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Montag, 13. September 2021

Dänisch Träumen

Eine Freundin aus früheren Zeiten lebt schon seit Jahrzehnten in Dänemark. Mit ihr habe ich gelegentlich Kontakt über Soziale Medien. Vorgestern unterhielten wir uns über dies und das, und sie schrieb dann so en passant: "Dänemark hat gerade alle Restriktionen aufgehoben. Kommt doch einfach mal auf Besuch!"

Sofort ging mein Kopfkino los.
Phantastischer Gedanke: alle Maßnahmen aufgehoben!

Afterwork open air freitags am Friedberger Platz in Frankfurt - vor Corona

Einfach wieder leben. Einfach wieder Menschen begegnen. Einfach wieder Zug fahren. Einfach wieder essen gehen. Einfach wieder ins Theater gehen. Einfach wieder ins Museum gehen. Einfach wieder Mensch sein unter Mit-Menschen. Es kommt mir vor wie das Paradies.
Zurück im echten Leben!

Das Leben ein Traum.

Davon sind wir hier in den Niederlanden und erst recht die Menschen in Deutschland noch weit entfernt.

Hier hat das Kabinett gestern beschlossen, einerseits ab 25. September die Einmeterfünfzig-Regel abzuschaffen. Andererseits aber werden massive Beschränkungen eingeführt derart, dass nun beinahe überall ein "Corona-Zugangsbeweis" notwendig wird. D.h. g, g, oder g. Getestet, genesen oder geimpft. Ich erzählte darüber bereits am 26. August in meinem "Zwischenfazit".
Aus die Maus mit Essen gehen einfach so, und zwar unabhängig davon, wie viele Menschen im Restaurant Platz haben. Erst war die Rede davon gewesen, g-g-g erst ab 70 Sitzplätzen verpflichtet zu stellen. Aus die Maus auch mit Museumsbesuchen einfach so (wie zur Zeit noch, man muss sich nur voranmelden und ein Zeitschloss buchen). Oder mit dem Besuchen eines Orgelkonzertes (zur Zeit ohne jede Restriktion außer den 1,5 m - aber die sind bei Orgelkonzerten eigentlich nie das Problem). Wie gut, das der Tag des Offenen Denkmals mit all seinen geöffneten historischen Bauwerken und dazugehörigen Vorführungen und Führungen gestern war!

Die genauen Details werden morgen in der üblichen Dienstags-Pressekonferenz mitgeteilt.

Die Gastronomie-Verbände murren und sind verärgert. Viele Gastronomen sagen von vorneherein, dass sie das nicht kontrollieren können und werden. Man müsste, um den neuen Regeln zu genügen, extra Personal einstellen, und das kann (und will !) man sich nicht leisten, nachdem man bereits eineinhalb Jahre hauptsächlich ökonomische Verluste erlitten hat. Man darf gespannt sein, ob der niederländische Freiheitswille sich durchsetzt und massenhaft ziviler Ungehorsam stattfinden wird.

Polizei und Hilfspolizei sind kategorisch gegen diese flächendeckende Einführung von g-g-g. Solche Maßnahmen seien nicht zu handhaben, nicht durchzusetzen, sagen sie. Auch sie kennen natürlich die 'niederländische Volksseele' und die hiesige Neigung, Regeln eher großzügig auszulegen und der Freiheit einen großen Wert beizumessen.

Trotzdem, verglichen mit der dänischen Entscheidung ist die aktuelle Maßnahmen-Politik in den Niederlanden und in Deutschland sehr einschneidend und führt geradezu eine gegenläufige Bewegung aus. Mehr Einschränkungen statt weniger. Es ist "zum junge Hunde kriegen", wie meine Mutter gesagt haben würde in einem solchen Fall, an dem man am liebsten aus der Haut fahren würde.

Wieder einmal, wie schon so oft in den letzten inzwischen mehr als eineinhalb Jahre fühlt man sich ausgeliefert, machtlos, wird über einen hinweggerollt mit diesen Regelungen.

Klick aufs Bild, um das Video anzuschauen

Es hilft natürlich nicht, sich diesen Emotionen hinzugeben. Das schwächt nur, zieht total runter. Mitten in diesem emotionalen Aufruhr fällt mir ein Video von Sonja Ariel von Staden ein, das sie am 6.September veröffentlicht hat. Darin ermutigt sie dazu, sich abzugrenzen, sich nicht vereinnahmen zu lassen. Sie zielt in ihrem Video auf die Vereinnahmung durch andere Menschen, die versuchen, einen mit ihrer Panik, Angst, Empörung, Zorn,…. anzustecken. Aber ihre Worte können genauso gut auch unterstützen, wenn diese Emotionen sich aufdrängen wollen aufgrund der allgegenwärtigen Nachrichten über neue Abstufungen des so alltäglich gewordenen Irrwitzes.

Ein ganz wichtiges Thema jetzt in dieser Phase ist Abgrenzung. Ich erlebe es selber, in meinem Leben, ich erlebe es im Leben meiner Freunde und meiner Community. (…) Stop sagen. Nein sagen. Wenn wir nicht in der Lage sind zu helfen. Es geht jetzt wirklich um das Thema Hilfestellung. Denn weil so viele Menschen dramasüchtig sind, sich weiterhin mit allen möglichen Arten von Median zuschütten, das gilt nicht nur für die Massenmedien, sondern mittlerweile leider auch – seit Anfang Corona – für die Alternativmedien. Wie ich vorhin sagte: mit Angst, Drama, Panik kann man viele, viele Menschen locken, und das führt dazu, dass selbst die spirituellen Menschen, die sehr gefestigt waren, die sehr viel für ihren inneren Frieden getan haben, aus ihrer inneren Mitte herausgezogen werden, weil sie sich mit zu vielen negativen Beiträgen, Videos, Podcasts, whatever, beschäftigen.

Deshalb nochmal mein Appell: Was ist wirklich wichtig? Wo kannst Du dich sinnvoll abgrenzen, damit Du Deinen inneren Frieden wahrst?

Mit anderen Worten, die gute, alte Achtsamkeit kann wieder einmal helfen. Mich nicht einsaugen lassen von dem, was meine Aufmerksamkeit so nachdrücklich heischt. Ein paar Mal tief durchatmen. Die innere Beobachterin aktiv werden lassen und mir das Ganze mit einer gewissen, emotionalen Distanz betrachten. Dem platten Reiz-Reaktionsmuster wieder einmal Adieu sagen. Eine innere Stille erreichen, aus der heraus sich dann agieren, handeln lässt. 

Keine Zeit in meinem bisherigen Leben war so sehr eine einzige Aufforderung, an sich selbst zu arbeiten...

Und zur Entspannung darf dann ruhig auch dänisch geträumt werden.


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