Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 2. Mai 2022

Selbstunterstützung

Momentan kommt mehr und mehr an Lebendigkeit zurück in den Alltag. Nachdem die Einschränkungen weitestgehend gefallen sind, ergeben sich immer mehr Möglichkeiten, wieder Dinge zu unternehmen, die früher normal waren.

Zwar sind viele sich bewusst, dass das vermutlich lediglich vorübergehend ist und dass nach diesem scheinbaren Freigelassen-Sein damit zu rechnen ist, dass bei der nächsten verkündeten Gefahrensituation die Zügel noch härter angezogen werden. Aber darüber will ich gar nicht weiter spekulieren.

Mit der Rückkehr der Möglichkeiten, die eigene Lebendigkeit außerhalb der eigenen vier Wände auszudrücken und zu leben, wird nun auch mehr und mehr der ganze Umfang des angerichteten Schadens sichtbar. Das jahrelange Einhämmern, dass Begegnung mit Menschen gefährlich sei, die nicht zur eigenen "Blase" gehören, hat eine Distanz zwischen die Menschen gebracht, die beängstigend ist. 

Auch in mir.
Das erschreckt mich mit am meisten.

So umfassend ich mich auch informiert habe, so viel Bewusstseinsarbeit ich auch gemacht habe, diese böse "Gewissens"-Stimme: pass auf, du könntest Dir was holen! kommt immer wieder um die Ecke.
Manchmal frage ich mich, ob ich je wieder in der Lage sein werde, so unbeschwert mich unter Menschen zu begeben, wie ich das "früher" gemacht habe.

Die Ideologie, die das Vertrauen in die eigenen Kräfte und Abwehrkräfte untergraben sich anschickte, hat sich in den Emotionen eingenistet. Trotz allem.
Zu viel innere Durchlässigkeit.
Trotz allem.

Vor ein paar Tagen habe ich von Christina von Dreien einen wichtigen Tip zu genau diesem Thema der übermäßigen Durchlässigkeit gegenüber Nachrichten und Informationen gehört, der bei mir zu einer Art Aha-Effekt geführt hat.

Der Knackpunkt sind nicht die Nachrichten an sich, die Informationen an sich, die ich zu mir nehme. Sondern wichtig ist, ob dasjenige, das ich zu mir nehme, Emotionen in mir hervorruft. Erst wenn das der Fall ist, beginnt es, "Wirkung" zu entfalten.
"Wenn wir das anschauen, um Klarheit zu gewinnen und um Dinge besser zu verstehen, damit man auch richtig handeln kann, dann geben wir dem nicht Energie, sondern wir entziehen dem Energie. Weil wir dann für uns etwas Gutes daraus machen können." (Min 11:34 im oben verlinkten Video)

Es gilt also, eine emotionale Distanz einzunehmen zu dem, was ich z.B. in den Nachrichten und Informationen zu mir nehme. Es gilt, die Information schlicht nur als Information zu nehmen. Es gilt, jegliche Appelle und andere dort gebrauchten manipulativen Mittel zu durchschauen und in der Folge an mir ablaufen zu lassen wie Regen an einem gut gewachsten Autolack.
Mit den meisten, wenn nicht mit allen Meldungen, die uns präsentiert werde – sei es nun in den offiziellen, sei es in den freien Medien – soll etwas erreicht werden. Diejenigen, die es lesen, sehen, hören, sollen ganz bewusst in bestimmte Emotionen und dadurch bedingte innere Haltungen gezogen werden, die zu vom Verbreiter der Nachricht gewünschten Handlungen führt. Dies gilt es zu durchschauen. Dem gilt es, sich zu entziehen.

Eine ganz schöne Lernaufgabe!
Eine schöne Lernaufgabe.
Die Frage ist: wie kann ich dies Lernen befördern?

 

Einer der Tips aus dem Video ist: Stärke Dich!
Beschäftige Dich mit Dingen, die Dir gut tun.
Tu dies achtsam und aufmerksam, widme Dich diesen Dingen ganz. Tu etwas, das Dich beglückt. Dies zu tun ist Selbstliebe.
Und damit kannst Du Dich selbst unterstützen.
Kann ich mich selbst unterstützen.

Damit bin ich wieder bei einem Thema, das ganz am Anfang dieses Blogs mich schon einmal beschäftigt hat: Freude ins Feld setzen.
Irgendwie ist mir das im Lauf der Monate weggetröpfelt.
Wie war das doch noch mit der schönen Lernaufgabe?

