Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 31. Oktober 2022

Schreibhemmung


 

 

 

 

Seit gestern leben wir endlich wieder in der Normalzeit, dem Uhrzeitsystem, das man besser "biologische Zeit" nennen sollte, weil in ihm der mittägliche Sonnenstand am besten passt zu der Zeit, die auf der Uhr angezeigt ist, d.h. 12 Uhr mittags auch am dichtesten beim höchsten Sonnenstand ist.

Soll ich jetzt zum sechsten Mal seit Beginn dieses Blogs über die Zeitumstellung schreiben? habe ich mich im Lauf des Tages gefragt. Und zum dritten Mal darüber reflektieren, was für eine Entspannung es bedeutet, endlich wieder die Parallelität zu fühlen zwischen meiner inneren Uhr - die sich viel mehr an den Lichtverhältnissen orientiert - und der äußeren Uhrzeit? Zum dritten Mal darüber schreiben, dass endlich das Gefühl wieder vorbei ist, andauernd zu spät zu sein bzw. wer weiß wie oft, vor allem nachmittags und abends zu denken: "Wie bitte? So spät ist es schon???"

Nein, danach war mir nicht zumute. Dazu kommt, dass ich gestern zwar wohlgemut und ausgeruht aufgestanden bin, im vollen Wohlgefühl der zurückgekehten biologischen Zeit, dass mir aber dann im Lauf des Tages eines meiner chronischen Symptome derartig die Petersilie verhagelt hat, dass ich das neue alte Zeitgefühl gar nicht richtig genießen konnte.

Also kein Blogbeitrag mit dem Titel, den ich schon tagelang im Kopf hatte: "Wer hat an der Uhr gedreht?" !

Auch ansonsten sieht Vieles nicht rosig aus. Der Zustand der Welt ist gruselig.
Das bekomme ich trotz weiterhin eifrigen Nachrichtenfastens natürlich mit. Man verschließt ja nicht Augen und Ohren, sondern filtert nur sehr bewusst, was man zu sich hereinlässt.
Das ist noch genug Unschönes.
Aber darüber möchte ich nicht schreiben.

"Reisetagebuch über eine besondere Zeit" habe ich diesen Blog als Ganzes überschrieben. Damals dachte ich noch, dass es sich um eine vorübergehende Krisenphase handeln würde, was wir da mit dem großen "C" durchmachen. Inzwischen sind wir in einer Art Dauerkrise gelandet, bei der ein Drama das andere ablöst bzw. zu den anderen dazukommt.
Dass dies alles nur anzeigt, dass alles sich im kompletten Umbruch befindet, hat sich wahrscheinlich nun auch dem letzten Träumer irgendwo im Hinterwäldlerischen vermittelt.

Das ermüdet. So sehr.

Manchmal habe ich einfach keine Lust mehr auf diese Reise durch unsere besondere Zeit.

Bin matt.
Erschöpft.
Will zurück nach Hause.
Will sagen: zurück in die Zeit vor dem 31.12.2019, wo das Leben noch wohlig, geordnet und mit einer einigermaßen angenehmen Zukunft erschien.

Es fällt mir nichts Interessantes mehr ein, über das ich schreiben könnte. Innerlich….. ein leeres Blatt, für das sich jetzt keine schöne, beflügelnde, inspirierende Befüllung einstellt.

Und so lasse ich mich für heute an den Wegesrand sinken, suche mir dafür aber immerhin einen dicken Stein, auf dem ich sitzen kann (ha! so ganz egal ist mir alles also doch nicht!).

Phhhhh – Tief ausatmen. Nichts tun. Nichts schreiben.
Jetzt nur noch die Gedankenmühle anhalten!

Da das nicht so gelingen will, schnappe ich mir ein Buch, das allerdings unter anderem AUCH unsere menschheitliche Gesamtsituation spiegelt. Trotzdem, es ist eine zauberhafte Feenwelt, in die ich da eintauchen kann. Und das tue ich dann auch.
Infos zum Buch?
Klicke auf das Foto.

Montag, 24. Oktober 2022

Älterwerden

Bild: Rupert Kittinger-Sereinig auf Pixabay
Gestern war einer dieser wunderbaren Abende, an denen meine beste Freundin aus Schulzeiten und ich mit einander telefonieren. Das machen wir seit ein paar Jahren - seit 2020, um genau zu sein - regelmäßig, spätestens alle zwei Wochen. Wir verabreden uns. Besuchen einander, nur eben akustisch. Es sind sehr kostbare Abende, mit ihrem selbstverständlichen Kontakt von Herz zu Herz und von Seele zu Seele.

Im Lauf des Abends erzählte sie von einem Erlebnis mit einer ihrer Freundinnen. Diese Freundin, in etwa im gleichen Alter wie wir und an sich immer perfekt organisiert, hatte eine Verabredung der beiden vollkommen, aber auch vollkommen vergessen. Das konnte sie sich kaum vergeben und grämte sich enorm und fragte sich wohl auch, ob das nun eine Alterserscheinung sei.

