Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Donnerstag, 15. Oktober 2020

Tausend Spiegel

Foto von Hartmut Josi Bennöhr, D25791 Linden / Commons Wikimedia


Heute erzähle ich eine Geschichte nach, die ich selbst vor ein paar Tagen zugesandt bekam von  Steffen Lohrer, mit dessen virtueller Meditationsgruppe ich jeden Mittwochabend und Sonntagabend meditiere. Es ist eine alte indische Fabel, die mit leichten Abwandlungen vielfach im www kursiert. Mir hat sie ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Vor langer Zeit gab es in Indien den Tempel der tausend Spiegel. Er lag hoch oben auf einem Berg, und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages kam ein Hund des Weges, erklomm den Berg und stieg die Stufen des Tempels hinauf. Die Tür stand offen, und so betrat der Hund neugierig und schnüffelnd den Tempel der tausend Spiegel.


Bildquelle
Im Saal der tausend Spiegel angekommen, sah er sich von tausend Hunden umgeben. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne.

Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel. Dieses Erlebnis gurb sich tief in sein Gedächtnis ein, und fortan glaubte er, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden bestehe.

Einige Zeit später kam ein anderer Hund daher, und auch er erklomm den Berg und stieg die Stufen des Tempels hinauf. Wieder stand die Tür offen, und auch dieser Hund betrat neugierig und schnüffelnd den Tempel der tausend Spiegel. 

Standbild aus diesem Video
Im Saal mit den tausend Spiegeln angekommen, sah auch er tausend andere Hunde. Er freute sich über so viel Gesellschaft und wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf. Tausend Hunde wedelten augenblicklich auch mit dem Schwanz, sprangen fröhlich hin und her und forderten den Hund zum Spielen auf.

So etwas hatte er noch nie erlebt und voller Freude blieb er, so lange er konnte, im Tempel und spielte mit den tausend Hunden. 

Dieses Erlebnis grub sich tief in das Gedächtnis des Hundes ein. Er verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen und verspielten Hunden bestehe, die ihm wohlgesonnen sind.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Viel gelesen