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Sonntag, 16. Mai 2021

Lernaufgabe


 

 

Immer wieder begegnet mir in meinem eigenen Inneren, aber auch von anderen die Frage, wozu diese ganze Situation gut sein mag. Was sie Positives mit sich mit bringt. Was zu lernen sie uns Menschen nötigt.

Vor ein paar Tagen sind mir dazu neue Impulse begegnet in dem Interview, das Jennifer Trümper mit Gerald Hüther in ihrem Online-Kongress "Evolution now – Wer bist Du wirklich?"  geführt hat. Einige seiner Gedanken aus diesem Gespräche möchte ich heute mit Euch teilen. Sie haben mich beeindruckt. Und mir Mut gemacht.

Auch Mut macht mir immer wieder die durch Hüther mit ins Leben gerufene Online-Plattform liebevoll.jetzt. Es hat ein bisschen was von jenem facebook, wie es anfangs einmal gemeint war: ein virtueller Ort, an dem sich Menschen herzlich begegnen können. Ich bin dort beinahe täglich eine Weile unterwegs und lese hier und da ein bisschen herum oder beteilige mich an einem der geschriebenen Gespräche. Das Ganze ist noch im Aufbau, aber ich habe alle Geduld und Hoffnung. Das was jetzt schon zu erleben ist, weist in eine gute Richtung.

Die im genannten Interview gesprochenen Worte habe ich mitgeschrieben. An manchen Stellen habe ich Sätze, die so nur im gesprochenen Kontext Sinn ergeben, sprachlich in eine gut lesbare geschriebene Form übertragen. Gerale Hüther im Interview:

Wahrscheinlich ist es so, dass wir im Augenblick eine ganz bittere Lektion zu lernen haben, dass uns 'Corona' eine sehr bittere Lektion lernen lässt.

Wir müssen, glaube ich, lernen, dass das Leben nicht verfügbar ist.
Dass wir das Leben nicht kontrollieren können.
Dass wir das Leben auch nicht verlängern können.

Und dass wir mit allem, was wir haben, auch mit unserem wunderbaren Verstand, dazu beitragen müssten, dass die Vielfalt dieses Lebens zur Entfaltung kommen kann.
Möglicherweise ist es wichtiger, sich um diese Vielfalt, um die Schönheit eines jeden Augenblicks zu kümmern als sich ständig darum Sorgen zu machen, dass man nicht lange genug lebt.
Eigentlich ist es ja blöd, dass das einzige, was man mit wissenschaftlich objektiven Methoden am 'Leben' [über das Leben] messen kann, Lebensdauer ist. Wenn man das RKI danach fragte, würde es sicher sagen: '100 Jahre Leben ist besser als 50'. Und alle würden sagen: 'na klar, stimmt!'

Aber es kann auch sein, dass 50 Jahre halbtot und im Hamsterrad, ohne Aussicht auf irgendwas, nur noch mit der Aussicht auf Krankheit und Alleinsein im Alter… gar nicht so erstrebenswert sind; das möchte ich dann bis zum Alter von 100 Jahren auch nicht aushalten müssen.

Damit könnte es sein, dass das eigentliche Kriterium für 'das Leben' nicht die Dauer ist, sondern das Ausmaß an Lebendigkeit. Und damit hätten wir auf einmal ein völlig neues Kriterium, nach dem wir uns richten können.

Wir könnten versuchen, uns gegenseitig wieder zu beleben. Auch in schwierigen Zeiten kann man das, das ist etwas sehr Erfüllendes. Die stärkste Wieder-Belebungs-Methode besteht darin, dass ich jemand helfe. Das kann ich aber nur, wenn ich mir selber helfen kann, lebendig zu sein.

Wenn ich anfange, liebevoll mit mir selbst umzugehen.
Liebevoll mit sich selbst bedeutet: ich mache nichts mehr, was mir nicht gut tut.

Ich frage mich, was für Bedürfnisse ich habe, was ich wirklich will, und ich versuche, diese Bedürfnisse zu stillen. Wenn ich dies tue, fühle ich mich gestärkt. Ich erfahre mich auf einmal wieder als Gestalter meines eigenen Lebens.

Ich entscheide, ob ich mir Quark im Fernsehen ansehe oder nicht. Wenn er mir nicht gut tut, schalte ich ab.
Ich esse nichts, was mir nicht gut tut. Oder bei dem ich ein schlechtes Gewissen habe: zum Beispiel ein Stück Fleisch, von dem ich genau weiß, unter welchen lebensverachtenden Bedingungen das Tier gehalten und zu Tode gebracht wurde.
Ich umgebe mich nicht mit Leuten, die mir nicht gut tun.
Ich laufe auch nicht in Klamotten rum, bei denen ich ein schlechtes Gewissen bekomme, weil die zwar billig waren, aber irgendwo unter Produktionsbedingungen hergestellt wurden, die ich nicht gut finde.

Mit anderen Worten: ich verbinde mich mit meiner eigenen Lebendigkeit.
Dann mag ich mich selber mehr.
Wenn ich mich selbst mag, bin ich auch liebevoller und netter zu anderen.

Anders ist man ein Bedürftiger und will immer nur "haben": Zuwendung, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Geld,… Die, die immer etwas von anderen haben wollen, sind im Grunde genommen diejenigen, die für den gegenwärtigen Zustand unserer Welt verantwortlich sind. Gierig, etwas von anderen zu wollen...

Wer gelernt hat, liebevoll mit sich selbst umzugehen, muss nicht mehr 'kriegen', sondern hat etwas zu verschenken. Diese Kategorie Mensch ist die, die dazu beträgt, dass wir auf diesem Planeten überleben können. Die machen nicht so viel kaputt.

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Als Biologe weiß ich, dass man ein Virus nicht besiegen kann. Da muss man schon eine sehr schräge Vorstellung im Kopf haben, das auch noch zu verkünden: 'Wir werden das Virus besiegen!' Es ist 1000 mal schneller als wir und wird sich viel schneller verändern… das ist Biologie. 

O.K., das müssen wir auch noch lernen, dass das Leben nicht zu besiegen ist.

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Wenn Menschen zu sich selber finden, lassen sie sich nicht mehr wie aufgescheuchte Hühner umherjagen und auch nicht mehr durch irgendwelche Führungspersonen ohne weiteres sagen, so sie entlang zu laufen haben. Die wissen dann selber, wo's langgeht.


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