Vor zwei Tagen tauchte in meinem newsfeed auf Facebook der untenstehende, geteilte Post auf, in dem jemand seine Gefühle angesichts der ab 26. Juni in den Niederlanden aufgehobenen Maskenpflicht und anderer – unter bestimmten Bedingungen - wieder an die Bevölkerung zurückgegebener, eigentlich normaler Lebensumstände ausdrückt.
Die Maske fällt weg – außer im Öffentlichen Personenverkehr, auf Bahnhöfe und in Flughäfen sowie in den weiterführenden Schulen. Restaurants, Museen, Theater, usw. dürfen wieder öffnen. Zuhause darf man so viele Besucher empfangen, wie man möchte. Und auch draußen dürfen Gruppen unbeschränkter Größe zusammenkommen. Mehr dazu nach dem übersetzten Text von Geert Kimpen.
Post von Nederland in Verzet = Niederlande im Widerstand |
Essigpinkler wird
jemand genannt, der – während um ihn herum
alle glücklich und fröhlich sind –
noch immer was zu meckern hat.
Wahrlich kein
Kompliment, und ich glaube nicht, dass irgendjemand so einer sein will.
Und doch fühle
ich mich jetzt genau wie so ein Essigpinkler.
Eine Welle von
Freude überspült das ganze Land.
Alle sind
glücklich, dass wir wieder Dinge 'dürfen', die an sich selbstverständlich sind
und die wir immer schon 'durften'.
Und wir
'brauchen' die Masken nicht mehr, die eingeführt wurden, nicht, weil sie wirksam
sind, sondern die als Symbol herhalten mussten, um zu zeigen dass derjenige der
sie trug solidarisch war und nicht asozial.
All diese
Dinge, über die endlos diskutiert wurde, brauchen jetzt nicht länger zwischen
den Menschen zu stehen.
Wer weiß, können
wir uns sogar wieder mit Freunden oder Familienmitgliedern versöhnen, die eine
so gänzlich andere Meinung vertreten haben als wir.
In den
Zeitungen und Zeitschriften wird ein "slutty summer" vorhergesagt. Womit
gesagt werden soll, dass jetzt alle den erlebten Mangel an Intimität ausgiebig ausgleichen
und wettmachen werden.
Das ist doch
toll, oder?
Für mich fühlt sich das nicht so an.
Den der dicke Haken an der Sache ist, dass für viele, viele Dinge, die das Leben schön und angenehm machen - gemeinsam Essen gehen, ein Theaterabend, ein Konzert, ein Festivalbesuch und last but not least eine schöne Reise folgendes Spiel von Hugo de Jonge (Gesundheitsminister NL) ab 1. Juli gespielt werden muss: Alles ist wieder erlaubt, wenn man nur die App sehen lassen kann, die beweist, dass man geimpft ist.
Mir wird davon gefühlsmäßig ganz elend.
Und, fügte
Hugo noch fröhlich hinzu: "Mach Dir keine Sorgen. Wir kommen diesen Sommer
zu Dir. Solltest Du noch nicht geimpft sein, kommen wir mit mobilen Impflokalen
zu Dir und werden mit Dir Gespräche führen, um Dich dennoch zu
überzeugen."
Derweil wird
die Angst vor der Delta-Variante schon mal einmassiert. Die nächste Welle. Und
zweifellos auch wieder der nächste Impfstoff als Booster, denn 'gemeinsam
besiegen wir Corona'.
Ohnmächtig
werfe ich in dem Moment ein Wasserfläschchen in Richtung meines Autoradios, mit dem ich die
Pressekonferenz verfolge, als diese beiden Herren (Gesundheitsminister de Jonge
und Ministerpräsident Rutte) insgesamt drei Mal ein infantiles Kinderlied
paraphrasieren "Wir haben's beinahe geschafft – doch noch nicht ganz".
Ich versuche,
meine Verluste wie ein Mann zu ertragen.
Ich habe mich
entschieden, ungeimpft zu bleiben, und der Preis, den ich dafür bezahle ist,
dass mir der Zugang zu einer ganzen Anzahl von Dingen verwehrt wird, die mir
viel Freude machen.
Selbst.Dran.Schuld.
"Sieht
nicht gut aus für unsere alljährliche Reise" sage ich zu meiner neben mir
sitzenden Tochter.
"Nein",
sagt sie, aber fügt standhaft hinzu "und doch lasse ich mich nicht
impfen."
Mit ihren 18
Jahren hat sie viel mehr zu verlieren als ich.
Glücklicherweise
gibt es noch Organisationen wie 'Frauen für Freiheit', die heute doch mal
wieder eine Demonstration organisieren.
Und viele
Menschen werden sie Essigpinkler nennen.
Warum stellen die sich noch immer so an, wir dürfen doch wieder alles?
Die ab 26.6. in den Niederlanden geltenden Regeln |
Die Autonomie, selbst zu beschließen, was mit unserem Körper passiert, wird uns weggenommen.
