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Montag, 9. Mai 2022

Unruhe und Stille

Eine merkwürdige Zeit ist es gerade. Ich bin, ohne ganz genau sagen zu können warum, immer wieder voller innerer Unruhe. Wie ein Hund, der sich irgendwo niederlegen will. Der sich fallen lässt, kurz drauf wieder aufsteht, sich ein paar Mal im Kreis dreht, die richtige Stelle sucht, sich wieder fallen lässt, aber noch immer nicht gut liegt, erneut aufsteht, sich nochmals dreht, ein bisschen zur Seite geht, sich erneut um sich selbst dreht und dann wieder fallen lässt. Und noch immer nicht zufrieden ist mit seiner Liegeposition.

Da kam mir eine Geschichte gerade recht, die Steffen Lohrer in seinem Newsletter der vergangenen Woche mitschickte. Sie ist als Netzfund gekennzeichnet, Autor unbekannt, und wird - wie ich gerade merkte - auf vielen Websites geteilt. Nun also auch in meinem Blog.


Carl Spitzweg - Einsiedler vor seiner Klause (1844)
Gemeinfrei - Digitale Sammlung Städelmuseum, Frankfurt am Main
Vom Mönch und dem Brunnen

Ein als Einsiedler im Wald lebender Mönch bekam eines Tages Besuch von einer Gruppe Menschen. Sie hatten schon viel Gutes über ihn gehört und hofften, von diesem Weisen etwas lernen zu können.
Einer von Ihnen fragte: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille und Meditation?“

Der Mönch war mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen beschäftigt. Er sprach zu seinen Besuchern:
„Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“
Die Leute blickten in den tiefen Brunnen und antworteten:
„Wir können nichts erkennen.“

Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch die Leute erneut auf:
„Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?“

Die Leute blickten wieder hinunter:
„Ja, jetzt sehen wir uns selber!“

Der Mönch sprach:
„Nun, als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch eine Weile.“

Nachdem also eine Zeit verstrichen war, sagte der Mönch erneut:
„Schaut jetzt in den Brunnen. Was seht ihr?“

Die Menschen schauten hinunter:
„Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“
Da erklärte der Mönch: „Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.“

 

Es gilt also, unbeirrt weiter zu üben.

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