Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 31. August 2020

Demonstrieren in Zeiten der ...


... nein, nicht Cholera.

Nach einem Wochenende, das ich mit viel Meditation für Frieden und Licht verbracht habe, gemein-sam mit der einen oder anderen der zahlreichen online-Meditationsgruppen, melde ich mich an diesem sonnigen Montag zurück im Blog. An sich sollte hier heute eine Teddygeschichte stehen. Die hebe ich mir nun auf für kommenden Montag. 

Mich beschäftigen noch zu sehr die Ereignisse in Berlin vom vergangenen Wochenende, 29./30. August 2020, die Versammlungen und Umzüge für Freiheit und Gerechtigkeit. Das nämlich ist der Nenner, unter dem Veranstalter und Menschen, die dort waren, sich zusammengefunden haben.
Nicht 'Anti-Corona' oder Ähnliches. 

Luftbild Großer Stern am 29.08.2020
Man kann zu den Hunderttausenden von Menschen, die nach Berlin gekommen waren, stehen, wie man will. Inhaltlich gesehen. Was ihnen aber durch die Zeitungen, Fernsehsender und Rundfunkanstalten geschieht, und wie Teile der Polizei mit ihnen umgegangen sind, kann niemanden kalt lassen. 

Auf youtube gibt es von einer Vielzahl Menschen gemachte, teils Stunden dauernde, aufgezeichnete Livestreams, auf denen man in epischer Breite sehen und nacherleben kann (z.B. hier ), dass auch diesmal, wie schon am 1. August, Leute 'wie Du und ich' sich aufgemacht haben, um für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen und für ihre Sicht auf die aktuelle Situation 'ihr Gesicht sehen zu lassen'. Darunter eine enorm große Anzahl von Menschen jenseits der 55, 60 Jahre.

All die Schimpfworte und Etiketten, die ihnen aufgeklebt werden, haben nichts, aber auch gar nichts mit der Lebenswirklichkeit der übergroßen Mehrheit dieser Menschen zu tun.

Was mich – auch und gerade an Menschen in meinem Bekannten- und Freundeskreis – am meisten erschüttert, ist, dass diese erniedrigenden Etikettierungen, wenn nicht explizit, so doch zwischen den Zeilen, innerlich, im Gefühl, übernommen werden.
Liebe Leute, schaut doch bitte genau hin.

Und: erinnert Euch!
1981 - Startbahn West - Rund um die Räumung des Hüttendorfs
Artikel: Frankfurt - Stadt des Aufruhrs und der Proteste
Wie war das damals bei der Startbahn West? In Brokdorf? Bei anderen Anti-Atomkraft-Demos? Bei den Aktionen gegen SS 20? "Damals", als Ihr selbst auf die Straße gegangen seid für Eure Meinung. Auch Ihr (wir) hattet/hatten damals Ansichten, die vom übergroßen Teil der Bevölkerung nicht geteilt wurden. Und von den Regierenden und der Staatsgewalt schon gar nicht.
Stolz waren viele der Aktivistinnen und Aktivisten damals, Teil einer "eine kleinen, radikalen Minderheit" zu sein.

Erinnert Euch:
Daran, wie viele Ihr wart, wie viele wir waren, und was dann daraus in den Medien gemacht wurde.

Erinnert Euch:
Immer, auf jeder Demo, gab es die unvermeidlichen "Putz"-Macher, gab es Leute vom "schwarzen Block", "Autonome". Ihr wolltet, wir wollten gewaltfrei Widerstand leisten. Aber auch damals gelang es nie, diejenigen, die unbedingt Straßenschlachten wollten, dauerhaft von ihrem Tun abzuhalten.

Erinnert Euch:
Ihr/wir erlebten die Demos weitgehend friedlich und fröhlich, liefen untergehakt, sangen, skandierten und waren doch auch gleichzeitig angespannt und angstvoll.
Alles ging so lange gut, bis die Polizei eingriff. "Auflöste", weil irgendwo seitlich oder am Ende des Demo-Zuges, oder auch an der Spitze, zu der sie sich vorgearbeitete hatten, ein paar schwarzgewandete und maskierte Provokateure wie ungezügelte Pferde durchgegangen waren und ihrer eigenen Agenda folgten.
Aus war's mit dem Friedlichen.
(Was für eine Ironie der Geschichte, damals waren schützende Tücher vor dem Gesicht, war 'Maskieren' verboten. Heute will man es am liebsten verpflichten.)

Erinnert Euch:
Was stand hinterher in der Zeitung, mit welchen Fotos illustriert?
Welche Bilder wurden im Fernsehen gezeigt?
Man beschimpfte Euch, uns, als "einen Haufen Chaoten", der nichts anderes im  Sinn habe, als die  Freiheitlich Demokratische Grundordnung zerstören zu wollen. Mehr als einer wollte uns am liebsten in KZs stecken oder hinter den Eisernen Vorhang schicken, mindestens aber hinter Schwedische Gardinen.

