Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Freitag, 25. Dezember 2020

Blogpause

Die Nacht vom  24. auf den 25. Dezember war die erste der 12 Heiligen Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig, in den letzten Jahren auch oft mit dem alten Namen "Rauhnächte" genannt. Eine Zeit der Einkehr und Besinnung. Auch für mich. 

Zwischen Freitag, 25.Dezember 2020 bis einschließlich Sonntag, 10. Januar 2021 mache ich eine Pause in diesem Blog. Am Montag, 11. Januar 2021 nach 22 Uhr am Abend erscheint mein nächster Beitrag.
Teddy tritt schon unruhig von einem Fuß auf den anderen und will endlich wieder einmal die Hauptrolle spielen. Wir werden sehen, was sich ergibt.

Als Überschrift über die kommenden Tage schreibe ich uns allen dies Gedicht von Rainer Maria Rilke, auf das ich durch Günter Kerschbaummayr aufmerksam geworden bin. Seine Online-Gruppe zu den Rauhnächten ist mir Inspiration und Begleitung für ein bewusstes Erleben der Heiligen Nächte.

Über die Geduld

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,

die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben
mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Jonathan die Weihnachtsmaus


 Eine Weihnachtsgeschichte von Anastasia Stucky

 

 

Es war kalt und dunkel.
Ein eisiger Wind fegte über die Felder und Straßen. Jonathan, ein kleiner Mäuserich, zog den Kragen seiner Jacke höher und schob die Mütze tiefer ins Gesicht.

Während er den Feldweg so entlang ging, dachte er nach.
Er war allein auf sich gestellt, hatte keine Eltern und Geschwister.
Wohin er ging war ihm egal.

Er achtete nicht auf die Umgebung, die er durchwanderte, sah nicht die Rehe, die äsend am Waldrand standen, spürte nicht die feinen Schneeflocken, die weich tanzend auf ihn herab fielen. Und er bemerkte auch nicht die Sterne, die funkelnd am Himmel leuchteten.
Einzelne Bäume warfen große, dunkel Schatten, die wie Gespenster aussahen.
Jonathan hatte keine Angst.
Er war nur so unheimlich traurig.
In den Häusern, an denen er bisher vorbeigekommen war, brannte Licht und die Familien waren ausgelassen und fröhlich.
Sie sangen und schwatzten und niemand bemerkte ihn, wenn er hier und da durch die vereisten Scheiben hineinblickte.
Niemand war mehr draußen, nur er.

Im nächsten Ort, in den er kam, blieb er beim Brunnen stehen.
Er sah sich um.

Leere wohin er auch schaute.
Er setzte sich auf einen kalten Stein.
Sein Magen knurrte und er hatte Durst, aber all seine Vorräte hatte er schon verzehrt und nirgendwo hatte er etwas Essbares finden können.
Seine Gedanken kreisten wirr in seinem Kopf.
Er schaute zum Himmel.
Ihm war, als sehe er dort das liebe Gesicht seiner Mutter, aber… es war nur ein Nebelstreifen.
Er wusste nicht, wie lange er schon auf der Wanderschaft war.
Seine Füße schmerzten und waren eiskalt, ebenso seine Hände, die er tief in die Tasschen seiner Jacke geschoben hatte.
Er spürte seinen Körper kaum noch.

Plötzlich hörte er ein Geräusch.
Er blickte sich um und sah eine Gestalt auf den Brunnen zukommen.
Jonathan blieb ganz still sitzen und bewegte sich nicht.
Ein kleines Mädchen kam mit einem Kessel zum Brunnen.

