Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 29. November 2021

Erschrecken

Erschrecken


Vor einigen Tagen flimmerte ein Textbeitrag über meine Mattscheibe, der in seinem Kern zurückgeht auf Untersuchungen von Albert Biderman aus dem Jahr 1957 mit der Fragestellung, warum so viele US-Kriegsgefangene in Korea in Gefangenschaft mit ihren Kerkermeistern kooperierten.


Zitiert wurde darin in einer freien Übersetzung das von Biderman so genannte "Diagramm des Zwangs", enthaltend acht Maßnahmen gegenüber den Gefangenen, die eingesetzt wurden, um deren Willen zu brechen. Amnesty International stellte später, 1973, in einem Bericht über Folter fest, dass Bidermans Diagramm des Zwanges "universelle Werkzeuge von Folter und Zwang" auflistet, d.h. diese Art Folter und Zwang wird von autoritären Regimes weltweit angewendet.

Als ich die einzelnen Schritte in diesem Diagramm des Zwangs so vor mir sah und las, wurde mir schlecht.
Es schien, als ob darin alles aufgeschrieben sei, was wir überall auf der Welt seit 21 Monaten mitmachen und durchmachen.
Offenbar bin ich nicht die Einzige, die das so sieht. Zahlreiche aktuelle Veröffentlichungen im World Wide Web zitieren dies Diagramm und beziehen sich darauf. Ich greife einen Blogbeitrag vom 5. Dezember 2020 heraus sowie einen Artikel von vor ein paar Tagen aus einer österreichischen, kritischen Zeitung 

Die Soziologin in mir kann nicht anders, als die Parallelen ebenfalls wahrnehmen.
Im Folgenden gebe ich die acht, in den Zeitungsartikeln auf sieben reduzierten Schritte wider, übersetzt aus der englischsprachigen Originalquelle. In Klammern Ergänzungen zum besseren Verständnis, von mir hinzugefügt.

1. Isolation
Beraubt das Opfer jeglicher sozialer Unterstützung und seiner Fähigkeit zum Widerstand.
Stimuliert eine intensive Beschäftigung mit sich selbst. Macht das Opfer vom Verhörenden abhängig.

2. Monopolisierung der Wahrnehmung
Lenkt die Aufmerksamkeit auf die unmittelbare Notlage. Fördert die Introspektion.
Eliminiert Reize, die mit denen konkurrieren, die der Bewacher kontrolliert.
Verhindert alle Handlungen, die nicht mit der Einhaltung der Vorschriften vereinbar sind.

3. Induzierte Entkräftung und Erschöpfung
Schwächt die geistige und körperliche Widerstandsfähigkeit.

4. Bedrohungen (Androhung von negativen Folgen, Strafen, Gewalt bei Nichteinhaltung von Regeln)
Erzeugt Angst und Verzweiflung.

5. Gelegentliche Gefälligkeiten, Nachsicht, Zugeständnisse
Bietet eine positive Motivation zur Einhaltung der Vorschriften.
Erschwert das Sich-Gewöhnen an Entbehrungen.

6. Demonstration von 'Allmacht' und 'Allwissenheit'
Suggeriert Vergeblichkeit von jeglichem Widerstand.

7. Degradierung, Entwürdigung
'Kosten' von Widerstand schaden dem Selbstwertgefühl mehr als Kapitulation.
Reduziert den Gefangenen auf 'tiergleiche' Verhältnisse (zwingt ihn in den Überlebensmodus).

8. Durchsetzung trivialer Forderungen
Hat zur Folge, dass Folgsamkeit als Gewohnheit entwickelt wird.

Diese Stufen und ihre psychischen Folgen so aufgeschrieben zu sehen, hat mich erschreckt.
Und in mir – wieder einmal – ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein hervorgerufen.

Was kann ich tun, um dies Gefühl, nachdem ich es wahrgenommen und begriffen habe, zum Weiterziehen zu bewegen?
Ich konzentriere mich auf Liebe. Und zitiere nun eine ganz bezaubernde Geschichte, die ich ebenfalls auf vielen Seiten im www gefunden habe, und die mir in einem Newsletter zugeschickt wurde.

