absolut hart durchgegriffen wird.
Nachzulesen im Strategiepapier des Bundesinnenministeriums aus dem März auf der Seite 13.

Dies in Angst und Schrecken versetzen wird nun ununterbrochen seit Monaten praktiziert.

Gut unterbaute, fundierte Informationen von Sachkundigen, die andere Umgangsweisen mit dem Virus vorschlagen, werden so kategorisch wie möglich unterdrückt und gegebenenfalls diffamiert.

Damals war es "halt die Grippe". Das passiert.
Sagte man. Und dann ging der Lebensalltag der Nichtbetroffenen weiter.

Und heute?
All das hat mich schwer ins Grübeln gebracht.

Montag, 16. November 2020

Nous sommes Babylon 2.0

Vor einigen Tagen bekam ich eine Zuschrift von einem der Menschen, die diesem Blog folgen, der seine Gedanken zum gegenwärtigen Chaos mit mir teilte. Die gefallen mir gut, so dass ich um Erlaubnis fragte, sie als Gastbeitrag im Blog zu veröffentlichen. Voilà!

Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo war der Spruch: "Je suis Charlie" ein Ausdruck von Solidarität zu den ermordeten Redaktionsmitgliedern. Bei der Schöpfung: "Nous sommes Babylon 2.0" spiele ich mehr auf die babylonische Sprachverwirrung an; angepasst an unser Informationszeitalter: 
Informationsverwirrung.

 - Da gibt es eine Unmenge an Fakten, die sich zum Teil widersprechen.

- Da gibt es Beschlüsse, die von Gerichten wieder gekippt werden oder auf dem Papier bestehen, aber von der Realität überholt werden (Thema offene Schulen: ein - zweimal Unterricht in der Woche bedeutet auch offen).

- Da gibt es Regelungen, die nicht überall gleich sind (Thema Maskenpflicht, Besuche in Heimen/
Krankenhäusern...).

- Da gibt es Entscheidungen und kurz nach der Veröffentlichung kommen andere Stimmen, die nicht in diese Richtung gehen.

- Da gibt es Äußerungen von Politikern und Wissenschaftlern, auf die man sich keinen Reim machen kann.

- Da gibt es Zahlenwerte, an denen sich einige orientieren, aber die wenigsten wissen, wie die genau zustande kommen. Wenn ich den R-Wert in meiner Stadt berechnen möchte, steh ich auf dem Schlauch. Es soll kompliziert sein, heißt es.
Zum Errechnen gibt es sicherlich eine Formel, und die müsste erklärbar sein. Öffentlich zugänglich. Hier tritt auch eine gewisse Sprachverwirrung ein. Wenn ich im normalen Sprachgebrauch von einem Wert spreche, gehe ich von einer bestimmten Zahl aus; beim R-wert gibt es jedoch eine Spannbreite.

- Da gibt es Termine, an denen etwas bekannt gegeben wird und dann gibts vorab schon Stimmen, die in eine bestimmte Richtung gehen.

- Da gibts viel Medienrummel um ungelegte Eier (Thema Impfstoff, der noch nicht vollständig abgenommen ist und bei dem noch einige Dinge ungewiss sind).
In dem Zusammenhang kommt das Thema Impfpflicht. Politiker meinen :"Nein". Dann aber gibts Medienberichte, die durchscheinen lassen, dass es Bedingungen geben könnte für bestimmte Berufsgruppen, die genau in die Richtung gehen könnten.

- Da gibts verschiedene Meinungen und unterschiedliche Einschätzungen und man wundert sich, dass einige unhinterfragt abgewertet und die Menschen abgekanzelt werden.

- Da gibts sicher noch viel mehr....

...und der bayrisch angehauchte deutsche Michel fragt sich: "Ja, wo samma denn?!?"

Es wird hierzulande viel von der langen Friedenszeit gesprochen.
- Gabs denn nicht auch im Krieg Nachrichten, die sich widersprachen?
- Gabs denn nicht auch da Aussagen, die Tags drauf überholt waren?
- Gabs denn nicht auch da Unsicherheiten, wann der Feind/Luftangriff kommt oder wann wo Nahrungsmittel zu haben sind?

Sokrates lebte weit vor dem Informationszeitalter und sein viel zitierter Spruch: "Ich weiß, worüber ich nichts weiß" bezog sich mehr auf Tugenden und "Das Gute" statt auf Fachwissen.

Tugenden klingt sicher etwas altbacken und antiquiert. Man könnte sich ja u.a. im Zusammenhang mit der aktuellen Situation auch fragen:
"Wie wollen wir miteinander umgehen?", 
"Was gibt uns innere Stabilität, um das umzusetzen?" oder
"Was ist uns dabei wichtig?"

Antworten auf diese Fragen, die in Richtung Angstverbreiten, Panikmache, Unsicherheit streuen o.ä gehen, dürften eher unwahrscheinlich sein.

Schon seltsam, wenn man sich dann umschaut, was um uns herum gerade passiert.

Wohlwollend positiv könnte man zu dem Schluss kommen: " Es gibt ein beträchtliches Entwicklungspotenial mit äußerst sportlichen Zielen."

Und sich in dem Sinne einen Werbespruch zu eigen machen:"Just do it" !
Und damit verbunden den Gedanken beiseite lassen : Mach du mal, dann schaun wir weiter.

Viel gelesen