Meine Freundin schrieb ihr dazu eine Nachricht, die mir so sehr gefällt, dass ich sie zu meinem heutigen Blogbeitrag mache. So geht Älterwerden 😊🙃

Das ist doch ganz einfach:

Abb: Open Clipart Vectors auf Pixabay
Wir brauchen Kalendereintragungen,
(in die wir ab und zu schauen),
weil wir durchlässiger werden - körperlich, seelisch, geistig
(und versuchen, das positiv zu nehmen)
und wir deshalb nicht mehr alles (be)halten,
am besten auch nicht mehr festhalten,
sonst klappt das mit dem positiv durchlässig sein nämlich nicht mehr ... etc. ...

Also beim Alltagjonglieren fällt jetzt öfter mal ein Ball runter;
erst üben wir noch, ihm mit dem Fuß kunstvoll und unauffällig einen eleganten Schwung irgendwohin zu geben,
dann nehmen wir eventuell von vornherein einen, dann noch einen ... weniger …
bis wir lieber mit anderen zusammen Boule spielen.

Oder evtentuell auch so:

Wir üben, uns so zu geben, als wäre es kein Ballverlust, sondern die Steigerung unserer Kunstfertigkeit
(was ja eigentlich stimmt);
dann nehmen wir vielleicht einen Ball weniger, dann noch einen, usw. ... ,
bis wir lieber mit anderen Boule spielen,
im wohltuenden Schatten der Platanen.


 

Montag, 17. Oktober 2022

Heldenreise?

Titelbild einer frühen Ausgabe des
gleichnamigen Buches von Peter Orben.
Vergriffen, antiquarisch zu bekommen.

Die soziologische Diplomarbeit, die ich mit einer Kommilitonin Anfang der 80er Jahre über ein Seminar geschrieben habe, in dem der Phantasiereisenzyklus "Die Reise des Helden" von Peter Orban durchlebt wurde, haben wir "Tanz auf dem Vulkan" betitelt. Damals, etwas über 30 Jahre alt, wussten wir nicht, worüber wir sprachen mit diesem Titel. Vulkan, das schien uns – psycho-logisch gesehen - brodelnde Lebendigkeit mit von 'der Gesellschaft' als bedrohlich eingeschätzten Elementen zu sein. Wir lebten in der Großartigkeit unserer frühen Lebensjahre und in dem Gefühl, alles, was uns begegnet, meistern zu können. Auf dem Vulkan zu tanzen hatte große Anziehungskraft, und natürlich waren wir überzeugt, dass jener uns nichts anhaben könne, wenn wir ihm nur auf die richtige Weise begegnen.

Die 70er Jahre mit ihrem Aufbruchsoptimismus (Willy Brandt: "Wir wollen mehr Demokratie wagen!") waren noch nicht lange vorbei, und der gigantische Roll-Back der jahrzehntelang anhaltenden Kohl-Ära hatte gerade erst angefangen. Was er für fatale Folgen haben sollte, war noch lange nicht zu fühlen.

Heute leben wir alle wirklich auf einem Vulkan. Und zwar einem, der ganz schwer grummelt und poltert und eklige Schwefelgaswolken ausstößt. Wohl dem, der heute noch tanzen kann!

An sich wäre nichts wichtiger, als das. Gerade angesichts der aktuellen Lage. Lebendigkeit ausdrücken und Optimismus, bei gleichzeitig vernünftiger Vorsorge ohne Panik.
Mir fällt das aktuell unsagbar schwer.

Eingefallen dazu ist mir mein eigener Blogpost vom 2. Juni 2020 über "Luthers Apfelbäumchen".  'Damals', gefühlt ein Jahrhundert weit weg und doch nur zweieinhalb Jahre her, waren wir noch ganz am Anfang der nicht enden wollenden Krisenzeit. Ach ja!
Jetzt ermutige ich mich selbst ein bisschen, indem ich den Post noch einmal lese.

Allerdings bin ich inzwischen um Einiges ausgelaugter als damals. Eben gerade durch das Nichtendenwollen der einander ablösenden Krisen, die auch noch größtenteils hausgemacht sind. Und mein Körper hat allerlei Ungemach manifestiert inzwischen, wie bei so Vielen um mich herum. Gerade die bewussteren Menschen, die weiter schauen als zum Rand des mediengetöpferten Tellers, haben es oft am schwersten.
Und trotzdem.

Wenn ich nicht gerade völlig erschöpft bin von einem dieser körperlichen Symptome, spüre ich es selbst auch. Es gibt keine Alternative zu dieser Haltung. Das Leben mit aller Kraft und mit so viel innerem Licht wie möglich leben. Das Herz weit öffnen und ihm viel, viel Raum geben.

Eine der mir inzwischen ans Herz gewachsenen Online-Freundinnen, sie lebt weit weg von hier im voralpinen Süden, hat gestern in unserem Gruppenchat das so berührende Bild geteilt, das ich für einen – ebenfalls aus dem Jahr 2020, dem Juli stammenden – Blogbeitrag zu 'Kopf und Herz'  auch gefunden hatte.
So berührend!
Und so wichtig! Danke dafür, Du Liebe❣️ Dieser Gruppenchatpost hat mich herz-lich erinnert und in mir etwas bewegt.

Und so lasse ich es für heute bei der Erinnerung an Tips und Techniken, die ich schon einmal beherrscht und beherzigt habe.
Auch das gehört zum "am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen": wende das an, was Du weißt und was Du kannst.

Viel gelesen