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Eine Freundin machte mich im Gespräch drauf aufmerksam, dass sich dies etwa mit der Tag- und Nachtgleiche eingestellt habe. Immer deutlicher werden seitdem die Tageslichtstunden kürzer, verglichen mit den Dunkelheitsstunden pro Tag. Meine im Frühjahr antrainierterte Rhythmusverschiebung zur persönlichen Anpassung an die Sommerzeit schiebt sich natürlicherweise zurück in den Rhythmus der Normalzeit, also der biologischen Zeit, der an unsere Sonnenstands- und Lichtverhältnisse angepassten Zeitangabe auf der Uhr.
Es ist erstaunlich. Nun werden wir seit 41 Jahren in die alljährliche Zwangsverschiebung des Lebensrhythmus geschoben, aber es gibt immer wieder mal neue Wahrnehmungen in mir darüber, was es mit meinem Körper und meiner Seele macht.
Diesen Herbst
also fordert mein Körper vehement die Anpassung an die tatsächlichen
Tageslicht-verhältnisse zurück. Gerade zu Beginn der Sommerzeitregelung, in den ersten zweieinhalb Jahrzehnten
ganz sicher, hatte ich den ganzen Sommer über massive Probleme mit der künstlichen
Zeit. Meine innere Uhr ließ sich nicht foppen, und da ich studierte bzw.
freiberuflich tätig war, gab es keinen harten äußeren Taktgeber, der mich zur
Anpassung gegen meine eigene innere Uhr zwang. So kam ich die ganzen
Sommermonate oft zu spät oder stand vor geschlossenen Ladentüren, weil ich
meiner inneren Uhr vertraut hatte. Damals galt ja noch das alte
Ladenschlussgesetz, und somit gingen die Rollgitter abends um halb sieben bzw.
samstags um 13 oder 14 Uhr nach unten. Mehr als einmal musste ich beim
Abendessen und Frühstück enorm improvisieren. Mein Einkommen war ja noch
mehr oder weniger studentisch, und so war auch meine Vorratshaltung begrenzt – große Vorräte
anlegen hätte zu hohe Ausgaben auf einmal bedeutet.Historische Ansichtskarte zur Einführung der Sommerzeit 2016
In den ersten 20 Jahren nach der modernen Einführung der künstlichen Zeit im Sommer waren die Perioden im Jahr wenigstens noch gleichverteilt, man durfte genauso lange im natürlichen Rhythmus leben, wie man gezwungen war, im künstlichen Rhythmus zu leben: Normalzeit war vom letzten Sonntag im September bis zum letzten Sonntag im März – 6 Monate. Und der künstliche Rhythmus im Sommer dauerte vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im September, 6 Monate. D.h. die Umstellungen fanden plusminus um die beiden Tag- und Nachtgleichen statt. Damit war qua Tageslicht-Erleben die Umstellung zwar erlebbar, aber nicht furchtbar krass.
Heutzutage (genau
genommen seit 1996) werden wir mit einem Übergewicht des künstlichen Rhythmus
belastet. Er ist uns auferlegt vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober – 7
Monate. Es wird uns nur 5 Monate lang zugestanden, im natürlichen Tageslicht-Rhythmus
zu leben. Die Verschiebung um einen Monat nach hinten wurde laut Wikipedia beschlossen im Rahmen der Anpassung an einen europäischen Gleichschritt.
Es wird nun erst einen Monat nach der Herbst-Tag- und Nachtgleiche umgestellt,
wodurch natürlich das subjektive Erleben: "es wird so früh dunkel" - verglichen
mit dem Tag vorher - viel krasser ausfällt. Im Lichtgefühl der Tageslänge macht
es einen großen Unterschied, ob die Verschiebung des Sonnenuntergangs von 19:20
Uhr auf 18:20 Uhr stattfindet (Zeiten Zuidbroek für den 26. September 2021) oder
ob "gestern" (dies Jahr der 30. Oktober) die Sonne um 18:04 Uhr untergeht
und "heute" (dies Jahr der 31. Oktober) um 17:02 Uhr. Da fühlt sich
der Tag gleich sehr viel kürzer an.
Beim
Sonnenaufgang (7:27 h MESZ am 26.09. gegenüber 6:27 h MEZ und 8:29 h 30.10. / 7:31 h
am 31.10.) fühlt sich das für viele Menschen weniger krass an, da sie sowieso
ihres Arbeitsrhythmus wegen sehr früh aufstehen müssen und gelernt haben, sich
jeden Tag aufs Neue über das natürliche Gefühl hinweg sich zu zwingen, in aller
Herrgottsfrühe ihren Schlaf zu unterbrechen. Allenfalls wird das eine Stunde früher Hellwerden entspannend
erfahren, ohne dass es groß Einfluss hätte auf die Gesamtwahrnehmung der Tageslichtlänge.
Wie in so vielen Fällen gräbt sich das Negative – gefühlt wird der Tag wird am Ende
plötzlich beschnitten – stärker in die Emotion ein als das Positive – das
Tageslicht ist eine Stunde früher da. Von daher kann man sich auch erklären,
dass viele Leute aus dem Erleben der sogenannt 'langen Sommerabende' heraus für
eine dauerhafte Einführung der künstlichen Zeit optieren würden. Ohne Nachzudenken
oder gar Hinzufühlen, was das im Tiefsten für ihren Körper und ihre Psyche an
Belastung bedeutet.Und dass es bedeuten würde, dass es im Winter erst gegen 9:30 h hell würde.
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Bei mir
allerdings, die ich keinem aufgezwungenen Arbeitswelt-Rhythmus mehr unterliege,
kann sich
das natürliche Empfinden den ihm zukommenden Raum nehmen.
Und so erfahre ich dies Jahr also meine persönliche Korrektur der künstlichen Zeit hin zur natürlichen Zeit von selbst in einer Periode, in der das Geist-Körper-Seele-System sie am leichtesten verarbeiten kann: um die herbstliche Tag- und Nachtgleiche herum.
Es hat auch Vorteile, ein älteres Semester zu sein.
Mir geht's ähnlich mit dieser künstlichen Zeit. Wenn ich keine Termine am früher Vormittag habe, stellt sich morgens ein anderes Lebensgefühl und eine andere Lebensenergie ein: ich kann aufstehen, wenn es hell wird und muss mich nicht im Dunkeln aus den Federn quälen und zur Frühstücksvorbereitung Licht anmachen. Bei freier Zeiteinteilung esse ich mittags nicht vor 14:00 Uhr und abends brauche ich eine Weile bis ich schlaffähig bin; da ist die Kunstzeit definitiv nichts für Eulen.
AntwortenLöschenEine für mich interessante Frage ist:"Wie würde es den Generationen ergehen, die mit dieser Kunstzeit geboren und aufgewachsen sind, sollte die biologische Zeit zum Standard werden? Hätten sie genauso Umstellungsschwierigkeiten oder ist ein Umstellen dank vorhandener genetischer Struktur einfach zu bewältigen?".
Bis Änderungen kommen werden, dauert sicher noch. Bleibt zu hoffen, dass einheitliche Regelungen kommen und nicht, wie zu lesen war, jedes Land für sich abstimmt. Sollte sich die Kunstzeit durchsetzen, so würde hier im Norden die Sonne zu Weihnachten gegen 09:30 aufgehen; na dann, viel Spaß dabei!