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Montag, 25. Januar 2021

Gruppenkuscheln

Biden und Obama
Vielen, herzlichen Dank, liebe ehemalige und aktuelle Führungsriege unserer amerikanischen Freunde. Seit dem 20. Januar wissen wir wieder, wie man richtig mit einander umgeht in diesen Zeiten.

Oder?

Als ich die Bilder von den Gratulationen der gewesenen Präsidenten mit Gattinen im Rahmen der Amtseinführung von Joe Biden sah, dachte ich im ersten Moment: ich seh nicht richtig. Geknutsche und Händegeben allüberall.

Sicher waren alle hier anwesenden negativ PCR-getestet? Die Masken steril? Die Mäntel dampfsterilisiert? Und die sterilen dicken Leder- und Wollhandschuhe, die sie beim Händeschütteln trugen, haben sie unter sterilen Umständen angezogen und ebenso steril wieder ausgezogen? Danach wurden Mäntel, Schals und Handschuhe den Regeln des Seuchenschutzes hermetisch abgeschlossen entsorgt?

Bidens Frau und Obama

Nicht? Ach so.

Diese Bilder empfinde ich als einen Schlag ins Gesicht der Menschen überall auf der Welt, die unter den nunmehr seit mehr als neun Monaten auferlegten Maßnahmen ächzen und stöhnen und seelisch oder körperlich zusammenzubrechen drohen. Ihren Arbeitsplatz verloren haben. In der Dritten Welt in noch mehr Armut gestürzt wurden, als vorher schon herrschte. Ein Schlag ins Gesicht all der Menschen, die sich mit Schmerz im Herz und inzwischen Narben in der Seele seit Monaten danach verzehren, diejenigen ihrer Lieben, mit denen sie nicht in einem Haushalt leben, endlich wieder in den Arm nehmen zu dürfen.

Die Herren Obama und Biden
Die Damen Obama und Biden
liegen sich jeweils in den Armen

Ein Schlag ins Gesicht erst recht all der isolierten alten Menschen in den Heimen und auch in ihren Wohnungen, die nichts lieber täten, als endlich ihre Enkel wieder zu knuddeln oder ihre erwachsenen Kinder wieder einmal fühlen zu dürfen. Wie gerne würden sie mit Masken auf, Wintermantel und Handschuhen an irgendwo an der frischen Luft ihren geliebten Angehörigen oder Freunden einmal wieder so nah sein, wie die Führungselite in der amerikanischen Hauptstadt während der
Gratulationscour es war! Statt dessen müssen die bedauernswerten Alten die ganze Zeit auf ihrem Zimmer bleiben und dürfen nicht einmal Kontakt mit anderen Bewohnern desselben Heims haben.

Dies Massenknutschen vom 20. Januar zeigt überdeutlich, was man in jenen Kreisen eigentlich fühlt im Bezug auf die Gefahren, die vom Unterschreiten der 1,50 m im Kontakt von Menschen mit einander ausgehen. In der Begeisterung hat sich hier das Unbewusste Bahn gebrochen. Und hat die hinter aller Inszenierung im Innern der Einzelnen bestehende Unbesorgtheit jedem und jeder sichtbar gemacht, der und die dieser Liveübertragung zugesehen hat.
Danke. Das war sehr eindrucksvoll.

Obama und Harris

Wir Normalmenschen leben inzwischen in einer immer gespenstischeren Welt.

In Deutschland muss man nun Einkaufen gehen mit FFP2 Masken, normaler Mundnasenschutz reicht nicht mehr. Wie das mit Ausgangssperren in Deutschland ist, weiß ich nicht. Ich habe aber von der 15-km-Regel gehört, die vielfach gilt: dass man sich nicht weiter als 15 km vom Wohnort entfernen darf.

Und ich habe über inzwischen mehrere Lager gelesen, in die die so genannten Quarantäneverweigerer verbracht werden. In Dresden z.B. ist das ein für 30 Millionen EUR gebauter, aber nie genutzter Auffang für Asylbewerber. In Schleswig Holstein im Kreis Bad Segeberg die Arrestanstalt Moltsfelde.  In solchen "Quarantäne-Knästen" (RTL) werden alle die Menschen zusammen eingeschlossen, konzentriert, die gegen die Quarantäne-Auflagen verstoßen haben. Dass dies passieren würde, haben so genannte Verschwörungstheoretiker bereits im Frühherbst vorhergesagt. Konzentration aller Verweigerer einer bestimmten Region an einem Ort unter Bedingungen von Gefangenschaft.

In den Niederlanden wird die seit vorgestern, Samstag, 23.1. geltende nächtliche Ausgangssperre von Vielen verglichen mit der Besatzungszeit im 2. Weltkrieg. Ein zynischer Kommentar am Freitagabend forderte auf: "Vergessen Sie nicht, morgen die Uhren zurückzudrehen! Zurück auf das Jahr 1940." Am 10. Mai 1940 begann der deutsche Angriff auf die Niederlande, der in die vierjährige Besatzung durch die Deutschen mündete.

Und die Isolation greift auch immer noch stärker um sich.
Offiziell darf man nun nur noch einen
einzigen Menschen zu Besuch bekommen.

Auf dem Hintergrund von diesem allem lassen mich die Bilder aus Washington nicht kalt. Bitterkeit macht sich breit. Das enorme Gefühl, von A bis Z vergackeiert zu werden.
"All animals are equal. But there are some animals that are more equal than others."
(George Orwell, Animal Farm)

Es ist nicht einfach, da wieder heraus zu kommen. Trotz allem zuversichtlich zu bleiben. Die innere Stärke zu behalten. Wolf Biermann fällt mir dazu ein mit seinem Song "Ermutigung", hier anzuhören :

Wolf Biermann 2013 beim Hausacher Leselenz
Quelle: Wikimedia Commons

Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich

Du, lass dich nicht verbittern
In dieser bitt'ren Zeit
Die Herrschenden erzittern
Sitzt du erst hinter Gittern
Doch nicht vor deinem Leid
Auch nicht vor deinem Leid

Du, lass dich nicht erschrecken
In dieser Schreckenszeit
Das woll'n sie doch bezwecken
Dass wir die Waffen strecken
Schon vor dem großen Streit
Schon vor dem großen Streit

Du, lass dich nicht verbrauchen
Gebrauche deine Zeit
Du kannst nicht untertauchen
Du brauchst uns und wir brauchen
Grad deine Heiterkeit
Grad deine Heiterkeit

Wir woll'n es nicht verschweigen
In dieser Schweigezeit
Das Grün bricht aus den Zweigen
Wir woll'n das allen zeigen
Dann wissen sie Bescheid
Dann wissen sie Bescheid

Und vielleicht sollte ich den Film "Gandhi" endlich mal ansehen.
Wurde mir vor ein paar Tagen empfohlen.

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