Mitte März bis 10. April 2020 täglich. Ab 11. April 2020 erscheinen die Beiträge jeden zweiten Tag. Ab Montag, 22. Juni 2020 immer Montag und Donnerstag abends. Ab Montag, 13. Dezember 2021 am Montagabend nach 22 Uhr.


Donnerstag, 20. August 2020

Freundschaften



Diese Krise polarisiert zutiefst. Man glaubt entweder den einen. Oder den anderen. Nix dazwischen. Unüberbrückbare Gräben. Gefüllt mit Feindseligkeit und heftigen Emotionen.
Ich wünsche mir so sehr, dass man über all die Gräben hinweg im Gespräch bleiben kann, sehne mich danach, dass dies gelingt.

Was ich momentan stets häufiger erlebe, entspricht dagegen - glücklicherweise weniger martialisch als im Text! - im Wesen dem, was der biblische Jesus laut Matthäus 10,21 sagte über das, was jenen blühe, die ihm nachfolgen:
"Es wird aber ein Bruder den Bruder ausliefern zum Tode, und ein Vater sein Kind, und werden aufstehen Kinder gegen Eltern und sie zum Tode bringen. Und ihr werdet gehasst sein von allen um meines Namens willen. Der aber ausharrt bis an's Ende, der wird gerettet werden."

Es kann passieren, dass ich Menschen verlieren werde.
Jahrzehntelange Weggefährtinnen oder Weggefährten.
Einfach darum, weil sie festhalten daran, ohne jeden kritischen Gedanken allem zu glauben, das ihnen durch die offiziell veröffentlichenden Medien und die Politikerinnen und Politiker vorgesetzt wird.
Einfach darum, weil ich genau dies nicht tue. Weil ich meiner Überzeugung treu geblieben bin, dass man bei allem, das politisch oder ökonomisch geschieht, fragen muss:
Cui bono?
Wem nützt dies?

Das macht mich traurig. Da wir, mehr oder weniger nah, einander schon so viele Jahre Weggefährten waren, gibt es viel innere Verwandtschaft.
Es sind darunter Menschen, die spirituelle Wege gehen; die sich ihr halbes oder ganzes Leben mit alternativer, homöopathischer, anthroposophischer Medizin befassen; Menschen, die seit Jahrzehnten so gut wie vegetarisch leben, schon seit den 70er Jahren nur Bio kaufen. Menschen, die auf die Straße gegangen sind gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens, gegen Atomkraft, für Abrüstung statt Aufrüstung, für den Frieden. Menschen, bei denen Kosmetik von Weleda, Hauschka, Lavera im Badezimmerschrank steht. Menschen, die sich ihre Haare mit Naturborsten bürsten und die Zähne mit Bambuszahnbürsten. Es sind darunter Menschen, die ihr gesamtes, erwachsenes Leben kritisch waren gegenüber der Pharmaindustrie und möglichste keine chemisch-pharmazeutischen Medikamente nehmen. 
Sie alle sind Menschen, die noch bis Anfang dieses Jahres nicht einfach alles geschluckt und ausgeführt hätten, was eine Obrigkeit ihnen auferlegt.
Im Gegenteil.
Es sind Menschen, die, so wie ich, gelernt haben, nie den Unterschied zu vergessen zwischen "veröffentlichter Meinung" und dem, was tatsächlich ist.

Menschen auch, denen klar war: der Zweck heiligt niemals die Mittel. Schon gar nicht, wenn dadurch Menschenrechte verletzt werden.

Es brauchte nicht mehr als die ungezügelte 
Panikmache durch die Regierungen Europas und vor allem die des eigenen Landes plus eine emotional aufrührende Berichterstattung in Zeitungen, Fernsehen und Rundfunk, und der kritische Verstand war ersetzt durch den angsterfüllten Überlebensmodus. Krankheits- und Todesangst hatten das Szepter übernommen. Von den ur-instinkthaften, klassischen Angst-Automatismen "fight, flight or freeze" (kämpfe, flüchte oder friere ein) hatte und hat seitdem weitestgehend der "freeze"-Modus die Oberhand gewonnen.
Eine Zeit lang auch bei mir.
Vollkommen unkritisch glaubte und glaubt man den Bildern und den mundgerecht und durch ansprechend designte Grafiken servierten Zahlen, die uns vor Augen geführt werden. Die Zahlen mögen stimmen, aber ihre Darstellung ist manipulativ mit dem Zweck, die Bedrohungslage zu überzeichnen. *)