Montag, 25. April 2022

Besuch

 

 


Wir bekommen Logierbesuch!

Die Tochter meines Mannes mit ihren beiden Kindern von 11 und 15 Jahren plus ein mittelgroßer, ungestümer Hund kommen für drei Tage aus dem Westen des Landes angereist. Seit Januar 2020 haben wir uns nicht mehr gesehen. Ich bin gespannt, wie sich alle verändert haben werden.
So wie wir uns auch verändert haben.

Der ganze Besuch ist eine spannende Angelegenheit.

Wieder einmal wird mir bewusst, wie viele Kulturtechniken und Seinsweisen ich durch die C-Maßnahmen-bedingte Isolation und das Beschränktsein auf mein all-tägliches, dörfliches Umfeld verlernt bzw. verloren habe. Abgesehen von ein paar sehr vereinzelten Kurzbesuchen anlässlich unserer Geburtstage und ein, zwei Mal in den gesamten drei Jahren jemand, der auf ein Tasse Kaffee vorbeikam, haben wir niemand zuhause empfangen. Ach ja, doch, Handwerker. Den Waschmaschi-nen/Spülmaschinen-Reparateur. Den Malermeister zwecks Kostenvoranschlag des sehr notwendigen Anstrichs unserer Holzfenster und einzelner Heizkörper. Den Sachverständigen, der die Gasbeben-schäden aufgenommen hat. Den Installateur.
Vor 2020 kam auch der Fensterputzer immer auf eine Tasse Kaffee herein, wenn er unsere nach außen aufgehenden Fenster von draußen wieder durchsichtig gemacht hatte. Mit dem großen C fiel das weg, wegen gefährlich.

Und jetzt also Logierbesuch.
Ganz schön aufregend.

Wie geht das eigentlich, ein paar Tage mit anderen Menschen unter einem Dach zusammen-leben? Wie wird das funktionieren mit all den Kapriziositäten, die mein Körper sich in den letzten zwei Jahren zugelegt hat und die mir ein striktes tägliches Schema aufzwingen? Mit diesem ganz festen Ritual an Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten und bestimmten Tees zu bestimmten Zeiten... Mit all den Dingen, die ich inzwischen nicht mehr vertrage? Mit meinem regelmäßigen Ruhebedürfnis am Nachmittag?

Oh ja, diese zwei Jahre in Isolation und ständigem Bedrohungsszenario, von dem immer wieder aufs Neue mich abzunabeln die Herausforderung war und ist, haben nicht gut getan. Dauer-Stress, trotz aller Meditationen und Übungen.

Auch die Wohnung will wieder vorzeigbar gemacht werden gegenüber anderen Menschen. Wenn man nur noch zu zweit so still vor sich hin lebt, entwickeln sich, auch was das betrifft, Rituale und Gewohnheiten. Es entstehen Ecken und Flächen, an denen sich das eine oder andere ansammelt, mal eben zur Seite gelegt, weil es irgendwo störte. Oder die nur in in großen Abständen Bestandteil der Saubermach-Routine sind, weil man nicht täglich dort lebt.

Es erschreckt mich, wie sehr diese zwei, drei Jahre zugeschlagen haben und aus mir eine andere gemacht haben als die, die ich bis Mitte 2020 war. (Bis dahin gab es wider besseres Wissen noch Optimismus und Hoffnung, dass Freiheit zu voller Lebendigkeit zurückkäme). Damals machte ich meine letzte, längere Reise. Damals war mein letzter Aufenthalt in Deutschland.

Inzwischen würde ich solche 8-Stunden-Reisen rein körperlich durch all die Kapriziositäten nicht mehr durchhalten. Die Störung des täglichen Rhythmus in den Mahlzeiten und Getränken würde wahrscheinlich wochenlange Arrhythmien in der Verarbeitung des zu mir Genommenen hervorrufen.

In der aufgezwungenen Isolation bin ich zu einer Art Klausnerin geworden. Unfreiwillig. Einerseits immer wieder aus der Einsamkeit herauswollend. Andererseits voller Zweifel, ob ich wohl in der Lage bin, die auf mich einstürmenden Eindrücke und Herausforderungen des Zusammenseins mit mehreren anderen Menschen mehr als ein paar Stunden aushalten zu können.

