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Donnerstag, 15. Juli 2021

Salbenradtour

Ich hatte also vergessen, die verschriebene Salbe in der Krankenhausapotheke abzuholen.

Unbewusste Entscheidung – könnte ich mir sagen. Und das Ganze auf sich beruhen lassen. Sollen die doch in der Apotheke die Salbe wieder ins Regal räumen.
Andererseits, die Basissalbe ausprobieren will ich schon. Man weiß ja nie. Obwohl ich kein Fan bin von Salben auf Basis von Mineralölen (Vaseline und Paraffin).

Mein Mann schaute etwas säuerlich angesichts der Aussicht nochmal über den Highway nach Scheemda zu müssen. Immerhin gibt es auch Fahrradwege, die zum Krankenhaus führen. 2x 10 km müssen ja wohl zu schaffen sein.

Wenig schön: 24° Außentemperatur und gefühlte 100% Luftfeuchtigkeit. Zum Glück gibt es Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, auch in unserer Garage steht sowas. Nun denn, mit vollem Happs Hineinbeißen in den sauren Apfel! Viel Wind stand nicht, aber war das jetzt ein Vor- oder ein Nachteil, bei dieser Luftfeuchtigkeit? Wie auch immer, schluppdiwupp, schon war ich unterwegs.

Wenn ich schon für die blöde Salbe nochmal aufs Fahrrad steigen musste, würde ich die Fahrt wenigstens genießen.

 

 

Landschaftlich gibt es an der Tour wirklich nichts auszusetzen. Man fährt einen großen Teil der Strecke am Kanal entlang, allerdings meist am Fuß des Kanaldeichs. Auf halber Strecke geht’s hinauf auf den Deich und ein Stückchen auf ihm entlang. Der Moment, an dem sich neben dem Blick auch mein Herz weitete und ein dicker Brocken des Ärgers von mir abfiel.

Nachdem man den Deich wieder verlassen hat, kommt ein langes, gerades Stück auf der ehemaligen Bundesstraße zwischen Scheemda und Zuidbroek. Sie wurde nach dem Anlegen der Autobahn zurückgebaut, eine Hälfte der Fahrbahn blieb als Fahrradweg erhalten.


Idyllisch wird es beim Hafen von Scheemda, von dem ein kleiner Seitenkanal abzweigt.
Die Klappbrücke muss von demjenigen, der aus dem Hafen in diesen Kanal abbiegen will, von Hand bedient werden. Der Schlüssel dazu befindet sich in einem Kasten seitlich der Brücke.








Der Kanal in der anderen Richtung, am Ende ist eine Schleuse, die auch von etwaigen abeneuerlustigen Bootfahrern selbst bedient werden muss. 

Entlang dieses kleinen Kanals führt der Weg weiter, dann unter einer Bundesstraßen hindurch, noch ein Stück auf einem ganz schmalen Beton-Radweg durch die Äcker, an ein paar abgelegenen Häusern vorbei, und dann ist man - in the middle of nowhere - beim Krankenhaus angelangt.

Wobei - rechts außerhalb des Bildes verläuft ein paar hundert Meter weiter die Autobahn A7, die von der deutschen Grenze nach Groningen führt. Die Planer dachten beim Planen an gute Erreichbarkeit. Was aber nur für Autofahrer gilt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin reisen ist - abenteuerlich.

 

Aber ich war ja mit dem Rad.
Genug Fahrradparkplätze gibt's auf jeden Fall.

(Übrigens steht nirgends unterwegs ein Hinweis, wie man mit dem Rad zum Krankenhus kommt. Keine Fahrradweg-Wegweiser, nichts. Keine Routen-beschreibung auf der Website des Krankenhauses. Und Google maps z.B. kennt den Weg nicht, den ich genommen habe. Will einen stattdessen über die für Fahrradfahrer verbotene Bundesstraße lotsen.)



 

 

 

 

Schon gehts wieder zurück über die noch halb anwesende, ehemalige Bundesstraße entlang des Kanals.


 

 

 

 

 


Der Weg führt entlang der umstrittenen Windenergie-Anlage aus 35 zu dicht auf einander positionierten, riesigen Windrädern.



Und so sieht es aus, wenn man den Blick zur anderen Seite wendet.
Wildnis auf der ehemaligen Bundesstraßen-Trasse.

Es lockt mich jedes Mal, wenn ich dort entlang komme, aber das Gebiet ist enorm feucht und sumpfig. Bleib weg! mit anderen Worten.






Schon beinahe wieder in Zuidbroek fährt man mitten zwischen
den Windrädern hindurch.

Einen knappen Kilometer weiter kann man - in Zuidbroek angekommen - sowas sehen. Wenn man Glück hat.




Diesmal hatte ich kein Glück. Und so steht hier kurzerhand ein älteres Foto, wie sich unschwer an den kahlen Bäumen erkennen lässt.

Der ganze Ärger über die unmögliche Ärztin war verraucht nach diesen 20 km durch die trotz aller intensiven Nutzung immer wieder hinreißende Groninger Landschaft.
Danke Unbewusstes für die Vergesslichkeit.



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