Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Montag, 10. Januar 2022

Unruhige Tage

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Schon sind zehn Tage des ersten Monats in diesem Jahr 2022 vergangen. Mehr oder weniger rannen sie mir durch die Finger, und an manchen Abenden wusste ich gar nicht, wieso schon wieder ein Tag vorbei war. Ohne besonders viel Termine oder andere Verpflichtungen war da doch das Erleben, dass die Zeit rast.

Unter anderem hatte das damit zu tun, dass ich unverse-hens in einen unerwarteten Konflikt geraten war und mich immer und immer wieder dabei ertappte, dass ich gedanklich und in ununterbrochenem Probehandeln mit der Sache befasst war. Immer und immer wieder drehte sich alles in mir um diese Geschichte, der Blutdruck stieg in ungeahnte Höhen, ich war konstant mit den handelnden Personen und Deutungen der sprunghaft-unerwarteten Reaktionen beschäftigt. Das fraß enorm viel Energie, und folgerichtig hatte ich ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Träumen, schmökernd lesen und ausgedehntem Mittagsschlaf. Meditation half wenig, ich konnte einfach nicht zur Ruhe kommen. So gingen die Tage dahin.

Eine typische Geschichte.
Meine innere Stimme hatte mich von Anfang an gewarnt, mich auf die Sache einzulassen. Aber irgendein anerzogener Gedankenimpuls, etwas in dem Sinn von: "ach, da kannst Du doch helfend einspringen, stell Dich nicht so an! vielleicht täuschst Du Dich ja mit Deiner gefühlsmäßigen Einschätzung von Situation und Personen" ließ mich dann doch zusagen. 

Das Dumme war, es ging eben nicht um eine gefühlsmäßige Einschätzung. Sondern um eine intuitive. Und die war sowas von zutreffend, da schlackern mir noch jetzt die Ohren.

"Folge Deinem ersten Gedanken" war eine Devise, die meine – mit meinem heutigen Wissen würde ich sagen hochsensible und  auf  natürliche Weise spirituelle – Mutter immer wieder mal äußerte. Wie sehr sie selbst ihr in ihrem Leben gefolgt ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls ist diese Devise eine wunderbar praktische Formulierung der Aufforderung, sich auf die eigene Intuition zu verlassen.

Quod erat demonstrandum.

Auch der heutige Tag, Tag 1 nach der definitiven Beendigung des Konfliktes auch in mir, ging so dahin, ohne viel Raum für echte Lebendigkeit zu lassen. Im Grunde war er ein einziges Herumhängen in einem Warteraum. 

Hier in der Provinz Groningen gibt es an vielen Gebäuden teils enorme Schäden durch Bodenabsenkungen, bzw. Erdbeben als Folge der jahrzehntelangen Gasgewinnung. Bis vor zwei Jahren wurde hier in enorm viel Gas aus dem Boden geholt. 1959 entdeckt, begann die Ausbeutung des Groningen-Gasfeldes Anfang der 60er Jahre. Inzwischen sind – für Eigengebrauch in den Niederlanden und für Exportzwecke – insgesamt mehr als 2000 Milliarden cbm Erdgas gefördert worden. Der Gewinn für die Staatskasse beläuft sich zusammengenommen auf beinahe 417 Mrd €  


Über die Behebung der Schäden und die Zurückgabe wenigstens eines Teils der enormen Gewinne an die dupierte Bevölkerung Groningens wurde und wird noch immer seit mehr als zehn Jahren gestritten. Groningen gehört – neben Limburg, interessanterweise die Provinz, in der früher Kohle gefördert wurde – zu den ärmsten Provinzen der Niederlande. In den letzten Jahren, nachdem die Groninger sich immer heftiger begonnen zu wehren, wurde der Schaden und die Verantwortlichkeit des Staates immer mehr anerkannt und werden allerlei Programme bedacht, um Schaden zu vergüten. Aktuell gibt es einen Topf von nicht ganz 221 Millionen € um Hauseigentümer zu unterstützen, die aus Unsicherheit über Schadensersatz für Gasbebenschäden Unterhalt an ihrem Haus auf die lange Bank geschoben haben. Man kann für z.B. Energiesparmaßnahmen, aber auch aufgeschobene Renovierungsarbeiten bis zu 10.000 pro Haus beantragen. Der Topf wurde heute freigegeben. Digital konnte man sich ab 9:00 Uhr einloggen, um einen Antrag zu stellen. Dabei wurde ein elektronisches Warteschlangensystem benutzt. Direkt nach 9 Uhr waren mehr als 50.000 Wartende in dieser Warteschlange, die offenbar ähnlich funktioniert wie Buchungssysteme für z.B. große Popkonzerte. 

