Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Donnerstag, 23. September 2021

Auf einen Sprung

Blick aus dem Kirchturm in Termunten
Heute schwelge ich in der Erinnerung an den gestrigen Besuch einer herzensvertrauten, langjährigen Freundin, die in einer norddeutschen Stadt lebt und darum mit nicht allzuviel zeitlichem Aufwand für ein paar Stunden kommen kann. Wir erinnern uns: in Deutschland lebende Menschen dürfen entsprechend hiesiger Bestimmungen momentan ohne Test/Impfung/Gesungsnachweis maximal 12 Stunden in den Niederlanden bleiben. Wer länger bleiben will, braucht eins von den dreien.
Nach dem gemeinsamen Lunch hier zuhause waren wir unterweges an der Dollart-Küste. Wir besichtigten die wunderschöne, romanogotische Kirche in Termunten, bestiegen den Turm und erfreuten uns an dem Ausblick weit übers Land und das Wasser, spazierten auf dem Deich und schlenderten eine Weile später durch das pittoreske Termunterzijl. Zwischendurch war uns nach Kaffee und Kuchen. In dem wunderschönen, kleinen Café "Teetied" konnten wir beides genießen. Dabei genossen wir beide auch, dass wir ganz normal ins Café schlendern und bestellen konnten. Keine Masken, kein '3g'. Meine Freundin freute es, weil sie das von zuhause so nicht mehr kennt. Und ich schwelgte in dem Gefühl, weil es noch möglich ist.

Übersetzung:
Endlich hab ich meinen QR-Code auf meinem Telefon.
Das war eine ganz schöne Bastelei!
(Netzfund, facebook-Post)

Ab dem 25. September wird hier in den Niederlanden der sogenannte "Corona-Zugangsnachweis" an vielen Orten verpflichtend. D.h. ab dem Moment darf man diese Orte nur noch gespritzt – genesen – getestet betreten. Nachweisen muss man das mit dem entsprechenden QR-Code, den man entweder "auf dem Telefon hat", d.h. mittels einer bestimmten App in sein Handy geladen hat,  oder als Computerausdruck mit sich führt, nachdem man ihn sich von der entsprechenden Instanz (Gesundheitsamt, Testlokal,…) hat mailen lassen. (Was machen eigentlich die noch immer zahlreich vorhandenen Senioren, die weder PC noch Handy haben?)
Für meine Leserinnen und Leser in Deutschland ist sowas alles natürlich nichts Neues, im Gegenteil. Viele werden davon träumen: wenn es doch noch so relativ freizügig wäre... In Deutschland ist man schon einen Schritt weiter in den
Verschärfungen. Vieles dürfen nur noch Menschen, die entweder "den Pieks" (auf sich) genommen haben oder genesen sind. Für uns in den Niederlanden ist g-g-g allerdings etwas Neues und eine ziemliche Verschärfung. Da kann die Regierung noch so laut behaupten, dass die neuen Regeln ab 25.9. eine "Erleichterung" seien. Unsinn natürlich, denn bislang durften alle bei 1,5 m Abstand beinahe alles, und zwar ohne Maske. Sportveranstaltungen und Festivals ausgenommen, da brauchte man schon seit sie überhaupt wieder mit Publikum bzw. überhaupt stattfinden, immer schon 3g.

Also, 3g gilt dann für Restaurants zum Beispiel. Im Prinzip. Ausnahme: draußen. Im Außenbereich sitzen und konsumieren darf man ohne. Aber wehe, man muss aufs Klo oder will sich vor dem Essen die Hände waschen - das darf man nur g-g-g. Wie verrückt soll es noch werden?

"Corona-Zugangsnachweis" muss man dann auch haben für z.B. Theater, Konzerte, Open Airs, Feste – dafür wird überall die 1,5-m-Regel entpflichtet. Gottesdienste bleiben vom g-g-g befreit. Ob gesungen werden darf, entzieht sich meiner Kenntnis.

Eine niederländische facebook-Bekannte hat in Reaktion auf die Gesetzes-Änderung vor ein paar Tagen einen kleinen Post geteilt, der so ähnlich schon einmal im Sommer 2020 die Runde machte. Er bringt eine Alternative zum Restaurant- oder Kneipen-Besuch wieder zurück ins Bewusstsein, erinnert an ein Stück in den letzten Jahren verloren gegangener Alltagskultur. Hier die Übersetzung:

Auch ohne QR-Code: in unserem Haus kann man sich sicher fühlen.
Wir haben immer Kaffee und Tee, Erfrischungsgetränke, kaltes Wasser oder Bier, Wein und etwas zu essen.
😉
Hier wird niemand verurteilt.
Jedes Familienmitglied, jede Freundin, jeder Freund mit Lust auf ein Schwätzchen ist jederzeit willkommen.
Wir können uns unterhalten, lachen, uns umarmen, oder einfach ein offenes Ohr bieten.
Wir werden unser bestes tun, für Dich, für Euch da zu sein….. Du bist jederzeit willkommen!!
Geimpft oder ungeimpft.
Das sind Werte, die verlorengegangen sind…

Private Fensterdekoration (Teddy-Aktion im Lockdown Frühjahr 2020)

Tatsächlich. Sich gegenseitig 'einfach so' besuchen ist etwas, das auf der Strecke geblieben ist. In vielenFällen nicht erst seit März 2020. Aber seit März 2020 ist das alles noch viel ärger geworden. Auf die Spitze getrieben. Ich erinnere mich noch, wie die Nachbarin, die uns Eier von ihren Hühnern brachte, und dabei nicht einmal nach drinnen zu kommen beabsichtigt hatte, mit Maske in der Hand angelaufen kam – ob sie die aufsetzen solle, ehe sie mir die Eier überreicht.

