Auf dem Rückweg vom Einkaufen in Winschoten begann es in mir zu sinnieren darüber, wie still und zurückgezogen mein Leben sich jetzt abspielt. Eigentlich sehe ich – außer meinem Mann, mit dem ich gerade im Auto saß – kaum andere Menschen. So werden die mit meinen Einkäufen zusammenhän-genden Gespräche mit den Mitarbeiterinnen des Bio-Ladens schon beinahe zum Highlight der Woche.
Daraufhin versuchte ich mich zu erinnern, wie mein, wie unser Leben bis einschließlich Februar 2020 ausgesehen hat. War es da eigentlich auch schon so einsam, wie es sich heute anfühlt?
Ich erschrak heftig, als ich merkte, dass ich mich gar nicht mehr richtig entsinnen kann,
wie es war. Was für ein Lebensgefühl ich damals (es ist nur 21 Monate her! und
ich schreibe damals!) hatte. Wie mein, wie unser Alltag damals aussah.
Etwas hilflos fragte ich meinen Mann, ob er mir behilflich sein könne beim Nachdenken. Gemeinsam tragen wir ein paar Dinge zusammen.
Foto aufgenommen in einer Ausstellung im Museum für Kommunikation, Frankfurt am Main März 2020 |
Dort unternahm ich natürlich alles Mögliche, ging Bummeln in der Stadt, Spazieren am Main, Fahrradfahren; besuchte Museen, Konzerte, hörte montags und donnerstags 30 Minuten Orgelmusik in der Katharinenkirche, verabredete mich, traf Menschen, ging Essen. Machte Einkäufe, ergänzte Vorräte zum Mitnehmen in die Niederlande von Dingen, die hier nicht oder nur sehr teuer zu bekommen sind.
Und natürlich waren waren da die Reisen selbst, 7 bis 8 Stunden Bahnfahrt mit zwei bis drei Mal umsteigen. Reisen, die ich immer sehr genoss, obwohl sie anstrengend waren. Es war schön, gemütlich im reservierten Abteil zu sitzen und durchs Land zu sausen.
Wöchentlich traf ich meine Damen von Actief 50+, mit
denen ich mich bei "Tänzen aus aller Welt" eine gute Stunde lang tanzend im Kreise drehte. Danach saßen
wir noch ein Viertel- bis ein halbes Stündchen zusammen bei Kaffee und Tee.
Zu meinen monatlich
stattfindenden spirituellen Gruppen in Groningen fuhr ich selbstverständlich
öffentlich; es machte mir nix aus, umzusteigen und insgesamt eine gute Stunde
unterwegs zu sein. So what!
Mit unserer
Freundin aus dem Nachbarort machte ich ein paar Mal im Jahr mit dem Zug eine Tour zu einer interessante Sonderausstellung eines Museums irgendwo hier im Land. Mit den speziellen Senioren-Tageskarten, die man zu bestimmten Jahreskarten hinzuerwerben kann, können
wir alle zwei Monate einen ganzen Tag lang kreuz und quer bahnfahren, und zwar
in der 1. Klasse. Davon machten wir gerne Gebrauch.
Manchmal stieg
ich auch einfach so in den Zug, z.B. wenn ich die See sehen wollte. Dann fuhr
ich nach Harlingen in Friesland, von wo aus die Fähren nach Terschelling und
Vlieland fahren, und wo man – im Gegensatz zu Delfzijl, das ja am Dollart liegt –
"richtig" das Wattenmeer sehen, fühlen und riechen kann. Oder ich
fuhr nach ebenjenem Delfzijl, um auf dem Dollartdeich Spazieren zu gehen.
Ein paar Mal im Jahr reisten mein Mann und ich in den Westen des Landes, wo seine Tochterfamilie lebt, seine Schwester lebt, einige Freunde von früher leben. Wir übernachteten ein oder zwei Mal und machten Besuche. Geburtstage, Ostern, Weihnachten waren eigentlich selbstverständliche Gelegenheiten hierfür.
Regelmäßig besuchten wir auch Orgelkonzerte in der näheren (fußläufig oder Fahrradabstand) oder weiteren Umgebung.
Die monatlichen
Sitzungen des Dorpsraad fanden im Bürgerhaus statt, antelle, wie jetzt, online. Es
gab kürzlich zwei Monate, in denen wieder 'echte' Sitzungen stattfinden
durften – allerdings unter 3g-Bedingungen. Das verdarb den Spaß schon.