Was ist die Liebe?


Die fünfjährige Veronika fragte ihren Vater, ob er ihr erklären könne, was die Liebe sei? Der Mann meinte verlegen: "Seitdem deine Mutter und ich uns getrennt haben, kann ich das nicht mehr sagen. Ich dachte, das wäre die Liebe gewesen, doch ich hab mich wohl getäuscht."

Daraufhin befragte die Kleine ihre Mutter, diese konnte ihr die Frage auch nicht beantworten und meinte nur: "Frag deinen Papa."
Im Kindergarten fragte sie ihre Erzieherin, ob sie wüsste, was die Liebe sei? Diese sagte ihr lächelnd: "Liebe ist ein Geschenk und wenn du groß bist, wirst du sie hoffentlich kennenlernen." Auf die weitere Frage, ob man Liebe auch kaufen könne, antwortete sie: "Nein. Doch es gibt Menschen, die denken, dass Liebe käuflich sei."

Egal, wen Veronika nach der Liebe fragte, nie bekam sie eine Antwort, die sie zufriedenstellte.
Doch irgendjemand musste ihr doch erklären können, was die Liebe ist.

Sie fragte ihre neue Tagesmutter, ob sie wüsste, was die Liebe sei?
"Ja, natürlich weiß ich, was die Liebe ist", und das Kind wurde ganz hellhörig, "Liebe kannst du nur bekommen, wenn du auch Liebe gibst. Dann klopft dein Herz ganz wild und fühlt sich bunt und warm an." Veronika fragte, was mit dem Herz passiert, wenn man alleine ist? Traurig antwortete die Ältere: "Dann fühlt sich das Herz wieder farblos, leer und kalt an."

In den Ferien besuchte Veronika ihre alte Großmutter. Sie dachte, dass doch die Oma wissen müsse, was die Liebe ist. Immerhin sei diese schon über fünfzig Jahre lang glücklich verheiratet.

Die Oma lächelte, als ihr die Kleine die Frage stellte. Sie ging schnell ins Haus und kam mit einer kleinen, alten
Schatztruhe wieder zurück:
"Schau hinein und du wirst die Antwort auf deine Frage finden."
Veronika öffnete vorsichtig die Truhe. Sie sah darin einen Spiegel.

"Schau dich an", forderte die Oma sie auf, "du hast die Liebe in dir selbst. Dein Herz strahlt in den schönsten Farben und du darfst dich immer selber lieben, und zwar genau so, wie du bist. Jeder, der sich selbst liebt, strahlt dies aus und zieht Menschen an, die ihn lieben können. Die Liebe ist im
mer in dir, denk daran mein Kind."

Donnerstag, 25. November 2021

Lächeln

Heute erhielt ich eine absolut neue Erfahrung ins Leben geschenkt: die Erfahrung in Anwesenheit einer anderen Person ins Selbstgespräch zu gehen. Laut reflektieren, die andere Person hört aufmerksam zu, es entsteht aber kein Dialog. So erstaunlich das klingen mag, es tat so unglaublich gut, ich sitze noch jetzt lächelnd an meinem PC. Denn lächelnd und ruhig bin ich aus diesen eineinhalb Stunden gekommen.

Die Gesprächsform, in der man das erleben darf, heißt Dyadenmeditation. Ich habe erstmals von ihr erfahren, weil eine Brieffreundin von mir so etwas regelmäßig, beinahe täglich macht, und zwar hier, sich sehr wohl damit fühlt und viel inneren Gewinn erlebt. Neugierig darauf war ich schon lange. Aber die Zeiten, in denen jene Dyaden stattfinden, liegen völlig quer zu meinem Lebensrhythmus.

Jetzt hatte ich die Chance, Dyadenmeditation im Rahmen der schon häufiger von mir erwähnten Plattform liebevoll.jetzt kennenzulernen.