So gut wie niemand von den facebook-Bekannten derjenigen, die den Text gepostet hat, hat den Beitrag geliked.
Ich denke, dass ganz viele Angst haben, sich als jemand zu outen, der die Maßnahmen der Regierung kritisiert, hinterfragt. Denn die Zweiteilung in der Gesellschaft hat sich auch hier ausgebreitet. Niemand will facebook-öffentlich beschimpft werden. Vielleicht wollen viele sich auch nicht vor ihren eigenen facebook-Bekannten, Nachbarn, Freunden 'outen'.

Kann ich verstehen. Man will nicht noch mehr isoliert werden. Es ist alles schon schlimm genug.

Dabei  beinhaltet dieser von wem auch immer – sprachlich nicht sonderlich ausgefeilt – bedachte Text viel Wahres. Man kann sich durchaus darauf besinnen, dass es nicht immer ein Restaurant oder Café sein muss. Man kann einander auch besuchen. Ganz problemlos sowieso jetzt noch, wo man auf windgeschützten Terrassen oft noch prima draußen sitzen kann. Und also genug Frischluft vorhanden ist.

Mit der Bekannten, die den Text gepostet hat, will ich eigentlich schon seit Anfang des Jahres mal wieder einen Kaffee trinken. Wird Zeit, dass ich endlich auf einen Sprung bei ihr vorbeigehe.

Montag, 20. September 2021

Schönes im Leben

 "... und wenn du mal einen Blog über das Schöne im Leben, das was es so erstrebenswert macht,
schreiben könntest ... jenseits von Blumen und Bienen ... das könnte mir dann auch gefallen"
schrieb mir eine liebe Freundin und treue Leserin - 💖 Danke für beides 💖 - meines Blogs.

Ach, Du Liebe! Wenn das so einfach wäre. Aber das habe ich Dir ja auch geantwortet: "Und so wird mir auch ein Blog über das Schöne im Leben nicht so ohne weiteres leicht von der Hand gehen. (…) Oft genug kämpfe ich derzeit mit dem Gefühl von "ich kann nicht mehr" - auch wegen der Gesamtsituation. Ich finde es so enorm schwer, immer wieder zum Positiven zurückzukehren und nicht dauerhaft in Hoffnungslosigkeit zu versinken. Wie oft am Tag ist mir einfach alles zuviel! Dann fällt mir selbst das Wäscheaufhängen im Garten bei Sonnenschein schwer, um mal eine schlichte Alltagshandlung zu nennen. Und dann versuche ich, das Notwendige zusammen zu klauben von dem, was ich in den letzten eineinhalb Jahren oder davor an Instrumenten kennengelernt oder gelernt habe.
Bitte die Engel um Hilfe.
Versuche, mich zu erden.
Versuche eine Lichtdusche.
Atme. 

Manches hilft. Manchmal hilft gar nichts und mir ist zum nur noch zum Heulen. Und alles ist grau, selbst bei Sonnenschein und Bäumen im vollen Laub im Park hinterm Haus. Bis irgendwann dann doch.... ein Engel oder die Lichtdusche oder das Erden oder das Atmen oder auch das ganz unspirituelle Eintauchen in einen Flach-Roman geholfen hat.
Es ist in diesen schaurigen Zeiten einfach Arbeit, zu leben."

Genau.so.ist.das.
Ich weiß, es geht nicht nur mir so.

Da kommt mir ein neuer Online-Kongress – schon wieder einer! – wie gerufen.

Sowieso bin ich ein Fan des "Manifest der Neuen Erde" und habe dazu schon früher in meinem Blog geschrieben: "Neue Erde"  und "Neue Erde - das Manifest".
Dieser Online-Kongress "Visionen Erde 2.0 – Teil 2" befasst sich thematisch mit dem gleichen Gegenstand. Folgerichtig wird auch ein Interview mit Catharina Roland, einer der  Mitbegründerinnen des "Manifest der Neuen Erde"  zum Kongress gehören.