Mit dieser Verformung meines So-Seins bin ich nicht allein. Ich beobachte sie bei vielen Menschen um mich herum. Und die Ergebnisse verschiedener Studien geben beredt Zeugnis davon ab, wie sehr diese ganzen Maßnahmenjahre den Menschen geschadet haben:

Magersucht bei Jugendlichen in Deutschland (alle im folgenden genannten Zahlen betreffen Deutschland) z.B. hat sich in der Pandemiezeit verdoppelt. Die Hälfte der im Rahmen von Studien befragten Kinder und Jugendlichen leiden unter Depressionen, ein fast genau so hoher Prozentsatz unter Angstsymptomen, und Alkoholmissbrauch wurde bei 16% der befragten Jungen und Mädchen festgestellt. Die Fallzahl der Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen, untersucht in einer Studie der Uniklinik Essen, hat sich im Vergleich zur Vor-C-Zeit vervierfacht.
Daten, die Ältere betreffen, liegen bei der Sterbegeldversicherung Monuta vor. Auch hier zeigt sich die erschreckende und schmerzliche Entwicklung; die Zahl der Selbsttötungen hat sich vervierfacht.  


Jetzt bekomme ich also Gelegenheit, mich an die Daniela von vor Juli 2020 zu erinnern.
Gelegenheit, mit lieben Menschen eine Weile zusammen sein zu können und alles mögliche gemeinsam zu machen. Mit einander zu reden und zu lachen, zu kochen, zu essen und zu trinken, gemeinsam den Hund auszuführen, und…und…und.  

Gelegenheit, nach der langen Zeit ein anderes Leben wieder auszuprobieren.
Gelegenheit, aus dem ständigen Kreisen um die eigene Achse herauszukommen.

In einer Zeit, in der Viele um mich herum von einem Leben in Gemeinschaften träumen gar nicht so verkehrt.


Montag, 18. April 2022

Ostergruß ?

 

 

 

 

 


Das zweite Osterfest nach dem Ende unseres einstmals gewohnten Lebens.
Es ist traumhaftes Wetter: Sonne und ein klarer, blauer, bis auf die seit letztem Jahr offenbar unvermeidlichen, ständig anwesenden Schleierwolken wolkenloser Himmel. Menschen gehen nach draußen, Nachbarn werkeln in ihren Gärten herum, und endlich, endlich höre ich auch wieder begeistertes, fröhliches Kinderjuchzen, Rufen, Lachen im Garten nebenan, das das ausgelassene Spiel mit dem Papa begleitet.
Wie habe ich das vermisst!

Vorgestern noch war es so richtig Karsamstag.
Eine Stille lag über dem Dorf, die ich so sonst nie erlebe. Eine andere Stille als jene am Morgen des 1. Januar, die mich auch so beeindruckt hat. Und das, obwohl Läden normal geöffnet waren, also bis abends um 7 oder 8. Die Atmosphäre fühlte sich wirklich an wie die Stille der "Grabesruhe des Herrn", über die ich vor Jahrzehnten einmal eine großartige Predigt des beeindruckenden Pastoraltheologen Rolf Zerfaß
*) gehört habe.

Es war, als ob in dieser ganz und gar säkularen Welt, in dieser besonders nüchternen, noch nie sehr kirchlich gewesenen Region der Niederlande, dennoch etwas in den Menschen die Besonderheit dieses Vorgangs spürt. Die Besonderheit dieser Tage der Erinnerung an unsere Sterblichkeit, an die Stille der Zwischen-Zeit, in der die Seele alles mögliche erlebt und erfährt bevor sie sich dann auf den weiteren Weg des Lebens macht.

Am Ostersonntag dann die – wie ich annehme, ebenso unbewusst erlebte – überschäumende Lebendigkeit des neuen Lebens. Die nun auch in der Natur wieder zu sehen ist. In den letzten beiden Tagen, in denen es allmählich wärmer und mehr Sonnenschein uns geschenkt wurde, hat fast die sprichwörtliche Explosion des Grüns an den Bäumen stattgefunden. Plötzlich ist überall im Pärkchen an den noch eben kahlen Ästen ganz deutlich Grün zu erkennen. Ich merke, wie ich dadurch ganz anders aufatme: das Leben ist zurück.

