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Donnerstag, 17. September 2020

Fasten

Ich faste. Seit Monaten. Damit geht es mir phantastisch!
Dabei nehme ich kein Gramm ab. Und esse ganz normal.

Was ich tue? Ich mache Nachrichten-Fasten.

Zeitungen, Radio, Fernsehen sind weitestgehend aus meinem Leben verschwunden. Ich halte mich lediglich noch im Großen und Ganzen auf dem Laufenden darüber, was in der Welt geschieht.
Etwas besseres hätte ich für mein Wohlbefinden nie tun können! Jetzt entscheide ich selbst, womit mein Bewusstsein und mein Gefühlsleben geflutet werden!

Ganz sicher gehören dazu nicht Unmengen von Bildern voller Schrecken, Grausamkeit, Horror und Machtlosigkeit gegenüber den menschengemachten und naturgewaltigen Schrecknissen des Lebens.

Dass die Welt dringend mehr Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und Bewusstsein der Verbundenheit untereinander bedarf, weiß ich seit Jahrzehnten. Ich muss mich wirklich nicht täglich vollstopfen mit Details davon. Muss mich nicht täglich überrennen lassen mit all jenen Botschaften, aus denen für wache Menschen zu erkennen ist, dass es dessen noch immer und zur Zeit mehr denn je bedarf.

Wunderbare Folge davon ist, dass ich dann auch keiner Betäubung der aufgewühlten Emotionen von Schreck, Angst, Hoffnungslosigkeit und Ausgeliefertsein mehr benötige, denn diese existierren als durch die Nachrichtenflut angeschürte nicht mehr. Somit habe ich auch seit Monaten keine der bekannten Mediatheken mehr aufgerufen. Arte ausgenommen, wo ich zum Bügeln die zahlreichen Filme über Kunst und Künstler genieße.

"Aber das geht doch nicht!", höre ich jetzt viele sagen. "Man muss doch informiert bleiben! Man muss doch wissen, was in der Welt los ist!"
Stimmt.

Aber jetzt bestimme ich, wie detailreich und wie weit ich diese Nachrichten zulasse.
Und, noch wichtiger, woher ich sie beziehe.

Von Kind an habe ich gelernt, die Geister zu scheiden. Mein Vater (1920-2001) war auf seine Weise ein äußerst kritischer Kopf und selbständiger Denker. Auf einem Foto aus seiner Rekrutenzeit ist er im Kreise seiner Mitsoldaten zu sehen. Alle in Uniform. Er mit weißem Rollkragenpullover, entspannt an die Mauer des Gebäudes gelehnt. Dies Foto charakterisiert ihn gut. Das kritische Denken und den Freiheitswillen hat er mir mitgegeben.

Genau deswegen entscheide ich jetzt selbst, was ich zu mir nehme und woher ich es mir hole.
Das ist ein bisschen mühsam manchmal. Und kostet Denk-Arbeit und große Aufmerksamkeit auf Zwischentöne und Farbnuancierungen.
Aber es lohnt sich. 


Mir geht's damit gut. Viel besser als vorher. Unpolitischer bin ich dadurch nicht geworden. Eher im Gegenteil. Politisch aufmerksamer und sensibler.

"Aber dann bist Du ja wie die…. (setze hier ein, welches der gängigen Schimpfwörter auch immer Dir in den Sinn kommt)…!"

Na und? Solche platten Etiketten besagen gar nichts.
Ich "war" in meinem Leben schon vieles, was in den zu jener Zeit aktuellen Werturteilen gerade als "schlecht" bezeichnet wurde. Und was heute vielfach mehr als salonfähig ist.

Ich kann nur jeden und jede ermutigen, es auszuprobieren:
Steig aus dem Strom der Über-Informierung und seiner suggestiven Bilder aus!

Was andere dann über Dich sagen? Lass es an Dir abglei
ten.

 

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's herrlich ungeniert (und glücklich).

1 Kommentar:

  1. Im wirtschaftlichen Bereich sind momentan Daten wichtig und damit das
    Sammeln, Auswerten und In-Bezug-setzen - zu Neudeutsch Data-Mining, also
    das Schürfen nach Daten.
    So könnte man Dein Fasten auch als News-Mining bezeichnen; ein aktiver
    Prozess relevante Informationen zu finden, um auf dem Laufenden zu
    bleiben. Sich von den sogenannten Brennpunkten o.ä Sendungen oder
    Talkrunden berieseln zu lassen, bedeutet auch Zeit, so man nicht
    zwischen drin ausschaltet nach Einschalten der eigenen grauen Zellen.
    Mit dieser gewonnen Zeit lässt sich gut besseres anfangen.

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