Heute Morgen habe ich einen wunderbaren Kongress-Vortrag gehört von Conrad Amber, der sozusagen ein Baum-Mensch ist, ein Botschafter der Bäume und der Rückkehr lebendigen Grüns in unsere Lebensumwelt, vor allem auch in die Städte und Kleinstädte. Er hat dazu ein Buch geschrieben: "Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt!" Was er in diesem Vortrag über die Leistung von Bäumen für unsere Sauerstoff-Versorgung und für unser Klima an Details erzählt, hat mich absolut beeindruckt. Und wie viele Möglichkeiten es gibt, Grün auf Dächern anzulegen – ich staunte. Je länger ich zuhörte, um so positiver wurde ich gestimmt. Es geht doch irgendwie! Was mich vor allem auch ermutigt, ist die Tatsache, dass er von zahlreichen Kommunen und Kreisen angefragt wird als "Grün-Berater". Dass man also auf Gemeinde- und Kreisebene auf seinen Rat hört, wenn es um das Pflanzen von neuem, lebendigem Grün im öffentlichen Raum geht. Ob lediglich in Österreich oder auch in der Bundesrepublik vermag ich nicht zu sagen. Dennoch, es lässt hoffen.

Dann habe ich noch das Interview mit Bruno Würtenberger angeschaut, und er hat mir im Grunde die Frage beantwortet, die Steffen Lohrer uns am Sonntag in der Meditationsgruppe aufgegeben hatte: unsere Schöpfer-/Vorstellungskraft zu gebrauchen und Visionen zu entwickeln darüber, wie wir leben wollen. Wie wir uns die Zukunft vorstellen (als Vision für die Erde, für die Menschen, aber auch für mich, mein Leben, meine Gesundheit). Man sollte das Bild/die Bilder, die Vorstellungen so detailreich wie möglich machen und auch fühlen, wie es sich anfühlt, so zu leben. Je mehr Gefühl, desto besser

Es war mir enorm schwer gefallen, dauernd waren meine Gedanken bei allem Schweren.
Mit der Zeit gelang es dann doch. Ein friedliches, liebevolles Zusammenleben von Menschen unter einander, von Menschen und allen anderen Lebewesen, von den anderen Lebewesen untereinander vorzustellen. Ein Leben im Einklang mit der Schöpfung. Bilder aus dem Film "Awake 2 Paradise" haben mir da geholfen. Und es gelang mir, mich selbst als gesund und lebendig, lebensfroh vorzustellen, kräftig und vital.

Bruno Würtenberger auf die Frage, wie seine Vision einer lebenswerten Welt aussieht:
"Ganz einfach. Alle Menschen sind glücklich. Alle Menschen sind friedlich. Alle Menschen sind gesund. Und alle Menschen sind frei. (…) Stell Dir mal vor…. Du gehst raus, (…)  Du siehst irgendeinen fremden Menschen laufen, und Du hast den Impuls, dem einfach zu winken und zuzulächeln. Und Du tust es, und der andere macht genau dasselbe. Das eindrücklichste, (…)  diese Welt, in die wir jetzt gehen werden, ist frei von jeglicher Form der Angst. (…)  wie erleichternd das ist! Auch wenns Tiere sind. Keiner hat Angst vor dem andern. Alle fühlen sich angezogen von einander und bewundern sich gegenseitig. Tiere kuscheln mit Dir. Menschen immer – immer! – nett und freundlich, immer fröhlich, immer… - Du spürst förmlich, dass sich das Universum freut, dass Du jetzt da bist."

Eine Vision des friedlichen Zusammenlebens von Mensch und Tier, miteinander
und untereinander, aus dem 19. Jahrhundert
Edward Hicks (1780 - 1849), Peacable Kingdom (1834) - Wikimedia Commons
 

Die Freiheit von jeglicher Angst ist ein Wesentliches.
"Vor allem eben, wenn sie [die Menschen] keine Angst haben. Jetzt hat ja jeder Angst davor, abgelehnt zu werden, nicht gut genug zu sein, nicht schön genug, nicht reich genug, nicht stark genug, … was auch immer nicht genug. Und nachher [Erde 2.0] weißt Du: Du bist vollkommen. Das ist der Shift: wenn alle ihre eigene Vollkommenheit erkennen. Wenn jedem klar ist – gefühlt, wahrgenommen erkennen. Wenn sie erkennen, "dass jeder ein vollkommenes Teilchen des Großen Ganzen ist und es keine Wertunterschiede mehr gibt. Es gibt nur noch Formunterschiede. Qualitätsunterschiede. Aber keine 'besser' und 'schlechter'. Die Unterschiede gehen nicht mehr so in die Höhe und die Tiefe, sondern einfach in die Breite. Und Du freust Dich über jedes Talent eines andern, auch wenn Du selbst es nicht hast. Weil das einfach schön ist, dass der das hat. Weil Du jetzt auch erkennen kannst, wie schön Du selbst bist."

Was ich meiner Freundin schrieb im Zusammenhang mit der Tatsache, dass mir in der Meditation das Schöpfen einer Vision letztlich doch gelungen ist, schreibe ich nun unter diesen ganzen Text:

Es lohnt sich offenbar doch, dran zu bleiben 😊

Donnerstag, 16. September 2021

Drei Fragen

Eigentlich sind es vier.
Vor ein paar Tagen stieß ich auf ein Video von Melanie Rentmeister.  Darin berichtet sie von einem Interview von Jeff Mara mit einem Mann (Jack Bybee), der eine Nahtoderfahrung erlebte.