Wir fallen unter die Kategorie der Zuschussberechtigten, bei uns muss dringend das eine oder andere gemalert werden, und der Beschluss über den Schadensersatz aus Erdbebenschäden (verschiedene kleine und größere Risse, aber nix Gefährliches) lässt noch auf sich warten. Direkt nach dem Öffnen des "Digitalen Antragstellungsschalters" bekamen wir eine Position an Stelle 11.479 zugewiesen; wie ich jetzt weiß, war das noch gar nicht mal SO schlecht. Ab dann hieß es, den Computer beobachten. Denn ab dem Moment, ab dem man 'dran' war, hatte man genau 15 Minuten Zeit, um sich tatsächlich beim Schalter einzuloggen.

Den Rest des Tages brachten wir dann mit abwechselndem, regelmäßigem Beobachten des Bildschirms zu. Alle Stromsparoptionen des Laptop waren ausgestellt, und auch den Batterieladestand überwachten wir ständig, denn es durfte um Himmels Willen nicht passieren, dass der Computer sich selbst aus Strommangel herunterfuhr. Denn dann hätte man sich erneut hinten einreihen müssen.

Um viertel nach drei am frühen Nachmittag, nach also mehr als 6 Stunden warten, durften wir uns endlich einloggen und unseren Antrag stellen. Dies war in weniger als fünf Minuten erledigt.
Der Screenshot ist gegen 10 Uhr entstanden, an dem Blau im Balken unter der Zahl lässt sich erkennen, wie viel Wartezeit man schon hinter sich hat von dem, was in Grau noch vor einem liegt:

 

Schon gegen Mittag war der Topf zu 25% aufgebraucht durch digitale Anfragen, und man geht davon aus, dass spätestens um Mitternacht digital so viele Anfragen gestellt wurden, dass rechnerisch der Topf leer ist. Da auch noch an 5 Orten Menschen ihre ausgedruckten Anträge vor Ort einreichen konnten, zum Teil dort stundenlang in der Kälte in langen Schlangen warteten (gottseidank braucht man hier im Freien keine Maske, auch nicht in einer Warteschlange!), gleicht es ein bisschen einer Lotterie, ob man noch was abbekommt vom Zuschuss oder nicht. Denn die Verteilung geschieht in der Reihenfolge des Eingangs nach dem Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Im Land der Windmühlen offenbar ein naheliegendes Prinzip.

Uff! als wir das hinter uns hatten, konnte der Rest vom Tag beginnen.

Nach all dem ist es dringend Zeit, sich mit etwas Aufbauendem zu befassen. Und so schließe ich mit berührenden Neujahrswünschen und -gedanken, die eine Freundin mir weitergeleitet hat. Sie hat sie von ihrem Biodanza-Kreis-Leiter bekommen.

WAS ICH MIR WÜNSCHE

Was ich mir wünsche ist, dass die Menschheit sich das Wunder des Lebens bewusst macht, denn sobald wir uns des Wunders des Lebens bewusst sind, tragen wir von Natur aus Fürsorge für alles um uns herum, weil wir verstehen, dass alles Leben einzigartig ist.

Wir können nichts tun, ohne dabei alles andere zu berühren. An dem Tag, an dem wir verstehen, dass wir alle miteinander verbunden sind, dass wir, wenn wir etwas berühren, alles berühren, an dem Tag, an dem wir dies verkörpern und verinnerlichen, an diesem Tag werden wir auf die Weisheit der Menschheit anstoßen.

Die Weisen sagen, dass Erleuchtung - was ist Erleuchtung? – bedeutet, das Wunder des Lebens zu verstehen, dass Erleuchtung uns dann erreicht, wenn der Tropfen erkennt, dass er der Ozean ist. Darauf kommt es an: Dass wir erkennen, dass wir der Ozean des Lebens sind!

Lasst uns auf das Wunder des Lebens anstoßen! Und mögen wir jeden Morgen im Aufwachen erkennen, dass wir lebendig sind!

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