Gleichzeitig wird mir mit jedem Jahr deutlicher bewusst, wie kurz im Jahr eigentlich diese Periode der belaubten Bäume und ihn ihrer übersprudelnden Lebendigkeit intensiv wahrnehmbaren Natur ist. Beinahe fünf Monate müssen wir in diesen Breiten mit den kahlen Ästen leben. Das erinnert mich an eine Aussage, die meine Mutter einmal gemacht hat, als sie wohl etwa in meinem heutigen Alter war: dass sie nämlich den Herbst eine schreckliche Jahreszeit fand. Diese Absterben und Fallen der Blätter, dieses Kahlwerden der Bäume machten sie traurig und vielleicht auch ängstlich, heute (in der Zeit der Etikettierung normal im Leben vorkommender Gefühlszustände als 'krankhaft') würde man das depressiv nennen.

Hat das mit dem Älterwerden zu tun? Mit der Tatsache, dass die Unausweichlichkeit des Todes immer mehr ins Bewusstsein sich drängt? – Vielleicht gehe ich dem irgendwann anders mal nach.


Jetzt aber – ist erst einmal das Leben zurück. Im Garten gehen die Tulpenblüten auf, die Hyazinthen blühen so schön wie noch nie, an den unmöglichsten Stellen zwischen den Terrassenplatten keimen Sonnenblumen und Getreidehalme von Vogelfutter, das die Gefiederten auf dem Rückweg vom Futterhäuschen haben fallen lassen,


 

 

und die Teddies

machen Unsinn.                                                      

Und ich fühle wie noch nie eine Sehnsucht nach dem Leben, das ich bis Januar 2020 geführt habe. Wie viel haben wir alle doch seitdem verloren! Nein, ich werde das jetzt nicht alles benennen. Das tun andere, warnende Stimmen sowieso täglich.
Aber die wiederholte Erkenntnis, dass das meiste davon nie wieder zurückkommen wird, haut mich jetzt erst einmal um wie ein schwerer Faustschlag. Wie gerne würde ich mich zurückbeamen in jenes Jahr 2019 und es nie, nie verlassen!...

Niemand von uns weiß, was statt dessen kommen wird. Das, was es dazu an Veröffentlichungen gibt, allen voran das Buch von Klaus Schwab "COVID 19 - Der Große Umbruch" (gelegentlich verglichen mit dem Werk eines Autors mit Oberlippenbärtchen, das 1925/26 erstmals erschien und später in jedem deutschen Bücherschrank zu stehen hatte), lässt nichts Gutes vermuten.

Vielleicht ist diese Stimmung der richtige Moment, um die Vision eines menschenfreundlichen Zusammenlebens zu teilen, die Neale Donald Walsch  in seinem 2011 geschriebenen Buch "Der Sturm vor der Ruhe – Gespräche mit der Menschheit" aufgeschrieben hat (S. 242/43):

 "Was mich betrifft, so hoffe ich bei unserer neuen Geschichte auf diese Resultate:

1.      Akzeptanz der wahren Identität aller Menschen als Aspekte und individualiserter Ausdruck des Göttlichen

2.      Dass immer mehr Menschen – Millionen, so hoffe ich – das Einssein allen Lebens und der Menschheit erkennen.

3.      Ein Wissen darüber, warum wir hier auf der Erde sind; Klarheit über die Agenda der Seele.

4.      Beseitigung von entwürdigender Armut, Hunger und der massenhaften Ausbeutung von Menschen und Ressourcen durch die Mächtien in wirtschaft und/oder Politik.

5.      Beendigung der Systematischen Umweltzerstörung auf dem Planeten.

6.      Beendigung der kulturellen Dominanz eines Wirtschaftssystems, das auf Konkurrenz statt auf Kooperation beruht und nach ständigem Wirtschaftswachstum stebt.

7.    Beendigung des endlosen Kampfes um Größer/Besser/Mehr.

8.      Aufhebung aller Einschränkungen und Diskriminierungen, die Menschen an ihrer Entfaltung hindern – sei es zu Hause, am Arbeitsplatz … oder im Bett.

9.      Die Möglichkeit für alle Menschen, in wahrer Gleichberechtigung ihre höchste Form des Selbstausdrucks zu erreichen.

10.   Die Verwirklicheung gesellschaftlicher Veränderungen nicht als sozialpolitische Maßnahme, sondern als lebendige Vor-Ort-Demonstrationen dessen, was wir als Spezies wirklich sind.





Ja!

 

 

 

 

*) wie ich gerade gelesen habe, starb Rolf Zerfaß am 31. März im Alter von 87 Jahren.
Das berührt mich sehr und macht mich traurig.

Viel gelesen