Hilfe, heute ist
schon Freitag. Ich bin diese Woche etwas durcheinander mit den Wochentagen, und
so kommt es, dass mein Blog einen Tag später erscheint.
Nun wird auch in
den Niederlanden ein Ermächtigungsgesetz diskutiert, "Spoedwet" (Schnellgesetz) genannt, das dem Staat weit
reichende Macht geben soll, zur 'Bekämpfung der Pandemie' in das bislang durch
Grundrechte geschützte Leben der Bürger einzugreifen. Wie in Deutschland im veränderten
Infektionsschutzgesetz wird dem Gesundheitsminister und der Exekutive eine große
Machtbefugnis eingeräumt und werden Grundrechte ausgehebelt. Der 1,5-m-Abstand
wird gesetzlich festgeschrieben, und wer dagegen verstößt, kann entweder hohe
Bußen erwarten oder im schlimmsten Fall zwei Wochen hinter Schwedischen
Gardinen Zwangsaufenthalt nehmen. 'Selbstverständlich' sind die Versammlungs-
und Demonstrationsfreiheit eingeschränkt, und kann zukünftig der Gesichtslappen
gesetzlich verpflichtet werden (zur Zeit lediglich dringend empfohlen, ist gesetzlich nicht anders möglich).
Angesichts dieser
autoritären Machtfülle, die allüberall den Staaten verliehen wird, erinnere ich
mich an das, was ich in der Schule gelernt habe über die Zeit 1933-1945. Und mich
gruselt's. Nachdenklich und
dankbar zitiere ich daher heute aus der Arbeit der wohl bekanntesten
Widerstandsgruppe aus der Nazizeit, der Weißen Rose. Versteht mich nicht
verkehrt, liebe Mitmenschen, ich übertrage nicht eins zu ein, ganz sicher nicht! Aber
ich hinterfrage. Das habe ich mein Leben lang getan.
Und ich lasse
mich nicht von den enorm starken und enorm intellektuellen Worten der Damaligen daran hindern, nach
dem Kern der Botschaft für uns Heutige zu schauen.
Nichts ist eines
Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen
und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique „regieren“ zu lassen. Ist es
nicht so, daß sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und
wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen
wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die
grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden
Verbrechen ans
Tageslicht treten? Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen
korrumpiert und zerfallen ist, daß es ohne eine Hand zu regen, im
leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte,
das Höchste, das ein Mensch besitzt, und das ihn über jede andere Kreatur
erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen
preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner
vernünftigen Entscheidung unterzuordnen, wenn die Deutschen so jeder
Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden
sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang.Goethe spricht
von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem der Juden und
Griechen, aber heute hat es eher den Anschein, als sei es eine seichte,
willenlose Herde von Mitläufern, denen das Mark aus dem Innersten gesogen und
nun ihres Kernes beraubt, bereit sind, sich in den Untergang hetzen zu lassen.
Es scheint so – aber es ist nicht so; vielmehr hat man in langsamer,
trügerischer, systematischer Vergewaltigung jeden einzelnen in ein geistiges
Gefängnis gesteckt, und erst, als er darin gefesselt lag, wurde er sich dieses
Verhängnisses bewußt. Wenige nur erkannten das drohende Verderben, und der Lohn
für ihr heroisches Mahnen war der Tod. Über das Schicksal dieser Menschen wird
noch zu reden sein.
Wenn jeder
wartet, bis der Andere anfängt, werden die Boten der rächenden Nemesis
unaufhaltsam näher und näher rücken, dann wird auch das letzte Opfer sinnlos in
den Rachen des unersättlichen Dämons geworfen sein. Daher muß jeder einzelne
seiner Verantwortung als Mitglied der christlichen und abendländischen Kultur
bewußt in dieser letzten Stunde sich wehren so viel er kann, arbeiten wider die
Geisel der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche System des
absoluten Staates. Leistet passiven Widerstand – Widerstand – wo immer ihr auch
seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es
zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und
ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen
verblutet ist. Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient,
die es erträgt!
