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Dienstag, 17. März 2020

Wege aus der Angst

Ich beschließe, dies als eine Zeit der spirituellen Herausforderung zu nehmen.

Ich packe mein Leben wieder angstfrei an und kehre zurück in die Aktivität. Mit dem Gedanken: 'und sollte ich morgen sterben müssen, dann habe ich doch bis dahin gut und lebendig gelebt.'
Eigentlich sollten wir Vergänglichen immer so leben, aus der vollen Kraft und in der vollen Konzentration, Bewusstheit.

Die Situation jetzt, mit 👑 zwingt dazu.
Ich beschließe, alle Grübeleien und Träumereien in eine befürchtete Zukunft oder in eine schöne oder traurige Vergangenheit einzustellen und im aktuellen Moment anwesend zu sein.

Sobald mir dies gelingt, geschieht Erstaunliches. Die Dinge, mit denen ich mich beschäftige, scheinen größer und realer zu werden, deutlicher. Zum Beispiel wird mir, während ich dies in mein Notizbuch schreibe, die Textur des Papieres auf einmal bewusst, ich fühle sie auf der Haut meiner Finger der linken Hand und an der Seite meiner rechten, der Schreibhand. Wie glatt dies Papier ist, wie sanft meine Hand darüber hingleitet, während ich sie schreibend darauf bewege.

Was für eine unglaubliche Fülle an Eindrücken stürmt nun auf mich ein. Beinahe überwältigend, schmerzhaft, beinahe nicht auszuhalten. Gleichzeitig durschströmt mich ein ungeheures Glücksgefühl und eine große Dankbarkeit: wie wunderbar, dies alles fühlen zu dürfen!

Das Grübeln dagegen schirmte mich von all dem ab. Wie in einem Tunnel fühlt es sich an. Meine Hände, mein Körper tun auf Autopilot das Eine, z.B. mein Frühstücksmüsli zubereiten, Tee kochen, Obst schneiden, und mein Geist, meine Gedanken, sind mit dem anderen beschäftigt. Z.B. ausgelöst durch eine Körperempfindung: "Hilfe es kribbelt in meiner Nase!" - kommen allerlei Ängste zum Vorschein und werden die grässlichsten Horrorszenarien ausgemalt, was alles passieren könnte, wenn. Die Phantasie und der Gedankenstrom legen sich dabei ordentlich ins Zeug und malen so unt und so erschrecken, wie sie nur in der Lage sind. Was natürlich außer immer mehr im Tunnel abzutauchen und den gesamten Körper auf Alarmzustand zu setzen: "Angst!", "Bedrohung!", "Gefahr!" - nichts bewirkt.

Es hat keinen Sinn.
Aber stell es mal ab!...



Ja. Ich stelle es jetzt ab.
Und kehre zurück ins Jetzt.
Ich konzentriere mich auf Sinneseindrücke und auf das, was ich tue.
Kehre zurück zu meiner Frühstückszubereitung.


1 Kommentar:

  1. Das ist sehr schwer, im hier und jetzt zu bleiben. versuche es täglich

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