Und lest die Geschichten über Günter Sare und Benno Ohnesorg noch einmal nach.
Und erinnert Euch an das, was direkt und in den Wochen danach darüber in den Zeitungen stand.

Mit diesen Erinnerungen in Kopf und Bauch schaut Euch die Videos auf youtube*) und die offiziellen Nachrichten noch einmal an.

Ach so? Damals ging es um die 'richtigen ' Anliegen? Man konnte doch gar nicht anders, als gegen Atomkraft, gegen Mittelstrecken, gegen die Startbahn West, gegen die Notstandsgesetze, gegen den Schah-Besuch, gegen Faschisten und gegen Fahrpreiserhöhungen beim FVV sein?
Aber heute - das sind ja "Corona-Leugner" oder "Covidioten", die durch ihr 'unverantwortliches Handeln' Eure Gesundheit bedrohen?
Das sind doch alles Rechte, Nazis, Reichsbürger?

Und wir –
waren damals alle vom Schwarzen Block. Autonome. Von der "Putz"-Gruppe. Oder RAF-Sympathisanten...   ???

Standbild vom 30.08.2020 aus einem Film von Roger Bittel Zeitpunkt siehe Foto

*) Videolinks stellvertretend für eine Riesenanzahl gestreamter Videos: hier, hier, hier, hier
 Ansonsten einfach mit der Suchmaschine Eurer Wahl suchen

Nachbemerkungen:
1. Auch diesmal wurde wieder ein  Arzt am Versorgen einermutmaßlich verletzten Person durch die Polizei gehindert ab Minute 2:14. Ein ausgebildeter Notfallmediziner, der aufgabengemäß häufig mit der Polizei zusammengearbeitet hatte…

2. Normalerweise teile ich keine Gewalt-Videos. Aber diese beiden (achtung, es ist sehr schwere Gewalt, hier werden Menschen absichtlich verletzt!) machen deutlich, mit welcher Wut von manchen Staatsdienern gegen Menschen vorgegangen wurde, die schon hilflos amBoden liegen.
Beides Frauen, eine davon deutlich sichtbar schwanger!
Hierzu fällt mir, außer haltlosem Schrecken und haltloser Trauer, nichts mehr ein.

Donnerstag, 27. August 2020

Verstand, Herz und Bauch



"Bildet Euch eine eigene Meinung, mit Verstand, Herz und Bauch!."
 
Inspiration für den heutigen Text war wiederum das Video von Sonja Ariel von Staden vom 26. Juli diesen Jahres. Ich finde darin weitere Gedankengänge, die mir mehr als erwägenswert scheinen in der heutigen Zeit, in der wir auf der einen Seite 24 Stunden am Tag mit Herrschaftswissen bombardiert werden und auf der anderen Seite eine immer größere Vielfalt an Informationen zur Verfügung steht, die das Geschehen aus ganz anderen Blickwinkeln analysiert und betrachtet.

Bewusstes Leben sammelt die wichtigsten Informationen, betrachtet sie gut, durchdenkt sie, durchfühlt sie. Und macht sich dasjenige zu eigen, mit dem Herz und Gefühl ("Bauch") in Resonanz gehen, und womit der Verstand gut umgehen kann.  Nimmt sich mit anderen Worten dasjenige, das zur eigenen Person, zur eigenen Art des Denkens und Fühlens, zur eigenen Wahrheit und Weisheit passt. 
 
 

So entsteht "meine Welt". Dabei folge ich nicht einem Menschen, der/die eine Weisheit und Wahrheit hat. Sondern ich schaue mir an: unterschiedliche Meinungen, unterschiedliche Wahrheiten, unterschiedliche Interpretationen der Ereignisse – und kreiere mein System und meinen Glauben und meine Wahrheit damit.
"Prüfet alles, das Gute behaltet" schreibt schon Paulus am Ende seines ersten Briefes an die Gemeinde in Thessaloniki in Kapitel 5, Vers 21. Im allgemeinen bin ich keine große Freundin von Paulus' Aussagen und Thesen. In diesem Fall aber gebe ich ihm gerne recht.


Es kann auch passieren, dass nach einer gewissen Zeit mir jemand begegnet, durch den/die ich eine Information bekomme, die mich dazu nötigt, das Erklärungssystem, nach dem ich lebe, meine 'Philosophie' in wichtigen Teilen oder komplett auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls loszulassen. Dann bin ich aufgerufen, ein Neues zu kreieren. "Bleibt flexibel", ruft von Staden ihre Zuschauerinnen und Zuschauer auf.


Genau besehen machen dies alle Menschen. Schon immer. Letztlich basiert das gesamte Leben von jeder und jedem auf deren/dessen innerer Philosophie. In der Vergangenheit war allerdings viel weniger Freiheit, den Blick über das hinaus zu weiten, was in der Lebensumgebung das gültige Denk- und Lebenssystem war, in die jemand hineingeboren, in der jemand aufgewachsen war.

Heute können wir uns sehr offen fragen: Was nehme ich von außen auf? Wie integriere ich es?

