Morgens beim
Frühstück fällt mein Blick in den Park hinterm Garten. Wegen des 'lebendigen Zauns'
aus Efeu sehe ich lediglich die oberen Teile der großen, alten Bäume
im Park und an der dahinter verlaufenden Straße. Sie beginnen nun, da endlich wieder
Regen gefallen ist, damit, ihre Blätter zu entwickeln und zu entfalten.
Ein sanfter
rötlich-gelblich-grüner Schimmer liegt über dem noch gut sichtbaren Geäst.
Mich durchströmt
ein großes Glücksgefühl. Diese Lebens-Kraft, die sich in den Bäumen ausdrückt,
überträgt sich auf mich und stimmt mich froh und optimistisch. Jetzt aufstehen,
hinauslaufen und einen der Bäume umarmen…
Statt dessen
laufe ich nach oben, hole meine Kamera und mache Fotos für den Blog.
Dies war ein ganz
besonderer Frühling. Nicht nur wegen des C-Virus-Wahnsinns. Auch des Klimas
wegen. Wochenlang sehr warm und trocken, nach einem milden und feuchten Winter.
Und jetzt endlich
wieder Niederschlag.
Einerseits entwickelte
sich die Vegetation rasend schnell, und Vieles war deutlich früher als wir aus
der Vergangenheit gewöhnt sind. Als 'normalerweise'. Gibt es dieses 'normal'
noch? Andererseits verzögerte sich Manches. Vor allem was das Laub an den
Bäumen betrifft, ist hier im Norden eine zeitlich weit aufgefächerte
Entwicklung zu beobachten.
Im vergangenen Jahr 'explodierte' beinahe alle
Belaubung gleichzeitig. Gefühlt waren noch eben alle Bäume kahl, und einen
Wimpernschlag später war plötzlich alles grün.
Dies Jahr gab es
Bäume, die sich früh herauswagten und andere, die es etwas vorsichtiger
angingen. Und vor allem bei den großen, alten Eichen, dem von unserem Haus aus
den Blick beherrschenden Urweltmammutbaum und manchen alten Linden hatte ich
das Gefühl, dass sie auf die zu schnelle Wärme und Trockenheit mit Vorsicht reagierten.
Erst nach den endlich eingetretenen Regenfällen der vergangenen Tage trauen sie
sich nun hervor.
Und meine geliebten Linden auf der
Vorderseite des Hauses stehen voll im jugendlichen Laub.
Dies alles so
wahrnehmen zu dürfen, öffnet mein Herz weit. Diese Bäume wachsen unbeirrt von unseren
nicht immer freundlichen Umtrieben und geben mir mit ihrer stetigen
Unbeirrbarkeit ein großes Stück Zuversicht und Vertrauen mit in den Tag.
*) In Memoriam Verena Stefan,
die diesen Ausdruck 1975 in ihrem Roman-Debüt "Häutungen" erstmals
benutzte. Er ist mir immer in Erinnerung geblieben. Wie – zumindest atmosphärisch
– so Vieles aus diesem Buch.
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