Bei einer solchen Dyade sitzen zwei Menschen einander gegenüber (in diesem Fall virtuell). Die eigentlich Dyadenzeit dauert 40 Minuten, aber es gibt vorher ein gemeinsames Ankommen im virtuellen (Zoom-)Raum. Nach einem Moment Stille folgt ein kurzer Austausch darüber, welche Empfindungen und Gedanken gerade in einem anwesend sind. Danach werden die Teilnehmenden vom Zufallsgenerator des Programms zu zweit in "Break-out-Rooms" – virtuelle Nebenräume des Plenums – verteilt. Nach den Dyaden kommen alle wieder zurück ins Plenum. Diejenigen, denen es danach ist, tauschen sich noch mit anderen aus, erzählen etwas über das, was sie in der Dyade erlebt haben.

In den 40 Dyaden-Minuten wechseln die Partner alle 5 Minuten ihre Rolle im Gespräch. Einmal sind sie Zuhörende, während ihr Gegenüber spricht; einmal sind sie Sprechende und ihr Gegenüber hört zu. Als Zuhörerin bin ich still und anwesend, kommentiere aber nicht und reagiere auch nicht auf das Gesagte. Als Sprechende erforsche ich in einem Selbstgespräch, was in meinem Innern zu der Frage auftaucht, die der Meditiationsleiter uns mitgegeben hat. Alles was auftaucht, wird wahrgenommen und ausgesprochen – egal ob Gedanken, Gefühle oder Körperwahrnehmungen oder auch kürzere oder längere Momente der Stille, in denen vielleicht gerade gar nichts auftaucht. Wichtig ist, immer wieder zurückzukehren ins Jetzt, und dafür ist die Frage ein wunderbarer Anker.
Der Meditationsleiter hat sie in den Chat geschrieben, und wenn ich den parallel zum Gesprächsfenster offen stehen lasse, kann ich als Sprechende zwischendurch mit den Augen immer wieder zu der Frage zurückkehren.

Mit wem von den 16 Anwesenden ich wohl zusammengewürfelt werde?
"Alles liebevoll annehmend, was ist – was taucht da in mir auf?" war die Leitfrage für die heutige Dyade. Das passt gleich hier prima
😊 Würde ich mich am virtuellen Tisch mit einer derjenigen wiederfinden, die ich schon aus anderen Online-Veranstaltungen kenn? Oder etwa mit dieser Frau? oder jenem Mann?
Wie immer finde ich es hinreißend, zufällig zu jemand gruppiert zu werden und dadurch die Chance zu haben mich gänzlich annehmend auf wen auch immer einzulassen. Egal, ob ich mir diejenige, denjenigen selbst auch ausgewählt hätte oder nicht.  

Das Wunderbare, Schöne ist, so meine Erfahrung aus den Online-Cafés: es ist immer gut so, wie es ist. Es sind immer bereichernde Begegnungen, in denen ich (etwas von) Menschen kennenlerne.

Einfach unfassbar, was alles in diesen 8 mal 5 Minuten in mir, im Anderen entsteht. Welche Ideen, welche Bilder auftauchen, sich mir zeigen, was sich alles dabei in mir tut, wie viel sich verändert.
Mein Partner war fürs Würfeln, wer als erste/r mit dem Erforschen anfängt; der Würfel sprach sich für mich aus. Also war meine allererste Erfahrung mit einer Dyade die, in mich hineinzuhören, hineinzufühlen und zu sprechen. Ein ganz, ganz merkwürdiges Gefühl, zu reden, zu reden und zu reden – was können fünf Minuten lang sein!, aber kein Feed-Back vom Gegenüber zu bekommen, keine gesprochene, keine ausdrückliche mimische, keine gestische Reaktion. Und trotzdem zu fühlen, dass da jemand zuhört. Dennoch, ich fühlte mich ganz schnell frei, schloss oft beim Sprechen die Augen – ich muss ja keinen dialogischen Kontakt aufnehmen mit dem Gegenüber – ließ Gedanken- und Sprechpausen zu, wie sie entstanden – und übte: liebevoll annehmen.

