Dieser Tage habe
ich ein enorm interessantes Video gesehen, eine Sendung des ORF aus dem Jahr
2016 aus der Reihe "Kreuz und Quer". Das Video hat den Titel
"Wie wirklich ist die Wirklichkeit" und befasst sich mit der Erkenntnis, dass jede und jeder von uns letztendlich
eine eigene Wirklichkeit kreiert. Und dass das, was wir als
"Realität" erfahren und benennen, im Letzten viel weniger stabil und festgefügt
ist, auch viel wandelbarer, als wir im Alltag unserer Lebenswahrnehmung so meinen. "Wanderer am Weltenrand" - anonymer Künstler um 1880
erstmals erschienen in Camille Flammarion, "L'atmospère. Météorologie populaire"
Ich zitiere hier
den Ankündigungstext, der auf youtube unter dem Video steht:
"Das menschliche Gehirn kann nicht nur die Wahrnehmung der Realität,
sondern auch die Realität selbst beeinflussen. Information, also Geist,
verändert Biologie, also Materie. Unsere Beobachtung verändert obendrein das,
was wir sehen. In den Experimenten der Quantenphysik entsteht Realität erst
durch Messung. Zudem sind Teilchen über große Distanz auf unvorstellbare Art
verbunden."
Wenn die Erkenntnisse aus diesem Video tatsächlich ins Bewusstsein dringen,
kann sich der eigene Blick auf das, was wir all-täglich um uns herum wahrnehmen
und erleben, tiefgreifend verändern.
Dass Weisheitslehren aus der ganzen Welt seit Jahrtausenden einen ähnlichen
Blick auf das, was wir Wirklichkeit nennen, kultivieren, wundert dann nicht
wirklich.
Inzwischen sind auch wir Heutigen, ist jedenfalls ein Teil unserer
Naturwissenschaftler, dort angekommen – nur eben auf dem analytischen Weg des Messens und Beobachtens
im Rahmen avancierter Wissenschaft.
Ich will zunächst eines der unzähligen Unterthemen aus dem Film aufgreifen, mit dem ich in beim Zuhören besonders in Resonanz gegangen bin und zu
dem ich darum ein paar Zitate und Notizen aufgeschrieben habe. Mit einem weiteren - Resilienz - werde ich mich beim nächsten Mal befassen.
Zunächst also widme ich mich noch einmal dem "Placebo-Effekt", über den ich letzten Sommer bereits geschrieben habe, allerdings vor allem im Zusammenhang mit seinem Gegenspieler, dem Nocebo-Effekt. Zur Erinnerung: Placebo-Effekt ist der Begriff für stattfindende Heilung oder Besserung von Symptomen, die durch positive Vorstellungen und Erwartungen gefördert und beeinflusst wird.
In dem Video "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" wird der Placebo-Effekt im Rahmen einer Versuchsreihe erklärt und erforscht, in der an Symptomen der Höhenkrankheit leidende Probanden mit Sauerstoffgaben von diesem Symptomen wieder befreit werden. Nur, dass ein Teil der Probanden lediglich gesagt bekommt, dass sie Sauerstoff erhielten, in Wahrheit aber die normale Atemluft der Umgebung in der Sauerstoff-Flasche war. Die Symptome verschwanden trotzdem.
"Information,
der man vertraut, kann also die Realität verändern und Materie gestalten."
heißt es dazu im Film.
Endlich, endlich, durch diese Aussage, bin
ich auf den Knackpunkt gekommen! Sehe ich die Stelle, an der die Wirksamkeit tatsächlich
ansetzt.
Nötig, die Not wendend ist, dass man der Information vertraut!
Damit erklärt
sich für mich auch, warum der Nocebo-Effekt mitunter so viel nachhaltiger ist. Viele
Menschen haben eine deutliche Neigung, den negativen Botschaften stärker zu
vertrauen als den positiven. Und ich fürchte, ich gehöre zu diesen Vielen.
Sicher nach den
Erfahrungen der letzten zweieinhalb Jahre haben zahlreiche Institutionen (im weitesten Sinn) und
Menschen, die in diesen Institutionen arbeiten, einen ehemals vorhandenen Vertrauensvorschuss
verspielt. Zu viel wurde gelogen. Oder zumindest an der Wahrheit verdreht. Wer
einmal lügt, dem glaubt man nicht… - sagt ein altes Sprichwort, das als solches schon wie ein Nocebo wirkt.
Wie nie zuvor gilt es heute, den Geist der Unterscheidung zu schärfen und immer mehr zu verfeinern. Wir leben in einer Zeit, in der jedes Bild, das uns gezeigt wird, unauffallend so bearbeitet sein kann, dass es genau das zeigt und auslöst, was der Herzeiger will, das es zeigen und im Betrachter bewirken soll; in einer Zeit, in der schamlos Fotos vergangener Ereignisse ohne Hinweis auf die echte Quelle als 'Zeitzeugen' aktueller Ereignisse verwendet werden; in einer Zeit, in der es keine von externen Interessen unabhängige (universitäre) Wissenschaft mehr gibt [falls es sie je gegeben haben sollte, fügt die Soziologin in mir hinzu]; in einer Zeit, in der sowohl die staatstragenden als auch die freien Medien hemmungslos mit den Gefühlen des Publikums spielen und die Menschen manipulieren. Und so ist es eine große Herausforderung, die Geister zu unterscheiden.
Was für eine Aufgabe auch, unter diesen Umständen, in sich selbst Vertrauen wieder aufzubauen! Denn ohne ein gewisses Vertrauen in das Leben, in den Lebensprozess an sich sind wirkliches Leben und Lebendigsein nicht möglich.
Und so ermutigt mich, was am Ende des Filmes benannt wird:
"Schließlich
fanden die Forscher noch, dass Spiritualität und Sinn im Leben die
Widerstandsfähigkeit deutlich erhöht. (…) Nicht so sehr eine religiöse
Spiritualität, sondern mehr eine sinnstiftende. Eine Spiritualität, die einem
hilft zu verstehen, warum manche Dinge passieren. Und, wenn dies nicht möglich
ist, das Nichtwissen zu ertragen."
Lieber Silberstern, du bist nicht allein. Für mich war das als Jahrzehnte lang durch durch diverse Medien geprägter Mensch dann auch der Grund, mich von ihnen abzuwenden. Kommt ja trotzdem noch genug durch ... Die Doku hab ich auch gesehen und werde sie mir wohl auch noch ein paar Mal ansehen um die Informationen daraus kräftig ins Gehirn einzubrennen ... ;-)
AntwortenLöschenEine gute Idee, Diogenes, um die Doku nochmals anzusehen. Sicher entdeckt man dabei auch jedes Mal noch wieder andere Details, die einem vorher nicht so aufgefallen waren.
AntwortenLöschenIm Lebensalltag fällt man doch immer wieder schnell zurück in den Modus, der alles als fest und gegeben sieht ... ;-)