Nun wohnen wir schon zehn Jahre hier in diesem Dorf in der Provinz Groningen, und doch gibt es immer wieder mal überraschend Neues zu entdecken. Vor ein paar Tagen wollten wir eigentlich im uns wohlbekannten, wunderschönen Park der Fraeylemaborg in Slochteren spazierengehen, knapp 10 km von hier entfernt. Als wir dort ankamen, war der gesamte Parkplatz total zugeparkt und selbst an den Straßenrändern waren Autos abgestellt. Ach ja, "Oktober – Kindermonat" heißt es hier in den Museen. In diesem Monat gibt es dort dann zahlreiche, besondere Veranstaltungen für Kinder, und oft ist der Eintritt für Kinder auch frei.
(Hier zwei Bilder der Fraeylemaborg aus dem Mürz 2013, als kaum Besucher unterwegs waren.)
Das würde also nichts werden. Wir erinnerten
uns, dass es nicht weit von der Fraeylemaborg entfernt ein kleines Naturgebiet gibt, über das ich einmal in der Zeitschrift der Groninger Landschap gelesen hatte und das wir
schon immer mal hatten sehen wollen. Und einen "Voedselpark", ein frei
zugängliches Gelände, auf dem jede Menge verschiedene, essbare Dinge angebaut
werden. Eine Aktion für die Bewohner des Dorfes, untergebracht in einem Verein,
und gedacht sowohl als Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu betätigen als auch als
jederzeit zugängliches Gelände zum freien Schnabulieren.
Dies steuerten
wir als erstes an. Wir waren neugierig, wie weit das 2019 gegründete Projekt gediehen ist.
Rechts ein Luftbild der Parzelle aus 2018/19, auf dem man auch sieht, wie sie ursprünglich aussah.
Inzwischen hat sich schon einiges getan, es muss aber auch noch viel passieren.
Alle Wege sind inzwischen angelegt, viele Bäume gepflanzt und Beete angelegt. Hir im Bild ein Rondell, von dem aus man zu den verschiedenen Zonen des Geländes kommt, mit z.B. Obstbäumen, Nussbäumen, Gemüsebeeten, Staudenbeeten, usw.
Alles wird so naturvertäglich wie möglich angelegt und bewurtschaftet. Und so fühlen sich allerlei Lebewesen wohl auf diesem Gelände.
Das mutet beinahe noch sommerlich an....
.
Aber hier ist es dann doch schon richtig Herbst.
Nicht weit weg vom Voedselpark liegt das kleine Naturgebiet "Baggerputten" – Baggerteiche.
Auf dem Weg dorthin, sozusagen die Grenze markierend zwischen dem Dorfrand und dem - ja! tatsächlich! - Waldesrand begegnet man diesem Kanal. Ich nehme an, damit wird das ehemals sehr nasse Gebiet einigermaßen trocken gehalten.
Links der Blick nördlich, rechts derjenige südlich des Weges.
Kurz nachdem man den Beginn des Wäldchen passiert hat, öffnet sich zur Linken der phänomenale Blick auf einen der rechteckigen Seen. Schwimmen ist dort übrigens verboten. Die Plattform ist für Angler eingerichtet, die auf dem niedrigen Teil der Brüstung ihre Angelruten auflegen können.
Die Baggerputten sind bereits im 17. Jahrhundert entstanden, als man aus dem damals nassen Niedermoorgebiet Torf aus dem Wasser baggerte und danach in einer großen Form auf aufgeschütteten Wällen trocknen ließ. So entstanden langgestreckte Teiche, zwischen denen die Trockenwälle angelegt wurden. Heute kann man dort wunderschön spazierengehen und sich an der Natur erfreuen.
Auf den ehemaligen Trockenwällen laufen heute von Bäumen und Sträuchern gesäumte Pfade. Man spaziert also zwischen den einzelnen Teichen.
So öffnen sich immer wieder zauberhafte Blicke, manchmal offen, manchmal durchs an jenem Tag sonnenbeschienene Blattwerk hindurch.
Die Natur rund um die Teiche ist vielfältig. Was mich am meisten erfreut hat, denn Wald vermisse ich hier in der Umgebung doch sehr: das Wasser ist eingebettet in einen zwar kleinen, aber vielfältigen, 'richtigen' Wald. Wie habe ich den herbstlich-feuchten Duft genossen während dieses Spaziergangs. Waldbaden geht überraschenderweise doch auch in Groningen. Und das Männlein, das auf einem Bein im Walde steht, darf dann auch nicht fehlen.
Und dann... hat man den Waldrand erreicht, und der Blick öffnet sich in die bekannte weite Landschaft.
Dass es hier noch immer morastig ist, ist an den großen Flächen mit Riedgras zu erkennen.
Ihn habe ich am Wegesrand entdeckt.
Keine Ahnung, wie er heißt. Aber ein Prachtexemplar!
Und dann kam auf einmal diese Bank in unser Blickfeld.
Herz-berührend hat hier jemand einer großen Liebe ein Denkmal gesetzt.
"Liebe, die Kraft, die alles überwindet" steht auf der Rückenlehne.
Da es sich letztlich um einen Rundweg handelt, führt der Spaziergang dann wieder in den Wald zurück.
Herbstlicht. Und Waldesduft.
Dieser Anblick ließ mein romantisches Herz höher schlagen. Und meine sehnsüchtige Erinnerung an ausgedehnte Wanderungen im Taunus und anderen Wäldern in Deutschland.
Auf dem letzten Stück dann überraschte uns die Groninger Natur ein weiteres Mal. Erst sah ich das Blattwerk.... einer Esskastanie? Hier? So weit im Norden? Und dann entdeckte ich mehr und mehr dieser Bäume. Nun erst wendete ich meinem Blick zum Boden. So entstand dies echt herbstliche Foto rechts.
Ja, tatsächlich, alles voller Maronen!!!
Ich hätte hier mehrere Mahlzeiten zusammensammeln können, hätte ich ein geeignetes Behältnis dabeigehabt. Offenbar war noch niemand sonst auf die Idee gekommen, die Früchte aus ihren stacheligen Umhausungen zu pulen und aufzusammeln.
"Nochmal mit Sack und Fahrrad hinne..." schrieb mir eine Freundin heute als Reaktion auf nebenstehendes Foto in meinem Whatsapp-Status.
Eine Idee.
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