"Vielleicht
sieht es so aus, als ob Stille vor allem aus dem Fehlen von Geräuschen bestehe.
Es ein verneinender Begriff also sei. Aber genau wie Freiheit
mehr ist als die Abwesenheit von Zwang, so ist Stille die vollkommene Anwesenheit in Dir selbst und bei den Dingen.
Das Fortfallen hindernder Geräusche gibt der Seele die Gelgenheit, sich gänzlich
und in vollkommener Tiefe der Wirklichkeit zu öffnen.
"Still" meint nicht nur das Fehlen von Geräuschen; es meint auch:
Ruhe und Frieden.
Letztendlich sind jene Momente, in denen man ein eindringliches und erhöhtes
Bewusstsein des Lebens auch des eigenen Lebens erfährt, beinahe immer solche,
in denen man alleine ist und Stille erlebt.
Die Kultur des Lärms macht uns taub für die wesentliche Dimension der
Wirklichkeit."
Diese Textpassage von Ton Lemaire, wiederum gefunden im "Ketzerischen Katechismus" von Hein Stufkens ("Een Ketterse Catechismus – schets van een spiritualiteit voor morgen (2008, S. 111)", und wiederum von mir übersetzt, hat mich zutiefst berührt, als ich sie vor ein paar Tagen las.
Stufkens selbst
schreibt weiter:
"Im erfrischenden Bad der Stille werden unser Herz, unsere
Seele und unsere Augen reingewaschen."
Solche tiefen
Momente echter Stille sind Sternmomente.
Ganz große Geschenke ins Leben.
Während ich den Text las, erinnerte ich mich ihrer, fühlte sie in mir wachwerden.
Ich war zu Tränen gerührt. (Passiert mir momentan öfter.)
So eine tiefe Sehnsucht nach dieser inneren Stille, diesem inneren Frieden!
Kontrapunkt zu dem, was vom Außen auf mich einstürmt. Kontrapunkt zu dem Brausen, Rauschen,
Lärmen der Informationen, das mich manchmal völlig zu überspülen droht.
Aufatmen.
Schon früher habe ich gelegentlich solche Momente der absoluten und glückseligen Stille
erlebt. Einen erinnere ich gerade ganz plastisch, obwohl er Jahrzehnte zurück
liegt. Es muss in den späten 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gewesen sein. Während
eines Fahrradausfluges kam ich am Kloster Engelthal in Altenstadt vorbei. Die gar
nicht große Kirche zog mich magisch an, ich stieg ab, ging hinein.
Nachdem die Eingangstür geschlossen war, umfing mich eine enorme, besondere
Stille. Alle Umgebungsgeräusche waren draußen geblieben, wie nicht mehr vorhanden, verstummt.
Der Raum selbst war
absolut still.
Das Einzige, was ich noch hörte, war das Rauschen in meinen
Ohren.
Nach und nach ergriffen der Frieden und die besondere Atmosphäre des
Ortes Besitz von mir und der Schreck über das laute Rauschen in meinen Ohren
verflüchtigte sich. Machte einer ganz großen inneren Stille Platz.
Ruhe. Frieden. Zentriertheit. Einverstandensein.
Gelegentlich stellt sich Ähnliches wieder ein. Oft erst, wenn ich aus einer Meditation zurückkehre in meine tägliche Umgebung, in mein Außen, wird mir bewusst, dass ich aus der Stille zurückkomme.
So werde ich auch heute Abend wieder meine 20 bis 20 Minuten 'sitzen'.
Darauf freue ich
mich.
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