"Gewinner geben nie auf. Wer aufgibt, kann nie gewinnen." Dieser Satz ist mir heute in einem Video
zum Thema 'Manifestation' von Sonja Ariel von Staden begegnet. So aus dem Zusammenhang gerissen klingt er einigermaßen großväterlich, nach 'Jungen wie Kruppstahl', nach überholten Erziehungsmethoden. Tatsächlich zitiert Sonja Ariel damit die Großmutter einer Freundin, die diese in ihren Bemühungen im Sport unterstützte.
Bei genauerem, nicht wertendem Hinsehen allerdings steckt viel Wahrheit darin. Ich lasse den Wettkampf-Aspekt in meinen Assoziationen fallen. Und jetzt?
Tatsächlich sind
die Verführungen gerade groß, in die Resignation zu gehen. Innerlich aufzugeben.
Die Spaltung in der Gesellschaft ist nicht mehr zu übersehen. In beinahe jeder
Begegnung spielt die Gretchenfrage: 'Spritze schon gehabt? – Ja/Nein' eine
Rolle. Selbst liebe Menschen, gute Freunde mit einem vage spirituellen Hintergrund,
die zur Gruppe jener gehören, die auf die obige Frage "ja" sagen,
meinen, mit z.B. auf facebook geteilten Propagandafilmchen Meinungsmache pro aktueller Politik betreiben zu müssen. Die, die die Gretchenfrage mit "nein" beantwortet haben,
bekommen immer mehr Steine auf den Weg, besser: Knüppel zwischen die Beine
geworfen. Und mancher der "Ja"-Sager würde ihnen am liebsten mit
Knüppeln aufs Haupt schlagen. Wie einst Holger Börner in Hessen, der die
Demonstranten gegen den Bau der Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens am
liebsten mit der Dachlatte angegangen wäre.*)
Die Repressionen
gegenüber Andersdenkenden werden immer härter. Die veröffentlichte Meinung ist
seit eindreiviertel Jahren mehr oder weniger gleichgeschaltet.**) Wer
selbstverantwortlich sein Leben gestalten will, selbst die Verantwortung über
sein Tun und Lassen, seine Gesundheit übernimmt, wird zumindest strafend angesehen.
Mit der "Freiheit der Andersdenkenden"***) ist es nicht
mehr weit her. Und damit ist es auch mit der Freiheit an sich nicht mehr weit
her.Rosa-Luxemburg-Gedenkstätte Zwickau,
Foto Wikimedia
In der Gefühlslage, die diese Überlegungen bei mir hervorrufen, schaue ich erneut nach der eingangs zitierten inneren Einstellung. Wenn ich möchte, dass die oben beschriebenen Zustände jemals aufhören, dass wir als Menschheit zurückkehren zu einem wirklichen Zusammen-Leben in Akzeptanz und Freiheit, dann darf ich gerade jetzt nicht resignieren. Dann ist es im Gegenteil besonders wichtig, dass ich mir meiner Wünsche und Träume bewusst bleibe.
Kostenfreie Grafik von pngwing.com |
Es gibt diesen schönen Satz, der Erkenntnisse der Quantenphysik ins
Alltagspraktische übersetzt:
"Energie folgt der Aufmerksamkeit".
Wahrscheinlich war es kaum einmal wichtiger als gerade jetzt, mir bewusst zu
bleiben über die Richtung, in die meine Gedanken und Empfindungen gehen. Lauter
so Sachen zu tun, die der Sponti-Anteil in mir noch nie leiden konnte: Gedankenhygiene.
(Allein das Wort schon!) Eine gewissen Disziplin halten. (Brrrrrr!) Meine Gefühle auf das
Positive, Lichte, Liebevolle fokussieren. Dauerhaft mutig sein. Beharrlichkeit
an den Tag legen.
Vielleicht kann ich meinen inneren Sponti mitnehmen, wenn ich mich an ein von uns damals – leider viel zu selten gespieltes - Träume-Spiel erinnere: "Nach der Revolution"****). Wir malten uns phantasievoll aus, wie das Leben in der neuen Gesellschaft sein würde.
Damals haben wir das viel zu wenig verfolgt, diese positiven, auf das Neue gerichteten Phantasien. Wir waren zu beschäftigt mit dem, wogegen zu kämpfen uns wichtig schien. Und waren uns überhaupt nicht bewusst, dass wir mit jedem "Weg mit…" oder "gegen…." genau demjenigen mental mehr Kraft verliehen, das gesamtgesellschaftlich hinter uns zu lassen wir erträumten.
Jetzt haben wir
eine neue Chance. Jede und jeder. Das Notwendende geht deutlich über 'Münchhausen'
hinaus. Es geht um das, was passiert, nachdem ich mich aus dem Sumpf gezogen
habe. Ich beschließe, in welche Richtung ich mich wende und gehe los. Und dann:
diesen gewählten Weg weiterverfolgen. Dranbleiben. Postkarte, Jahrhundertwende 20./21. Jhd.
*) „Ich bedauere, dass es mir mein hohes Staatsamt verbietet, den Kerlen selbst eins auf die Fresse zu hauen. Früher auf dem Bau hat man solche Dinge mit der Dachlatte erledigt.“ – persönlich kann ich mich daran noch erinnern, als wäre es gestern geschehen. Auch an die ganzen Diskussionen danach. Börner äußerte dies in einem Interview im Mai 1982 mit der „Bunten Illustrierten“, vgl. auch Frankfurter Rundschau vom 22. Mai 1982 (Quellennachweis o.g. Wikipedia-Artikel)
**) In den letzten Tagen scherte ausgerechnet die Bild-Zeitung hier aus.
***) "Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden.“ – Rosa Luxemburg, "Zur russischen Revolution". In: Gesammelte Werke, Band 4, S. 359, Anmerkung 3. Dietz Verlag Berlin (DDR), 1983, Zitiert nach Wikipedia
****) mit Dank an Eckhart Grünewald, durch den ich dies Spiel kennengelernt habe
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen