Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Samstag, 25. April 2020

Vorratshaltung


Aus Gründen der Sicherheit für Leib und Leben geht 'man' nun so selten Einkaufen wie nur möglich. Wir auch. Außerdem haben wir Erfahrung machen dürfen mit dem Phänomen 'Hamstern', den leeren Regalen zu Anfang der C-Krise. Unser Schluss daraus: eine *vernünftige* Vorratshaltung. Also nicht übermäßig viel, aber ausreichend. Von den meisten Dingen ein klein wenig mehr als wir in einer Woche verbrauchen, von anderen für eine etwas längere Zeit (2-3 Wochen).

Das hat dazu geführt, dass wir jetzt anders haushalten mit Lebensmitteln. Bewusster. Weniger impulsiv. Damit auch weniger spontan. Oft kann ich mir freitags beim besten Willen nicht vorstellen, worauf ich dienstags Appetit haben werde oder auch: welche Kapriolen mein empfindliches Verdauungssystem schlagen wird. Trotzdem sind wir nun gezwungen, bewusster einzukaufen und längerfristig zu denken.
 
Bei Lebensmitteln, bei denen eine angebrochene Packung länger reicht als die eine bzw. zwei Wochen (Bio-Laden) bzw. bei Verbrauchsmitteln (Klopapier, Küchentücher, feuchte Reinigungstücher etc.) habe ich mir angewöhnt, das Datum darauf zu schreiben, an dem ich die Packung geöffnet habe. So erfahre ich, wie lange eine Packung hält und wann ich nachkaufen muss, um nicht 'ohne' dazustehen.

Früher …
???früher???      - bis vor 6 Wochen!
... ging das so: Der Honig ist beinahe alle.
O.k., übermorgen bin ich sowieso in der Stadt Groningen, dann spring ich schnell beim Ekoplaza vorbei. Kann ich gleich noch … und … mitnehmen, ist auch mal wieder lecker. Und vielleicht haben sie auch gerade …? Ich lass' mich überraschen.

Heutzutage sieht das Ganze so aus:
Beim Müsli zubereiten fällt mein Blick auf die Honigmenge im Glas. ¼ verbraucht. Wann hab ich ihn geöffnet? ach ja, vor so und soviel Tagen. Dann reicht es noch ungefähr bis zu jenem Montag. Einkauf im Ekoplaza in Winschoten ist am Donnerstag danach. Es steht noch 1 Glas im Vorrat. Also: Honig auf die Einkaufsliste für den Ekoplaza-Einkauf.

Noch längerfristiger gilt es bei Lebensmitteln zu planen, die ich in Deutschland bestelle, weil sie hier nicht zu kriegen sind und auch kein gutes Äquivalent angeboten wird. Davon habe ich jetzt deutlich mehr im Haus als früher. Schon der Versandkosten wegen. Ein Durchschnittspaket aus Deutschland kostet 13,90 EUR.

Die ganze Einkauferei ist durch dies Planen deutlich weniger "nett" geworden, der "Spaß" daran ist verschwunden. Es ist nun eine sehr nüchterne, rationale Angelegenheit, bei der wir vor allem der Einkaufsliste folgen. Spontan eingehen auf "ich hab zum Abendessen auf dies und jenes Appetit, ich lauf mal schnell zum coop" bzw. "ich fahr mal eben mit der Bahn nach Winschoten zum Ekoplaza" gibt es nicht mehr.

Aber! ….wie Johan Cruijff schon sagte: jeder Nachteil hat seinen Vorteil. Durch den Verlust des spontanen Einkaufsspaßes habe ich auch etwas bekommen. Deutliche Einsicht nämlich, wie viel ich von was in welcher Zeit verbrauche. Eigentlich auch ganz nett zu wissen.

Donnerstag, 23. April 2020

Fragen eines Lesenden ..................................... Vermummungsgebot..... zum Dritten!


Bertold Brecht hat 1935 im Exil das Gedicht "Fragen eines lesenden Arbeiters" geschrieben.
Ich habe es in den frühen 70ern für die Schule lesen 'müssen', und es ist mir sehr eindrücklich bis heute in Erinnerung geblieben. 


Das Gedicht - zitiert in Programm der Partei 'Die Linke'

Vor ein Paar Tagen bekam ich von meinem Freund S. als Reaktion auf meine erste Veröffentlichung zum Vermummungsgebot eine mail. Fragen eines aufmerksam Lesenden. Fragen eines mündigen Bürgers. Satirisch gemeint, leider von der Realität eingeholt:

"Ausgelöst von Altmeiers Berechnungen am 19. April, der als Minister wohl keine Fakemeldung ausgibt, ist folgendes zu überlegen:
In der BRD würden - seiner Aussage zufolge - im Jahr 12 Milliarden Masken benötigt.
Auf den Monat gerechnet wären das 1 Milliarde (zur Erinnerung aus dem Mathe-Unterricht - 1 Milliarde in Zahlen sieht so aus: 1.000.000.000 = 109  Eine  Milliarde ist gleich Tausend Millionen)
Somit täglich schlappe 33 Millionen Masken für die Bundesbürger.
Auf die Bevölkerung gerechnet sind das ca. 0,4 Masken pro Einwohner pro Tag oder in zwei Tagen 1 Maske. Demnach bräuchte eine Person, wo auch immer sie wohnt, im Monat 15 bzw. 16 Masken.

Bei einer Weltbevölkerung von gerade 7.779.112.435 kommt einiges an Masken zusammen.

Da kommen Fragen auf wie:
  • Wird das Vermummungsverbot jetzt eingeschränkt?
  • Wo werden die Masken alle produziert?
  • Wie viele Menschen/Maschinen braucht es dazu und welchen Zeitraum? *)
  • Wie viel Stoff und Bändchen braucht man für 33 Mio. Masken?
  • Gibt es eine Zertifizierung (TÜV, Öko-Zertifikat o.ä.) nebst Produktionskontrollen?
  • Wird es Masken geben mit einem Feuchtigkeitssensor, der anzeigt, wann sie gewechselt werden sollte?
  • Wenn ja, wer gibt die Wechselintervalle vor?
  • Wie wird die Funktionssicherheit gewährleitet?
  • Springt eine Versicherung ein bei Mangelware und entstandenen Schäden?
  • Wie sieht es mit der Beweispflicht aus?
  • Wie viele Masken passen in einen LKW?
  • Benötigen Masken Transportbedingungen, die ihre Funktionstüchtigkeit stabil halten?
  • Gibt es Ausnahmebestimmungen für Nachtfahrgebote bzw. Nachtflugverbote?
  • Wie viele Neueinstellungen sind erforderlich an Personal?
  • Reichen die Fuhrparks, Bahn oder Flugzeuge aus oder benötigt es Neuanschaffungen?
  • Wie ist es um eine verteilungsgerechte Logistik bestellt?
  • Können Kampfdrohnen so umprogrammiert werden um schwer zugängliche Gebiete mit benötigten Masken zu versorgen?
  • Wieviel Lagerfläche wird beansprucht und wird Wachpersonal benötigt?
  • Sind neue Bauten zu beantragen und wie sieht es um die Dauer der Genehmigungen aus? 
  • Landen die gebrauchten und sicher eingepackten Masken im Sondermüll? 
  • Müssen neue Deponien erschlossen werden? 
  • Wie sieht die Entsorgung aus? 
  • Wer wird denn für all das zuständig sein und über welche Kompetenzen verfügen die Personen? 
  • Wie sieht die Finanzierung des Großprojektes aus?





Mit Masken lassen sich auch Meinungsäußer-ungen gut übermitteln. 
Selbst genähte Masken geben darüber hinaus einen guten Einblick in die Stoffrestekiste der Trägerin/des Trägers bzw. lassen sehen, welche Art Geschirr-tücher der/diejenige bevorzugt.
 
Demnächst gibt's dann sicher auch Maskenbeauftragte, Maskenkontrolle, Maskenpolizei, Maskenmanager und Maskenkonferenzen 
...der Mass(k)enaktionismus geht weiter!"

*) Minister Altmeier laut Tagesschau und anderen Medien: "Ziel sei es, in der zweiten Sommerhälfte Millionen OP-Masken und Mundschutze in Deutschland produzieren zu können. Man könne den Unternehmen zwar nicht vorschreiben "was oder wie viel sie zu produzieren haben", betonte der Minister. "Wir werden die Industrieproduktion aber mit Investitionszuschüssen und Abnahmegarantien mit in Gang bringen."

Dienstag, 21. April 2020

Und nochmal: Vermummungsgebot



Auf in eine Gesellschaft von Vermummten!
Gespenstisch, die Vorstellung, demnächst - außer beim Spazierengehen und anderem Aufenthalt im Freien, bei dem man ausreichend Abstand halten kann - nur noch Menschen zu begegnen, deren Gesicht halb verhüllt ist.

In dieser Verhüllung durch Mund-Nasen-Schutzmasken drückt sich sichtbar eine der sozial schwerst wiegenden Folgen der C-Virus-Pandemie aus:
die Angst, jede Person, der Du begegnest, könnte die- oder derjenige sein, die/der Dir das potentiell tödliche Virus anhängt.
Wo eigentlich grundsätzliche Zugewandtheit und grundsätzliches Vertrauen herrschen sollten, ist ein ganz tiefes, grundsätzliches Misstrauen gegeneinander entstanden. Eine Situation, in der jede/r jede/s anderen Bedrohung sein könnte. Menschen giften einander an, reagieren panisch-aggressiv, wenn sie das Gefühl haben, ihnen kommt jemand in die 1,50-m-Zone.

Jene Nähe zu einem anderen Menschen, die wir zum gesunden Leben eigentlich brauchen wie das tägliche Brot, ist jetzt oder scheint jetzt behaftet mit (potentiell tödlicher) Gefahr.
Menschliche Nähe als Russisch Roulette. So fühlt es sich an.

Expertenmeinungen sind widerstreitend in dieser Angelegenheit. Die einen sagen: so dramatisch, wie es überwiegend dargestellt wurde und wird, ist es nicht. Keine Panik. In Deutschland ist u.a. der Name des Virologen Prof. Dr. Hendrik Streeck damit verbunden.
Andere, auch Leute, die in Corona.-Krankenhäusern arbeiten, warnen: für die, die es erwischt, ist es wahrlich kein Spaziergang! Der Verlauf ist mit keiner anderen, bislang bekannten bakteriellen oder viralen Lungenentzündung zu vergleichen.

Irrgarten im Park der Villa Pisani
Blick vom Aussichtstürmchen nach Südosten
Dazwischen ich selbst.
Permanent hin und her schwankend zwischen Zuversicht und Panik.

Um gesund zu bleiben, ist es auch und gerade wichtig, mich von der Panik los zu machen. Die physiologischen Reaktionen, die mit Panik einhergehen, schwächen das Immunsystem.
Wieder einmal, wie schon so oft seit Beginn dieser C-Krise, bin ich komplett zurückgeworfen auf mich selbst. Hier kann mir niemand helfen. Meinen Weg in diesem irrsinnigen Irrgarten muss ich ganz alleine finden.

Gedanken hierbei:

  • Leben ist immer lebensgefährlich. (Erich Kästner).
    Das
    hatten wir beinahe allesamt, ich auch, die meiste Zeit während unseres Lebensalltags vor Anfang März wundersam ausgeblendet.
  • Irgendwann ist für jeden von uns der Weg durch dies Leben zuende, und wir müssen/wollen das Tor in ein anderes Dasein durchschreiten.
  • Wir sind alle eins. Jede und Jeder von uns ist auf seine/ihre Weise Ausdruck der einen Kraft, die hinter allem steht und alles durchdringt.
  • So gesehen gibt es niemals 'Feinde'. Nur Geschwister, die einem anderen Weg folgen.
  • Alles, was mir auf meinem Weg begegnet, ist Teil meines individuellen Seelenplanes. Nichts, das mir begegnet, ist ohne Sinn. Zur wichtigen Frage wird: "Was will der Dichter damit sagen?", sprich: was will 'ich', meine Seele, daran erfahren, erkennen, erleben, lernen, entdecken?

Mit anderen Worten:
Maske oder keine Maske, das Gift des Misstrauens lasse ich an mir vorbei rauschen.
Auch, wenn wir Abstand von einander halten müssen, bleibe ich meinen Menschen-Geschwistern herzlich zugetan.

Namasté.
Der göttliche Funke in mir sieht den göttlichen Funken in Dir.

Viel gelesen