Nach fünf Minuten wurde er zum erforschend Sprechenden und ich zur Zuhörerin. Wie fühlte sich das zunächst merkwürdig an, überhaupt nicht zu reagieren. Zwischenzeitlich stellten sich selbst Schuldgefühle ein darüber, nicht zu reagieren,  – so tief ist es in uns drin, das Gegenüber mit Empathie und Aufmerksamkeit zu spiegeln…

Auch diese Wahrnehmungen galt es, liebevoll anzunehmen – und beim Bewusstwerden dessen war schon das Lächeln in meinem Gesicht. Wie schön, wie einfach war das in diesem geschützten Raum, alles zu lassen, wie es sich äußert. Liebevoll anzunehmen, was ist.

"Alles liebevoll annehmend, was ist – was taucht da in mir auf?" stellt sich für mich als die Frage heraus, die ich über die vergangenen 21 Monate schreiben könnte. Was ist da nicht alles geschehen, das ich keinesfalls liebevoll annehmen konnte und wollte, gegen das ich mich mit Händen und Füßen innerlich gesträubt habe, ob ich daran etwas ändern kann oder nicht. Im Grunde steht ein "NEEIIIIIN!" über so Vielem, das mir begegnet (ist). Stell Dir eine Comicfigur vor, die sich mit Händen und Füßen gegenstemmt. Genau so.

Hier in der Dyade mache ich das Experiment, es einfach mal innerlich anzunehmen. Den ständigen, inneren Widerstand aufzugeben. Es stellt sich eine ganz, ganz große Entspannung ein. Uff! Da ist es wieder, das Lächeln. Die Dinge gelten lassen, weil.sie.sind. Menschen so zu lassen, so zu nehmen, wie sie sind. Alle! Jedes Urteil über diese Menschen einfach los zu lassen. Was für eine enorme innere Freiheit!

Aus dieser inneren Freiheit heraus kann ich wahrscheinlich besser als im ständigen inneren Nein nach meiner eigenen, inneren Stimme horchen und weiterhin der Wahrheit leben, die meine innere Wahrheit ist.
Das, was nun einmal da ist, als anwesend, als Seiend annehmen, heißt übrigens nicht, es gutzuheißen! Es heißt nur: ich nehme die Tatsache an, dass es nun einmal da ist.

In einer der nächsten Runden tauchten Erinnerungsbilder auf, in meinem Fall an bestimmte Situationen aus der Schulzeit. Ungute Erfahrungen mit einem bestimmten Lehrer. Situationen, die fünfzig Jahre zurückliegen. Fünfzig Jahre! Indem ich die Erinnerung heraufziehen ließ, wie sie kam, entsprechende Situationen im Zeitraffer noch einmal durchlebte und dann zurückkehrte zu der Frage: "Alles liebevoll annehmend, was ist – was taucht da in mir auf?" heilte sich die Situation von damals in mir. Sie zog sich ein Stück zurück, gewann Distanz zu mir, ich schaute danach und – es lächelte aus mir heraus.

Ich höre dem anderen Menschen, meinem Dyaden-Partner zu und nehme auch ihn einfach an. Eine wunderbare Übung: jedes aufkeimende Urteilenwollen gleich weckzuschicken und ganz beim Gegenüber zu bleiben, so.wie.er.ist. Welche Entspannung auch hier. Er ist. Punkt. Er.ist.er. Auch jedes Antwortenwollen, Nachfragenwollen schicke ich zunächst weg. Später taucht es gar nicht mehr auf. So schnell übt sich das Geltenlassen.

Ich kann mein Gegenüber einfach so aussprechen lassen. Ohne Ungeduld, selbst zu Wort kommen zu wollen. Ohne Unruhe, etwas sagen oder fragen zu müssen. 

Es gibt nur diese ein Frage, die jetzt eine Rolle spielt. Es gibt nur das, was mein Gegenüber in sich findet zu dieser Frage, was jetzt eine Rolle spielt.

Es lächelt wieder aus mir.

Insgesamt vier Mal kommt jeder von uns zu Wort, insgesamt vier Mal hörte jeder von uns zu. Erstaunlich, was alles auftaucht. Ein Mal während meiner Sprech-Phase fällt mein Blick auf mein Bild, wie es die Kamera in die Welt hinaus sendet. Liebevoll annehmen….. liebevoll annehmen, was ich sehe. Und schon habe ich es ausgesprochen, und schon ändert sich meine eigene innere Einstellung. Die innere Kritikerin ist still, zieht sich zurück oder löst sich auf, jedenfalls – ich.bin.die.ich.bin. Punkt.