Dabei sollten wir nie vergessen: wir hören trotz aller Bemühung um innere Weite immer nur das, was wir hören wollen.Was in uns keine Resonanz hervorruft, das nehmen wir nicht wahr.
Das Wissen darum ruft mich gleichzeitig auf dazu, die Meinung anderer, deren "Welt", deren "System" gelten zu lassen. Es ist deren Welt-Sicht.



Montag, 24. August 2020

Zerrissen


Meine heutigen Gedanken sind inspiriert durch ein Video von Sonja Ariel von Staden, das ich mir Anfang August zum ersten Mal ansah.
 
Die Spaltung im Zusammenleben, in der Gesellschaft, die wir dieser Tage sehen und erleben können, beschäftigt mich weiterhin. Sie schmerzt. Und mich bewegt die Frage, die auch Sonja Ariel von Staden aufwirft: Wie gehe ich damit um, wenn meine Familie, meine Freunde, mir nahestehende Menschen in Sachen 'großes C' anders auf die Dinge schauen als ich? Wie gehe ich um mit diesem Riss, der die Gesellschaft spaltet? 

Sehr, sehr sichtbar und deutlich wird dieser Riss durch die offiziell so genannte "Mund-Nasen-Bedeckung". Trägt mensch eine? Trägt mensch keine? Trägt mensch eine punktuell, und wenn ja, wo?
Dies wird heiß diskutiert. Nichtbeachtung der Regeln wird teils mit hohen Bußen belegt, Menschen mit offenem Visier werden Schuldgefühle eingeimpft. Maskierte fühlen sich im Recht, Nichtmaskierte heftigst anzugreifen. 
Anders gesagt: zwischen die Menschen die ohne kritisches Hinterfragen der Meinung und den Informationen folgen, die ihnen im stetigen Strom von Nachrichten und Berichten frei Haus geliefert werden und jenen, die sich auf zusätzlichen Wegen informieren und so zu einer anderen Meinung kommen, werden Keile getrieben. Es lässt an die römischen Devise "Teile und Herrsche!" denken.

Die Maskerade ist Ausprägung, ist Symbol dieser Teilung in der Gesellschaft.

 



Egal, wie jemand persönlich mit der Situation umgeht, wann und ob er oder sie sich bei vorgeschriebenen Anlässen maskiert, oder über diese Anlässe hinaus noch das Gesicht verhüllt, oder ob er oder sie das Gesicht immer offen lässt – die Maskiererei lässt eine nicht unberührt.





Wenn dies so viele Emotionen auslöst – dann kann ich übungshalber auch einmal anders danach schauen:
In dem Fall geht es nicht um den Maulkorb, den wir im Moment tragen müssen. Es geht um die Masken, die wir noch in uns tragen. Die Rolle(n), die wir noch spielen im Leben. Vielleicht darum triggert es so viel in einzelnen Menschen, in mir. "Es zerreißt die Gesellschaft, weil es uns alle zerreißt". (von Staden)
Wovor haben wir wirklich Angst?
Schmerzt dieses Masken-Theater vielleicht darum so, weil ich mich, weil mensch sich so sehr nach Ehrlichkeit und Offenheit sehnt? Was ist es in mir, das durch das Ganze ausgelöst worden ist? Worum geht es in meinem Inneren wirklich? Diese Fragen kann ich nur für mich selbst beantworten. Da hat jeder Mensch seine eigenen, ganz persönlichen Antworten.
Ich kann mich fragen: was spaltet mich innerlich? Was ist in mir zerrissen, zwischen was zieht es mich hin und her?
Dadurch, dass ich diese Frage in mir bewege, kann ich aus dem "Kasperletheater" (von Staden) für mich einen ganz persönlichen Nutzen ziehen, etwas über mich lernen. Und über die Gesellschaft. Mir von allerlei wieder bewusst werden. 



Ein anderer Blick:
Titelte die Frankenpost noch im Juli 2015 "Bayern will Demonstranten demaskieren", sind nun im selben Bayern Masken allüberall erwünscht und verpflichtet. Politiker/innen aller Couleur und weltweit zeigen sich dieser Tage gern mit Maske vorm Gesicht.
Es ist eine globale Erscheinung: überall zeigt man sich 'in Gesellschaft' mit Maske!
Dies können wir wunderbar als Spiegel gebrauchen. 
Wir können uns bewusst machen dass wir alle, in welcher Gesellschaftsform auch immer, Masken tragen.
Schon immer. Genau dies bekommen wir nun im Außen vorgeführt.
Zuende gedacht wird so das 'Spiel' mit der Maske zu einer weltweiten De-Maskierung.
Dieses wunderbare Foto von Mattias Polakowski
findet man hier
Die einen tragen explizit und plakativ Maske.
Andererseits zeigen die, die uns von Medien, von der veröffentlichten Meinung als 'Bösewichte' vorgeführt werden, sich maskenlos. Sie lassen ihr Gesicht sehen.
Wer hat da welche Maske auf?
Wer bekommt durch wen welche Maske übergestülpt?









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