Bernardus Mourik, Sint Maartensvloed 1686 oder Weihnachtsflut 1717 |
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass alles immer chaotischer wird. Mehr und mehr vermeintliche Sicherheiten lösen sich in Luft
auf. Immer stärker sieht es so aus, als ob auf vielen Gebieten alles in Bewegung
gerät und – wer weiß – letzten Endes nur wenige Steine auf den anderen liegen
bleiben werden. In den nächsten Jahren werden sich unser aller Lebens-Alltage enorm verändern.
Das bringt ein
unsicheres Gefühl mit sich.
Wohlfühlen geht
anders.
Perioden des
kompletten Wandels, Zeiten eines Umbruchs sind immer aufreibend, kraftzehrend und fordern den ganzen
Menschen.
In diese
Gefühlswelt hinein begegnete mir im bereits mehrfach erwähnten Buch von Holger Heiten am Ende des Kapitels über (das) "Fallen als initiatisches Mittel" ein Gedicht von Hilde Domin, das mir in diesen wirren, seltsamen
Zeiten Anregung Trost sein kann.
Der einen oder anderen von Euch vielleicht
auch?
Konsolkapitell in St. Walburga, Walberberg Noah und die Taube 80er Jahre des 20. Jahrhunderts |
Bitte
Wir werden
eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen
Wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut
Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht
Konsolkapitell in St. Walburga, Walberberg Drei Jünglinge im Feuerofen 80er Jahre des 20. Jahrhunderts |
Es taugt die Bitte,
daß bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
Daß die Frucht so bunt wie die Blume sei
daß noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden
Und daß wir aus der Flut
daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden
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