Bybee erzählt, dass er nach allerlei verschiedenen Erfahrungen in der anderen Welt sich in der Gegenwart des Göttlichen wiederfand. Dort wurden ihm drei Fragen gestellt im Zusammenhang mit dem gerade zuende gegangenen Leben.

Mich haben diese Fragen sehr berührt. Haben eine Menge bewegt. Schon das Lesen allein bzw. das Hören im Video brachte einiges in Gang. Es kann enorm hilfreich sein, sich diese Fragen zu eigen zu machen, sie zu durchdenken, sie zu betrachten, sie sich zu beantworten. Als  Reflexion über den eigenen bisherigen Lebensweg. Als Inspiration für alles, was an Lebensweg noch kommt.

Die erste Frage lautete:
Was hast Du mit Deinem Leben getan?
Wie bin ich mit diesem Geschenk meines Lebens umgegangen? Was habe ich damit gemacht?

Die zweite Frage lautete:
Wen hast Du geliebt? Und wer hat Dich geliebt?
Ganz breit geht es hier um Liebe, nicht nur partnerschaftliche. Auch die zu Tieren, Pflanzen, Personen im weiteren Sinn. Nicht immer wird das gegenseitig gewesen sein. Es kann auch sein dass ich von denen, die ich liebte, kein Echo empfing. Aber dann haben wiederum andere mich geliebt.

Die dritte Frage lautete:
Was hast Du in diesem Leben gelernt?
Welche Lektionen habe ich gelernt? Welche Wachstumsschritte habe ich vollzogen aufgrund meines Lernens? Wie habe ich mich entwickelt?

Was habe ich vermieden zu lernen?  Schau nach den wiederkehrenden Themen.

Wenn ich mich jetzt mit diesen Fragen befasse, eingehend befasse, kann das nicht nur Erkenntnisse über meinen bisherigen Weg bringen. Es kann mir vor allem auch etwas darüber sagen, wie ich meinen Weg weiter gehen will. Was will ich am Ende auf diese Fragen antworten können? könnte zu einem Leitgedanken werden auf meinem weiteren Weg.

Ein weiterer, in allen Erzählungen über Nahtoderfahrungen anwesendes Element ist die Lebensrückschau. Das bedeutet, dass man sich alle (wesentlichen) Erlebnisse seines gerade vergangenen Lebens noch einmal ansieht – und blitzartig erkennt: was war o.k., was nicht. Denn man erlebt die Situationen dann nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern auch gleichzeitig aus derjenigen aller Beteiligten.

Die Frage, die Bybee aus der Gegenwart des Göttlichen in dieser Situation entgegen kam, war die Frage "War es etwas Liebevolles? War das liebevoll, was Du gemacht hast?"

Und schon haben wir eine weitere, vielleicht die wichtigste Frage überhaupt, die mich immer wieder in meinem Tag begleiten kann. Wie eine Leit-Schnur im Alltag, bei all meinen kleinen und großen Entscheidungen, Gedanken, Gefühlen im Lauf eines Tages:
"Ist es etwas Liebevolles, das ich da gerade tue, denke, fühle?"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was für eine Aufgabe!

Montag, 13. September 2021

Dänisch Träumen

Eine Freundin aus früheren Zeiten lebt schon seit Jahrzehnten in Dänemark. Mit ihr habe ich gelegentlich Kontakt über Soziale Medien. Vorgestern unterhielten wir uns über dies und das, und sie schrieb dann so en passant: "Dänemark hat gerade alle Restriktionen aufgehoben. Kommt doch einfach mal auf Besuch!"

Sofort ging mein Kopfkino los.
Phantastischer Gedanke: alle Maßnahmen aufgehoben!

Afterwork open air freitags am Friedberger Platz in Frankfurt - vor Corona

Einfach wieder leben. Einfach wieder Menschen begegnen. Einfach wieder Zug fahren. Einfach wieder essen gehen. Einfach wieder ins Theater gehen. Einfach wieder ins Museum gehen. Einfach wieder Mensch sein unter Mit-Menschen. Es kommt mir vor wie das Paradies.
Zurück im echten Leben!

Das Leben ein Traum.

Davon sind wir hier in den Niederlanden und erst recht die Menschen in Deutschland noch weit entfernt.

Hier hat das Kabinett gestern beschlossen, einerseits ab 25. September die Einmeterfünfzig-Regel abzuschaffen. Andererseits aber werden massive Beschränkungen eingeführt derart, dass nun beinahe überall ein "Corona-Zugangsbeweis" notwendig wird. D.h. g, g, oder g. Getestet, genesen oder geimpft. Ich erzählte darüber bereits am 26. August in meinem "Zwischenfazit".
Aus die Maus mit Essen gehen einfach so, und zwar unabhängig davon, wie viele Menschen im Restaurant Platz haben. Erst war die Rede davon gewesen, g-g-g erst ab 70 Sitzplätzen verpflichtet zu stellen. Aus die Maus auch mit Museumsbesuchen einfach so (wie zur Zeit noch, man muss sich nur voranmelden und ein Zeitschloss buchen). Oder mit dem Besuchen eines Orgelkonzertes (zur Zeit ohne jede Restriktion außer den 1,5 m - aber die sind bei Orgelkonzerten eigentlich nie das Problem). Wie gut, das der Tag des Offenen Denkmals mit all seinen geöffneten historischen Bauwerken und dazugehörigen Vorführungen und Führungen gestern war!

