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Freitag, 3. April 2020

HB-Männchen

Als die Sommer noch nicht so heiß waren wie die letzten beiden, mussten wir eines Winters von einigen Eschen im Park hinter unserem Garten Abschied nehmen. Eschentriebsterb
en.


Monate später, zur Pflanzzeit, kreuzte unerwartet eine Mannschaft vom hiesigen Gartenbauamt-Äquivalent auf und begann, im Park bestimmte Stellen zu markieren. Tags darauf rückten die Männer mit einem Hänger voll junger Bäumchen an. Und begannen zu pflanzen. Manche davon ungefähr in der Nähe der Stelle, wo die Eschen gestanden hatten, andere ganz woanders.

Es war schön anzusehen, wie überall die neuen Bäumchen ihren Standplatz bekamen. Verschiedene Arten, so wie es aussah. Eine große, bislang eher langweilige Wiese bekam eine Dreiecksanpflanzung besonders junger Bäume verpasst, ein Stück weiter einen jungen Solitär. Einen Gingko, wie ich mit Freude feststellte.

Direkt hinter den Gärten unserer Häuserzeile, ein Stück links von uns, beinahe mittig vor dem nächsten Doppelhaus, hatte auch eine solche alte Esche gestanden. Ihre Sämlinge hatten wir jedes Jahr aufs Neue
überall in unseren Beeten gefunden. Dorthin kam kein neuer Baum. Statt dessen sah ich zwei der Gärtner eine Fläche am Teich, hinter unserem Garten erkunden. War da auch eine Markierung gewesen? War mir gar nicht aufgefallen. Je.den.falls! Sie musterten mich, die ich vom Garten aus dem Treiben zusah, noch - und begannen dann das Pflanzloch zu graben, um dann einem jungen Baum dort seinen Platz zu geben. Eine Eiche, wie sich später zeigen sollte.

In mir brach eine ungeahnte Empörung aus. Was für eine Unverschämtheit! Direkt mittig hinter unseren Garten! Wenn der Baum größer wurde, würde er unserem Pflaumenbäumchen und unserem Weinstock die Sonne nehmen! Vorbei mit den leckeren Pflaumen und den süßen, blauen Trauben! Wie konnten die Gärtner es wagen ?! Ohne uns zu fragen, was wir davon halten! Frechheit!
Wie ein Rumpelstilzchen tobte ich innerlich.

Einige Jahre und zwei heiße Sommer mit einem beinahe vertrockneten Garten später, schaue ich mit ganz anderen Empfindungen zur inzwischen gewachsenen, aber noch immer jungen Eiche.
Nun bin ich nicht nur froh, dass es ein Laubbaum mit nicht ganz kleinen Blättern ist, sondern auch darum, dass er überhaupt dort steht. An seinem Standort zwischen Schloot und Teich, die beide bislang auch sommers noch ziemlich gut gefüllt waren, wird er keine Trockenheitsproblem bekommen.
Plötzlich kann sein Wachstum mir nicht schnell genug gehen. Wird er doch einstmals mit seinem Schatten helfen, das Klima in unserem nach Süden gelegenen Garten erträglicher zu machen. Über die Pflaumen und Trauben mache ich mir schon lange keine Sorgen mehr. Die bekomme zu anderen Tageszeiten genug Sonne ab, weder rechts noch links stehen in den Gärten hohe Bäume.
Voll Dankbarkeit und Scham habe ich inzwischen Abbitte geleistet bei der kleinen Eiche und ein freundschaftliches Band zu ihr geknüpft.






Soviel zum Thema HB-Männchen in der Frau!

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