Wenn du deinem eigenes Immunsystem vertraust, wirst du 'Wappie' genannt (jemand, der vom Weg abgekommen ist; jemand, der nicht ganz richtig im Kopf ist).
Misstrauen gegenüber der Pharmazeutischen Industrie macht dich zum Verschwörungstheoretiker.
Die Chance, sich
(offiziellerseits, Anm.d.Ü.) in dieser Krise doch noch für wirklich gesundheitsfördernde Maßnahmen zu
entscheiden, ist vorbei. Jedes halbe Jahr eine Spritze in den Arm, bis wir von
der Delta- zur Omegavariante gelangt sind, um dann wieder bei Alpha-II anzufangen.
Und ganz
sicher nicht setzen auf Bewegen, Gesund Essen, Vitamin D und C und Zink….
Statt dessen
Spritze nach Spritze nach Spritze, um uns schwach und ängstlich zu machen, statt
stark und gesund.
Ja, heute
fühle ich mich als Essigpinkler.
Denn ich will
nicht, dass unseren Kinder der Glaube in die eigene Kraft weggenommen wird. Es
wurde ihnen schon genug weggenommen in den vergangenen eineinhalb Jahren.
So viel zum Stand der Maßnahmen-Dinge in diesem Land, gesehen durch die Brille von jemand, der nichts weiter will, als ungeimpft ein möglichst normales Leben leben.
Wie in Glossen üblich, hat auch hier der Autor sich für plakative Formulierungen entschieden. Z.B. beim Schildern der Strategie in Bezug auf die Verpflichtung zur hiesigen Corona-App als Eintrittskarte für Restaurants, Festivals, große Konzerte usw.
Die tatsächliche
Strategie ist ausgefeilter als er beschreibt. Es gibt – außer bei
Festivals und
Fußballspielen z.B. – bislang keine regierungsamtliche Verpflichtung zum Vorzeigen von negativem
Test, Impfnachweis oder Erkrankungsnachweis nicht älter als 6 Monate. Statt
dessen wird gesagt: alles ist zugänglich unter 1,5 m-Bedingungen, d.h.
beschränkte Auslastung für Theater, Kinos, Restaurants, Konzertsäle. 100%
Auslastung ist erlaubt – wenn die Zugangskontrolle den Einsatz der extra entwickelten
Überwachungs-App umfasst, in der auch die Impfdaten und Testergebnisse
gespeichert sind.
Wie sie es handhaben, liegt also ganz in der Hand der einzelnen Unternehmer.
Die Regierung
sagt: es gibt keine verpflichtete Zugangskontrolle, alles ist erlaubt, wenn die
1,5 m eingehalten werden. Allerdings darf vermutet werden, dass sich vielerorts
eine Art ökonomischer Zwang entwickeln wird, da ja volle Auslastung nur mit
App-Einsatz zugelassen werden wird. Und welcher Restaurantbesitzer, welches Kino oder Theater will auf eine so groß wie mögliche Auslastung verzichten?
Es stellt sich die Frage, inwieweit wir beginnen in einer appsolutionistischen Welt zu leben. Im Wortspiel erkennt man sicher "App" und "Absolution", wobei bei Absolution "Freisprechung" gemeint ist.
AntwortenLöschenDie angesprochene "Überwachungs-App" gibt nur Information wieder und mehr nicht. Was mit den Informationen gemacht wird, wird ganz woanders entschieden. Hier in deutschen Landen von Politikern und RKI - wobei RKI wohl nicht zu übersetzen ist mit RichtigKrasseInterventionen. Bei der Impfung gibt es - soweit ich es überblicken kann - keine absolute Sicherheit, dass der/die Geimpfte kein Überträger mehr sein kann und dass zukünftige, jetzt griechisch benannte, Mutationen gefahrlos sind.
Die Information in der App, dass jemand geimpft ist, gibt mehr Freiheiten und vermittelt eine Art von "Freispruch"; der Kontakt mit den Menschen wird als unbedenklich angesehen. Es entsteht ein Eindruck der Sicherheit, auch wenn es wohl nur eine Wahrscheinlichkeit ist.
Wenn einerseits Ergebnisse bedenkenlos übernommen werden, kann das andererseits Benutzen der sogenannten grauen Zellen für die Benutzer derselben den Nebeneffekt haben, dass diese Menschen in Schubladen fallen, wie "Essigpinkler", "Querdenker" oder wie auch immer.
Folge ich meiner App bzw. richte ich mein Leben nach ihr aus, so mache ich alles richtig und ich bin frei von Schuld. Das sind dann schon fast paradiesische Zustände mit garantiertem Wohlfühlcharakter. Sicher auch paradiesisch für die Entwickler der "Apps" und der Marketing-Spezialisten: ein globales Puppentheater mit unsichtbaren Fäden.
Zum Glück gibt's noch keine App - zu Deutsch Anwendung, Programm - , die die grauen Zellen ausschaltet, auch wenn sich das einige sehnlichst wünschen, schaut man nur auf Wahlen.