Die genauen Details werden morgen in der üblichen Dienstags-Pressekonferenz mitgeteilt.

Die Gastronomie-Verbände murren und sind verärgert. Viele Gastronomen sagen von vorneherein, dass sie das nicht kontrollieren können und werden. Man müsste, um den neuen Regeln zu genügen, extra Personal einstellen, und das kann (und will !) man sich nicht leisten, nachdem man bereits eineinhalb Jahre hauptsächlich ökonomische Verluste erlitten hat. Man darf gespannt sein, ob der niederländische Freiheitswille sich durchsetzt und massenhaft ziviler Ungehorsam stattfinden wird.

Polizei und Hilfspolizei sind kategorisch gegen diese flächendeckende Einführung von g-g-g. Solche Maßnahmen seien nicht zu handhaben, nicht durchzusetzen, sagen sie. Auch sie kennen natürlich die 'niederländische Volksseele' und die hiesige Neigung, Regeln eher großzügig auszulegen und der Freiheit einen großen Wert beizumessen.

Trotzdem, verglichen mit der dänischen Entscheidung ist die aktuelle Maßnahmen-Politik in den Niederlanden und in Deutschland sehr einschneidend und führt geradezu eine gegenläufige Bewegung aus. Mehr Einschränkungen statt weniger. Es ist "zum junge Hunde kriegen", wie meine Mutter gesagt haben würde in einem solchen Fall, an dem man am liebsten aus der Haut fahren würde.

Wieder einmal, wie schon so oft in den letzten inzwischen mehr als eineinhalb Jahre fühlt man sich ausgeliefert, machtlos, wird über einen hinweggerollt mit diesen Regelungen.

Klick aufs Bild, um das Video anzuschauen

Es hilft natürlich nicht, sich diesen Emotionen hinzugeben. Das schwächt nur, zieht total runter. Mitten in diesem emotionalen Aufruhr fällt mir ein Video von Sonja Ariel von Staden ein, das sie am 6.September veröffentlicht hat. Darin ermutigt sie dazu, sich abzugrenzen, sich nicht vereinnahmen zu lassen. Sie zielt in ihrem Video auf die Vereinnahmung durch andere Menschen, die versuchen, einen mit ihrer Panik, Angst, Empörung, Zorn,…. anzustecken. Aber ihre Worte können genauso gut auch unterstützen, wenn diese Emotionen sich aufdrängen wollen aufgrund der allgegenwärtigen Nachrichten über neue Abstufungen des so alltäglich gewordenen Irrwitzes.

Ein ganz wichtiges Thema jetzt in dieser Phase ist Abgrenzung. Ich erlebe es selber, in meinem Leben, ich erlebe es im Leben meiner Freunde und meiner Community. (…) Stop sagen. Nein sagen. Wenn wir nicht in der Lage sind zu helfen. Es geht jetzt wirklich um das Thema Hilfestellung. Denn weil so viele Menschen dramasüchtig sind, sich weiterhin mit allen möglichen Arten von Median zuschütten, das gilt nicht nur für die Massenmedien, sondern mittlerweile leider auch – seit Anfang Corona – für die Alternativmedien. Wie ich vorhin sagte: mit Angst, Drama, Panik kann man viele, viele Menschen locken, und das führt dazu, dass selbst die spirituellen Menschen, die sehr gefestigt waren, die sehr viel für ihren inneren Frieden getan haben, aus ihrer inneren Mitte herausgezogen werden, weil sie sich mit zu vielen negativen Beiträgen, Videos, Podcasts, whatever, beschäftigen.

Deshalb nochmal mein Appell: Was ist wirklich wichtig? Wo kannst Du dich sinnvoll abgrenzen, damit Du Deinen inneren Frieden wahrst?

Mit anderen Worten, die gute, alte Achtsamkeit kann wieder einmal helfen. Mich nicht einsaugen lassen von dem, was meine Aufmerksamkeit so nachdrücklich heischt. Ein paar Mal tief durchatmen. Die innere Beobachterin aktiv werden lassen und mir das Ganze mit einer gewissen, emotionalen Distanz betrachten. Dem platten Reiz-Reaktionsmuster wieder einmal Adieu sagen. Eine innere Stille erreichen, aus der heraus sich dann agieren, handeln lässt. 

Keine Zeit in meinem bisherigen Leben war so sehr eine einzige Aufforderung, an sich selbst zu arbeiten...

Und zur Entspannung darf dann ruhig auch dänisch geträumt werden.