Vergessen scheint die eigene Erfahrung, vergessen das Wissen darüber, was 'damals' in Zeitungen, im Radio, im Fernsehen aus den Demos gemacht wurde, an denen man teilgenommen hat. Auch die Erinnerung daran, dass die veröffentlichen Teilnehmerzahlen nie stimmten und immer viel zu niedrig waren – anscheinend vergessen. Das, was man aufgrund eigener und/oder angelesener Analysen gelernt hat über den manipulativen Charakter der Massenmedien-Berichterstattung: anscheinend vergessen. Vergessen das Wissen über "Massenmedien als Herrschaftsinstrument". **)

In mir selbst ist irgendwann im Frühjahr hinter aller Angst und Panik die kritische Soziologin wieder wachgeworden. Halt! rief sie mir zu.
Merkst du das nicht? Überall präsentiert man Information aus nur einer einzigen Quelle. Alle, alle, alle sagen und schreiben dasselbe. Kein einziges kritisches oder hinterfragendes Wort. Nicht mal in den 'traditionell kritischen' Medien. Hier kann etwas nicht stimmen.
Der Aufruf "Leute, esst Scheiße, Milliarden Fliegen können nicht irren" (mit Dank an einen ehemaligen Partner, der ihn mir einst in einer Beziehungsdiskussion an den Kopf warf) war noch nie stimmig für uns Zweibeiner.

Und dann bin ich auf die Suche gegangen. Nach anderen Informationen. Schließlich war bis Anfang März dieses Jahres das Hinterfragen meine zweite Natur. Warum sollte ich das jetzt aufgeben?

Und ich habe gefunden. Glücklicherweise steht uns allen alle Information zur Verfügung. Wir müssen nur abseits der großen Ströme suchen. Müssen schürfen in den kleinen Flüssen und Flüsschen, die sich aus eigenen Quellen speisen und ihren eigenen Weg zum Meer suchen. Und dann aussieben, was wir zutage gefördert haben.

Glücklicherweise auch gibt es die spirituelle Praxis.
In der Stille weist sich der Weg.

Ich wünsche mir von Herzen, dass meine langjährigen Weggefährtinnen und -gefährten ihren Weg in die Stille nicht vergessen vor lauter Virus-Allgegenwart. Dass sie nicht vergessen, ihn so dann und wann zu beschreiten. 
Oder - dass sie sich an ihren Weg in die Stille wieder erinnern, ihn wieder aufnehmen.
Die innere Weisheit ist immer ein vertrauenswürdiger Ratgeber und Begleiter. Innere Weisheit und liebevolles Gewahrsein wissen den Weg. Den Weg des Herzens.

Vielleicht verlieren wir einander dann doch nicht.
Vielleicht auch doch.

Dann ist es so.



*) Z.B. fehlen die einen Vergleich erst möglich machende Bezugsgrößen, wie die Anzahl der positiven PCR Tests in einer bestimmten Periode im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Tests in dieser selben Periode.
Auch sind die Tests zu einem Zeitpunkt nie repräsentativ für die gesamte Bevölkerung, sondern man hat, welchem Prinzip auch immer geschuldet, zu einem bestimmten Zeitpunkt vor allem Tests von z.B. älteren Menschen mit Symptomen, zu einem anderen Zeitpunkt schwerpunktmäßig Tests von jüngeren, symptomlosen Menschen. Dann wieder testet man massenhaft Erntehelfer oder wirft sich auf fleischverarbeitende Betriebe. Je nachdem bekommt man Spitzen in die Kurve oder nicht.

**) wer dazu googelt, findet zuhauf soziologische und philosophische Literatur aus den 70er und 80er Jahren, die sich damit befasst. Aber auch die Kritische Theorie hatte diese These schon im Gepäck.

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