Erstaunlich auch, wie sich mit jedem Mal, in dem ich dran bin, immer wieder andere Inhalte zeigen und es dann mit der Zeit ruhiger wird. Ganz lange, jedenfalls subjektiv so wahrgenommene, Phasen der Stille. Auch diese sind gut. Und es lächelt wieder aus mir.

 

 

Innerlich ruhig und ent-spannt sitze ich noch immer an meinem PC, auch jetzt am Ende des Niederschreibens meiner Erfahrungen.
Ich freue mich auf die nächste Dyade bei liebevoll.jetzt, in zwei Wochen. 

Übrigens:
ohne 👑 hätte ich das alles wahrscheinlich nie kennengelernt. 

 

Grafiken: https://de.cleanpng.com 

Montag, 22. November 2021

Irrsinnszeiten

Aktuell geht es Schlag auf Schlag mit den Schrecklichkeiten. Gezwungene Eingriffe in die
Unverletzlichkeit des Körpers werden freimütig diskutiert und in einem ersten EU-Land bereits Gesetz. Mir ist gerade ziemlich elend. Es ist mühsam, in der eigenen Kraft zu bleiben.

Stets aufs Neue erschüttert mich, ich kann es einfach nicht fassen - auch wenn die Soziologin in mir es natürlich besser weiß und erklären kann warum das so ist -, dass die Mehrzahl der Politiker landauf, landab immer und immer wieder auf de Panikschiene herumreitet. Angst schüren, Angst schüren, Angst schüren. Und nochmal Angst schüren.

Het denen denn noch niemand gesagt, dass solch eine Dauer-Angst für die Menschen, für die Bürger, in deren Auftrag sie Verantwortung tragen, Dauer-Stress bedeutet? Und dass nichts so schädlich ist für die Gesundheit, für das Immunsystem, wie andauernder Stress?

Oh Herr, lass Herz vom Himmel fallen!

 

Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten,
gleiten leise doch in uns hinein,
aber wir verwandeln alle Zeiten;
denn wir sehnen uns zu sein.

                                                        (Rainer Maria Rilke)

Dies Zitat habe ich gestern im Internet gefunden, zusammen mit einer Lichtmeditation zur Heilung.
Es hat mich begleitet, und heute ist es mir wieder in den Sinn gekommen, als ich am Vormittag spazieren war. Auch ich sehne mich zu sein. In der Natur lässt sich das Sein erahnen, selbst wenn es die gezähmte Natur eines Parks und von Vorgärten ist.

Es war ein klarer Tag, wolkenlos bis zum frühen Nachmittag. Das tat gut! Jeder Sonnenstrahl ein Energiebooster (um dies in unseren Tagen so inflationär benutzte Wort einmal anders zu gebrauchen)!

Mit einer Anzahl Fotos, leider nur mit dem Handy gemacht und von daher nicht immer gut belichtet, nehme ich Euch mit auf meinen Spaziergang.


Bäume zeigen sich dieser Tage ganz unterschiedlich, manche bereits ganz kahl, so wie diese Birken.


Andere halten ihr Laub noch fest und erstrahlen in goldenen Herbsttönen. Goldener Oktober (den wir nicht hatten) im November.

 

 

Mein Lieblingsbaum im
Park, die alten Platane, wahrscheinlich der älteste Baum im Jan Emmens Plantsoen, hat nun auch alles Blatt abgeworfen.

 

 

Dieser Urmammutbaum dagegen hat noch fast alle seine Nadeln, die eigentlich Blätter sind. 


 

 

 

Und jene Rote Kastanie zeigt ihre sehr auffällige Gestalt gänzlich unverhüllt. Ein bemerkenswerter Baum, vielleicht steht er an einem energetisch besonderen Ort. Sein Stamm ist nämlich, vor allem im unteren Bereich, gedreht.

 

 

Kräftig rot leuchtende Früchte, Lorbeeren, ziehen die Blicke auf sich. Vor allem im vollen Sonnenschein ist es ein froh stimmender Genuss, sie zu betrachten.