Donnerstag, 9. September 2021

Honig zum Beispiel

Eins dieser Bücher von Aufbau
 

 

 

 

Zur Zeit habe ich eine Phase, in der ich mich innerlich zeitweise mit unterhaltenden Romanen über Wasser halte. Das Probabo einer e-book-Plattform macht's möglich. Was ich nicht erwartet hätte: im Aufbauverlag sind einige gut zu lesende Bücher aus dieser Gattung erschienen, und sie spielen auch noch alle irgendwie im Norden oder am Meer. Von welchem ich immer träume. Und träume. Sollte man nicht für möglich halten, wo ich doch maximal 50 km von der Küste entfernt lebe. Aber man muss halt auch hinkommen. Für jemand wie mich, die nie Autofahren gelernt hat, nicht so einfach. Doch das nur am Rande.

In einem dieser Romane spielte eine imkernde Oma eine Rolle, und es wurde immer mal wieder Informatives aus dem Imkerinnenleben zwischen die Handlung eingestreut.

Ein Satz ist mir sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben: "Ein Teelöffel Honig ist die Lebensleistung einer Biene".

Dies zu wissen hat die ganze Art und Weise verändert, in der ich mit diesem – wie ich nun weiß - kostbaren Gut umgehe. Bislang war Honig für mich ein gesundes Süßungsmittel, das ich vor allem morgens im Müsli, aber auch Mittags zum Abschluss des Lunch auf dem letzten Stückchen Brot verzehrt habe. Bewusst suchte ich meine Honige schon aus, auf jeden Fall Bio, wenns geht Demeter, und auch von bestimmten Pflanzen. Letzteres des von mir bevorzugten Geschmacks wegen.

Seit ich weiß, dass für meinen morgendlichen Teelöffel Honig, der schluppdiwupp in der Quark-Leinöl-Speise und kurz drauf in meinem Magen verschwindet, eine Biene ihr ganzes Leben lang geschuftet hat, schöpfe ich diese Süßigkeit mit einer großen Dankbarkeit aus dem Glas und vermische sie mit ebensolcher Dankbarkeit mit dem Quark.

Dies Wissen hat mich auch wieder bewusster mit dem Quark selbst umgehen lassen. Ich danke beim Rühren den Kühen, die dafür ihre Milch gegeben haben und den Menschen, die bei der Verarbeitung und dem Transport geholfen haben. Oder das Leinöl – was hat es für einen Weg hinter sich, bis es bei mir auf den Esslöffel laufen darf. Das Öl wie vieler Leinsamen wohl in so einem Esslöffel der goldenen Flüssigkeit versammelt ist? Und wie schonend musste es gepresst, abgefüllt, gelagert, transportiert werden, damit sein Geschmack so erhalten bleiben konnte, wie ich ihn schätze?

Heute Mittag beim Lunch – hier in den Niederlanden die Brotmahlzeit, man isst abends warm – saß ich dann auch plötzlich staunend und sinnierend am Tisch. Klar, mir war spätestens seit meinem Soziologiestudium an der damals 'linken' Uni Frankfurt bewusst, dass alle Dinge, alle Waren irgendwie auch 'geronnene Arbeit' sind. Aber nun wurde es mir auf einmal ganz bildlich klar:

Was für eine gigantische Menge an tierischer und menschlicher Anstrengung da auf unserem wirklich reich gedeckten Tisch versammelt war. Da mein Mann und ich total unterschiedliche Nahrungsvorlieben und gesundheitliche Essens-Notwendigkeiten haben, ist unser Mittagstisch immer besonders vielfältig gedeckt. Angefangen bei unterschiedlichen Sorten Brot (für den niederländischen und für den deutschen Geschmack) über das Streichfett – Butter bzw. Halbfettbutter – bis hin zum Belag, der vom Käse über mediterrane oder vegetarische Brotaufstriche, auch mal Fischpastete aus dem Glas und Thunfischsalat bis zu Honig, Pindakaas (Erdnusbutter), Kokos-Mandel-Dattel-Mus und Schokostreusel reicht. Dazu noch die Gewürze, die in meine Curcuma-Kräuterbutter kommen. Ich kam innerlich gar nicht nach damit, mir von all dem vorzustellen, aus welchen Rohstoffen es besteht, wie viele Tiere auf die eine oder andere Weise daran beigetragen oder sogar dafür ihr Leben gelassen haben, und wie viele Menschen beim Ernten, Melken, Fischen, Verarbeiten, Zubereiten, Transportieren daran beteiligt waren. Ganz komplex ist so ein Thunfisch-Salat, in dem außer Thunfisch noch Mayonaise, Mini-Stückchen Gürkchen, Ei, Essig, Rohrzucker, Salz, Gewürze und was weiß-ich-noch verarbeitet sind...

Dies alles steht einfach so auf unserem Tisch, und wir futtern es mehr oder weniger bewusst, mehr oder weniger genießend. Ehrlicherweise gesagt: meist weniger.

Heute erfasste mich mit einem Mal eine ganz große Welle der Dankbarkeit.

