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Samstag, 28. März 2020

Der Himmel über Zuidbroek

Foto: Frederik Kor, Meeden - Sonnenaufgang am 28. März 2020

Beinahe jede und jeder wird inzwischen gemerkt haben, dass die Luft so sauber ist wie seit langer, langer Zeit nicht mehr. Es ist eine Freude, den Blick zum in den letzten Tagen auch noch meist wolkenlosen Himmel zu wenden und die Klarheit der Luft und das Farbenspiel zu genießen.

23. Juli 2019, 22:15 Uhr,
In den letzten Monaten staunten wir alle, bewunderten vielleicht ehrfürchtig, vielleicht mit mit archaischem Schrecken tief in unserem Innern die dramatisch gefärbten Sonnenunter- und aufgänge, bei denen der Himmel in Brand zu stehen schien.
Der Morgen- oder Abendhimmel färbte sich in wirklich allen erdenklichen Orange und Rottönen, von feuerrot bis hin zu tiefstem purpur.

28. Dezember 2019, 9:16 Uhr
Rottöne bei Sonnenauf- oder -untergang kommen zustande, wen entweder viele Feuchtigkeits-tröpfchen das Licht brechen ('normales' Abend- oder Morgenrot) bzw. wenn sehr viele Staubpartikel in der Luft sind. Zusätzlich zur durchschnittlichen, weltweiten Luftverschmutzung hatten wir in der jüngsten Vergangenheit ja noch u.a. die Auswirkungen der Buschbrände in Australien und der angezündeten Brände des Amazonasregenwaldes.
So gesehen war es vielleicht gar nicht so dumm von unseren Vorfahren, solche Erscheinungen am Himmel als Boten von Katastrophen zu betrachten... Denn sie erzählen ja tatsächlich von klima-katastrophalen Zuständen irgendwo in der Welt.

Nur einige Tage, nach dem C-krisenbeding auch bei uns das Leben auf Sparflamme in, immer mehr Flugreisen abgesagt wurden, weil in den Urlaubsorten bereits weitegehende Ausgans- und sonstige Sperren verhängt waren, fiel mir abends beim Blick aus dem westwärts gerichteten Fenster des Arbeitszimmers die sehr besondere Färbung des Abenddämmerungshimmels auf.

Caspar David Friedrich, Die Lebensstufen (1834)
Er leuchtete in den wuderbarsten Pastelltönen von lachsfarben über sehr hellgelb, türkis bis zu einem tiefdunklen Hellblau. Mein Herz machte einen Sprung. So etwas Schönes! wann hatte ich das zum letzten Mal gesehen? 1972, bei meinem ersten Urlaub allein an der Nordsee? So hatten also die Himmel unserer Kindheit und Jugend ausgesehen...

Philipp Otto Runge,
Der Morgen (1808)
Was ich sah, erinnerte mich an manche Gemälde aus dem Barock und aus der Romantik, und ich dachte an Caspar David Friedrich.

Wie haben wir selbst uns doch das Erleben und Leben der Natur verpestet. Jahrhundertelang haben Menschen solche Himmelsfarben bewundert und auf der Leinwand verewigt. Und wir schaffen es in wenigen Jahrzehnten, dies nicht nur zu zerstören, sonder
n vergessen auch noch, wie es vorher war.

Ich weiß nicht, ob ich es absurd finden soll, oder als Fingerzeig dessen-was-größer-ist-als-unser-Verstand, dass ausgerechnet ein Virus, das eine schwere Lungenkrankheit im Schlepptau führen kann, dazu führt dass wir uns dessen wieder bewusst werden:
Wie gut und schön es ist, mit sauberer Luft zu leben!

Dass das Thema 'Klima auf Gemälden' etwas nuancierter betrachtet werden muss, als ich es angerissen habe, erklärt z.B. dieser Artikel des Spiegel.

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