Sehr erstaunt war ich, was alles noch so blüht, auf der Wiese, am Kanal und in manchen Beeten.

...tapfere Gänseblümchen....
(zwischen abgeworfenem Blatt des Mammutbaums)



 ...ein Einsamer Löwenzahn...


 

 

...eine mutige Klee-blume...






An dieser Schönheit konnte ich nicht vorbeigehen, ohne sie aufs Bild zu bannen.

Sie war nicht wirklich begeistert davon, unerwartet Model zu sein. Ich ließ mich aber nicht einschüchtern.
Und sie auch nicht.
Trotz allem blieb sie sitzen und suchte nicht das Weite.

Ein bisschen früh dran scheint mir dieser Winterblüher.

Zaubernuss, wenn ich mich recht entsinne.
Meiner Ansicht nach sollte sie erst Ende Dezember, Anfang Januar blühen. Oder?

Fasziniert war ich vom kräftigen Lila dieser Blütenpflanze, die in einem Vorgarten Licht in die Novembertage bringt. Ihr Name? Keine Ahnung. Aber schön ist sie!

 


Ein paar Gärten weiter, in nicht so extrem gepflegter Umgebung, tun Margriten ihr Bestes, um im Spätherbst an den Sommer zu erinnern.


...die Blaue Blume
habe ich heute auch gefunden...

 
 
 
 
 
Und zum Abschluss des Spaziergangs, in der Nähe des Hafens, eine junge Eiche, die sich von einem einzigen Büschel Blätter noch nicht trennen wollte.
 
Die Weiden im Hintergrund sehen noch erstaunlich grün aus.

 
 
Noch immer bin ich voller Staunen, wie viel Schönes ich auch an einem, zugegebenermaßen wunderschönen Novembertag draußen entdecken konnte.Was für eine Freude!



 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 18. November 2021

Heile Welt

Weihnachtshaus (Netzfund: Pinterest)
Die Sehnsucht vieler Menschen nach der Rückkehr der in unseren Breiten bis März 2020 erlebbar
gewesenen "Heilen Welt" muss schier unermesslich sein.

In vielen Fenstern und Vorgärten strahlt in in den Abendstunden dieser Tage bereits Advents-beleuchtung, Weihnachtsschmuck steht auf den breiten Fenster-bänken der hier üblichen Pano-ramafenster und die Andvents-lichter in unserer Hauptstraße wurden bereits vor mehr als einer Woche, in den ersten November-tagen installiert und illuminieren seitdem diese Durchgangsstraße und ihre Handvoll Läden.
Meine Schwägerin erzählte, dass ihre 16-jährige Enkelin, Pubertät oder nicht, schon ganz ungeduldig fragte, wann denn das Weihnachtsdorf und der Kunstbaum aufgestellt werden würden. In den Niederlanden wird der 'Weihnachtsbaum' nicht erst zu Weihnachten aufgestellt, sondern traditionell um Sankt Nikolaus, Sinterklaas, herum und steht dann den ganzen Advent im Haus.
Auch einige meiner Brieffreundinnen schreiben bereits vom Advents- und Weihnachtsschmuck, den sie dies Jahr in Haus, Balkon und/oder Garten verteilen werden.

Und es ist doch erst Mitte November.
Noch fast 14 Tage bis zum ersten Advent und noch mehr als 1 Monat bis Weihnachten.

Es ist eklig nasskalt und grau draußen, manche Bäume sind schon völlig kahl, andere noch beinahe vollständig grün und wieder andere, wenige, kleiden sich in farbenprächtigsten Herbstblätterschmuck. Je nach Sorte, Alter und Standort.
Die Hühner und Enten im Hirsch-, oder treffender: Tiergehege sind seit Tagen in den Stall gesperrt – wie jeden Winter: Vogelgrippe. Der Hirsch hat seine Brunft hinter sich, sein Gebrüll, das eher klingt wie das Grunzen eines besonders großen und lauten Schweines, ist bis nächsten Herbst verstummt. Bei wie vielen seiner Damen Herr Hirsch erfolgreich war, werden wir nächsten Sommer sehen.

