Jetzt, wo die Heiligen Drei Könige schon ihren Besuch beim Jesuskind hinter sich haben und die Heilige Familie auf dem Weg nach Ägypten ist; jetzt, wo in den Häusern beinahe überall die Weihnachtssachen wieder weggeräumt sind, erzählt uns Teddy, wie er dieses Fest erlebt hat.
Es begann schon im Advent. Er bekam ganz viel Adventspost, diesmal nicht vom Briefträger gebracht, sondern per whatsapp oder facebook.Bilder, die ihn träumen ließen.
Von weißer Weihnacht.
Von gefüllten Nikolausstiefeln.
Von Tannenduft und Plätzchengenuss.
Von einer romantischen Bescherung.
Vom gemeinsamen Singen am Adventskranz,
am liebsten zusammen mit anderen Teddys.
Oder Teddyengeln.
Davon, den Tannenbaum zu schmücken.
Und dann bekam er an Heiligabend das Foto vom geschmückten Tannenbaum in der Wohnung seiner Tante.
Unterm Baum die Weihnachtskrippe aus Kindertagen.
Teddy fühlte einen dicken Kloß im Hals.
Bei ihm zuhause war von Weihnachten eigentlich beinahe nichts zu merken. Jedenfalls kein geschmückter Tannenbaum.
Und selbstgebackene Plätzchen gab es auch keine. Oder gar Christstollen!
Weder Tannenduft noch Plätzchenluft...
Ihm war richtig ein bisschen zum Heulen zumute.
Keine Heiligabendstimmung. Ganz und gar nicht.
Für uns Erwachsene war es, wie ja in den Niederlanden üblich, ein beinahe normaler Abend gewesen.
Ich schäme mich noch heute, weil ich von Teddys Traurigkeit nichts mitbekommen hatte. In meinem Gefühl waren wir auch ganz normal zu Bett gegangen. Teddy aber saß mit langem Gesicht auf seinem Stammplatz und konnte wohl lange nicht einschlafen.
Am nächsten Morgen muss er früh wach gewesen sein. Als ich nach unten ins Wohnzimmer kam, turnte er auf den Möbeln herum. Glücklich.
Er hatte gemerkt, dass es doch Weihnachtliches bei uns zu entdecken gab.
Zunächst musste ich mit ihm zurück nach oben ins Arbeitszimmer, wo auf seinem Thron vom Frühjahr, von dem aus er den Kindern draußen zugewunken hatte, nun ein kleiner Adventskalender seinen Platz gefunden hatte.
Als nächstes gings ins kleine Zimmer nebenan. Dort hatte er den wunderschönen, großen Adventskalender "Weihnachten bei den Tieren im Wald" gefunden.
Stolz posierte er zwischen Adventskalender, dem aktuellen Einhorn und Engeln.
So ließ es sich gut Teddy sein.
Dann zog er mich an der Hand hastig wieder nach unten. Vor der Anrichte stand ein Stuhl, der da normalerweise nicht hingehört. Da kletterte er schneller, als ich 'oho' sagen konnte, hinauf und präsentierte mir den Gabentisch und alle Weihnachtspost, die der Briefträger gebracht hatte. Viele, viele Karten....
Danach durfte ich ihn porträtieren. Mitten zwischen den Karten und Gaben, angetan mit Christbaumschmuck, den er zu Teddyschmuck umfunktioniert hatte.
Tat ich doch gerne.
Auch hatte er die kleine, bronzene Krippe gefunden, die zwischen all den Weihnachtsgaben ihren Platz bekommen hatte.
Die musste mit aufs Bild.
Nächste Etappe: der Schrank gegenüber. Irgendwie war heimlich aus meinem Teddy ein akrobatischer Kletterer geworden. Allmählich frage ich mich wirklich, was er alles so treibt, wenn ich mit anderen Dingen so beschäftigt bin, dass ich rechts und links kaum was wahrnehme...
Nein, keine Angst, mit Feuer spielt er nicht. Die Kerzen hatte ich auf seine Bitte hin angezündet, auch wenn es noch hellichter Vormittag war.
Hier gab es einen zweiten, allerliebsten kleinen Adventskalender zu bewundern und ein paar zauberhafte Glaskugeln mit musizierenden Engeln darin und einem güldenen Stern.
Die Minikrippe aus der Streichholzschachtel nicht zu vergessen, die bei mir an keinem Weihnachtsfest fehlen darf.
Und dann - nun war er wirklich ein bisschen gerührt - zog Teddy mich in den vorderen Teil vom Wohnzimmer. Dort hatte er den Weihnachtsstrauß gefunden. Ein Weihnachtsstrauß ist zwar kein Weihnachtsbaum. Aber immerhin doch - ein bisschen sowas ähnliches. Mit der Pfote zeigt er auf das Extra-Teddy-Geschenk: ein Spielzeugschlitten. Damit kann man wenigstens Winter spielen, wenn schon draußen keinn Schnee liegt.
Danach war Pause angesagt. Teddy war müde geworden vom Herumturnen und der ganzen Aufregung.
Am Nachmittag kam er dann wieder an. Ausgeschlafen. Auf zu neuen Taten! Aufgeregt hopste er herum, zog an meinem Arm, es half alles nichts, ich musste vom Schreibtisch aufstehen und wieder mit ihm nach unten gehen. Es gab noch Manches zu bewundern.
Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Lichtchen waren angeschaltet worden. Im dunklen Wohnzimmer wirkte das total romantisch. Mein zappeliger Teddy wurde ganz still.
Ich solle ihn aufs Cembalo setzen bedeutete Teddy mir. (Er weiß genau, dass bär hier keine Turnübungen machen darf; ein
Cembalo ist ein empfindliches Musikinstrument und kein robustes
Möbelstück.) Er wollte zu dem kleinen Tannenbäumchen aus Keramik mit einer Gruppe Kinder davor.
Dies Bäumchen haben wir von seiner Stiefoma geerbt. Als sie hochbetagt keinen echten Baum mehr aufstellen wollte und konnte, hatte sie noch immer dies - als Sehnsuchtsanker und Symbol für Weihnachten. Nun ist es für uns eine Erinnerung an sie.
Teddy blieb hier eine ganze Weile sinnierend und in die Lichtchen blickend sitzen.
Als nächstes wollte er aufs Fensterbrett. Und wieder ganz allein eine Zeit lang sitzen und ins Licht schauen. Denken. Träumen. Glücklich sein.
Heimlich still und leise war Teddy aufgestanden und zum anderen Fenster gekraxelt.
So endete ein doch noch schöner erster Weihnachtstag.
In dieser Nicht schlief Teddy herrlich.
Er summte vor dem Einschlafen das Lied "Abends, wenn ich schlafen geh, vierzehn Englein um mich stehn" aus Humperndincks Oper Hänsel und Gretel vor sich hin.
So wohlig fühlte er sich.
Ausgedehnt lang geschlafen haben kann er nicht.
Am nächsten Morgen staunte ich nicht schlecht, als ich nach unten ins Esszimmer kam. Nicht nur leuchtete der Stern vor der der Terrassentür...
Sondern - naja, seht selbst.
Teddy hatte eine Schaukel entdeckt, von der ich noch nicht wusste, dass es eine war.
Ich musste furchtbar lachen, als ich das sah, und konnte ihm mal wieder nicht böse sein.
Selbstgebackene Plätzchen hatte er dann auch noch gefunden. Auf dem Gabentisch. Zwar nicht von mir gebacken. Aber das war nicht so wichtig. Hauptsache: Plätzchen!
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