Es warf den an einem Seil befestigten Eimer in den Brunnen und zog ihn wieder hinauf.
Nanu, es geht ja so leicht!
Sie schaute enttäuscht in den leeren Eimer.
"Wieder kein Wasser, weil der Brunnen gefroren ist." sagte sie leise vor sich hin.
Traurig setzte sie sich vor den Brunnen.
Die Mutter hatte sie Wasser holen geschickt, es sollte heißen Tee und eine Suppe geben, aber ohne Wasser ging das nicht.
Sie überlegte, was sie tun konnte, wo sie Wasser herbekommen könnte, aber es fiel ihr nichts ein.
Sie schaute sich um und entdeckte plötzlich, klein und zusammengekauert Jonathan auf dem Stein sitzen.
Dieser war starr vor Schreck, als ihre kleinen, für ihn jedoch riesigen Hände ihn umfassten und empor hoben. "Wer bist du denn?", sagte das Mädchen zu der Maus. "J-J-J-Jonathan", sagte dieser zitternd und bibbernd.
Sie sah ihn sich von allen Seiten an.
"Ich heiße Emily und soll für meine Mutter Wasser vom Brunnen holen, aber der ist zugefroren. Und nun kann meine Mutter keinen Tee und keine Suppe kochen." sagte sie. "Und dabei habe ich so einen Hunger und mich so sehr auf die Suppe gefreut."
Jonathans Magen knurrte so verdächtig und laut, dass sogar Emily es hören konnte.

Er dachte blitzschnell nach und meinte, Emily könnte doch Schnee nehmen, der beim Kochen zu Wasser würde. So hatte seine Mutter es im Winter auch immer gemacht.
Emily fand die Idee gut und füllte den wichen Schnee in ihren Kessel.
Als dieser voll war, wollte sie heim.
Sie sah sich Jonathan noch einmal an.
Sollte sie ihn bei der Kälte hier draußen lassen?
Hatte er nicht auch einen warmen Platz in der Nähe des Ofens verdient?
Sie nahm ihn hoch und setzte ihn vorsichtig in die Tasche ihres Mäntelchens, sah sich noch einmal um und ging heim.

Dort wartete die Mutter schon auf das Wasser.
Als Emily ihr erklärte, dass der Brunnen gefroren war und sie deshalb Schnee mitgebracht hatte, war die Mutter erstaunt über den Einfallsreichtum ihrer Tochter.
Sie machte sich sofort an die Arbeit und bereitete Tee und Essen zu.
Emily ging in die Schlafkammer und zog ihren Mantel aus.
Aus der Tasche holte sie Jonathan und setzte ihn in ihre Schürzentasche.
Dann ging sie zur Mutter und sah ihr beim Kochen zu.
Mutter sah Emily mit einem warmen und liebevollen Lächeln an.
"Stille Nacht…" begann sie zu singen.
"Heilige Nacht…" sang Emily mit.
Ihr Blick ging abwechselnd von ihrer Mutter hinüber zum geschmückten kleinen Tannenbaum, der neben dem Fenster stand.

Die Mutter holte die Weihnachtskrippe aus dem Schrank und stellte sie unter den Baum.
Aus einer Schachten holte sie die Figuren und setzte sie vorsichtig in die Krippe. Da waren Josef und Maria, der Esel und der Ochse, aber wo war das Jesuskund? Die Mutter suchte überall, konnte es aber nicht finden.
Nach langem hin und her fiel es ihr wieder ein. Die Figur war im vergangenen Jahr beim Einräumen hinuntergefallen und zerbrochen.
Eine Krippe ohne Jesus?
Sie wollte die Krippe wieder wegräumen, aber Emily protestierte.
"Weihnachten ohne eine Krippe?" schluchzte sie.
"Aber zu der Krippe gehört doch das Jesuskind", meinte die Mutter, "ohne diese Figur macht das keinen Sinn."
Da hatte Emily eine Idee.
Sie ging hinüber zur Krippe, kniete davor und holte Jonathan aus ihrer Schürzentasche.

Vorsichtig legte sie ihn in die Krippe, stand auf und ging wieder zurück zu ihrer Mutter.

Stolz erklärte sie ihr: "Wir haben zwar kein Jesuskind mehr, aber dafür haben wir jetzt Jonathan, die Weihnachtsmaus."

Die Mutter staunte und lachte.
Sie nahm ihre Tochter in die Arme.
Dann sangen sie Weihnachtslieder, aßen von der Suppe, und Jonathan bekam ein paar Brotkrumen.
So war es doch für alle ein schönes Weihnachtsfest.

