Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Donnerstag, 24. Juni 2021

Kollateralschaden

Heute Morgen trafen wir uns erstmals seit dem vergangenen Sommer wieder offiziell in einer meiner beiden spirituellen Gruppen. Vorschuss auf die Aufhebung aller Beschränkungen bei Treffen im privaten Bereich ab übermorgen. Sowieso waren wir nur fünf, eine will noch den Sommer abwarten, ehe sie sich wieder dazugesellt.

Ein ganzes Jahr Pause. Auch Kontakt via mail bestand nur sporadisch und nur unter einzelnen Mitgliedern. Diejenige, in deren Wohnung wir uns treffen, probierte den Kontakt zu halten, indem sie immer mal Informationen aus allerlei Gesichtspunkten zur aktuellen Lage rundmailte. Es entspannen sich aber keinerlei geschriebene Dialoge darüber.

Ich war immer gerne in dieser Gruppe und ging jedes Mal guter Dinge und bereichert durch die gemeinsam geschaffene Atmosphäre und die Gespräche wieder nach Hause. Wir begannen immer mit einem Moment der Stille, oder auch mal mit einer Klangschalen-Meditation, und in der entstandenen Atmosphäre gelang uns dann auch ein lauschender, liebevoller Austausch. Wir waren zusammen und gingen wieder auseinander in dem beseligenden, tragenden Gefühl, jeder für sich und doch gemeinsam auf dem Weg zu sein. In dem Gefühl, gleich schwingende Seelen zu sein.

Doch der C-Wahnsinn hat auch hier zugeschlagen. Und manches verändert.

Nach dem Moment der Stille heute Morgen begann ein vorsichtiges Gespräch. Tastend wurden Worte gewählt und Sätze geformt, denn es war zu spüren, dass wir einander (zumindest teilweise) auf irgendeine Weise fremd geworden waren. Schließlich kam es, wie es kommen musste: wir konnten uns nicht länger um das C-Thema herumschleichen.
Und ja – auch in dieser Gruppe gibt es die gleiche Zerrissenheit wie in der gesamten, äußeren Welt.
Da gibt es die, die 100% alles für wahr nehmen, was in den 'Qualitätszeitungen' und in Radio und TV gemeldet wird. Es gibt die, die mit kritisch-wacher Aufmerksamkeit die freien Medien verfolgen und große Fragezeichen hinter das offizielle Narrativ setzen. Und es gibt die, die irgendwo zwischendrin halbkritisch-halbzustimmend sind. Es gibt Leute 'mit' Spritze – und sei es nur dem Ehepartner zuliebe – und solche ohne.

Da hatten wir dann den Salat aus Spaltpilzen. 

Eine der ganz kritischen Stimmen und eine der 100%-Folger-Stimmen kamen dann auch in einen heftigen Dialog. Inhaltlich war kein Auf-einander-zu-bewegen möglich. Natürlich nicht. Beide sind sind sich sicher, dass das, was sie an Information zu sich genommen haben, die Wahrheit ist. Beide sind identifiziert mit ihrer Erkenntnis und haben im Herzen gute Gruende, so zu fuehlen, wie sie fuehlen.

Natürlich probierten wir, eine Art Meta-Sicht einzunehmen. Probierten, den Blick auf das zu lenken, was die Menschheit als Ganze aus der aktuellen Situation lernen könnte. Probierten, uns daran zu erinnern, dass aus der Sicht des Ganzen, der Universellen Quelle, alles seine Daseinsberechtigung hat. Probierten, uns daran zu erinnern, dass jede und jeder von uns ein Teil des Ganzen ist, den Göttlichen Funken in sich hat. Dass in allem was ist das Alles-Was-Ist sich erfahren will. Dass einzig die Liebe der Weg aus der Angst ist. Wir probierten, schreibe ich.

Heute Morgen scheiterten wir.

Ich denke, dass jeder von uns ein komisches Gefühl hatte, als wir aus einander gingen.
Ich selbst war enorm traurig. Enttäuscht auch. Die Welt war ein Stück grauer geworden. Einsamer.
Ich war eine Illusion ärmer geworden. Ent-täuscht halt.

Sehr treffend hat unsere Gastgeberin das in einer mail an mich in Worte gefasst:
Heute Morgen, das war dann doch heftig.
Ich war so sehr davon ausgegangen, dass wir alle auf der gleichen Linie von Bewusstwerdung des "SPIELS" waren, aber das stellte sich als falsch heraus. (…)

Jemand aus einer anderen Gruppe hat es mir gegenüber so ausgedrückt: 'Das ist hier so vielfältig wie in der gesamten Gesellschaft. Auf die Weise können wir üben, damit umzugehen.'

Aber wie geht’s mir damit? Ich bin noch nicht so weit. Ich hatte so sehr die Erwartung, unter Gleichgestimmten zu sein…. (…)

Es ist halt, wie [eine heute nicht Anwesende] mal zu mir sagte: '90% aller Gespräche, die man zur Zeit führt, berühren irgendwie irgendwann Corona.'

Ein Gefühl von Verlust, mit dem wir erst einmal leben müssen. Trauer. Wieder einmal hat diese aktuelle Situation etwas ans Tageslicht gebracht, dessen sich die einzelnen nicht bewusst waren.

Bevor wir auseinandergingen, haben wir noch den nächsten Termin bestätigt. Am letzten Donnerstag im Juli trifft sich die Gruppe wieder. Ich wünsche mir sehr, dass dann auch alle wieder anwesend sein werden. Damit wir an der Stelle weitergehen können, an der wir heute aufgehört haben.
So schmerzlich das Gewahrwerden der Getrenntheit auch ist, so schmerzlich der Verlust der bislang gefühlten Geborgenheit, die keine war, auch ist: hier haben wir eine wirkliche Lernaufgabe.

Im Kleinen können wir hier lernen, was jede und jeder für die Gesamtgesellschaft auch lernen muss: einander in bedingungsloser Liebe anzunehmen. Die Verschiedenheiten im Denken stehen zu lassen. Und das Verbindende zu finden, zu leben, auszudrücken.


1 Kommentar:

  1. Es ist erschreckend, wie Du das schreibst, schade, dass es Euch nicht gelungen ist. Ich habe das inzwischen auch bemerkt, dass manche Menschen nicht neutral sein können, den anderen so " stehen" lassen und einfach nur zuhören. Ohne Wertung! Für manche unvorstellbar, sich so vlt. mal zu verhalten. Es tut weh, aber ich ziehe dann weiter und werde weiter unter Menschen gehen.

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