Derweil fabuliert Medizinethiker und Humangenetiker Wolfram Henn, Mitglied des Deutschen Ethikrates darüber, die Binnengrenzen der EU für Ungeimpfte zu schließen. Nicht etwa, weil damit Infektionen vermieden werden können – da wäre Testen von sowohl Geimpften als auch Ungeimpften noch immer die sinnvollere Alternative – Henn geht es darum, ungeimpfte Menschen mit allen Mitteln so unter Druck zu setzen, dass sie sich schnellstmöglich umentscheiden.

Gratisclipart von
https://www.flaticon.com/de/autoren/flat-icons
 

Der Verfassungsrechtler Pestalozza setzt noch eins drauf. Er ruft nicht nur nach einer Impfpflicht, sondern auch danach, diese notfalls mit Zwnagsmaßnahmen durchzuführen: polizeilicher Vorführung zum Impfen. Zwangsimpfung unter Anwendung körperlicher Gewalt wird hier klar befürwortet. Nachzulesen im SPD-eigenen Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sozial-Demokratisch.

Eine 91-jährige Vierteljüdin aus Mecklenburg-Vorpommern, Marianne von Rosen, fühlt sich durch die aktuellen Entwicklungen an Zeiten und Strukturen erinnert, die sie in ihrem Leben bereits zwei Mal erlebt hat. Sie schreibt an 16. November 2021: "Jetzt erlebe ich den Eintritt in die dritte Diktatur. (…) Früher wurde ich als Vierteljüdin nicht bedient. Heute werde ich ohne Maske nicht mehr bedient oder darf das Geschäft erst gar nicht betreten. (…) Die Spaltung der Gesellschaft in Gute = Geimpfte und Böse = Ungeimpfte ist schon weit fortgeschritten. (…)
Flugblatt 1900/1901 "Pyramide des Kapitalistischen Systems"
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:
Pyramid_of_Capitalist_System.jpg

Ich erlebe gerade das Gleiche, was ich schon zweimal, im Dritten Reich und in der DDR erlebt habe.

Die Gegner werden mundtot gemacht, eventuell ins Gefängnis (oder später in ein KZ) geschickt, die
Braven und die Mitläufer werden belohnt, und der ganze Diktaturzirkus beginnt jetzt zum dritten Mal von vorn. Ich habe nie geglaubt, dass ich eine solche Entwicklung noch einmal erleben muss."

Heute Nachmittag habe ich weitergelesen in "Désirée" von Annemarie Selinko, dem Roman aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts über die erste Verlobte von Napoleon Bonaparte und spätere schwedische Königin. Letzteres wurde sie als Ehefrau des französischen Generals und Marschalls Jean-Baptiste Bernadotte, der 1810 vom kinderlosen schwedischen König Karl XIII adoptiert und damit Thronfolger wurde.

Ich lese eindrücklich geschilderte Schreckensszenen vom Untergang der napoleonischen Armee in Russland 1812.
Immer wurden die Machtspiele und Machtgelüste der Herrschenden auf dem Rücken der Menschen ausgetragen. Mir ist zum Heulen.

Die sich überall ausdrückende Sehnsucht nach der Rückkehr der bis März 2020 als heil empfundenen Lebenswelt kann ich so gut verstehen und nachempfinden. Lange vor der eigentlichen Adventszeit die Sehnsucht des Advent nach der Wiederkehr des Lichts mit üppigen Lichterketten auszudrücken im eigenen Fensterrahmen, auf dem Balkon, im Garten – deutlicher können Menschen kaum kundtun, worum es geht!

Der Weg zur Wiederkehr des Lichts führt jedoch allein und ausschließlich über das eigene Herz.
Wenn wir wollen, dass das Licht zurückkehrt in unsere Leben, in unsere Welt, müssen wir das kleine, allzeit und immerdar in uns glimmende Flämmchen selbst mit Sauerstoff versorgen und hell zum Leuchten bringen. So dass jede und jeder einzelne von uns von innen her leuchtet und so mithilft, die Atmosphäre unter den Menschen ins Lichte, Liebevolle zu verwandeln.

Hieran führt kein Weg vorbei.
Es ist der Weg.
Hieraus ergibt sich alles andere.

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