Aus Friedrich
Schiller, ,,Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon“:
„… Gegen seinen
eigenen Zweck gehalten, ist die Gesetzgebung des Lykurgus ein Meisterstück der
Staats- und Menschenkunde. Er wollte einen mächtigen, in sich selbst
gegründeten, unzerstörbaren Staat; politische Stärke und Dauerhaftigkeit waren
das Ziel, wonach er strebte, und dieses Ziel hat er so weit erreicht, als unter
seinen Umständen möglich war. Aber hält man den Zweck, welchen Lykurgus sich
vorsetzte, gegen den Zweck der Menschheit, so muß eine tiefe Mißbilligung an
die Stelle der Bewunderung treten, die uns der erste, flüchtige Blick
abgewonnen hat. Alles darf dem Besten des Staates zum Opfer gebracht werden, nur
dasjenige nicht, dem der Staat selbst nur als ein Mittel dient. Der Staat
selbst ist niemals Zweck, er ist nur wichtig als eine Bedingung, unter welcher
der Zweck der Menschheit erfüllt werden kann, und dieser Zweck der Menschheit
ist kein anderer, als Ausbildung aller Kräfte des Menschen, Fortschreitung.

Hindert eine Staatsverfassung, daß alle Kräfte, die im Menschen liegen, sich
entwickeln; hindert sie die Fortschreitung des Geistes, so ist sie verwerflich
und schädlich, sie mag übrigens noch so durchdacht und in ihrer Art noch so
vollkommen sein. Ihre Dauerhaftigkeit selbst gereicht ihr alsdann viel mehr zum
Vorwurf, als zum Ruhme – sie ist dann nur ein verlängertes Übel; je länger sie
Bestand hat, umso schädlicher ist sie.… Auf Unkosten
aller sittlichen Gefühle wurde das politische Verdienst errungen und die
Fähigkeit dazu ausgebildet. In Sparta gab es keine eheliche Liebe, keine
Mutterliebe, keine kindliche Liebe, keine Freundschaft – es gab nichts als
Bürger, nichts als bürgerliche Tugend.
… Ein Staatsgesetz
machte den Spartanern die Unmenschlichkeit gegen ihre Sklaven zur Pflicht; in
diesen unglücklichen Schlachtopfern wurde die Menschheit beschimpft und
mißhandelt. In dem spartanischen Gesetzbuche selbst wurde der gefährliche
Grundsatz gepredigt, Menschen als Mittel und nicht als Zwecke zu betrachten –
dadurch wurden die Grundfesten des Naturrechts und der Sittlichkeit gesetzmäßig
eingerissen.
… Welch schöneres
Schauspiel gibt der rauhe Krieger Cajus Marcius in seinem Lager vor Rom, der
Rache und Sieg aufopfert, weil er die Tränen der Mutter nicht fließen sehen
kann!“
„… Der Staat (des
Lykurgus) könnte nur unter der einzigen Bedingung fortdauern, wenn der Geist
des Volks stillstünde; er konnte sich also nur dadurch erhalten, daß er den
höchsten und einzigen Zweck eines Staates verfehlte.“
Aus Goethe „Des
Epimenides Erwachen“, zweiter Aufzug, vierter Auftritt:
Genien
Doch was dem
Abgrund kühn entstiegen,
Kann durch ein
ehernes Geschick
Den halben
Weltkreis übersiegen,
Zum Abgrund muß
es doch zurück.
Schon droht ein
ungeheures Bangen,
Vergebens wird er
widerstehn!
Und alle, die
noch an ihn hangen,
Sie müssen mit zu
Grunde gehn.
Hoffnung
Nun begegn’ ich
meinen Braven,
Die sich in der
Nacht versammelt
Um zu schweigen,
nicht zu schlafen,
Und das schöne
Wort der Freiheit
Wird gelispelt
und gestammelt,
Bis in
ungewohnter Neuheit
Wir an unsrer
Tempel StufenWieder neu
entzückte es rufen:
(Mit Überzeugung
laut:)
Freiheit!
(gemäßigter)
Freiheit!
(von allen Seiten
und Enden Echo:)
Freiheit!
Wir bitten Sie,
dieses Blatt mit möglichst vielen Durchschlägen abzuschreiben und weiter zu
verteilen!