Geschichte gepostet mit freundlicher Genehmigung durch die Autorin.
©Anastasia Stucky

Alle Abbildungen gefunden auf Pinterest.

 

 

 


 

Montag, 21. Dezember 2020

Einsamkeit

 

 


 
Das Gefühl, völlig isoliert, absolut einsam zu sein, wird bei immer mehr Menschen immer stärker, nun uns schon so lange nahe, menschliche Kontakte verboten sind. Entweder mit staatlichen Sanktionen bedroht, oder beinahe noch schlimmer, durch Angst und Panik aus dem Leben gemerzt. Und gleichzeitig so enorm schmerzlich vermisst.

In dem faszinierenden Buch "Höhenflug. Der Weg zu innerem Frieden und Lebensfreude" von  Antoinette Haering bin ich heute Morgen auf folgende Worte gestoßen:

 "Einsamkeit fühlt man tief im Herzen. Einsamkeit tritt schonungslos auf, wo man sie nicht vermutet. Plötzlich und unangemeldet überrascht sie uns. Sie zieht uns in ein tiefes, dunkles Loch, lässt uns die schwärzesten Gedanken denken und die schmerzvollsten, kaum auszuhaltenden Gefühle fühlen. Sie lässt uns schreien vor Schmerz und Feuer speien vor Wut. Sie lässt uns wimmern, zittern und einfach nur leblos und leer fühlen."

So genau ist das.

Selbst mit einem Partner an der Seite wollen sich solche schwarzen Löcher in Zeiten wie diesen ab und zu plötzlich auftun. Wie sehr muss es erst Menschen treffen, die ganz alleine sind. Und seit Monaten angewiesen auf ausschließlich Telefongespräche, social media oder Briefe schreiben. Keine Menschenseele, mit der sie von unverhülltem Angesicht zu unverhülltem Angesicht Gespräche führen, lächeln, lachen, zusammen essen, geschweige denn singen oder tanzen können.

Haering schreibt weiter, und bezieht sich dabei auf das innere Verarbeiten von Einsamkeitserfahrungen:

"Die Rettung naht, wenn wir erkennen, dass die Ursache dafür nicht in unserem Umfeld und in den Menschen liegt, die uns umgeben, sondern dass sie darin liegt, dass wir uns selbst verlassen haben. Dass wir von unserem Weg abgekommen sind und sich Teile von uns verlassen fühlen. Dass wir uns nicht zugehört haben, dass wir unseren Grundwerten untreu geworden sind, dass wir uns haben manipulieren lassen und uns dadurch selbst verleugnet haben. Dass wir die Verbindung zu uns selber und zu unserem Licht verloren haben. Das ist der Urquell der Einsamkeit."

Ja, dachte ich, als ich das las.
Das kann ein Weg sein.

Das Allein Sein ist zur Zeit ein Faktum. Ein ungesundes Faktum. Wie ungesund, ist in Studien vielfach bewiesen. Sie z.B. hier, hier und hier, Artikel von 2015, der aufzeigt, wie Einsamkeit das Immunsystem schwächt. Und doch, das Allein Sein ist ein Gegebenes, an dem zumindest diejenigen von uns, die allen öffentlich verordneten Maßnahmen Folge leisten, nichts ändern können.

Möglicherweise aber können wir an den Auswirkungen auf unsere Seele und damit auch unseren Leib etwas ändern. Wenn wir damit bewusst umgehen, aus dem Alleinsein keine Einsamkeit werden lassen.

Es kann schon viel ausmachen, wenn ich mich selbst in diesem auferlegten Alleinsein nicht länger als Opfer der Maßnahmen wahrnehme. Damit will ich die aufgezwungene Distanz zu den anderen Menschen keinesfalls schönreden. Nur, wenn ich erlebe, an dieser aufgezwungenen Distanz nichts ändern zu können bzw. zu dürfen, helfe ich mir selbst am meisten, wenn ich sie innerlich als gegeben annehme.
Und danach anfange, mich mit dem auftauchenden Gefühl der Einsamkeit auseinanderzusetzen.
Mich auf die zwangsläufigen Begegnung mit mir selbst einzulassen, die diese aktuelle Situation zur Folge hat. Es als Chance zu begreifen.
Mit den Fragen im Hinterkopf: woran hindert es mich? wozu zwingt es mich? wozu könnte es gut sein?