Was für ein Wunder, dass es dies alles gibt, und das wir dies alles genießen können! Was für ein Geschenk, - ja, Geschenk! auch wenn wir für alles im Laden Geld gegeben haben – solche Köstlichkeiten verspeisen zu dürfen. Ich wurde wirklich ganz still und ein bisschen ehrfürchtig.

Wahrscheinlich war dies die bewussteste Mahlzeit, die ich in meinem bisherigen Leben zu mir genommen habe. Ich wünsche mir von Herzen, dass mir von diesem Gefühl, von dieser Bewusstheit, von dieser Dankbarkeit wenigstens ein Stück dauerhaft erhalten bleibt.

Schon erstaunlich, was ein einzelner Satz in einem Buch manchmal bewirken kann. In einem pur unterhaltsamen noch dazu.

 

 

Wer wissen will, was für ein Buch das ist, in dem dieser Satz steht, klickt auf die neben stehende Abbildung und kommt zur Verlagsseite über den Titel.

Montag, 6. September 2021

"Papa, Du hattest recht"

Dieser Gedanke kam mir vor einiger Zeit in den Sinn. Und aktuell wieder. Häufiger gehen mir dieser Tage Szenen aus meinen jungerwachsenen Jahren durch den Kopf. Damals hatte ich hitzige Diskussionen mit meinem Vater.

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 Ich träumte von einem selbstbestimmten Leben freier Menschen in einem System von Ordnung ohne Herrschaft. Wie so viele meiner Generationsgenossen. Aus diesen Träumen heraus entstanden viele Initiativen, vom Kinderladen über Bio-Läden bis zum Hüttendorf der Menschen, die sich in ihrer Region gegen den Ausbau des Flughafens wehrten.

Manche der Aktiven waren echte Linke. Die meisten aber waren sich zwar einig in der Einschätzung, dass die damals gegenwärtige Ordnung verbesserungsbedürftig in Richtung Freiheit und Mit-Menschen-Zentriertheit war, waren aber sonst in einem breiten Spektrum politischer Meinungen abseits des Konservativen zuhause. Von der herrschenden Politik und vielen Medien wurden sie alle als "links" etikettiert, und ähnlich wie Homosexuelle, die sich selbstbewusst als 'schwul' bezeichnen, übernahmen sie dieses Etikett mit Selbstbewusstsein für sich selbst. "Links" zu sein war in jenen Jahren nach dem konservativen Muff der 50er und frühen 60er Jahre so ziemlich das schlimmste Schimpfwort, die ärgste Kategorisierung, die Menschen in politischem Zusammenhang von der veröffentlichten Meinung übergestülpt werden konnte. Der Pfarrer, der im Hüttendorf Gottesdienste hielt, die Hausfrau, die für die Bewohner Kuchen buk, waren so zu Unterstützern von "radikalen Linken" geworden.

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Mein Vater versuchte damals vehement, mich von der Unmöglichkeit unserer Träume zu überzeugen. "Das funktioniert nicht", argumentierte er. "Sobald diese heutigen Träumer an die Macht kommen, werden sie ihre Träume vergessen und genauso gewöhnliche Politiker werden wie die heutigen Politiker, gegen die Du so schimpfst, die Du so kritisierst."

Ich hielt genauso vehement dagegen. Niemals würde das passieren. Dies wären alles aufrechte Menschen, die ihre Vision ernst meinen und danach streben und immer danach streben werden, eine freiheitliche, menschen- und ökologiefreundliche Lebensform für alle zu verwirklichen.

Heute sind Menschen meiner Generation und deren Kinder am Ruder. Leider hatte er recht.

Mehr als einmal sehne ich mich aktuell zurück nach der damals anwesenden gesellschaftlichen und politischen Ordnung. In der immerhin ein Willy Brandt noch als Regierungsprogramm verkünden durfte: "Wir.wollen.mehr.Demokratie.wagen!"
Damals durften die 'Linken' wenigstens noch experimentieren. Ihre Kinder durften in die Kinderläden gehen, Eltern durften Schulinitiativen errichten und freie Pädagogik praktizieren, ohne dass das Jugendamt eingeschritten wäre.
Wenn Geld gesammelt wurde, um den Bewohnern des Hüttendorfs oder Anti-AKW-Widerstandscamps zu helfen, gab es Unternehmen, die das als Bezahlung akzeptierten und ihre Dienste erbrachten, ihre Waren lieferten.

Heute ist das alles anders.

"Links" ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. "Die Grünen", einstmals Garant für Alternative und Widerstand, sind mehrheitsfähig geworden und haben sich im Parlament zu Ja-Sagern entwickelt. An ihrer Spitze steht als "Kanzlerkandidatin" eine Frau, die ideologisch in der Nähe des World Economic Forum angesiedelt ist und zu den von diesem ausgebildeten "Young Global Leaders" gehört. Die andere Hälfte der Spitze erdreistete sich in einem Interview mit dem ZDF bereits im Jahr 2018, den chinesischen Weg - ein System ohne Opposition und Mitbestimmung - gut zu heißen, ihn zumindest effizient zu finden.