Die Arbeitsgruppe
des Museums tagte monatlich, und wir 'bastelten' begeistert an unserem nächsten
Projekt für Gruppen-Besuche von Schulklassen. Die Gruppenbesuche gibt es nicht
mehr, es ist auch nicht abzusehen, wann sie je wieder werden stattfinden
dürfen, weil beim aktiven Erkunden des Museums in Kleingruppen die 1,5 m nicht
eingehalten werden können, und überhaupt. Die Arbeitsgruppe pausiert.
Und so wie diese
letzten beiden Dinge, ist auch alles andere mehr oder weniger weggebrochen.
Die
niederländische Familie habe ich im Januar 2020 zum letzten Mal gesehen. Mein
Mann hat diesen Sommer, im damals sich sicher wähnenden Gefühl des
Geimpftseins, nochmal eine zweitätige Reise nach Westen gemacht. Ich blieb
hier, mir ist viel Fitness abhanden gekommen durch den C-Wahnsinn.
Meine Reisen mit
Bahn und Bus musste ich nach Einführung der Maskenpflicht einstellen. Schon die
20 Minuten Maske-auf bis Groningen halte ich kaum aus – eine bis mehrere
Stunden in Zug und Bus wären für mich nicht machbar.
Die spirituellen
Gruppen, immer schon im privaten Rahmen, finden nach einer größeren Pause
wieder statt – sie haben jeweils so wenige Mitglieder, dass es auch im Rahmen
der aktuellen Verschärfungen noch möglich ist. Unterscheidungen nach
"geimpft – ungeimpft", wie das wohl in Deutschland der Fall ist, gibt
es hier nicht. Allerdings bin ich drauf angewiesen, dass mein Mann mich bringt
und holt – die lange Fahrzeit im ÖPNV würde ich maskiert nicht durchstehen.
Der Tanzkreis "Pausiert" wieder. Es gab ein kurzes Wiederaufleben im Frühherbst unter
3g-Bedingungen, bis jetzt im Rahmen der "4. Welle" (oder ist es die
5.? oder 6.? ich hab den Überblick verloren) alles wieder abgesagt wurde.
Undsoweiter.
Undsoweiter.
Alles futschikato kaputo.
Und es sieht so aus, als würden wir noch eine Weile so leben müssen. Manchmal ist das furchtbar kahl.
Gegen dies Kahlheitsgefühl können kleine Übungen helfen. Atemübungen mache ich sowieso immer mal zwischendurch um mich wieder zu zentrieren.
Die folgenden beiden Gedanken-Spiele helfen, innerlich eine freundliche, optimistische Stimmung zu kreieren. Ich habe die Anregung im letzten Friedenszirkelmitgeschrieben – und, muss ich schamrosa gestehen – erst aktuell in meinem Buch wiedergefunden. Aber ab jetzt werde ich sie wirklich immer wieder machen, mir einen erinnernden Zettel auf den Schreibtisch legen:
- Denke bei jedem Schluck Wasser, den Du
trinkst:
Ich bin im Frieden (in der Liebe; bin Licht)
Die Welt ist im Frieden (in der Liebe; voller Licht)
- Kreiere deine Vision der Welt, in der Du
leben willst. Stelle sie Dir so lebendig wie möglich vor.
Stelle Dir so viel wie möglich das alltägliche Leben vor.
Du kannst Dir z.b. folgende Fragen stellen, um das innere Bild so richtig lebendig werden zu lassen:
Wie würde das denn konkret aussehen, ….
- beim Bäcker; wie stellt er seine Waren her, was stellt er her, wo kommen die Rohstoffe her…
- wie ich zu meinen Lebensmitteln komme;
was esse ich, wo kommt es her, wie kommt es zu mir…
- wie ich zu Kleidungsstücken komme, zu Materialien für Kleidung
- wie bewegt man sich fort?
- wie gehen die Leute mit einander um?
- was mache ich so den Tag über, was machen andere den Tag über?
- wie ist die Atmosphäre?
- mit wem gehe ich um?
- wie findet Energieausgleich statt? Gibt es ein Tauschmittel?
Der Phantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt.
Beide scheinen mir in der Phase des Ganzen, in der wir uns gerade jetzt befinden, besonders wichtig zu sein. Es gilt, dem zunehmenden Chaos aus Druck, Panik, Polarisierung etwas entgegen zu setzen. Auch oder vielleicht gerade auf der gedanklich-emotional-geistigen Ebene.
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