Das klingt natürlich einfacher, als es ist.

Es bedeutet im Endeffekt, dass ich selbst die Verantwortung für meine eigenen Gefühle übernehme.
Das aufgezwungene Alleinsein hat diese Gefühle von Alleingelassensein, von Einsamkeit ausgelöst. "Getriggert", wie man heute so oft hört. Aber ich muss darin nicht hängen bleiben.

Ich kann diesen Gefühlen begegnen, kann mich mit ihnen bewusst befassen. Kann mich auf die Suche machen nach der Verbindung zu mir selbst und zu meinem inneren Licht, um es mit den Worten von Haering auszudrücken.

Im Grunde tue ich das in den vergangenen Monaten immer und immer wieder, es gibt Tage, da tue ich fast nichts anderes.
Zum Glück gibt es "das Netz" und dort dabei vielfältige Hilfestellung. Virtuelle Begegnung mit Begleiterinnen und Begleitern in diesem Prozess zum Beispiel.
Auch mit Antoinette Haering und ihrem Buch, das ich gerade erst angefangen habe zu lesen.

 

So weit gehen und "vielen Dank, großes C" sagen will ich aber dann doch nicht.

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Aufschrei

Heute wieder ein Gastbeitrag. Wieder einmal musste eine unserer spirituellen Gruppen abgesagt werden. Lockdown. Keine persönlichen Begegnungen mit mehr als einer haushaltsfremden Person.
Zusammen mit der Absage schickte uns die Gastgeberin der Gruppensitzungen ein Gedicht.
Dieses Gedicht hat mich ungeheuer berührt. Ich habe es übersetzt und darf es heute veröffentlichen.


 

Ich seh Dich nicht
Ich hör Dich nicht
Ich fühl Dich nicht
Ich berühr Dich nicht
Ich küss Dich nicht
Ich riech Dich nicht
Ich schmeck Dich nicht

Ich sehn mich nach Dir
Ich will Dich sehen
Ich will Dich hören
Ich will Dich berühren
Ich will Dich küssen
Ich will Dich riechen
Ich will Dich schmecken

Ich lese vom Elend
Der Armut, dem Hunger
Ein Hungerstreikender reist 7 Wochen durchs Land
Mit einer Tafel, einem Stuhl darauf
Die Stuhlbeine abgesägt:
Symbol einer unseligen Politik
"Corona wischt alle Vernunft aus"

Ich schreie, doch meine Stimme wird erstickt.
Ich schnappe nach Luft, wo ist Luft?
Weihnacht 2020: Christus wird geboren.
Kann Gott in meinem Herz geboren werden?
Aber was mach ich dann mit dem Licht in mir?
Der Andere ist unerreichbar…
"Wie ist das, Du zu sein?"

 A. E.  


Ik zie je niet
Ik hoor je niet
Ik voel je niet
Ik raak je niet aan
Ik kus je niet
Ik ruik je niet
Ik proef je niet.

Ik verlang naar jou
Ik wil je zien
Ik wil je horen
Ik wil je aanraken
Ik wil je kussen
Ik wil je ruiken
Ik wil je proeven.

Ik lees over de ellende
Armoe en honger
Een hongerstaker reist 7 weken door het land
Met een bord, met een stoel daarop,
De 4 poten zijn afgezaagd:
Symbool van een rampzalig beleid
“Corona vaagt ons verstand weg”

Ik schreeuw, maar mijn stem wordt gedempt
Ik hap naar adem, waar is lucht?
Kerst 2020: Christus wordt geboren
Mag God geboren worden in mijn hart?
Maar wat moet ik met dat Licht in mij?
De Ander is onbereikbaar..
“Hoe is het om Jou te zijn?”

Abbildung aus dem Artikel im Sonntagsblatt vom 23. Mai 2019
zum 70-jährigen Jubiläum des Grundgesetzes


 

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