Bei den politischen Schimpfwörtern wurde "links" durch "rechts" und "Querdenker" ersetzt.
Und die Gesinnungskontrolle schlägt unbarmherzig zu.

Als Beispiel ist mir noch lebendig in Erinnerung, was Mitte Juli den spontanen Katastrophenhelfern im Ahrtal passiert ist. Menschen, die ins Katastrophengebiet gefahren waren, um zu helfen, Menschen, die tagelang im Schlamm wateten, denen es gelang, dort wo alles darniederlag, in no time eine Hilfsinfrastruktur aufzubauen und die geschädigte Bevölkerung mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen, wurden als "Rechte" und "Querdenker" diffamiert und durch offizielle Stellen behindert bei ihren Hilfsarbeiten. Und später vertrieben, wobei das von ihnen mit bundesweiten Sachspenden zusammengetragene, beeindruckende Lager mit allem, was die betroffenen Menschen brauchten – vom Klopapier über Trinkwasser bis zu Lebensmitteln – von denen, die die Helfer 'räumten', vernichtet wurde.

Unternehmen, die Hilfs-Güter wie z.B. Dixi-WCs vermieten, weigerten sich, dies zu tun, wenn es mit den unabhängig eingesammelten Spendengeldern bezahlt werden sollte. Weil es angeblich Geld von "Rechten" und "Querdenkern" sei.

Einer Initiative von (Trauma)Therapeuten und Pädagogen, die Kindern einen konfliktfreien Raum zur Entspannung von den Nöten der vergangenen Tage boten sowie den Eltern die Gewissheit, dass für ihre Kleinen gut gesorgt war, während sie selbst weiterhin Schutt und Trümmer aufräumten, wurde vom Jugendamt untersagt, diese Hilfe zu leisten. Sie seien "rechts", "Coronaleugner", "Querdenker". (Kurios, wenn ich an  einige der betreffenden Psychologen zurückdenke, die ich in einem Interview gesehen habe: Sie sehen aus wie die Spontis von damals, das anti-autoritäre, freiheitsliebende, selbst-stärkende strahlt von ihnen ab wie Licht und Wärme von der Sonne. Menschen, die Ruhe, Stärke, Geborgenheit vermitteln können - Qualitäten, die die Kinder im betroffenen Gebiet wirklich hätten gebrauchen können.)

Helfende Hände Gratiscliart Cleanpng
Anstatt jede helfende Hand zu begrüßen; anstatt sich zu freuen, dass es Menschen gelungen ist, aus dem Nichts eine funktionierende Hilfs-Infrastruktur aufzubauen, basiert auf Schwarmintelligenz und den Möglichkeiten, die entstehen, wenn alle an einem Strang ziehen und aus Betroffenheit und Mitmenschlichkeit heraus aktiv werden; anstatt mit ihnen zusammen zu arbeiten, wurde gegen diese Menschen Stimmung gemacht. "Rechte" seien es, "Querdenker", "Coronaleugner", die nur hülfen, um ihre Ideologie unters Volk zu bringen, die Hilfsbedürftigkeit der Flutopfer auszunutzen.

Noch heute bin ich vor den Kopf gestoßen vor der menschenverachtenden Ungeheuerlichkeit dieses pauschalen Vorwurfs, und jetzt, wo ich das aufschreibe, wird mir regelrecht schlecht.

Hier haben zuallererst und vor allem Menschen, die berührt von dem waren, was Mitmenschen in einer anderen Region der Republik geschehen war, die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Und sie haben in kurzer Zeit Großes geleistet.

Vielleicht, oder wahrscheinlich waren unter den Helfenden auch politisch rechts stehende Menschen.*) Wie damals eben Anarchos und Spontis im Hüttendorf mit dabei waren, um die ortsansässige Bevölkerung in ihrem Widerstand gegen die neue Startbahn und die Zunahme des Fluglärms zu unterstützen. Aber die aller-allermeisten Helfer im Ahrtal waren einfach Mit-Menschen, die tatkräftig zupackten und halfen.

Es erschüttert mich zutiefst, dass heutzutage in Deutschland sogar Nothilfe, tatkräftige Katastrophenhilfe nur noch mit der richtigen Gesinnung erlaubt ist.

Trotz allem – persönlich bin ich weiterhin davon überzeugt, dass die Menschen im Kern gut sind, einander lieben und helfen wollen.
Davon lasse ich mich nicht abbringen.


 

 

Wer dazu etwas lesen will, dem kann ich Bücher von Gerald Hüther ans Herz legen: "Würde", "Wege aus der Angst", "Lieblosigkeit macht krank".
Oder von Rutger Bregman "Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit."
Für mehr Information dazu auf die abgebildeten Buchtitel klicken.

 

 

 *) Aktuell liegen die Umfragewerte für die AfD bei ca 12%, d.h. ungefähr jeder 8. Erwachsene stimmt blau. Übrigens - ebenfalls jeder 8. stimmt für die FDP. Und ca. jeder 14. für Die Linke sowie ca. jeder 6. für Bündnis 90/Grüne. Quelle: https://www.bundestagswahl-2021.de/umfragen/
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